Momo
Deutschland 2025. Regie und Drehbuch: Christian Ditter. FSK: 6. Dauer: 92 Minuten. Kinostart: 2. Oktober 2025
Am 2. Oktober kommt die Neuverfilmung von Momo in die Kinos. Wir sind gespannt, was die Kinderfilmveteranen Christian Ditter (Regie & Drehbuch) und Christian Becker (Produktion) aus dem Märchenroman des ewigen Romantikers Michael Ende gemacht haben. Der Trailer lässt ein bild- und musikgewaltiges Mashup aus "Willow meets Willy Wonka meets Narnia meets Hunger Games" vermuten. Gerade bei Großproduktionen scheint der Spagat zwischen Ende-Werktreue und bombastischem Abenteuerfilm in Eichinger-Tradition schwierig zu sein. Zugleich haben beide schon zur Genüge unter Beweis gestellt, gute Kinder- und Jugendfilme produzieren zu können (zusammen etwa bei Wickie und Vorstadtkrokodile). Becker ist als Produzent zudem für die filmische Neuaneignung der Jim Knopf-Romane verantwortlich.
Die Wartezeit können sich Momo-Aficionados und solche, die es vielleicht werden möchten, mit einem Blick auf die bisherigen Leinwand-und-Bildschirm-Versionen vertreiben. Allem voran natürlich die immer noch wunderbare Filmfassung von Johannes Schaaf aus dem Jahr 1986 – mit Radost Bokel als Momo, Hollywood-Altmeister John Huston als Meister Hora und vielen weiteren Veteranen der Filmbranche wie Armin Mueller-Stahl und Mario Adorf (der übrigens am 8. September seinen 95. Geburtstag feierte; Mueller-Stahl ist am 17. Dezember dran):
https://www.youtube.com/watch?v=Uo7OTa9e4d0
Weniger bekannt – und leider derzeit nur via DVD/Blu-ray antiquarisch zu erwerben – sind die Zeichentrickfassungen: 2001 adaptierte Enzo D'Alò Endes Roman recht frei unter dem Titel Momo alla conquista del tempo; 2003 folgte als Spin-Off eine Zeichentrickserie mit 26 Folgen. Beides sind keine Highlights der Filmgeschichte, präsentieren aber liebevoll inszenierte spielerische Erweiterungen des Momo-Stoffs. Ein Blick lohnt sich:
https://www.youtube.com/watch?v=VJ6XXhQkjXA
(Philipp Schmerheim)
Chabos
Deutschland 2025. Regie: Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch. Dauer: 8 Folgen in 1 Staffel, je 31 bis 41 Minuten, verfügbar auf ZDFneo
Peppi, das Klischee eines postadoleszenten Großstadt-Millennials, möchte wissen, wer ihn von der Einladungsliste für ein Klassentreffen gestrichen hat. Also fährt er in seine Heimatstadt Duisburg und trifft – nach fast 20 Jahren ohne Kontakt – alte Freund*innen und Bekannte wieder. Die Erzählung wechselt daraufhin immer wieder zwischen der Gegenwart und dem Sommer 2006. In Chabos geht es um die großen Themen des Heranwachsens: Identitätsfindung, Freundschaft, Sexualität, Generationenkonflikt, kurzum: Gefühlschaos und Überforderung auf allen Ebenen. Was der Produktion, die von der englischen Serie Ladhood inspiriert wurde, besonders gut gelingt: Die Erzählung wirft einen zwar nicht neuen, aber interessanten Blick auf chauvinistisch-problematische Männlichkeitsrituale, auf dysfunktionale Freundschaften und zeigt gleichzeitig auch innige Momente des Zusammenhalts. Die großen Ereignisse dieses Jahrhundertsommers und dieser Zeit bilden dabei den erzählerischen Rahmen: Die Fußball-Weltmeisterschaft, Casting-Shows, illegales File-Sharing. Chabos schafft es dabei, den Zeitgeist – auch audiovisuell – aufzugreifen, ihn durchaus zu zelebrieren, ihn aber gleichzeitig nicht zu verklären. Die (sub)kulturellen Codes sehen zwar mehr nach Anfang der 00er-Jahren aus und auch sonst gibt es einige kleinere Schwächen, vor allem wenn die Serie, die sonst zwischen Drama und ironischen Brüchen changiert, ins befindlichkeitsfixiert-moralisierende kippt; insgesamt macht Chabos aber sehr großen Spaß, sowohl für Leute, die in den 2000er-Jahren aufgewachsen sind, als auch für eine jüngere Zielgruppe, die sich vielleicht fragt, was man als Heranwachsender so gemacht hat, als es zwar Internet, aber noch keine Smartphones gab. Ergänzend zum Trailer hier ein kleiner Anspieltipp: Folge 4, ab Minute 31:
https://www.zdf.de/play/serien/chabos-100/we-have-a-dream-2000er-comedy-drama-100
(Frank Münschke)
Invisible Sue – Plötzlich unsichtbar
Deutschland/Luxemburg 2018, Regie und Drehbuch: Markus Dietrich. FSK: 6. Dauer: 95 Minuten, z.B. verfügbar auf Amazon Prime und filmfriend.
Die Suche nach Superheldenfilmen für Kinder führte bislang vor allem zu amerikanischen und skandinavischen Produktionen, häufig aus dem Animationsbereich. Mit Invisible Sue – Plötzlich unsichtbar steht nun auch eine deutsche Superheldin zur Auswahl.
„Gesehen werden“ ist buchstäblich und im übertragenen Sinne das zentrale Thema des Films. Im Mittelpunkt steht die 12-jährige Sue, Außenseiterin an ihrer Schule und vernachlässigte Tochter einer vielbeschäftigten Wissenschaftlerin. Bei einem Unfall im Labor ihrer Mutter kommt Sue mit einer genetisch veränderten Substanz in Berührung, die ihr die Fähigkeit verleiht, unsichtbar zu werden. Erschrocken über die Folgen ihrer Forschung will die Mutter ihre Arbeit abbrechen und alle Daten löschen. Doch sie gerät ins Visier ihres undurchsichtigen Arbeitgebers und wird entführt, um das Geheimnis der Substanz zu entschlüsseln. Auch Sue und ihre Freund*innen, die einfallsreiche Erfinderin App und der sportliche Tobi, geraten dadurch in Gefahr. Es entspinnt sich eine actionreiche Suche der „Fantastischen Drei“ nach Sues Mutter mit einigen unerwarteten Wendungen, bei der ganz nebenbei auch noch das eine oder andere zwischenmenschliche Problem gelöst wird, mit dem junge Menschen im Alltag konfrontiert sind.
Invisible Sue bietet älteren Kindern (FSK: ab 6, Empfehlung: ab 9 Jahren) einen spannungsgeladenen und zugleich humorvollen Einstieg in das Superhelden-Genre. Genretypisch sorgen entsättigte Bilder skrupelloser Wissenschaftler*innen und ihrer futuristischen Wirkungsstätten, falsche Fährten, Hightech-Gadgets, rasante Verfolgungsjagden und zahlreiche filmische Anspielungen für 95 unterhaltsame Minuten. Und gleichzeitig zeigt der Film seinen jungen Zuschauer*innen, wie Sue ihrer eben auch sozialen Unsichtbarkeit entkommt – ganz ohne Superkräfte.
(Christian Albrecht)
So zitieren Sie diesen Artikel:
Christian Albrecht, Frank Münschke, Philipp Schmerheim: Tipps aus der Kinder- und Jugendfilmredaktion (Oktober 2025). In: KinderundJugendmedien.de. Erstveröffentlichung: 29.09.2025. (Zuletzt aktualisiert am: 30.09.2025). URL: https://www.kinderundjugendmedien.de/aus-der-redaktion/7531-tipps-aus-der-kinder-und-jugendfilmredaktion-oktober-2025. Zugriffsdatum: 11.10.2025.