Inhaltsverzeichnis
2.1 Interkulturelle Begegnungen mit prekären Lebensentwürfen
2.2 Freunde, Außenseiter und Alltagsgeschichten
2.3 Historische und zeitgeschichtliche Kinder und Jugendliteratur
1 Biografie
Am 21. September 1943 wurde Klaus Kordon in Pankow, im Nordosten Berlins, geboren. Bereits als kleiner Junge durchstreifte er mit Freunden die in Trümmern liegende Stadt, erkundete sowohl deren Osten als auch deren Westen, war in beiden Teilen zuhause. Die Kinder nahmen die Trümmer als 'Abenteuerwelt' wahr, die ihre Phantasie befeuerte. Als "Stadtwanderer" (Kordon 2003, S. 44), der das Leben im Osten wie im Westen beobachtet, wurde Kordon früh mit dem sich verschärfenden politischen Gegensatz im beginnenden Kalten Krieg konfrontiert. So nahm er als Sohn einer Kneipenbesitzerin, der dabei die Gelegenheit hatte, Stammkunden zu beobachten, Widersprüche wahr, die sich in den Argumenten der Lehrer im Osten wie in den Positionen westlicher Wochenschaureporter auftaten, denen er in den Kinos des Westens begegnete.
Kordon, der den Vater nicht kennen gelernt hatte, da dieser bereits in seinem Geburtsjahr als Soldat gefallen war, verlor schließlich als Dreizehnjähriger auch die Mutter. Das Kinderheim bedeutete zugleich das Ende der Kindheit; die dortigen Erzieher strebten vor allem danach, Individualität und freien Geist mit Drill und sozialistischer Normerfüllung auszutreiben.
Seine beruflichen Anfänge führten Kordon zunächst als Lager- und Transportarbeiter in ein gesellschaftliches Umfeld, in dem viele seiner späteren Romanhelden beheimatet sind. Er holte das Abitur auf der Abendschule nach und qualifizierte sich durch ein volkswirtschaftliches Fernstudium und medizintechnische Kurse weiter, wodurch es ihm schließlich gelang, in die Position eines Exportkaufmanns beim DDR-Außenhandelsunternehmen "intermed" aufzusteigen. Zugleich geriet er immer mehr in innere Opposition zu einer von Überwachung und Repression bestimmten politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit in dem Staat, in dem er mit seiner Frau Jutta und den beiden Kindern lebte. Der Dienst in der Armee, die Niederschlagung des 'Prager Frühlings', das nach beruflichen Reisen ins asiatische und nordafrikanische Ausland verstärkte Gefühl von Einengung und Isolation trugen dazu bei, jenes 'Krokodil im Nacken' zu nähren, das in dem gleichnamigen autobiographischen Roman Kordons den Widerspruchsgeist seines Alter Ego "Manfred Lenz" gegen die Diktatur verkörpert (vgl. Kordon 2003, S. 43-46).
In Krokodil im Nacken (2002) bildet der gescheiterte Fluchtversuch, der Kordons Alter Ego und dessen Frau in Stasi-Untersuchungsgefängnisse führt, den Ausgangspunkt einer bis in die beginnenden 1970er Jahre reichenden Geschichte des DDR-Staates.
Der Plot des autobiographischen Romans kann nach Aussage Kordons als Rekonstruktion seiner Lebensgeschichte gelesen werden, obgleich die handelnden Figuren fiktionalisiert sind. 1973 von der Bundesrepublik freigekauft, lassen sich Klaus Kordon und seine Frau zunächst ohne die Kinder im Rhein-Main-Gebiet nieder. Erst nach einem weiteren Jahr dürfen sie diese nachholen.
Der Prozess der gesellschaftlichen wie beruflichen Integration in die westdeutsche Gesellschaft, den die neuen Bundesbürger durchliefen, fiel in eine Zeit sich verschärfender gesellschaftspolitischer Debatten. Die Familie Kordon erlebte aber vor allem die Radikalisierung eines Teils der Studentenbewegung, die in der militanten Bedrohung der bundesrepublikanischen Demokratie durch den Terror u. a. der RAF gipfelte (vgl. hierzu Kordons autobiographischen Roman Auf der Sonnenseite, 2009). Kordon, der seit 1980 hauptberuflich als Schriftsteller arbeitet, kehrte mit seiner Familie 1988 in den westlichen Teil jener Stadt Berlin zurück, die ihm immer Heimat geblieben ist.
Für seine in zahlreiche Sprachen übersetzten Texte − darunter vor allem Romane, Erzählungen, eine Biographie, ein Bilderbuch und Lyrik −, ist der heute im Bezirk Steglitz im Süden Berlins lebende Autor vielfach ausgezeichnet worden, zuletzt 2016 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein schriftstellerisches Gesamtwerk.
2 Werk
2.1 Interkulturelle Begegnungen mit prekären Lebensentwürfen
Kordons überwiegend in Indien und Indonesien angesiedelten Romane und Erzählungen über fremde Welten zielen auf die "Vermittlung von sozialer Realität" (Dahrendorf 2006) und sind dabei durch einen dezidiert "sozialkritische[n] Impetus" (Launer 2003, S. 79) gekennzeichnet. Sie schließen thematisch und gattungstypologisch an Kinder- und Jugendromane über prekäre Lebensentwürfe und gesellschaftliche Außenseiterfiguren an, die in einem deutschen bzw. einem nicht näher lokalisierten Umfeld handeln. Es handelt sich bei Romanen wie Tadaki und Monsun oder Der weiße Tiger (1980) um realistische Abenteuerliteratur, die das Interesse der Leser/innen für das Schicksal und die Lebensbedingungen seiner jugendlichen Protagonistinnen durch Spannungsmomente zu wecken sucht.
Kordons erster, 1977 erschienener Jugendroman mit dem Titel Tadaki über das Leben in den indonesischen Armenvierteln Jakartas, wurde durch die eindrückliche Begegnung Kordons mit einem dreizehnjährigen indonesischen Jungen angestoßen, der ihn mit dem Bettelvers "No mama, no papa, no Television" angesprochen hatte. (1989 gab es eine Neufassung in überarbeiteter sowie erweiterter Form unter dem Titel Der Weg nach Bandung. Tadakis Geschichte). Der Junge hatte ihm berichtet, dass er keinen Vater mehr habe, die Schwester an Unterernährung gestorben sei und der Bruder nach einem Raubüberfall auf ein Restaurant, dessen Besitzer er erstochen habe, im Gefängnis sitze. Ein wesentliches Motiv seines Schreibens für Kinder und Jugendliche lag für Kordon darin, dass andere Dreizehnjährige von den Kinderschicksalen in Entwicklungs- und Schwellenländern erfahren sollten (vgl. Kordon 2001, S. 65).
In Monsun oder Der weiße Tiger (1980), seinem ersten Indienroman, gestaltet Kordon ein Gesellschaftspanorama, das sowohl den Alltag einer armen Großfamilie zeigt, die in Bombay um das Überleben kämpft, als auch die Lebenswelt eines Industriellenhauses, in dem Bedienstete der Willkür ihrer wohlhabenden Arbeitgeber ausgesetzt sind. Dabei dient ihm das Motiv der Freundschaft zwischen zwei Kindern bzw. Jugendlichen dazu, Innenansichten verschiedener, häufig gegensätzlicher Milieus und gesellschaftlicher Schichten aus unterschiedlichen, sozial determinierten Blickwinkeln zu ermöglichen: Durch die Freundschaft zwischen dem Straßenverkäufer Gopu und dem Industriellensohn Bapti, der ihm eine Stellung als sein Boy anbietet, erhalten Leser/innen Einblicke in das Leben einer Gemeinschaft von Bediensteten sowie in eine privilegierte, durch Schulbesuch, materiellen Komfort und soziale Isolation geprägte Kindheit in der indischen Oberschicht. Die Freundschaft zwischen den so unterschiedlich Sozialisierten bleibt immer durch die gegensätzlichen Erfahrungen, die verschiedenen Sprachen, Wissensbestände und das materiell fundierte Machtgefälle geprägt; trotz ihrer Bewunderung und Empathie füreinander bestehen diese Gegensätze fort.
Kordons Indienromane zeichnen sich als Adoleszenzromane durch spezifische Handlungsmuster der Ablösung von den Eltern und der Auseinandersetzung mit der vorgezeichneten sozialen Rolle aus (vgl. zum Adoleszenzroman Gansel 2010, S. 168/169). Auch in Monsun geht dieser Vorgang mit einem Ortswechsel, einem suchenden Umherstreifen, einher. Gopu löst sich als Dreizehnjähriger von seiner Familie in Bombay und bricht nach Madras auf, um dort einen Beruf, lesen, schreiben und kochen zu lernen. Seine Bemühungen um eine beruflich einigermaßen abgesicherte Existenz, die auch der Familienunterstützung dienen, scheitern und führen ihn zurück zu den Verwandten, die als Slumbewohner seiner Unterstützung besonders bedürfen. Im Zentrum des Romans stehen hier heranwachsende junge Männer, deren soziale Kompetenz, Ehrgeiz und Wissbegierde sie in die Lage versetzen, sich den ungerechten, z. T. lebensbedrohlichen Bedingungen entgegen zu stemmen und Ohnmacht zu überwinden (vgl. auch Rösch 2007, S. 79).
