Kirsten Boie: Für immer Sommerby

Kirsten Boie: 
Für immer Sommerby.
Illustriert von Verena Körting.
Oetinger, Hamburg 2021.
320 Seiten. 14,00 €
ISBN 978-3-7891-2126-5.

franz kinderlyrik cover

  

Viele haben ihn schon sehnsüchtig erwartet: den dritten Band von Kirsten Boies Sommerby-Serie. Im fiktiven Ort an der Schlei ist es so schön, dass Martha und ihre Geschwister Mikkel und Mats in diesem Jahr nun auch bei Oma Inge Weihnachten feiern möchten. Mama Leonie ist einverstanden und mit von der Partie, obwohl ihr Verhältnis zu ihrer Mutter (Oma Inge) noch immer angespannt ist. Bis diese Anspannungen am Heiligabend weichen, sind noch einige Abenteuer zu bestehen. Wie in den ersten beiden Bänden ist die Natur bedroht, denn die Steuermannsinsel, auf der Oma Inges Häuschen steht, soll verkauft werden. In Rückblicken erfahren die kindlichen Leserinnen und Leser, dass Martha sich in der Zwischenzeit in Hamburg auf eine Beziehung mit Albert eingelassen hat und sich deshalb mit ihrer besten Freundin Isolde zerstritten hat. Doch in Sommerby merkt sie, dass sie immer noch in Enes verliebt ist und fühlt sich hin- und hergerissen. Während die nordische Landschaft im Schnee versinkt, der kleine Mats im Schneesturm verloren geht und Enes gegen den Verkauf der Steuermannsinsel eine Protestaktion organisiert, ist Martha obendrein mit ihrem inneren Gefühlschaos beschäftigt. Mit diesem tradierten Motiv-Mix knüpft Kirsten Boie in gewohnt gekonnter Form an bewährte kinderliterarische Erzählmuster an und entführt in eine weihnachtlich-winterliche Welt, was zugleich Kritik an der Hektik des Stadtlebens, dem Profitstreben und der Digitalisierung in der gegenwärtigen Zeit impliziert. Eine warmherzige Familienlektüre für die Weihnachtszeit, für alle Sommerby-Fans eh ein Muss.

 

Stefanie Taschinski: Familie Flickenteppich – Wir freuen uns auf Weihnachten

Stefanie Taschinski: 
Familie Flickenteppich –
Wir freuen uns auf Weihnachten.
Illustriert von Anne-Kathrin Behl.
Oetinger, Hamburg 2021.
216 Seiten. 14,00 €
ISBN 978-3-7512-0050-9.

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Auch bei Familie Flickenteppich weihnachtet es in diesem Jahr sehr. Die Serie um die diverse Hausgemeinschaft wird mit einem weihnachtlichen Band fortgesetzt, in dem sich klassische Weihnachtstraditionen mit dem kinderliterarischen Appell zur Akzeptanz von Heterogenität und Vielfalt verbinden. Selbstverständlich sind auch Selda, Aylin und Tarek trotz ihres türkischen Migrationshintergrunds begeisterte Anhänger deutscher Weihnachtsbräuche. Das schließt auch die Großmutter ein, die an Weihnachten aus der Türkei anreist, um ein klassisches deutsches Weihnachtsfest mit der Familie Flickenteppich zu feiern. In passgenauen 24 Kapiteln erzählt Stefanie Taschinski davon, wie die Meerschweinchen winterfest gemacht werden, Emma und ihre Familie Adventskalender basteln und auch von der Geburt des Babys, welche das Glück von Doris und Stellas Regenbogenfamilie perfekt macht. Probleme gibt es diesmal mit Emmas großem Bruder Ben, der sich mit den falschen Freunden einlässt und Geld für eine Spielkonsole klaut, die der Vater als Weihnachtsgeschenk sich nicht leisten kann. Doch als der Diebstahl auffliegt, zeigt Ben reumütige Einsicht, sodass alle schließlich bunt und divers, wie es in der Familie Flickenteppich seit dem ersten Band üblich ist, Weihnachten feiern können. Eine fröhliche, zeitgemäße Weihnachtslektüre für die ganze Familie, die in der Tradition des komischen Familienromans steht und für neue Lebensformen- und strukturen wirbt, sich dabei aber (wie alle Bände der Serie) ein bisschen an der Themenvielfalt verhebt und am Ende doch vordergründig beschaulich und traditionell bleibt.

