Explikat

Der Sachbegriff Medienkompetenz ist zusammengesetzt aus dem Plural des Terminus Media bzw. Medium und dem Terminus Kompetenz. 'Medium' stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt "die Mitte betreffend". (Duden 1999, S. 2546 f.) Ein Medium ist ein "vermittelndes Element […] [, d. h. ein] [Hilfs]mittel, das der Vermittlung von Information [und] Bildung dient (z. B. Buch, Tonband) [oder] das akustische Medium Schallplatte." (Duden 1999, S. 2548) Das Substantiv Kompetenz bezeichnet eine Fähigkeit oder Fertigkeit. Die Medienkompetenz ist demnach der bewusste Umgang mit Medien eines Menschen.

Erwerb der Medienkompetenz

Medienkompetenz hat sich in der aktuellen innovativen Mediengesellschaft zu einer unabdingbaren Schlüsselkompetenz entwickelt, die es frühzeitig zu erlernen gilt. Demnach ist "[d]ie Förderung von Medienkompetenz […] das Ziel aller Bemühungen […] [und] der Begriff 'Medienkompetenz' [ist] zu einem neuen Schlagwort geworden." (Pöttinger 1997, S. 12)

Anders als zu der Zeit, in der die Medien das gesellschaftliche Leben noch nicht so stark oder gar nicht beeinflusst haben, kommen Kinder heutzutage bereits im frühkindlichen Alter mit diversen Medien in Kontakt. Mit zunehmendem Alter nimmt auch der Medienkonsum zu. Die ersten Berührungen mit Medien erfahren Kinder in der Regel im Rahmen der eigenen Familie.

Ab diesem Zeitpunkt erweitern sich die Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder fortwährend und es kommen verschiedene Institutionen oder Instanzen der Beeinflussung hinzu, wie z. B. der Kindergarten, soziale Gruppen von Gleichaltrigen (sogenannte Peergroups), die Grundschule, die offenen Ganztagsschulen, außerschulische Vereine aus verschiedenen Bereichen usw. (Breiter/Welling/Stolpmann 2010, S. 21) Mit dieser Ausweitung geht "die Relevanz der Familien für die Medienaneignung […] mit zunehmendem Alter kontinuierlich zurück." (Breiter/Welling/Stolpmann 2010, S. 21) Die Berührungen bzw. der ansteigende Kontakt mit Medien fördern und intensivieren die individuelle Entwicklung der kindlichen Medienkompetenz: "Kinder und Jugendliche erwerben Medienkompetenz als Teil der kommunikativen Kompetenz im Prozess der Sozialisation, und zwar im Wechselspiel zwischen Selbstbildungsprozessen und eigenem medialem Handeln auf der einen Seite und förderlichen Anregungen und Anstößen auf der anderen Seite." (Gerlach 2003, S. 1)

Das heißt, die Medienkompetenz ist das Resultat eines kontinuierlichen und wechselseitigen Prozesses, welcher als Ziel das "Zusammenspiel von differenzierter Wahrnehmungs-tätigkeit, bedürfnisgerechter Nutzung und selbständigem Umgang mit Medien" (Pöttinger 1997, S. 13) verfolgt.

Welche Relevanz das große Medienangebot für einen Einzelnen hat und in welchem Ausmaß die Medien einen Menschen im Hinblick auf seine Emotionen, seine Denkweise und sein Handeln beeinflussen können, ergibt sich keineswegs von selbst. Aktuell beschäftigen sich verschiedene Wissenschaftsbereiche mit diesem Phänomen und machen es sich zur Aufgabe, sich einer Entschlüsselung anzunähern, darunter auch die Medienpädagogik, welche sich primär als Vermittlungswissenschaft versteht: Denn "[s]ie stellt nicht die Medien selbst, sondern vor allem die Mediennutzer in den [Vordergrund] […] und meint die Gesamtheit aller pädagogisch relevanten handlungsanleitenden Überlegungen mit Medienbezug." (Pöttinger 1997, S. 13)

Die handlungsorientierte Medienpädagogik, eine seit dem Ende der 70er Jahre existierende Strömung innerhalb der Medienpädagogik, hat für den außerschulischen Bereich und zum Teil auch für Schulen Konzepte entworfen. Ihr Ziel ist es, Kindern zu einem kompetenten und autonomen Umgang mit Medien zu verhelfen. (Pöttinger 1997, S. 13)

Im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Medienangebot nimmt auch die Bedeutung der Medienpädagogik zu. Sie gewann in den 90er Jahren in den Schulen an Einfluss und ist mittlerweile ein wichtiger, unverzichtbarer und integrierter Bestandteil des Lehrangebots. (Pöttinger 1997, S. 12f.) Es sollen "[a]lle Fächer und Lernbereiche […] an der Förderung von Medienkompetenz mitwirken, weil Kinder und Jugendliche auf ein Leben in der Mediengesellschaft vorzubereiten sind."(Pöttinger 1997, S. 13) Dabei dürfen allerdings die verschiedenen Altersstufen und die Mittel der Institution bzw. der Schule sowie die Kompetenz der Fachkräfte nicht außer Acht gelassen werden und müssen an die Erziehungserwartungen angeglichen werden. (Pöttinger 1997, S. 13)

Besonderheiten hinsichtlich der Kinder- und Jugendmedien

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Gesellschaft in eine Mediengesellschaft hat sich auch das Angebot im Bereich der Kinder- und Jugendmedien erweitert. Es steht nicht mehr nur das klassische Buch im Fokus der Betrachtung, sondern es haben sich über Jahrzehnte hinweg unaufhörlich neue Medien herauskristallisiert, insbesondere auch im Rahmen der Kinder- und Jugendmedien.