Neben die Darstellung extremer sozialer Gegensätze in der indischen Gesellschaft, die auch mit drastischen Schilderungen von Leid und Elend in den Slums einhergeht, tritt bei Kordon aber immer ein emanzipatorisches Moment, das die Hoffnung auf Veränderung in den Fähigkeiten und dem Verantwortungsbewusstsein der jugendlichen Helden konserviert. Dabei spielen weibliche Figuren in weiteren Indienromanen und -erzählungen (Wie Spucke im Sand, 1987; Annapurna. Meine Mutter ist eine Göttin, 1989; Mottha und Bawani, 1986) eine wesentliche Rolle. Die erschwerten Bedingungen jugendlicher Adoleszenz für Mädchen in Indien, die in ärmlichen Verhältnissen auf dem Land in rechtloser Abhängigkeit vom Vater und schließlich vom Ehemann leben, reflektiert der Roman Wie Spucke im Sand sowohl thematisch als auch durch die Erzählkonstruktion. Die siebzehnjährige Munli rekonstruiert ihre eigene Flucht-, Bildungs- und Emanzipationsgeschichte als Ich-Erzählerin und inszeniert sich dabei zugleich als Schreibende, die mit Unterstützung einer Sozialarbeiterin als ältere Jugendliche Lesen und Schreiben gelernt hat, um später in ihr Dorf zurückzukehren und als Lehrerin zu arbeiten.
2.2 Freunde, Außenseiter und Alltagsgeschichten
Kordon nimmt sich in seinen in der bundesdeutschen Gegenwart handelnden Romanen und Erzählungen für Kinder und Jugendliche seit den 1970er Jahren verschiedener alltäglicher familiärer, existentieller, gesellschaftlicher und politischer Probleme an. Er zeigt auch hier − wie in Bezug auf die differenzierte Darstellung sozialer und gesellschaftlicher Realitäten in Indien und Indonesien − eine dezidiert aufklärerische, auf Information und Engagement zielende Haltung. Seine Texte führen die familiären und persönlichen Folgen von Arbeitsplatzverlust, von materialistisch-sinnentleerter Existenz (Schwarzer Riese, 5. Stock, 1979), von Teenager-Schwangerschaft (Der einarmige Boxer, 2016) und von überkommenen, ausgrenzenden Männlichkeitsbildern (Das ist Harry, 1992) vor Augen. Kindlichen Leser/inne/n vermittelt die Figur des introvertierten, sensiblen Harry, wie ein von gesellschaftlichen Erwartungen an geschlechtsspezifische Rollenmuster ausgelöster Identitätskonflikt bewältigt und mit einem selbstbewussten Bekenntnis zu dem Anderssein überwunden werden kann.
Das Freundschaftsmotiv spielt in jenen Kordon-Texten eine wesentliche Rolle, in denen Kinder und Jugendliche erkennen, dass sie aufgefordert sind, Verantwortung für Andere zu übernehmen. In Mein Freund Ringo (1998) freundet sich der neunjährige Tim mit dem Obdachlosen Ringo an, sorgt für die ärztliche Versorgung des Kranken und überwindet dabei die dieser Freundschaft schulisch und familiär entgegenbrachte Ablehnung. In Die Einbahnstraße (1979) gelingt es dem jugendlichen Ich-Erzähler, der den Erzählvorgang als einen Prozess der Bewusstwerdung markiert, den Freund vor dem Abgleiten in Drogensucht und Beschaffungskriminalität zu bewahren. Das Freundschaftsmotiv ist zumeist verknüpft mit Handlungsmustern, die durch Selbstbestimmung, Autonomie und aktive Parteinahme gekennzeichnet sind, und kehrt auch in Kordons Indien- und Indonesien-Texten (z. B. in der Freundschaft zwischen Gopu und Bapti) sowie in seinen historischen und zeitgeschichtlichen Romanen (besonders in den Frank-Romanen) wieder.
Die Verschmutzung der Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen sowie die Kritik am umweltschädigenden westlichen Lebensstil und das sich hieran anschließende Engagement sind weitere Themen in Kordons Werk. In Die Reise zur Wunderinsel (1983) vermag lediglich das Wagnis einer Südsee-Segelreise, die die Eltern mit ihrer todkranken Tochter unternehmen, die an der heimatlichen Luftverschmutzung Leidende auf wundersame Weise zu retten. Dieser Text wirft ebenso wie Ich möchte eine Möwe sein (1989) existentielle Fragen nach Aufbruch und grundlegender Neuorientierung im Leben auf (vgl. zur Wunderinsel Jürgens 2016, S. 206-209), die sich unter dem Eindruck der Bedrohung durch Umweltverschmutzung besonders dringend stellen. In dem Jugendroman bedarf die Protagonistin Vera der Begegnung mit dem 'Aussteiger' Jan, dessen resignativ-fatalistischer Haltung angesichts der ökologischen Entwicklung sie schließlich politisches Engagement entgegensetzt (vgl. Keiner 1994, S. 180-184).
Häufig verbinden sich bei Kordon Freundschaftsmotiv und Außenseiterfiguren, wobei Ausgrenzungspraktiken und Zivilcourage im alltäglichen Zusammenleben in den Blick geraten (u. a. in den drei Paula Kussmaul-Romanen, 2001-2005). Dabei spielen unterschiedliche Diskriminierungsmotive wie Rollenklischees, Äußerlichkeiten, Angst vor sozialem Abstieg sowie Xenophobie eine wichtige Rolle. In Lütt Luftballon und der schwarze Teufel aus dem Moor (1996) thematisiert Kordon z. B. Mechanismen rassistisch motivierter Ausgrenzung von Zuwanderern und lässt seinen kindlichen Helden - der selbst durch seine geringe Körpergröße Diskriminierungen durch Klassenkameraden ausgesetzt ist - Zivilcourage entwickeln (vgl. Vorst 2003).
Der Roman bildet den zweiten Teil einer Trilogie (1994-1998) um den Protagonisten Lütt Luftballon und zählt auch zur großen Werkgruppe der "spannende[n] und komische[n] Alltagsgeschichten für Kinder" (ebd., S. 72). Es handelt sich zumeist um kürzere Geschichten, Gedichte und Bilderbücher, die von Freundschaften, erster Verliebtheit, Ferienerlebnissen (u. a. Marija im Baum, 2014) und dem Verhältnis zwischen den Generationen (u. a. Maltes Großvater lebt am Meer, 1989) handeln. Hier erweist sich Kordon als passionierter "Geschichtenerzähler", der sich in seinem Schreiben für ein jüngeres Publikum vor allem von seiner Fabulierlust leiten lässt und dabei vielfältigen eigenen Emotionen glaubwürdig Ausdruck verleihen möchte: "Dass das Geschichten werden, die ich für wichtig halte, ist klar. Sie müssen was mit mir zu tun haben, mit meinen Interessen, meinen Wünschen. Kurz: Ich schreibe über das, was mich traurig oder wütend macht, oder mich lachen lässt." (Kordon/Gelberg 2003, S. 48.)
Seit den 1980er Jahren wendet sich Kordon auch alten Stoffen aus Märchen, Schwänken und Sagen zu, die ihn zu eigenem märchenhaftem und phantastischem Erzählen inspirieren (so z. B. in einer Fortsetzung der Erzählungen aus 1001 Nacht in 1002. Nacht und der Tag danach, 1985). Einige dieser Geschichten weisen parabelhaften Charakter auf und verweisen auf philosophische Fragen nach dem Verhältnis von Glück und materiellem Reichtum (Die Stadt der Diebe, 2001) oder nach dem Zusammenhang von Heilsversprechen und politischer Macht (Der goldene Ritter, 1996).
2.3 Historische und zeitgeschichtliche Kinder- und Jugendliteratur
Im Zentrum von Kordons historischem und zeitgeschichtlichem Werk für Kinder und Jugendliche stehen drei Roman-Trilogien: die Frank-, Wendepunkte- und Jacobi-Trilogie. Historische Ausgangspunkte in der Jacobi- und der Wendepunkte-Trilogie Kordons sind die Jahre 1848 und 1918/19. Dabei bilden zum einen Kämpfe gegen autoritäre und obrigkeitsstaatliche Strukturen und für Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit sowie zum anderen die Forderung nach Gleichheit und das Ringen um soziale Gerechtigkeit und Solidarität die Schwerpunkte. Kordons Held Frieder wird in 1848. Die Geschichte von Jette und Frieder (1997) zum Opfer einer Willkür-Justiz, zum Streiter für die republikanischen Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und schließlich zum Kämpfer auf den Barrikaden gegen die Soldaten Friedrich Wilhelms des IV.