 

G. Neri: Tru und Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte

G. Neri:
Tru und Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte
Freies Geistesleben, Stuttgart 2021.
350 Seiten. 19,00 €
ISBN 978-3-7725-3122-4.
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Unaufgeregt und in leisen Tönen erzählt der US-amerikanische Kinderbuchautor G. Neri in diesem Kinderroman die Geschichte der Freundschaft der beiden Weltliteraten Nelle Harper Lee und Truman Capote und setzt damit den 2020 erschienenen Roman Tru und Nelle fort. Er entführt seine Leserinnen und Leser in die Zeit der Rassentrennung in den Südstaaten, wo sich Tru und Nelle wiedertreffen und in ein Abenteuer verwickelt werden, das all ihr kriminalistisches Gespür fordert. Um wieder mit Nelle zusammen zu sein, ist Tru aus New York weggelaufen, wo er den Drill in der Kadettenschule nicht ertrug. Doch nun scheint auch in Monroeville alles schief zu gehen. Nelles Haus brennt ab und der Ku-Kux-Klan treibt sein Unwesen im Ort. Tru gewinnt den Eindruck, mit einem Fluch belegt zu sein, denn all das Unheil scheint von ihm auszugehen. Da hofft er auf ein Weihnachtswunder. Am Ende wird es ein anderes Weihnachtsfest als erwartet. „Doch es fühlte sich echt an. Es ging nicht um Weihnachtsstrümpfe am Kamin und die Krippen, sondern um Menschen. Darum, die Hand auszustrecken. Darum, Entschlossenheit zu zeigen.“ (S. 294) Diese Weihnachtsbotschaft zum Fest der Liebe verbindet der Kinderroman mit historischer Faktizität und Gesellschaftskritik, indem er ein Schlaglicht auf die Zeit der Rassentrennung in den 1930er wirft. 

 

Annette Moser: Glöckchen das Weihnachtspony – Die Magie des Nordlichts (Loewe: Bindlach 2021)

Moser, Annette:
Glöckchen, das Weihnachtspony - Magie des Nordlichts.
Loewe, Bindlach 2021.
132 Seiten. 9,95 €
ISBN 978-3-74232-0488-1.
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Mit diesem Band liegt der dritte in der Serie über das Weihnachtspony Glöckchen vor, das es geschafft hat, in die Reihe der Rentiere des Weihnachtsmanns aufgenommen zu werden. Die Serie folgt der tradierten Anlage des Adventskalender-Prinzips und richtet sich vorrangig an Kinder, die das Lesen gerade gelernt haben. Die Kapitel sind kurz, die Syntax einfach, ebenso die wenig komplexe Handlung, welche auf die Hollywood-konforme Botschaft setzt: „Weihnachten geht doch alle etwas an!“ (S. 100). Wie in jedem Jahr bereiten sich der Weihnachtsmann, Glöckchen und die tierischen Freunde und Freundinnen vom Nordpol auf ihre Geschenke-Tour mit dem Schlitten vor. Doch plötzlich wird das Pony von Polarwölfen entführt, die als Feinde des Weihnachtsmanns das Weihnachtsfest bekämpfen wollen (wie der Grinch, nur einfacher). Die Rettung aber naht schnell und damit auch ein wunderbar harmonisches Weihnachten. Die Einfachheit der Erzählung wird durch kindertümliche Illustrationen unterstützt, die den Einstieg in das erste Selberlesen einmal mehr erleichtern. 

 

