Explikat

Gesellschaftlicher Kontext

Nach Angaben des statistischen Bundesamts haben 2017 fast acht Millionen Menschen in Deutschland eine körperliche, geistige oder sonstige Schwerbehinderung (vgl. Statistisches Bundesamt Bevölkerung 2018).

Seit der Salamanca Erklärung (vgl. UNESCO 1994), der Ergänzung des Artikel 3 im Grundgesetz der BRD (1994) ("Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden" [Grundgesetz, Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz]), dem "Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen" (2002) sowie dem In-Kraft-Treten der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008 hat sich für diese 9,4 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung viel verändert. Getragen von der Idee der Inklusion, der "größte(n) Reform in der Geschichte der Pädagogik" (Wocken 2016), basiert die heutige Gesetzgebung auf positiver Vielfalts- sowie Menschenrechts- bzw. Bürgerrechtsorientierung (vgl. Biewer 2010, S. 193). Demnach wird Behinderung nicht mehr als Persönlichkeits- oder Merkmal eines "Defekts" verstanden. Stattdessen geht man davon aus, dass Menschen neben individuell-medizinischen Aspekten vor allem auch durch ihr Umfeld und die Gesellschaft zu Menschen mit Behinderung werden, wenn sie in ihren körperlichen und geistigen Fertigkeiten positiv oder negativ von der Normalität abweichen (vgl. Bartmann 2002, S. 17). So stoßen Menschen mit Behinderung täglich auf Barrieren, die durch eine Orientierung an der Norm von Menschen ohne Behinderung definiert ist, z.B. wenn der Rollstuhlfahrer an zu hohen Bordsteinkanten scheitert. Verbunden mit diesem Perspektivwechsel, nach dem Behinderung als gesellschaftliche Übereinkunft verstanden wird, ist der Aufbau eines inklusiven Bildungssystems, das für alle unabhängig von besonderen Lernbedürfnissen, ihrem Geschlecht sowie ihren sozialen und ökonomischen Voraussetzungen offensteht (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission 2009, S. 7). Phasen der Extinktion ("Auslöschung") (vgl. Wocken 2010, 1), in denen Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen, wie in Zeiten des Nationalsozialismus, systematisch getötet wurden, gelten damit als überwunden. Auch die seit den 60er Jahren umgesetzte Segregation von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Förderschulen ist sowohl international als auch national rückläufig. Während in skandinavischen Ländern inzwischen alle Schülerinnen und Schüler mit Behinderung inklusiv beschult werden (vgl. European Agency for Special Needs and Inclusive Education), sank die Exklusionsquote in Deutschland seit dem Schuljahr 2008/2009 von 4,92 Prozent auf 4,3 Prozent im Jahr 2018 (vgl. Klemm 2018, S. 4).

Unterschiedliche wissenschaftliche Studien zeigen zudem, dass – anders als in den 80er Jahren (u.a. Cloerkes 1985) – Ablehnung und Unsicherheiten gegenüber Menschen mit Behinderung deutlich abgenommen haben. In einer der größten nationalen Studien zum Thema Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung lassen sich diese nur bei zwei Prozent der Befragten rekonstruieren (vgl. FES 2016, S. 2). Auch Schwab konnte in ihrer aktuellen Studie mit 1115 Schülerinnen und Schüler der vierten und siebten Jahrgangsstufen zeigen, dass Kindern und Jugendlichen mit Behinderung neutral bis positiv begegnet wird (vgl. Schwab 2015, S. 177). Dass auch heutige Eltern, Familienmitglieder und Freunde trotz nicht zu vernachlässigender Herausforderungen ihren behinderten Kindern und Verwandten ebenfalls positiv gegenüberstehen, zeigen u.a. Studien zu Menschen mit Trisomie 21 (vgl. Kinder- und Jugendärzte im Netz).