Die Forderung nach nationaler Einheit und nationalstaatlicher Identität hingegen erweist sich in dem die Jacobi-Trilogie fortsetzenden Roman Fünf Finger hat die Hand (2006) als ambivalent, da sie − 1870/71 vom preußischen Militarismus vereinnahmt − in die militärische Konfrontation mit Frankreich führt. August, ein Sohn Jettes und Frieders, erliegt der nationalen Begeisterung und zieht − aufgestachelt gegen den französischen Feind − in den Deutsch-Französischen sog. 'Einigungskrieg'. Durch den Bezug auf die Pariser Commune (April-Mai 1871), den blutig niedergeschlagenen Versuch eines republikanischen Volksaufstandes unter dem Eindruck der deutschen Besetzung von Paris, und auf die US-amerikanische Demokratie als Zufluchtsort demokratisch gesinnter Europäer, weitet Kordon die Perspektive. Auf diese Weise werden die von Generation zu Generation weitergetragenen Hoffnungen in den Kontext westlicher Demokratisierungsbewegungen gestellt und mit dem bornierten Nationalismus wilhelminischer Prägung konfrontiert.
Der die Trilogie abschließende Roman Im Spinnennetz (2010) weicht von dem Muster ab, ein alltags- und kulturgeschichtliches Panorama im zeitlichen Umfeld epochemachender Ereignisse zu entwerfen. Hier dienen vielmehr die 'Sozialistengesetze' der 1880er Jahre als ereignisgeschichtlicher Rahmen, in dem sich ein gesellschaftliches und politisches Klima der Unterdrückung und Verfolgung der noch jungen Sozialdemokratischen Partei entwickelt.
Eine Parallele zwischen den Jacobi-Bänden und der Wendepunkte-Trilogie liegt in dem familiären Umfeld der jugendlichen, zwölf- bis siebzehnjährigen Zentralfiguren: es handelt sich jeweils um Familien, deren männliche Mitglieder als Arbeiter und Soldaten in eine soziale Umgebung hineinwachsen, die ihren Weg in bestimmte Berufsfelder und eine prekäre Existenz oder auf das Schlachtfeld vorzeichnet. Die weiblichen Familienmitglieder sind durch gesellschaftlich determinierte Geschlechterrollenbilder eingeschränkt und wie Jette (1848) oder Änne (Der erste Frühling, 1993) vielfach durch männliche Übergriffe bedroht. Die Sehnsüchte nach sozialem Aufstieg, nach Autonomie erweisen sich − wie die vom Künstlerinnenberuf träumende siebzehnjährige Rieke in Fünf Finger hat die Hand zeigt − im 19. Jahrhundert als unerfüllbar; in den beginnenden 1930er Jahren speist sich aus Aufstiegssehnsüchten die Faszinationskraft der Nationalsozialisten für die im Arbeiterstadtteil aufgewachsene Martha (Mit dem Rücken zur Wand, 1990). Aber die Romane spiegeln auch die Entwicklung von Rollenmodellen, wenn sie die wachsende Bedeutung von Frauen als Berufstätigen und Ernährerinnen der Familie sowie als sogenannte 'Trümmerfrauen' herausstellen.
Die roten Matrosen (1984) setzt insofern das demokratiegeschichtliche Narrativ der Jacobi-Trilogie fort, als die Forderung nach der Entmachtung der alten Eliten des Kaiserreichs, nach weitgehender politischer Partizipation der Arbeiterschaft und nach der Überwindung von Perspektivlosigkeit und autoritärer gesellschaftlichen Strukturen in der Revolution von 1918/19 wiederkehren. Der Protagonist Helle Gebhardt, aus dessen Perspektive erzählt wird, erlebt die Beharrungskraft der wilhelminischen bildungsbürgerlichen Eliten in seinem Schulalltag, in dem die Lehrerschaft mit wenigen Ausnahmen ihre Aufgaben darin sieht, die Schüler mit körperlichen Züchtigungsmethoden in autoritätsgläubige Untertanen zu verwandeln. Gesellschaftlicher Aufstieg durch Bildung ist dem starr hierarchischen Gesellschaftsmodell noch fremd und unerwünscht, reformpädagogische Ansätze zur Demokratisierung im schulischen Kontext, die durch den Lehrer Flechsig und seine Kollegin Gatowsky vertreten werden, sind mit starkem Widerstand konfrontiert.
Vor allem richtet Kordon den Fokus aber auf die Zersplitterung der politischen Linken, die − zwischen bürgerlich-demokratischen Kompromissen und räterepublikanischen Vorstellungen zerrieben − bereits auf das Scheitern der Weimarer Republik vorausweist. Ein wesentlicher Faktor für dieses Scheitern liegt letztendlich aus der Perspektive der Familie Gebhardt − die im Mittelpunkt der Trilogie der Wendepunkte steht − in der Konfrontation von KPD und SPD, die sich nicht gemeinsam dem Aufstieg der NSDAP entgegenstemmten, sondern einander unversöhnlich gegenüber standen. Kordons demokratiegeschichtliches Narrativ stellt in Mit dem Rücken zur Wand kontroverse politische Deutungsmuster innerhalb der politischen Linken aus, ohne diese vom historischen Standpunkt des Autors aus durch eine Erzählerinstanz zu bewerten (Vgl. hierzu die Äußerung Kordons in Ächtler/Rox-Helmer 2013, S. 77) Die jugendliche Fokalfigur Hans begegnet verschiedenen Positionen vor allem in der politischen Linken: der Vater Rudolf ist aus Ärger über den aus seiner Sicht zu dogmatischen, moskautreuen Kurs der KPD aus dieser ausgetreten, der ältere Bruder Helle hingegen betreibt gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ede aktiv Parteipolitik für die Kommunisten, der Meister Bütow, Hans' Vorgesetzter im Lager bei AEG, ist Sozialdemokrat.
Aus dem Blickwinkel historisch informierter Leser/innen bleibt die grundlegende Sympathie für Familie Gebhardt, die Forderungen nach einem Zusammendenken demokratischer und sozialer Fragen durch ihre Lebensbedingungen glaubwürdig verkörpert, dabei aber zugleich politischen Irrtümern wie der Hoffnung auf eine antidemokratische stalinistische KPD erliegt.
Der die Trilogie beschließende Band Der erste Frühling erweist sich für Kordon als notwendig angesichts einer Geschichtsvergessenheit, die er beklagt (vgl. Kordon/Gelberg 2003, S. 72/73). Die zwölfjährige Änne, Tochter von Helle und Jutta, die bei ihrer Großmutter lebt, ist Chronistin der unmittelbaren Vor- und Nachgeschichte des 8. Mai 1945 und damit geprägt durch den Krieg, die Erfahrungen von Bombenalarm, nationalsozialistischer Durchhaltepropaganda, die Angst in engen Luftschutzkellern, den Hunger und die Rationierung von Lebensmitteln.
Änne repräsentiert jene Generation, die mit der Aufgabe konfrontiert ist, an demokratische Traditionen anzuknüpfen und dabei erfahren muss, dass dies in Deutschland nach 1945 nicht mehr ohne die Begegnung mit den Verbrechen der unmittelbaren Vergangenheit in Gestalt von Opfern, Mitläufern und Tätern möglich ist. Es ist auch ein Roman der Abwesenden. Einige, der aus den ersten beiden Romanen bekannten Familienmitglieder, sind infolge von Krieg und Nationalsozialismus nicht mehr in Ännes Umfeld präsent: Ännes Tante Martha, die sich in der Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Arbeitermilieu der Ackerstraße 1932 mit einem SA-Mann verheiratet hat, ist aus dem familiären Kreis ausgeschlossen. Der Onkel Hans und die Mutter Jutta sind im Widerstand gegen das NS-Regime ermordet worden.
Zugleich bestimmt die Sehnsucht nach einer 'Stunde null', nach einem 'unbelasteten' Neuanfang das Verhalten, die Erklärungs- und Rechtfertigungsmuster zahlreicher Mittäter und Mitläufer, die zusammen mit den Gebhardts im Haus der Ackerstraße 37 wohnen. Die Hoffnungen von Überlebenden wie Helle auf die Verwirklichung der sozialistischen Utopie wird durch die Berichte seines Freundes Heiner zerstört, der in Moskau, wohin er 1919 vor der Verfolgung durch die deutsche Justiz geflohen war, Zeuge und Mittäter im System stalinistischen Terrors geworden ist.
Obgleich Der erste Frühling in demokratiegeschichtlicher Hinsicht noch keine mit einem historischen Ereignis verbundene Perspektive eröffnet, zeigt er auf der individuellen Erfahrungsebene seiner fiktiven Personen Anlässe zur Hoffnung auf. Diese liegen vor allem in dem gesellschaftlichen Engagement im unmittelbaren privaten Umfeld, das die Figur Helle am Ende des Romans nach einer Phase der Ohnmacht wieder aufnimmt. Hier verweist Der erste Frühling auf die Wurzeln demokratischer Veränderung, die den demokratiepädagogischen Impetus der beiden Trilogien bestimmen. Die Bereitschaft, "sich nun wieder öfter ein[zu]mischen […], weil sie auch neue Ungerechtigkeiten nicht widerstandslos hinnehmen dürften" (S. 491), steht als Handlungsmotiv der fiktiven Figuren in Kordons historischen Romanen explizit oder implizit am Beginn ihrer Involvierung in historisch fundierte Ereignisse. Darüber hinaus geraten Aspekte der persönlichen Entwicklung der Fokalfigur Änne in den Blick, die − wie die Wunschträume von Familiengründung und die Annahme des zu Beginn noch fremden Vaters − unter den Bedingungen einer von Tod, Verlust und Verbrechen verdunkelten Kindheit ein Hoffnungszeichen sind.
