"Zeig uns dein Talent!" Unter diesem Motto lädt der junge Imprint-Verlag der Friedrich Oetinger GmbH, der sich auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisiert hat, Buchbegeisterte dazu ein, ein Teil des neuartigen Verlages zu werden: Autoren mit einfallsreichen und innovativen Ideen haben die Chance, von interessierten Lesern hilfreiches Feedback zu bekommen und vielleicht sogar ihre eigenen Bücher zu publizieren, während angehende LektorInnen (genannt: Junior-Lektoren) durch das Lektorieren der Buchprojekte Erfahrungen sammeln und helfen können, die Ideen zu verbessern. Angehende Illustratoren oder Hobbyzeichner runden das Projekt mit einem passenden Cover und (oder) Zeichnungen für ein Bilderbuch ab. Und das alles funktioniert, passend zum digitalen Zeitalter, über das Internet. Autoren, Junior-Lektoren, Leser und Illustratoren arbeiten zusammen im sogenannten "Weißraum", der jedem Mitglied des Buchprojektes den kompletten Inhalt des Buches zur Verfügung stellt. Hierfür muss man allerdings vom Autor eingeladen werden, das heißt, nicht jedes Mitglied der Oetinger34-Community hat Zugang zum Weißraum aller Projekte. 

Der 2014 gegründete Imprint-Verlag, der sich zurzeit noch in der Beta-Phase befindet, bietet auch Webinare, Workshops und Fragestunden mit den Oetinger34-Lektoren an, die jeweils für Autoren, Junior-Lektoren und Illustratoren ausgerichtet werden, um Kenntnisse und Handwerkszeuge zu vermitteln. Ein weiteres Angebot des Verlages sind die Votings und Sonderausschreibungen, in deren Rahmen die Newcomer-AutorInen zusammen mit ihrem Team ihr Projekt der gesamten Community präsentieren können. Diese kann daraufhin abstimmen, welches Buch ihnen am besten gefallen hat. Wer die meisten Mitglieder überzeugt, gewinnt nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch einen Platz im Buchregal – als Oetinger34-Edition. Die Verlierer brauchen den Kopf allerdings nicht in den Sand zu stecken. Auch sie haben danach noch immer die Chance, von den Oetinger34-LektorInnen entdeckt zu werden und trotzdem einen Buchvertrag zu bekommen. 

Auch ich, Germanistik-Studentin im 5. Semester, bin als Junior-Lektorin seit Mai diesen Jahres Teil der Community. Seitdem konnte ich die Leseproben zahlreicher Projekte unter die Lupe nehmen und habe an zwei Romanen mitgearbeitet. Durch das schrittweise Lesen und Lektorieren der einzelnen Kapitel habe ich mir Taktiken fürs Lektorieren angeeignet, ich habe gelernt, wie mühsam das Recherchieren zu einzelnen Themen sein kann und vor allem die Chance bekommen, auf Augenhöhe mit den Autoren zu arbeiten. Natürlich bin ich anfangs auch auf Schwierigkeiten gestoßen: Sich selbst klar zu machen, dass die Leser eines Kinderbuches meist nicht älter als zwölf Jahre sind und somit komplexe Satzstrukturen und Fremdwörter fehl am Platz sind, ist für jemanden, der fast nur noch Hausarbeiten auf einem hohem sprachlichen Niveau schreibt, erst einmal schwierig. Doch der Spaß an der Arbeit hat mich immer wieder ermuntert, weiter in die Geschichte abzutauchen. Denn auf Oetinger34 findet man nicht nur Geschichten jeden Genres, die auch aktuelle politische und gesellschaftliche Themen behandeln, sondern auch eine Gemeinschaft, die vor allem eines stark verbindet: Das uneingeschränkte und absolute Interesse an Büchern, Geschichten und unkonventionellen Ideen. Und genau das macht Oetinger34 zu einem Projekt, das vielleicht zunächst etwas gewagt und mutig erscheint, aber auf den zweiten Blick doch die heutige Zeit widerspiegelt: Buchliebhaber in ganz Deutschland – egal, ob sie nun selbst Geschichten schreiben, passende Bilder dazu entwerfen, das Handwerk des Lektorierens beherrschen oder einfach nur ein konstruktives Feedback zum Inhalt der Bücher geben wollen – können miteinander in Kontakt treten und gemeinsam ihre Ideen verwirklichen. Und noch dazu, ohne sich vom Sofa wegbewegen zu müssen.