Miriam Mann/Pina Gertenbach: Wirrwarr in der Weihnachtsschule

Miriam Mann/Pina Gertenbach:
Wirrwarr in der Weihnachtsschule.
Carlsen, Hamburg 2021.
80 Seiten. 14,00 €
ISBN 978-3-551-51996-2.
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Auf ganz ähnliche Erzählmuster und Weihnachtstraditionen wie Glöckchen, das Weihnachtspony setzt Wirrwarr in der Weihnachtsschule, das aber nicht als Erstlesebuch, sondern als recht textlastiges Bilderbuch zum Vorlesen angelegt ist. In dieser (einfachen) Geschichte hat sich der Weihnachtsmann verletzt und sein Gedächtnis verloren. Darum fällt der Weihnachtsunterricht am Nordpol für das Wichtelmädchen Winnie, den Engel Leon und das Rentier Romeo aus. Das können die Protagonisten nicht hinnehmen. Mithilfe von duftenden Plätzchen und einem herrlich geschmückten Weihnachtsbaum verhelfen sie der Erinnerung des Weihnachtsmanns wieder auf die Sprünge. Und so geschieht am Ende „doch noch ganz viel Weihnachtliches“ (S. 65) bzw. es ist wie immer. Hurra, Weihnachten ist gerettet! Um mehr geht es nicht.

 

Stefanie Gerstenberger/Susanne Göhlich: Paul wartet auf Weihnachten

Stefanie Gerstenberger/Susanne Göhlich:
Paul wartet auf Weihnachten.
Fischer Sauerländer, Frankfurt am Main 2021.
32 Seiten. 15,00 €
ISBN 978-3-7373-5850-7.
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Innovativere Erzählwege geht Stefanie Gerstenberger in ihrem Bilderbuch Paul wartet auf Weihnachten, das von Susanne Göhlich illustriert wurde. Denn hier geht es nicht um ein simples Abklappern von Weihnachtsbräuchen, wie der Titel vielleicht naheliegt, sondern viel mehr um ein komplexes Geschwisterverhältnis. Paul ist genervt von seiner kleinen Schwester Lina, auf die er ständig Rücksicht nehmen soll. Immer wieder ermahnt ihn die Mutter, die man auf keinem Bild sieht, quasi aus dem Off, Paul möge Lina helfen: beim Backen, Spielen, Verkleiden, Schneemann Bauen. In rhythmischer Wiederholung fokalisiert die Erzählstimme auf Paul, der immer wieder denkt: „Wenn doch nur seine kleine Schwester Lina nicht wäre!“ Die kann das doch noch gar nicht. Aussprechen tut er diesen genervten Gedanken nicht, denn schon ertönt aus dem Off die mahnende Stimme der Mutter, die mit dem Entzug von Weihnachtsgeschenken droht, wenn er sich nicht um Lina kümmert. So folgt die Erzählung dem Prinzip der kinderliterarischen Einfachheit und Wiederholung von stereotypen Erzählstrukturen im Sinne von Maria Lypp und erzeugt eine stimmige Ästhetik der Wiederholung. Diese wird jäh gebrochen, als Lina auf dem Weihnachtsmarkt verloren geht. Da merkt Paul, wie lieb er seine kleine nervige Schwester doch hat. Erst im letzten Bild sehen wir die Elternfiguren: Glücklich vereint steht die Familie vor dem Weihnachtsbaum. Eine glaubwürdige Idylle, die zuvor den Fokus vor allem auf normale Geschwisterrivalitäten gelegt hat.

 

Chris Naylor-Ballesteros: Der winzige Vinzent und eine große Weihnachtsüberraschung

Chris Naylor-Ballesteros:
Der winzige Vinzent und eine große Weihnachtsüberraschung.
Illustriert von Verena Körting.
Sauerländer, Frankfurt am Main 2021.
32 Seiten. 15,00 €
ISBN 978-3-7373-5887-3.

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Der winzige Vinzent ist ein klitzekleines Rentier, das sich nichts sehnlicher wünscht, als dem Weihnachtsmann und den großen Rentieren helfen zu können. Dieser Wunsch wird nun endlich wahr, denn ein kleines Mädchen wünscht sich ein winziges Rentier, das in seinen kleinen Holzschlitten passt. In poetischer Sprache, die durch die Alliteration vom winzigen Vinzent einen Rhythmus erhält, der sich insbesondere beim Vorlesen entfaltet, erzählt Chris Naylor-Ballesteros vom Drama des sich Kleinfühlens, das jedes Kind kennt. Mithilfe des Weihnachtsmanns erfüllen sich die Wünsche des winzigen Rentiers und des kleinen Mädchens und fügen sich passgenau ineinander. Eine gelungene Weihnachts-Wohlfühlgeschichte für das Kindergartenalter, die Uwe-Michael Gutzschahn gekonnt ins Deutsche übertragen hat.