Im Blick auf Gattungsspezifika des erwachsenliterarischen "historischen Romans" erfolgt bei Kordon vielfach eine "gattungsbezogene Akkommodation" (Ewers 2012, S. 183), die über den Vorgang der erzählenden Konstruktion von Geschichte nicht reflektiert, sondern die Illusion einer Verlebendigung von Geschichte aufrecht erhält (vgl. Geppert 2009, S. 168). Eine Ausnahme bildet Hundert Jahre und ein Sommer (1999), ein zeitgeschichtlicher Adoleszenzroman, in dem die (re-)konstruierende Aneignung von (Familien-)Geschichte thematisiert wird, deren problematische Beziehungskonstellationen bis in die Gegenwart der Ich-Erzählerin, im Jahr 1998, wirksam sind. Indem die Erzählerin Eva Seemann, eine einundzwanzigjährige Studentin aus Bremen, nach Lebensspuren ihrer Ururgroßmutter Hermine sucht, erfährt sie nicht nur von deren Schuld als Denunziantin eines Juden in der NS-Zeit, sondern nähert sich auch dem Großvater Robert, der in Berlin im einstigen Wohnhaus der Ur-Ahnin verblieben ist. Diese Annäherung an die eigene Familiengeschichte wird als Aneignungsprozess bereits durch die Form eines Briefes der Ich-Erzählerin an die Ururgroßmutter akzentuiert. Eva Seemann reflektiert dabei die eigene Rolle, die für sie darin besteht, sich den Fragen nach schuldhafter Verstrickung der Familienmitglieder in die Verbrechen der beiden Diktaturen auf deutschem Boden zu stellen. Die Gegenwartsbezogenheit des Erinnerns zeigt sich in dem Roman zum einen in der gedächtnispolitischen Verarbeitung der deutschen Teilung, die die Gegenwart der Studentin bestimmt und individuellen Ausdruck in der lange Zeit unterbrochenen und nun wieder angeknüpften Beziehung zwischen Evas Vater und dem Großvater, einem regimekonformen DDR-Schriftsteller, findet. Zum anderen entwickelt sich eine Liebesbeziehung Evas zu Gregg, einem jüdischen Künstler und Uhrmacher, die ebenfalls den gedächtnispolitischen Standort einer sich erinnernden Repräsentantin der dritten Generation ins Bewusstsein ruft.
Das Sich-Erinnern als ein notwendiger, psychisch bedrängender Prozess spielt auch im Erzählrahmen des Jugendromans Julians Bruder (2004) eine wesentliche Rolle. Nur ist es hier im Unterschied zu Hundert Jahre und ein Sommer keine Dritte, die sich als Nachfahrin der Täter erinnert. Stattdessen erinnert sich Paul Scholz als Ich-Erzähler einer Lebens- und Freundschaftsgeschichte, in der er ebenso wie sein jüdischer Freund Julian Opfer politischer Verfolgung durch die sowjetische Besatzungsmacht unmittelbar nach Kriegsende wird. Julian, der die NS-Zeit als sog. 'U-Boot' versteckt in Berlin überlebt hat, wird zusammen mit seinem Freund der Spionage und Nazi-Täterschaft beschuldigt und in mehreren Gefangenenlagern interniert. Der Roman möchte ein historisches Bewusstsein für die kaum bekannten Fälle vermitteln, in denen Verfolgte der NS-Zeit wie Julian in der Nachkriegszeit erneut zu Opfern werden. Kordon nimmt sich hier einer gedächtnispolitisch heiklen Konstellation an, da der Eindruck einer Gleichsetzung von Verbrechen des Nationalsozialismus und der Sowjets hätte entstehen können. Es gelingt ihm jedoch, mögliche Missverständnisse auszuschließen, indem er das Problem einer Gleichsetzung durch die Protagonisten selbst immer wieder kritisch erörtern lässt. Dahrendorf verweist auf dennoch vorhandene problematische Implikationen der Figurenkonstellation, da hier − in der Tradition von Damals war es Friedrich − eine historisch seltene "jüdisch-nichtjüdische Freundschaftsgeschichte" erzählt und ein zu schematisches Bild von Nazis und Nicht-Nazis entworfen werde (vgl. Dahrendorf 2005, S. 282-284).
Der jüngste historische Roman (Joss oder Der Preis der Freiheit, 2014), der durch die geschichtliche Datierung bzw. Verortung in der Zeit der napoleonischen Kriege und der sog. 'Völkerschlacht' bei Leipzig 1813, einen thematischen Bezug zur Jacobi- und zur Wendepunkte-Trilogie aufweist, weicht erzähltechnisch aber von diesen ab. Der thematische Bezug ergibt sich aus dem Topos nationaler Einheit (der 1848 eine Rolle spielt) und der Kritik an einer aggressiv nationalistischen Einheitspolitik in der Konfrontation mit Frankreich (der in Fünf Finger hat die Hand mit der Thematisierung des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 wiederkehrt). Im Blick auf die spezifische Gattungsform dieses historischen Romans wird die erzählerische (Re-)konstruktion der eigenen (geschichtlich kontextualisierten) Lebensgeschichte durch den erwachsenen Ich-Erzähler zum Thema erhoben. Der Akt eines fiktiven autobiographischen Erzählens reflektiert den Gewinn von Autonomie und eine Geschichte von Aufstieg und Identitätsfindung, womit ein traditionelles Gattungsmuster des Bildungsromans aufgegriffen wird.
Im Blick auf Gattungen in Kordons Werk stellt die Biographie über Erich Kästner mit dem Titel Die Zeit ist kaputt (1994) einen Ausnahmefall dar. Zugleich nimmt der Text Themen seiner Geschichtsfiktionen auf, sodass die Biographie auch "als eine kleine Geschichte der Deutschen im 20. Jahrhundert" (Josting 1996, S. 194) gelesen werden kann. Den historischen Hintergrund, vor dem die Lebensgeschichte Kästners chronologisch erzählt wird, beleuchtet Kordon durch den Bezug auf geschichtliche Schlüsselereignisse wie u. a. den Beginn des Ersten Weltkriegs und den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess sowie durch die Skizzierung sozialer, kultureller und ökonomische Bedingungen des individuellen Lebenslaufs. Die Zeit ist kaputt ergreift wie viele Geschichtsromane Kordons mit großer Empathie Partei für die zentrale Figur, in diesem Fall den Schriftstellerkollegen, indem dieser vor allem als Verfolger des NS-Regimes und als mutig Widerstand leistender Autor gekennzeichnet wird. Kritische Stimmen in der Kästner-Forschung, die die Rolle des Schriftstellers während der NS- und frühen Nachkriegszeit differenzierter bewerten, geraten dabei kaum in den Blick (vgl. hierzu ebd., S. 199/200).
Obgleich ereignisgeschichtliche bedeutsame Personen, Orte und Zeitpunkte u. a. der Märzrevolution von 1848 (1848. Die Geschichte von Jette und Frieder), der Pariser Commune und des deutsch-französischen Kriegs in den Jahren 1870 und 1871 (Fünf Finger hat die Hand) zentrale Bestandteile der fiktionalen Handlungen sind, kennzeichnet Kordons Geschichtsbilder vor allem eine alltagsgeschichtliche Perspektive, die von dem individuellen Erleben "kleiner" fiktiver, aber auch historisch belegbarer Ereignisse ausgeht. Ein fiktionalisiertes "kleines Ereignis" (Hardtwig 1994, S. 22) wie die Auseinandersetzung des Zimmermanns Frieder mit den Marktfrauen um die erhöhten Kartoffelpreise, die in verzweifelten Protest und Straßenkämpfe umschlägt, verweist auf die vormärzliche soziale Lage eines großen Teils der Berliner Bevölkerung, die sich aus Handwerkern, Arbeitern und Tagelöhnern zusammensetzt.
Auch die Frank-Trilogie, in der Kordon seine eigene kindliche Lebenswelt im Berlin der beginnenden 1950er Jahre fiktionalisiert, spiegelt in den Erfahrungen, die der siebenjährige Frank bei Mutproben in den Trümmern der geteilten Stadt sammelt, Alltagsgeschichte als individuelle und kollektive Bewusstseinsgeschichte (Vgl. Hardtwig 1994, S. 24/25). Der Blick des Kindes, dem der Krieg den Vater genommen hat, vermittelt einen Eindruck von den Auswirkungen des Krieges auf die Beziehungen zwischen den Erwachsenen und auf die Psyche der häufig auf sich allein gestellten Kinder. Franks Mutter, die die Kneipe in der Hoffnung auf die Rückkehr ihres zweiten Mannes allein geführt hat, heiratet erneut, findet aber in dem neuen Partner weder einen liebevollen Ehemann und eine Bezugsperson für ihre beiden Kinder noch eine Unterstützung beim Führen des Lokals. Für Frank nimmt sein Bruder eine Vaterrolle ein, während die Beziehung zu "Onkel Willi", dem neuen Partner der Mutter, durch häufige, z. T. auch gewaltsam eskalierende Konflikte gekennzeichnet ist.
