Explikat 

Nach Aristoteles kann die kathartische – also die reinigende, befreiende – Wirkung der Tragödie (vgl. Aristoteles 2014, S. 19) nur erreicht werden, wenn der vorgeführte und tragisch zu Fall kommende Held kein unfehlbarer ist, sondern die tragische Entwicklung bereits in diesem angelegt ist: 

Man darf nicht zeigen, wie makellose Männer einen Umschlag vom Glück ins Unglück erleben; dies ist nämlich weder schauererregend noch jammervoll, sondern abscheulich. (ebd. S. 39) 

Es ist somit ein Fehler im Charakter oder im Verhalten des Helden, der den zitierten tragischen Umschlag herbeiführt bzw. zu diesem beiträgt. Zu diesen tragischen Verfehlungen des Helden gehört bspw. der Affekt, die Verblendung oder auch die Selbstüberschätzung. 

Den tragischen Held und tief fallenden Eddard Stark aus George R. R. Martins A Song of Ice and Fire zeichnet als eben solche Verfehlung eine moralische Verblendung aus, die dazu führt, dass er seine Gegenspieler und Gegenspielerinnen falsch einschätzt und nicht in der Lage ist, moralische Kompromisse und strategische Verbindungen einzugehen – eine durchaus aufrichtige, aber im Spiel der Throne zugleich zum Untergang verurteilte Einstellung. 


Bibliografie

  • Aristoteles: Die Poetik. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart: Reclam, 2014.