 

Alexander Steffensmeier: Lieselotte Weihnachtskuh

Alexander Steffensmeier:
Lieselotte Weihnachtskuh.
Sauerländer, Frankfurt am Main 2021.
32 Seiten. 15,00 €
ISBN 978-3-7373-5857-6.
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Mit Lieselotte Weihnachtskuh setzt Alexander Steffensmeier die populäre Bilderbuch-Serie um die lustige Kuh Lieselotte fort, die sich an Kinder im Vorschulalter richtet. Erzählt wird von den Abenteuern der anthropomorphisierten Kuh auf dem Bauernhof, die Handlung ist durchweg intern auf sie fokalisiert. Dieses Mal hat Lieselotte vergessen, den Brief mit den Wunschzetteln der Bauernhof-Bewohnerinnen und Bewohner rechtzeitig abzuschicken und nun droht es ein Weihnachten ohne Geschenke zu werden. Obendrein regnet es auch noch in Strömen. Die freundliche Kuh setzt alles daran, um Weihnachten doch noch zu retten. Das Bilderbuch bedient sich damit der tradierten Narration vom bedrohten Weihnachtsfest und lebt vor allem von seinen Wimmelbuchartigen Illustrationen, die stark an jene aus den Büchern von Petterson und Findus erinnern. Diese laden zum gemeinsamen Verweilen und Entdecken ein und offerieren damit eine gute Grundlage für ein Vorlesegespräch zwischen Erwachsenen und Kindern. Am Ende ist alles gut, wenngleich Lieselotte, die Bäuerin und die anderen Tiere Heiligabend beim Postboten verbringen und alles ganz anders ist als erwartet: „Aber es war gemütlich und warm und lustig und genau richtig.“

 

Astrid Lindgren: Wie wir in Småland Weihnachten feierten

Astrid Lindgren: 
Wie wir in Småland Weihnachten feierten.
Illustriert von Cecilia Heikkilä
Oetinger, Hamburg 2021.
32 Seiten. 15,00 €
ISBN 978-3-7512-0035-6.
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Rekurrierend auf Astrid Lindgrens autobiographischen Text Weihnachten, als ich klein war legt der Oetinger Verlag nun das Bilderbuch Wie wir in Smaland Weihnachten feierten vor, in dem sich Astrid Lindgren an das Weihnachtsfest im Jahr 1913 erinnert. Dieses Erinnerungsstück liest sich als Folie für viele der populären Weihnachtsgeschichten von Astrid Lindgren, die bekanntlich eine Meisterin darin war, eigene erinnerte Kindheit kinderliterarisch zu gestalten. So hofft die kleine Astrid wie Madita auf ein „Seligkeitsding“ unterm Weihnachtsbaum, fährt wie Michel aus Lönneberga am zweiten Weihnachtsfeiertag mit dem Pferdeschlitten zur Verwandtschaft und auch wie die Kinder aus Bullerbü mit dem Vater in den Wald, um einen Weihnachtsbaum zu schlagen. Durch die so aufgerufenen Referenzen auf klassisch gewordene Weihnachtsgeschichten der schwedischen Ikone der Kinderliteratur leistet das Bilderbuch gekonnt einer wehmütigen Nostalgiebildung Vorschub, die durch die romantischen Illustrationen von Cecilia Heikkila unterstrichen wird. Sie rufen Erinnerungen an eine weniger hektische Zeit und Weihnachtsfeste voller Besinnlichkeit und Harmonie auf, nach denen sich die meisten Menschen wohl insgeheim sehnen. Allen Astrid Lindgren-Fans schlägt da das Herz höher und die Vorfreude auf Weihnachten ist perfekt.

 

Tove Jansson: Weihnachten im Mumintal

Cecilia Davidsson, Alex Haridi,
Tove Jansson: 
Weihnachten im Mumintal.
Illustriert von Filippa Widlund.
Freies Geistesleben, Stuttgart 2021.
38 Seiten. 18,00 €
ISBN 978-3-8251-5224-6.
franz kinderlyrik cover

 