Die Roman-Trilogie erzählt auch die Geschichte eines sich weitenden und zunehmend reflektierten politischen Bewusstseins: Den ersten Band (Brüder wie Freunde, 1978) dominiert das Verhältnis Franks zu seinem Bruder, nach dessen Tod er in der schwierigen familiären Situation früh lernen muss, sich zu behaupten und selbstständiger zu werden. Zudem muss er Gefühle von Mitschuld an dem Tod seines Bruders bewältigen, da er auf dessen Bitten die beim Fußballspielen zugezogenen Verletzungen verschwiegen hatte.
Im Mittelpunkt des zweiten Bandes, Tage wie Jahre (1989), stehen die Ereignisse des 17. Juni 1953; Frank, der mit seinem Freund Kalle in beiden Teilen der Stadt unterwegs ist, wird Augenzeuge der bedrohlichen Geschehnisse, die in der Kneipe kontrovers diskutiert werden. Zugleich erlebt der Zehnjährige die ideologische Zuspitzung des Ost-West-Konflikts aus dem Blickwinkel eines Schülers, der mit seiner Meinung in Widerspruch zum Lehrer gerät, und wird durch die Bekanntschaft mit einem jüdischen Nachbarn, der sich in der NS-Zeit im Keller versteckt hielt, auf die Verbrechen der unmittelbaren Vergangenheit verwiesen. Der dritte Teil mit dem Titel Einer wie Frank (1982) der Trilogie fokussiert wiederum vor allem individuelle biographische Erfahrungen und Entscheidungen wie den Tod der Mutter, die sich verschärfende Opposition zum Stiefvater und den selbst gewählten Weg in das Kinderheim.
Alle drei Teile eröffnen vor dem Hintergrund eines geschichtswissenschaftlichen "Interesse[s] an […] überwiegend privaten historischen 'Mikrowelten'" (Medick 1994, S. 43), interessante zeitgeschichtliche Perspektiven. Einen ähnlichen 'mikrohistorischen' Blick auf verschiedene Überlebensgeschichten und kindlich-jugendliche Erkundungen in den Trümmern Berlins wirft Kordon in Ein Trümmersommer (1982). Zugleich geht es ihm in diesem Kinderroman auch um eine literarische Heranführung von Kindern an die Themen Krieg und Nationalsozialismus.
Dem Roman Das Karussell (2012) ist dieses Interesse an "Mikrowelten" bereits durch einen in der kurzen Vorbemerkung des Autors exponierten, bildhaft-gegenständlichen Schreibimpuls eingeschrieben. Der alltagskulturelle Gegenstand, das Karussell, das − als Spielzeug des Vaters an den Sohn weitergegeben −, dessen historische Imagination befeuert, versinnbildlicht einen Zugang zu Geschichte, der zeithistorisch in die Gegenwart der nachfolgenden Generation hineinreicht. Dieser Zugang schlägt sich zudem in der erzählerischen Vermittlung durch eine auktoriale Instanz nieder, die einen zeitlich weit zurückgreifenden epischen Erzählton anschlägt und detailreiche Zeitpanoramen entwirft. Auf diese Weise entsteht ein über ein halbes Jahrhundert sich erstreckendes Epochenbild, das der zeittypischen Erfahrungswelt 'kleiner Leute' nachspürt, gesellschaftliche Wertmaßstäbe, Zukunftsträume und Lebensentwürfe beschreibt. Im Zentrum von Kordons autobiographischem "zeitgeschichtliche[m] Familienroman" (Ächtler/Rox-Helmer 2013, S. 79) stehen die Geschichten des unbekannten Vaters und der Mutter, die sich auf einander zubewegen, bis die gemeinsame Liebesgeschichte - nach einer kurzen gemeinsamen Zeit - durch den Zweiten Weltkrieg abrupt abreißt.
Das Bilderbuch Die Lisa. Ein Leben (1991) betont strukturell die zeitgeschichtliche Relevanz des gelebten Lebens der neunzigjährigen Lisa für die kindlichen Rezipienten. Dabei stellt die von Peter Schimmel illustrierte Erzählung den emotionalen, individuellen Bezug zum Geschehen durch die durchgängige Fokussierung auf die Identifikationsfigur und auf deren Eckhaus als wiederkehrendes Motiv und räumliche Konstante her. Das Leben Lisas und ihrer Familie wird durch die historischen Zäsuren mitgeprägt und kann dabei als ein exemplarischer deutscher Lebenslauf in dieser Zeit gelten; die Komplexitätsreduktion geschichtlicher Zusammenhänge ermöglicht eine Lektüre des Bilderbuchs in der Grundschule und eignet sich besonders zur "gemeinsame[n] Lektüre dreier Generationen" (Abraham/Launer 2002, S. 67), die auch zur Diskussion über Werte und Normen anregen kann (vgl. ebd.).
3 Rezeption
Kordons von der Lust am Erzählen durchdrungenes, vielfältiges Werk hat viele begeisterte Leser/innen aller Altersstufen gefunden und wird nicht ausschließlich von Kindern und Jugendlichen, sondern auch von Erwachsenen rezipiert, die an fiktionalisierter historischer und zeitgeschichtlicher Erfahrung interessiert sind.
Das geschichtsfiktionale Werk ist im Kontext demokratiegeschichtlicher und demokratiepädagogischer Reflexion gelesen worden. 1848 wird für Kordon zum Anknüpfungspunkt an eine positive Tradition deutscher Geschichte, indem er hier Parallelen zur "Bürgerbewegung von 1989" zu ziehen vermag, die für ihn vor allem in den Forderungen nach "Pressefreiheit, Meinungsfreiheit [und] unabhängige[n] Richter[n]" (Ächtler/Rox-Helmer 2013, S. 75) liegen.
In Verbindung mit den Orts- und Straßennamen Berlins und den Namen historischer Akteure entsteht in den historischen und zeitgeschichtlichen Romanen ein dichtes Gewebe von Verweisen "auf etwas, das nicht nur Sprache und Gedanke war" (Geppert 2009, S. 160), ein raum-zeitliches Kontinuum, in dem sich die Protagonisten sehr gut auskennen. Dieser in der Wendepunkte-Trilogie nicht gebrochene Illusionismus eröffnet aus literatur- und geschichtsdidaktischer Perspektive Möglichkeiten, ein Bewusstsein für die Historizität von Räumen zu entwickeln (vgl. hierzu z. B. das Unterrichtsmodell von Silke Fokken 1998), über das Verhältnis von Fiktion und Historie zu reflektieren und die historischen Differenzerfahrungen selbst zum Anlass für eigene fiktionale Plots zu nutzen. Zudem übt dieser illusionistische Effekt eine in zahlreichen Briefen an den Autor dokumentierte Faszination aus, die immer wieder als ein 'Sich-hinein-versetzen' und ein Einfühlen in 'die historische Situation' (vgl. hierzu Kordon/Gelberg 2003, S. 60-62) beschrieben werden.
Eine zentrale Intention von Kordons Schreiben über Geschichte und Zeitgeschichte liegt darüber hinaus in der Vermittlung historischer Informationen: hieraus ergibt sich eine Differenz zu allgemeinliterarischen Gattungsverständnissen des Historischen Romans, die zumeist die "produktive Differenz von Fiktion und Historie" (Geppert 2009, S. 157ff.) als Stärke literarisch-fiktionaler Geschichtsdeutungen im Vergleich mit geschichtswissenschaftlichen Narrativen herausstellen.
Den zeithistorischen literarischen Texten Kordons kann gleichwohl vor dem Hintergrund von geschichtstheoretischen Überlegungen des 'Linguistic turn' und 'New Historicism' auch eine wesentliche Bedeutung als Vermittler von Geschichtsbildern zugeschrieben werden. Denn Texte Kordons, die eigene zeitgeschichtliche Erfahrungen konkret thematisieren und zugleich fiktionalisieren, füllen "jene Leerstellen und Grauzonen der mikrohistorischen Perspektive aus, welche die Geschichtswissenschaft zwangsläufig hinterlassen muss, wenn sie größere Verstehenszusammenhänge erfassen und begrifflich schärfen möchte" (Stopka 2013, S. 85).
