Otto Spamers Bücherfabrik. Sachbuchwelten für die Jugend lautet der Titel einer digitalen Ausstellung der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Sie entführt neugierige Besucherinnen und Besucher in die Geschichte eines der bedeutendsten Verlage für illustrierte Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts. Zum 175-jährigen Verlagsjubiläum ist sie online gegangen und zeigt das Spektrum des Spamer’schen Kinder- und Jugendbuchprogramms anhand ausgewählter Digitalisate aus dem eigenen Bestand.

Der gebürtige Darmstädter Otto Spamer (1820–1886) war ein überzeugter Wissensvermittler. Er verstand es, den Bildungshunger seiner Zeit vor allem bei der einfacheren Bevölkerung mit seinem thematisch breitgefächerten Programm aus Jugend- und Volksschriften zu stillen. Seine Bücher erreichten Auflagen in Millionenhöhe. Sie sollten ihre Leserinnen und Leser bilden und zugleich unterhalten. Aufgrund ihrer zahlreichen Abbildungen waren sie besonders beliebt, die Holzstiche ein Alleinstellungsmerkmal. Aktuelle und vielfältige Inhalte wurden von schreibenden Pädagogen verständlich vermittelt und mit Illustrationen anschaulich belegt. Dieser fortschrittliche Ansatz bescherte dem am 31. März 1847 in Leipzig gegründeten Verlag einen enormen Erfolg, der weit über die sächsische Landesgrenze ausstrahlte.

Die Ausstellung gibt u.a. Auskunft über den Werdegang des Verlegers und seine Motivation, Wissenswertes für Jung und Alt, für den großen und kleinen Geldbeutel, für die Familie und den Fachmann bereitzustellen. Und sie zeigt Aufstieg und Niedergang des Verlagshauses. Vor allem aber gewährt der virtuelle Rundgang Einblicke in die Bücher selbst, lädt zum digitalen Blättern und Stöbern in der umfangreichen Sammlung ein. Darüber hinaus beleuchtet die Ausstellung die Entstehung einzelner Verlagstitel ebenso wie ihre Verbreitung und Vermarktung. Für diese nutzte der geschäftige Unternehmer verschiedene moderne Marketing- und Vertriebsinstrumente – vom Verlagskatalog und Inserat, über Werbeflyer und künstlerisch gestaltete Bestellformulare bis hin zur Serien- und Reihenproduktion in unterschiedlicher Buchausstattung.

Auch wenn es schon lange keine literarischen Neuerscheinungen aus dem Hause Spamer mehr gibt – der Verlag wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem Handelsregister gelöscht – die Gestaltung seiner illustrierten Kinder- und Jugendbücher ist nicht ohne Einfluss auf das Erscheinungsbild Wissen vermittelnder Literatur für Kinder und Jugendliche geblieben und prägt das moderne Kinder- und Jugendsachbuch bis heute.

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