Das Fernsehen ist für Kinder zum favorisierten Medium avanciert und "[…] ist seit nunmehr 40 Jahren [ein] währendes Leitmedium der objektiven Kinderkultur." (Kübler 2002, S. 126) "Repräsentativen Daten zufolge verfügte fast jeder bundesdeutsche Haushalt im Jahre 2006 über die 'klassischen' elektronischen Medien Radio- und Fernsehgerät […]." (Schill 2008, S. 99)

An zweiter Stelle der Medienrangliste hinsichtlich der täglichen Nutzung steht bei Kindern und Jugendlichen das Radio und an dritter Stelle stehen schließlich die Hörspielkassetten und die CDs. (Schill 2008, S. 115)  "Seit den 70er Jahren ist der leicht zu bedienende Kassettenrecorder in fast allen Haushalten zu finden." (Bökelmann 2002, S. 30) Dank der einfachen Bedienung "können selbst jüngere Kinder ohne fremde Hilfe Hörspiele rezipieren." (Bökelmann 2002, S. 30)

Auditive Medien verlangen von ihren Rezipienten aufgrund ihrer akustischen Basis eine intensive Konzentrationsfähigkeit, d. h. ein Kind muss die Kompetenz für ein bewusstes und vor allem für ein aktives Zuhören entwickeln, um die Thematik und den Sachverhalt kognitiv verstehen zu können. Sowohl im Rahmen des Schulunterrichtes als auch in außerschulischen Bereichen bieten auditive Medien den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, einen Sinn für fiktionale Handlungen auszubilden und darüber hinaus findet die Förderung der Hör-Erziehung, der Konzentrationsfähigkeit und der eigenen Fantasiebildung statt (Bökelmann 2002, S. 32).

Pädagogen sind der Ansicht, dass "die rein auditive Wahrnehmung für Kinder eine abstraktere Rezeptionsleistung darstellt als die audiovisuelle. Durch die größere Abstraktionsleistung ist die auditive Rezeption nicht nur individueller, sondern auch schwieriger und muss vom Kind rechtzeitig geübt werden, damit es eine vom Bild unbeeinflußte Phantasietätigkeit entwickeln kann." (Böckelmann 2002, S. 34)

Demnach beinhaltet die auditive Rezeption eine Bandbreite von Förderungseffekten im Bereich der kognitiven Ebene und hinsichtlich der Vermittlung von Medienkompetenzen, zumal "Hörspiele einen wertvollen Gegenpol zur Tendenz der Sinnesüberflutung […] und zur heute allgegenwärtigen optischen Reizüberflutung" (Bökelmann 2002, S. 36) bieten.


Bibliografie

  • Breiter, Andreas, Stefan Welling und Björn Eric Stolpmann: Medienkompetenz in der Schule. Integration von Medien in den weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Band 64. Hrsg. von der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Düsseldorf: VISTAS, 2010.
  • Bubholz, Georg: Kursthemen Erziehungswissenschaft. Lernen und Entwicklung. Berlin: Cornelsen, 2000.
  • Bökelmann, Angelika: Hörspiele für Kinder. Kinderliteratur als Vorlage für Hörspiele - Otfried Preußler als Autor - Bewertungskriterien. Oberhausen: Athena, 2002.
  • DUDEN. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. Band 6: Lein – Peko. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. 3. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag, 1999.
  • DUDEN. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. Band 8: Schl – Tace. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. 3. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim u. a.: Dudenverlag, 1999.
  • Heidtmann, Horst: Kindermedien. Stuttgart: Metzler, 1992.
  • Kübler, Hans-Dieter: Medien für Kinder. Von der Literatur zum Internet-Portal. Ein Überblick. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2002.
  • Lermen, Birgit H.: Das traditionelle und neue Hörspiel im Deutschunterricht. Strukturen, Beispiele und didaktisch-methodische Aspekte. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 1975.
  • Pöttinger, Ida: Lernziel Medienkompetenz. Theoretische Grundlagen und praktische Evaluation anhand eines Hörspielprojekts. München: kopaed, 1997.
  • Schill, Wolfgang: Integrative Medienerziehung in der Grundschule. Konzept am Beispiel medienpädagogischen Handelns mit auditiven Medien. Magdeburg: kopaed, 2008.

Internet

  • Gerlach, Franz: Frühförderung durch und mit Medien – Zur Entwicklung von Medienkompetenz in Tageseinrichtungen für Kinder. Impulsreferat beim Fachtag Bildung am 24.06.2003 in Offenburg. http://www.offenburg.de (30.04.2012).