Die "erhebliche[] zeitgeschichtliche[] Bedeutung" (Dahrendorf 2006) der "Frank"-Trilogie und auch von Ein Trümmersommer liegt daher in der Zeitgenossenschaft des Autors, der diese Vergangenheit bewusst miterlebt hat und damit in einen intergenerationellen Dialog eintreten kann. Diese Relevanz knüpft sich an ein Verständnis von "Zeitgeschichte", wie es Dahrendorf in einer für die Kinder- und Jugendliteratur einflussreichen Definition formuliert: "Mit 'Zeitgeschichte' ist die jüngste und jüngere Vergangenheit gemeint, eine Vergangenheit, in deren unmittelbarer Auswirkung wir heute noch leben, […]" (Dahrendorf 1997, S. 205). Zeitgeschichtliche Literatur rückt also Auswirkungen von vergangenem Geschehen auf die Gegenwart ins Bewusstsein heutiger Kinder und Jugendlicher. Während die Prägungen des gegenwärtigen Denkens und Handeln durch die Nachkriegszeit auch in den Entstehungsjahren der Frank-Trilogie bereits eine Reflexion über historische Differenz erforderten, zeigte sich im Publikationsjahr des Romans Die Flaschenpost (1988) die unmittelbare 'Aktualität' der Zeitgeschichte. Denn hier thematisiert Kordon - ein Jahr vor der Öffnung der Mauer – eine Grenzen überwindende Kommunikation zwischen zwei Jugendlichen aus Ost und West.
Die Kritik in der Forschung an dem historischen und zeitgeschichtlichen Werk Kordons betrifft zum einen die Darstellung von Kriegskindheiten, die keinen glaubwürdigen Eindruck von der durch die Kriegserfahrungen belasteten Psyche vermittle (vgl. Weinkauff/Doelle-Weinkauff 2009, S. 162). Zum anderen gilt sie den Erzählhaltungen und Figurencharakterisierungen. Zwar handelt es sich bei den Erzählerinnen und Erzählern der Jacobi- und der Wendepunkte-Trilogie um solche mit interner Fokalisierung, deren Wahrnehmungshorizont durchgängig mit demjenigen der jugendlichen Figur übereinstimmt. Hierdurch werfen aber gerade reflektierende und wertende Passagen, die das persönliche und das geschichtliche Geschehen einordnen, die Frage nach der psychologischen Stimmigkeit, nach dem Verstehens- und Wertungshorizont der jugendlichen Fokalfigur auf. Kordon bewegt sich hier in einem Spannungsfeld von Forderungen an geschichtliche Jugendliteratur: diese bewegen sich zwischen einer aufgeklärt-engagierten Konzeption von Jugendliteratur mit geschichtsdidaktischen Implikationen auf der einen und der Fokussierung jugendlicher Wahrnehmungsweisen auf der anderen Seite. Letztere soll dabei auch erzähltechnisch im Blick auf historische Reflexionsebenen stärker berücksichtigt werden (vgl. zu diesem Spannungsfeld auch Michler 2006).
Kordon sucht in seinen geschichtsfiktionalen Texten dieser Problematik zu begegnen, indem er gesellschaftliche und politische Diskurse in Gesprächen multiperspektivisch vermittelt, um auf diese Weise ein komplexes, differenziertes Epochenpanorama zu entwickeln. Zudem erlauben Dialoge, den "Dialekt als zeiträumliche Erfahrung" zur "pittoresken Verlebendigung" (Aust 1994, S. 24) einzusetzen, womit Kordon an eine allgemeinliterarische Gattungstradition des historischen Romans anknüpft. Dabei ist er sich der letztlich unaufhebbaren zeitlichen Differenz bewusst, die dafür sorgt, dass eine authentische historische Sprache heutige Leser/innen überforderte (vgl. Ächtler/Rox-Helmer 2013, S. 76)
Kordons Romane und Erzählungen über Indien und Indonesien sind vor allem als beeindruckend anschauliche, detailreiche und informative Einblicke in 'fremde Welten' gelesen worden, die Empathie mit den jugendlichen Helden erzeugen. Sie ermöglichen den deutschsprachigen Leser/inne/n Begegnungen mit kultureller Alterität, mit Erfahrungen mitmenschlicher Nähe zu diesen Anderen, mit denen sie "gleiche[] Bedürfnisse[] und Gefühle[]" (Haas 1996, S. 29) verbinden. Gleichwohl treten Europäer auf der Handlungsebene dieser Texte kaum in Erscheinung, wodurch Kordon sich zwangsläufig Kritik aus der Perspektive postkolonialer Theorien aussetzt. Denn der Autor konstruiert z. B. in Wie Spucke im Sand (1987) Indien insofern aus einem eurozentrischen Blickwinkel, als er Forderungen nach selbstverantwortlicher Religionskritik der Gläubigen und nach "Gleichheit aller Menschen über Religions-, Kasten- und Geschlechtergrenzen hinweg" (Rösch 2007, S. 84) als Kern eines "universalistische[n] Prinzip[s]" (ebd.) propagiert.
Im Übrigen nimmt Kordon die krassen sozialen und gesellschaftlichen Gegensätze vor allem strukturell gegenwartsbezogen in den Blick, während historische, kolonialgeschichtliche Verknüpfungen mit Europa in diesem Zusammenhang ausgeblendet bleiben (vgl. Rösch 2004, S. 37). Didaktisch bieten Kordons Texte über fremde Welten gleichwohl vielfältige Potentiale, die über Kulturvermittlung und Empörung über ungerechte soziale Verhältnisse in fremden, fernen Welten hinausweisen, indem "Bezüge zum Leben in ihrer eigenen Gesellschaft" (Rösch 2007, S. 84) hergestellt werden. "Fremd-" und "Selbstverstehen" lassen sich dabei verzahnen, wodurch kulturelle Grenzen überschritten und die Lebensläufe aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.
Bibliografie
-
Abraham, Ulf und Christoph Launer: Einige Fächerverbindungen und ihre Möglichkeiten, mit literarischen Texten zu arbeiten. Deutsch und Geschichte. In: Weltwissen erlesen. Literarisches Lernen im fächerverbindenden Unterricht. Hrsg. von Ulf Abraham und Christoph Launer. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2002. S. 64-69.
-
Ächtler, Norman; Rox-Helmer, Monika; Kordon, Klaus: Demokratiegeschichte erzählen. Ein Interview mit Klaus Kordon anlässlich seines 70. Geburtstages im Büchner-Jahr. Der Deutschunterricht 65 (2013). H. 5. S. 75-79.
-
Aust, Hugo: Der historische Roman. Stuttgart [u.a.]: Metzler 1994.
-
Bachmann-Stein, Andrea: Emotionen in der Jugendliteratur. In: Linguistische Untersuchungen jugendliterarischer Texte im Rahmen einer relationalen Stilistik. Hrsg. v. Inge Pohl. Frankfurt, M. : Lang 2015. S. 191-221.
-
Ballis, Anja: Deutsche Geschichte als Bilderbuch. Anregungen zu Klaus Kordons "Die Lisa - eine deutsche Geschichte". Praxis Deutsch 36 (2009). H. 216. S. 14-15.
-
Bernd, Kristina: Sone und solche. Sein "Krokodil im Nacken" umfasst 800 Seiten und ist kein typisches Jugendbuch. In: JuLit (2003) H. 4. S. 26-28.
-
Berthold, Sabine: Begegnungen mit der anderen Seite. Lektüren der Wende in der Jugendliteratur der 1990er Jahre. In: Interjuli. Internationale Kinder- und Jugendliteraturforschung (2010) H. 1. S. 77-89.
-
Berthold, Sabine: Doppelbelichtung. Die 50er Jahre in Romanen der Weimarer Jugendgeneration und der 68er-Generation. Heidelberg: Winter 2008.
-
Berthold, Sabine: Entgrenzungen. Lektüren der Wende in der Jugendliteratur der 1990er Jahre. In: Grenzenlos. Mauerfall und Wende in (Kinder- und Jugend-)Literatur und Medien. Hrsg. v. Ute Dettmar. Heidelberg: Winter 2010. S. 191-205.
-
Bode, Margret: "Kordon, Klaus". In: Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur. Bd.4. Weinheim: Beltz & Gelberg 1982. S. 345–346.
-
Bode, Volkhard: Ein Moralist ohne Zeigefinger. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 162 (1995) H. 76. S. 123-124.
-
Buchholz, Elke Linda: "‚Geschichte ist dazu da, erzählt zu werden'". In: Literaturblatt für Baden und Württemberg (2003) H. 1. S.20 -21.
-
Budeus-Budde, Roswitha: Lesen ist mehr als Lernen. Anmerkungen und Trends in der Kinder- und Jugendliteratur. In: Der Deutschunterricht 55 (2003) H. 2. S. 89-94.
-
Bulut, Claudia: Geschichtsschreibung von unten. Der Schriftsteller Klaus Kordon. In: Bulletin Jugend + Literatur 26 (1995) H. 5. S. 8-9.
-
Dahrendorf, Malte: Das zeitgeschichtliche Jugendbuch zum Thema Faschismus/Nationalsozialismus. Überlegungen zum gesellschaftlichen Stellenwert, zur Eigenart zur Didaktik. In: Kinderliteratur, literarische Sozialisation und Schule. Weinheim: Juventa-Verlag 1997. S. 201-226.