Ebenso hat der Verlag Freies Geistesleben/Urachhaus mit Weihnachten im Mumintal 2021 einen Klassiker von Tove Jansson der weihnachtlichen Kinderliteratur neu aufgelegt. Der Text geht zurück auf die Erzählung Der Tannenbaum aus den Geschichten aus dem Mumintal aus dem Jahr 1963 und entführt seine kindlichen Leserinnen und Leser ebenso wie die nostalgisch inspirierten Erwachsenen in die fantastische Welt der Mumins. Die Trolle werden vom Hemul aus dem Winterschlaf gerissen und können überhaupt nicht einordnen, was draußen geschieht. Alle hetzen herum und reden von Weihnachten und sind gestresst. Deswegen kann niemand die Fragen der Mumins zu diesem aus ihrer Sicht ominösen Weihnachten beantworten. Fortan personalisieren sie dieses merkwürdige Weihnachten und wittern große Gefahr. Rein intuitiv machen sie das Richtige, schmücken einen Tannenbaum und entdecken den Weihnachtsstern am Himmel. Die Angst verfliegt, die Irritation der Trolle bleibt. Weihnachten scheint nicht gefährlich zu sein, erkennen die Mumins: „Und damit krochen alle wieder in ihre Betten, um weiterzuschlafen, während sie auf den Frühling warteten.“ Ein weihnachtliches Vorlesebuch für Kinder ab 4 Jahren, das die Zeitlosigkeit des Klassikers unterstreicht und sowohl neue Illustrationen als auch Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Tove Jansson selbst integriert.

 

Laura Silverman: Empfehlung für dich

Laura Silverman:
Empfehlung für dich.
Carlsen, Hamburg 2021.
336 Seiten. 8,99 €
ISBN 978-3-551-32027-8.
franz kinderlyrik cover

 

Und auch vor dem Jugendbuch macht der diesjährige Wohlfühl- Weihnachtszauber nicht Halt. Wer aber bei Empfehlung für dich aufgrund des Titels und des Covers, das ein küssendes Pärchen im Schneeflockenwirbel vor rosafarbenem Hintergrund zeigt, eine kitschige Liebesgeschichte erwartet (die ja so vom Verlag leider nahegelegt wird), wird positiv überrascht. Erzählt wird die Geschichte des jüdischen Mädchens Shoshanna, die leidenschaftlich und voller Engagement in einem Buchladen arbeitet. Dort ist es in der Adventszeit besonders stressig, aber das macht der Protagonistin nichts aus. Sie liebt Bücher und hat große Freude daran, Kunden und Kundinnen bei der Buchauswahl zu beraten. Als ihre Chefin eine Feiertags-Challenge ausruft, gibt sie sich siegessicher in dem Glauben, eine Prämie zu erhalten, die denjenigen bzw. diejenige belohnt, der die meisten Bücher verkauft. Doch sie hat nicht mit dem neuen Kollegen Jake gerechnet, der sich als erfolgreicher Verkäufer erweist. Das Empörende daran: Er liest nicht mal! Zwischen Shoshanna und Jake entfaltet sich ein erbitterter Wettkampf, bei dem sie zwar mit harten Bandagen kämpfen, sich dann aber doch ineinander verlieben. Aber nicht allein diese Liebesgeschichte dominiert den weihnachtlichen Jugendroman, vielmehr geht es auch um Diversität, verschiedene Glaubens- und Lebensformen, welche die Story ganz unaufgeregt und fast nebenbei verhandelt. Shoshanna wächst bei zwei Müttern auf und ist am Boden zerstört, als die beiden Frauen in eine Ehekrise geraten. Und dann steht auch noch die geliebte Buchhandlung vor dem Bankrott. So findet sich unter der kitschig-gefälligen Verpackung ein zeitgenössischer Jugendroman, der für die Akzeptanz von Diversität wirbt und auch Einblick in Arbeitswelten sowie jüdisches Leben in den USA offeriert. Hinzukommt eine Prise überbordender Situationskomik, die sich aus dem Blick auf die Welt der sympathischen Ich-Erzählerin speist, die humorvoll erzählt und vor allem immer wieder ihrer Lesebegeisterung Ausdruck verleiht: „Es gibt nichts Besseres als das perfekte Buch – nichts ist besser, um ein Licht in deinem tiefsten Inneren zum Leuchten zu bringen, sich in dein Herz einzugraben und dir das Gefühl zu geben, gesehen und gehört zu werden.“ (S. 98)

In diesem Sinne: Allen Leserinnen und Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest voller Bücher und wunderbarer Lektüren!