-
Dahrendorf, Malte: Klaus Kordon. KLG online, http://www.munzinger.de/search/document?index=mol-16&id=16000000324&type=text/html&query.key=GxQVhsIU&template=/publikationen/klg/document.jsp&preview= (Abruf: 30.1.2017).
-
Dahrendorf, Malte: Klaus Kordon: Geschichte oder Zeitgeschichte? In: Beiträge Jugendliteratur Medien 57 (2005) H. 4. S. 279–284.
-
Doderer, Klaus: Buxtehuder Bulle für Klaus Kordon. Verleihung des "Buxtehuder Bullen 1994" für Der erste Frühling; Laudatio (entst. 1994). In: Aller dings. Versuch, 25 Jahre einzuwickeln. Werkstattbuch zum Programm Beltz & Gelberg. Hrsg. v. Hans-Joachim Gelberg. Weinheim: Beltz & Gelberg 1996, S. 43-48.
-
Doderer, Klaus: Sozialkritischer Interpret. Nun ist Klaus Kordon sechzig! In: Fundevogel. Kritisches Kinder-Medien-Magazin 2004 H. 150, S. 35-37.
-
Geppert, Hans Vilmar: Der Historische Roman. Geschichte umerzählt – von Walter Scott bis zur Gegenwart. Tübingen: Francke-Verlag 2009.
-
Ehrenheim-Schmidt, Delia: Erich Kästner-Stipendium für Klaus Kordon oder "Man muß das Kindsein noch ein bißchen in sich drin haben". In: Erich Kästner Jahrbuch 2004, S. 151-153.
-
Fokken, Silke: Literarische Spurensuche. Eine Stadterkundung mit Texten aus Jugendbüchern über die Revolution von 1848. In: Praxis Deutsch 25 (1998) H. 152, S. 8-9.
-
Leser treffen Autoren. Autorenporträts - Selbstcharakteristiken - Lesungen; Kirsten Boie, Klaus Kordon, Paul Maar, Mirjam Pressler, Renate Welsh stellen vor: Beate Dölling, Karen-Susan Fessel, Rachel van Koij, Anne Maar, Bettina Obrecht. Hrsg. von Kurt Franz und Paul Maar. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2006 (=Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 35).
-
Werkstattbuch Klaus Kordon. Hrsg. von Barbara Gelberg. Weinheim: Beltz & Gelberg 2003.
-
Gelberg, Hans-Joachim: "… damit Wirklichkeit entsteht". Gespräch. In: Nußknacker. Über Kinderbücher und Autoren. Werkstattbuch. Hrsg. von Hans-Joachim Gelberg. Weinheim: Beltz & Gelberg 1986, S. 100–106.
-
Gelberg, Hans-Joachim: Vom Leben erzählen - über Klaus Kordon. Laudatio zur Verleihung des Alex-Wedding-Preises im Juni 1998 in der Akademie der Künste in Berlin. In: JuLit. Informationen. Arbeitskreis für Jugendliteratur 24 (1998) H. 3, S. 49-53.
-
Graeff, Robert: Mein Freund der Baum. In: Grundschule 35 (2003) H. 7/8, S. 90.
-
Gruber, Friederike: Was leistet Literatur für die Diskussion ethischer Werte bei Jugendlichen? Beobachtungen aus einer Unterrichtsreihe zu Elfriede Jelineks Adoleszenzroman "Die Ausgesperrten". In: Deutschunterricht 53 (2000) H. 2, S. 84-93.
-
Grützmacher, Jutta: "‚Die Wartehalle'". In: Informationen Jugendliteratur und Medien – Jugendschriftenwarte 1984 H.1, S. 29–30.
-
Haas, Gerhard; Rösch, Heidi: Kinder in fremden Ländern. Fünfmal ein Blick über den Tellerrand: lesen, wie die andern leben. In: Praxis Deutsch 23 (1996) H. 138, S. 18-35.
-
Haberl, Barbara: One of us? Disabled protagonists as outsiders in German and Austrian fiction for children and young adults. In: Bookbird. A journal of international children's literature 39 (2001) H. 1, S. 23-26.
-
Hardtwig, Wolfgang: Alltagsgeschichte heute. Eine kritische Bilanz. In: Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Mikro-Historie. Eine Diskussion. Hrsg. von Winfried Schultze. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1994. S. 19-32.
-
Hauck, Stefan: "Chronist der kleinen Leute". In: Börsenblatt (27. 11. 2008).
-
Heufelder, Maximilian: Kordon, Klaus. Der Zeitzeuge. Der 13-jährige Maximilian Heufelder im Gespräch mit seinem Lieblingsautor, Klaus Kordon. In: Bulletin Jugend + Literatur 31(2000) H. 7, S. 6-8.
-
Jentgens, Stephanie: Vergangenheitsdeutung und Zukunftsvision. Jahrtausendwende - Anlass für einen Grenzakt der Rück- und Vorschau in der Kinderliteratur. In: JuLit. Informationen. Arbeitskreis für Jugendliteratur 26 (2000) H. 1. S. 38-50.
-
Jonas, Hartmut: Wir sind kein Volk - oder? Grenzüberschreitungen in "Lilly unter den Linden" von Anne C. Voorhoeve und in Jugendbüchern von Jana Hensel, Klaus Kordon und Katja Hildebrand. Unterrichtsvorschläge für die Klassen 8 und 9. In: Literatur zur Wende. Grundlagen und Unterrichtsmodelle für den Deutschunterricht der Sekundarstufen I und II. Hrsg. v. Petra Josting. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren 2008. S. 72-90.
-
Josting, Petra: "Die Zeit ist kaputt". Klaus Kordons Biographie über Erich Kästner. In: Bücher haben ihre Geschichte. Kinder- und Jugendliteratur, Literatur und Nationalsozialismus, Deutschdidaktik. Hrsg. v. Petra Josting. Hildesheim [u. a. ]: Olms 1996. S. 192-204.
Jürgens, Hans-Joachim: Klaus Kordon: Die Reise zur Wunderinsel. Eine fast wahre Geschichte (1983). In: Erzählende Kinder- und Jugendliteratur im Deutschunterricht. Textvorschläge - Didaktik - Methodik. Hrsg. von Kaspar H. Spinner und Jan Standke. Paderborn: Schöningh 2016. S. 206-209. -
Lange, Günter: "Was ist das: Dieses Zu-sich-selber-Kommen des Menschen?" Jugendliterarische Adoleszenzromane zur Jahrtausendwende. In: Kinder- und Jugendliteratur zur Jahrtausendwende. Autoren, Themen, Vermittlung. Hrsg. v. Kurt Franz. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2000. S. 68-95.
-
Launer, Christoph: "Ich schreibe, weil mich das Leben interessiert." Anmerkungen zu Leben und Literatur Klaus Kordons. In: Werkstattbuch Klaus Kordon. Hrsg. von Barbara Gelberg. Weinheim: Beltz & Gelberg 2003. S. 16-30.
-
Keiner, Sabine: Emanzipatorische Mädchenliteratur 1980 - 1990. Entpolarisierung der Geschlechterbeziehungen und die Suche nach weiblicher Identität. Frankfurt am Main [u. a. ]: Lang 1994.
-
Klimmer, Karl-Heinz: "An die Verhältnisse – Über den Schriftsteller Klaus Kordon". In: jugendbuchmagazin (1984) H.2. S. 68–75.
-
Klimmer, Karl-Heinz: Kordon, Klaus. Trilogie der Wendepunkte. Sieben Fragen an Klaus Kordon. In: Volkacher Bote (1994) H. 51. S. 4-5.
-
Kordon, Klaus u. a.: Die Generation @ braucht Vorbilder. Kinder- und Jugendbuch: Round-Table-Gespräch in Leipzig. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 169 (2002) H. 11. S. 8-13.
-
Kordon, Klaus: Klaus Kordon über Klaus Kordon. Wurzeln. In: Werkstattbuch Klaus Kordon. Hrsg. von Barbara Gelberg. Weinheim: Beltz & Gelberg 2003. S. 43-46.
-
Kordon, Klaus: Nicht schön, aber interessant. In: Berliner Kindheit im zwanzigsten Jahrhundert. Eine literarisch-fotografische Spurensuche. Hrsg. v. Caroline Roeder, illustriert v. Nelly Rau-Häring. Berlin: Roeder 2006, S. 26-32.
-
Kordon, Klaus: No Mama, no Papa, no Television. In: Mein erstes Manuskript. 60 Kinder- und Jugendbuchautoren erzählen von ihren ersten Schreiberfahrungen. Hrsg. v. Kurt Franz. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren 2001. S. 64-66.
-
Kordon, Klaus: Talent ist Interesse. Die Dankesrede des Sonderpreisträgers für das Autoren-Gesamtwerk 2016. Meisterbrief für einen Altmeister. In: JuLit 42 (2016) H. 4. S. 11-12.
-
Kordon, Klaus: Wurzeln. In: Kinder- und Jugendliteratur zur Jahrtausendwende. Autoren, Themen, Vermittlung. Hrsg. v. Kurt Franz. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2000. S. 152-158.
-
Künnemann, Horst: Klaus Kordon oder: Von der Bürde, Zeitgenosse zu sein. In: Bulletin Jugend + Literatur 26 (1995) H. 5. S. 10-11.
-
Kurpjuhn, Jutta: Außenseiter in der Kinderliteratur. Darstellungsvarianten und Wirkungsaspekte moderner Prosa für die junge Generation. Frankfurt am Main [u. a. ]: Lang 2000.
-
Leingang, Oxane: "Der schrecklichste aller vorstellbaren Schrecken. Die Russen!" Imagologische Darstellung der Rotarmisten in ausgewählten zeitgeschichtlichen Jugendromanen. In: Kjl & m 67 (2015) H. 2. S. 43-50.
-
Lesemann, Margit: Fast wie im richtigen Leben... In: Eselsohr. Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendmedien (2008) H. 9. S. 14.
-
Lüthi, Andrea: Klaus Kordons historischer Roman "Fünf Finger hat die Hand". Krieg der Reichen. https://www.nzz.ch/articleEIWKK-1.65711 (4.10.2006).
-
Mattenklott, Gundel: Stabilität im Umbruch. Kinder- und Jugendliteratur der neunziger Jahre. In: Deutschunterricht 52 (1999), Sonderheft. S. 1-18.
-
Mayrhofer, Wolfgang: Geschichte und Geschichten. Zwei Versuche des schülerzentrierten Literaturunterrichts. In: Fächerübergreifender Literaturunterricht. Hrsg. v. Günther Bärnthaler. Innsbruck [u. a. ]: Studien-Verl. 1999. S. 155-183.
-
Medick, Hans: Mikro-Historie. In: Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Mikro-Historie. Eine Diskussion. Hrsg. von Winfried Schultze. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 1994. S. 40-53.
-
Meyer-Gosau, Frauke: "Warum ist der Teufel nicht blond?". In: Literaturen (2004) H. 11. S.78f.
-
Michler, Caroline: Kriegskindheit, positiv gefärbt. Über die begrenzten Darstellungsmöglichkeiten zeitgeschichtlicher Kinder- und Jugendliteratur. In: Erinnerungen an Kriegskindheiten. Hrsg. v. Hans-Heino Ewers. Weinheim [u. a. ]: Juventa-Verl. 2006. S. 153-167.
-
Nachgefragt: Klaus Kordon. In: Bulletin Jugend + Literatur 28 (1997). H. 9. S. 13.
-
Neumann, Gerda: Wie Geschichte erzählt wird. Ein Beitrag zur Geschichtsschreibung im Jugendbuch. In: jugendbuchmagazin (1987) H. 3. S. 126–131. Dazu Kordons Antwort: Wie Legenden entstehen. In: jugendbuchmagazin (1987) H. 4. S. 193–194.
-
Osterroth, Reinhard: Bei Wilhelm brennt noch Licht! Klaus Kordon setzt seine Familiensaga des 19. Jahrhunderts fort: Die Reichsgründung 1870/71. http://www.zeit.de/2006/40/KJ-Kordon (28. September 2006)
-
Pantos, Regina: Autor mit Haltung und Eigensinn. Klaus Kordon erhält für sein schriftstellerisches Gesamtwerk den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises 2016. In: JuLit 42 (2016) H. 4. S. 8-10.
-
Payrhuber, Franz-Josef: "Ich bin ein Berliner" - Klaus Kordon zum Fünfundsechzigsten. In: Volkacher Bote (2008) H. 89. S. 41-44.
-
Payrhuber, Franz-Josef: Klaus Kordon macht die Vergangenheit für junge Leser erlebbar. Ein Gruß zum Siebzigsten. In: Volkacher Bote 99 (2013). S. 36-37.
-
Payrhuber, Franz-Josef: Klaus Kordon zum Sechzigsten. In: Volkacher Bote (2003) H. 79. S. 30-31.
-
Payrhuber, Franz-Josef: Klaus Kordon. In: Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon - Autoren, Illustratoren, Verlage, Begriffe. Hrsg. v. Alfred C. Baumgärtner und Kurt Franz. Meitingen: Corian-Verl. Losebl.-Ausg. 2001.
-
Rösch, Heidi: Emphatisch lesen lernen am Beispiel von Klaus Kordons Indienromanen und dem Spielfilm "Salaam Bombay" von Mira Nair. In: Dialoge zwischen den Kulturen. Hrsg. v. Irmgard Honnef-Becker. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren 2007. S. 76-98.
-
Rösch, Heidi: Literatur interkulturell lesen. Grundlegung einer interkulturellen Lesart mit Beispielen aus der Kinder- und Jugendliteratur, 7./8. Jahrgangsstufe. In: Deutschunterricht 57 (2004) H. 4. S. 36-41.
-
Schilcher, Anita: Geschlechtsrollen, Familie, Freundschaft und Liebe in der Kinderliteratur der 90er Jahre. Studien zum Verhältnis von Normativität und Normalität im Kinderbuch und zur Methodik der Werteerziehung. Frankfurt am Main: Lang 2001.
-
Schimmel, Peter: "Die Lisa", Arbeitsheft für Lehrer. Weinheim: Beltz & Gelberg 2002.
-
Seibold, Brigitte: Berichte aus zweiter Hand. Klaus Kordons Trilogie der Wende. In: Bulletin Jugend + Literatur 26 (1995) H. 5. S. 12-13.
-
Schwab, Sylvia: Im Spinnennetz der Obrigkeit. Klaus Kordons "Im Spinnennetz". http://www.deutschlandradiokultur.de/im-spinnennetz-der-obrigkeit.950.de.html?dram:article_id=139493 (17.12.2010)
-
Spinner, Kaspar H.: Jugendbücher zum Jahr 1945 im Unterricht. In: Praxis Deutsch (1998) Sonderheft. S. 49-54.
-
Stopka, Katja: Fiktionale Zeitgeschichten. Ein Plädoyer für eine historiographische Annäherung an die Literatur. In: Der historische Roman zwischen Kunst, Ideologie und Wissenschaft. Hrsg. v. Ina Ulrike Paul und Richard Faber. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013. S. 79-92.
-
Strobel, Heidi: Kordon, Klaus. Ich will Anstöße geben. Gespräch mit Klaus Kordon. In: Deutschunterricht 52 (1999) Sonderheft. S. 39-48.
-
Ullrich, Gudrun: Klaus Kordon (Hrsg.): "… wir haben halt einfach zugepackt!". In: Informationen Jugendliteratur und Medien – Jugendschriftenwarte (1984) H. 4. S. 90–91.
-
Vorst, Claudia: Hundert Jahre zu früh und ein bisschen zu schwarz. Fremde und Freunde in Klaus Kordons "Lütt Luftballon und der schwarze Teufel aus dem Moor" In: Das Fremde und das Andere. Interpretationen und didaktische Analysen zeitgenössischer Kinder- und Jugendbücher. Hrsg. v. Petra Büker. Weinheim [u. a. ]: Juventa-Verl. 2003. S. 71-85.
-
Weinkauf, Gina u. Bernd Dolle-Weinkauf: "Hätten sie gelebt, wäre es so weitergegangen: …": über Klaus Kordons zeitgeschichtlichen Jugendroman "Der erste Frühling", dessen Adaption als Comic und seine Rezeption in der Didaktik. In: Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert. Zur Erinnerung an den Literaturdidaktiker und Kinder- und Jugendliteraturforscher Malte Dahrendorf (1928 - 2008). Hrsg. von Ursula Kliewer. Frankfurt am Main: Lang 2009. S. 161–170.
-
Weiser, Bernd: "Die letzten 38 Jahre. Geschichtsaufarbeitung in der Kinder- und Jugendliteratur". In: Bulletin Jugend & Literatur (1983) H. 8. S. 14–16.
-
Wenke, Gabriela: "‚Die roten Matrosen'. Kordons Kinderroman über die Revolution 1918". In: Eselsohr (1985) H.1, S. 6.
-
Wenke, Gabriela: "Trotzdem nicht aufgeben. Klaus Kordon: Autor für Kinder und Jugendliche". In: Eselsohr (1983) H. 5, S. 12-13.
-
Wenzel, Rudolf: "'Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter'". (Begründung zur Verleihung des Roten Elefanten.) In: Kinder – Bücher – Medien (1985) H. 26. S. 25-26.
-
Zellerhoff, Rita: Komplexe sprachliche Strukturen in der Jugendliteratur, aufgezeigt an Beispielen preisgekrönter Werke der Jugendjury des Deutschen Jugendliteraturpreises. Frankfurt am Main: Lang 2016.
Informationen zum Autor (Aktuelles, Biografie, Bibliografie) bietet auch die offizielle Seite über Klaus Kordon: http://www.kordon.de/Klaus/klaus_de.htm (Abruf: 15.3.2017)
Informationen zu den meisten (lieferbaren) Texten Kordons wie u. a. Presse-/Leserstimmen, Inhaltsverzeichnis & Leseproben und Pressematerial liefern die entsprechenden Internetseiten von Kordons Verlag Beltz & Gelberg (beltz.de).