Wenngleich im Umgang mit Menschen mit Behinderung in den letzten 30 Jahren weitgreifende Veränderungen umgesetzt wurden, sind noch einige Schritte auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft zu gehen. So gibt es entgegen der vielfaltsorientierten Gesetzgebung nach wie vor Stigmata gegenüber Menschen mit Behinderung (u.a. Akrami, Ekehammar, Claesson & Sonnander, 2006; Woll 2017) und Vorurteile gegen die Umsetzung von Inklusion, welche sich nicht zuletzt auch in der schleppenden Umsetzung europäischer Gesetzgebung zeigen. So besteht trotz der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention bis heute nicht in allen Bundesländern ein Rechtsanspruch auf einen Schulplatz an einer allgemeinbildenden Schule.

Forschungsgeschichte

Einhergehend mit der zunehmenden Thematisierung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in der Literatur ab den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sind insbesondere in der Zeit um das "Jahr der Behinderten" (1981) eine Reihe von literaturwissenschaftlichen Publikationen erschienen (u.a. Brandt 1978; Elbrechtz 1979; Kagelmann 1984; Sahr 1983; Schmidt-Dumont 1981; Zimmermann 1982). Während sich die Veröffentlichungen von Zimmermann (1982), Kagelmann (1084) sowie Amman, Backofen & Klattenhoff (1987) auf die Frage konzentrierten, wie Kinder mit Behinderungen in Kinder- und Jugendbüchern abgebildet werden, fragten Schindler (1995), Nickel (1999) und Reese (2007) in ihren jüngeren Arbeiten nach den gesellschaftlichen Einstellungsstrukturen bzw. deren Veränderungen zu Menschen mit Behinderungen und deren Widerspiegelung in der Kinder- und Jugendliteratur.

Neben jüngsten Fachartikeln u.a. von Glasenapp, Schäfer/Ullmann/Blümer und Schäfer, die einen allgemeinen Überblick über die Darstellung von Behinderung in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur in der Zeitschrift für Kinder-/Jugendliteratur und Medien in Forschung, Schule und Bibliothek (2014)  geben sowie den Beiträgen im Online-Journal für Internationale Kinder- und Jugendliteraturforschung (2017) fehlen jedoch umfangreichere Analysen zu Werken aus der Kinder- und Jugendliteratur an der Schnittstelle von Disability Studies und Literaturwissenschaft, wie sie 2016 u.a. von Crawford für den englischsprachigen Raum vorgelegt wurde.

Bedeutung in der Literatur

Wahnsinn, Blindheit, Verkrüppelung und Stummheit – nach heutigem Verständnis wird damit sowohl das Diskursfeld 'Behinderung' als auch 'psychische Krankheiten' eröffnet – werden nicht nur bereits in den griechischen Sagen und in der griechischen Mythologie als Strafe der Götter für eigenes Fehlverhaltens beschrieben (Zimmermann 1982), sondern auch in biblischen Erzählungen. So erzürnt der blinde Seher Teiresias die Göttin Hera, als er sich bei einer Wette auf die Seite von Zeus stellt und Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, verliert, nachdem er an der Prophezeiung Gottes zweifelt, die Sprache. 

Neben der göttlichen Bestrafung werden aber auch die Einwirkung von Dämonen oder der Kindertausch durch den Satan (Wechselbalg) als Ursachen beschrieben.

Wenngleich schon sehr lange Überlieferungen und Erzählungen zu Menschen mit Behinderungen existieren, fehlte noch im Mittelalter ein öffentliches Bewusstsein für jene Gruppe der dauerhaft Beeinträchtigten, die nicht an einer der damals verbreiteten Seuchen wie Pest oder Tuberkulose litten. So gab es für Menschen, die z.B. in Folge von Infektionskrankheiten wie Typhus, Tuberkulose oder Rachitis an einer Verkrümmung der Wirbelsäule litten, weder in den Volkssprachen noch auf Latein einen mittelalterlichen Begriff, der unserem heutigen Verständnis von Menschen mit Behinderung entsprechen würde (vgl. Nolte in Frey 2014). Es verwundert daher nicht, dass auch bildliche Zeugnisse von Menschen mit Behinderungen aus der Vormoderne fehlen. Bettelordnungen und weitere Quelltexte belegen jedoch von Abweisung über Verspottung bis zu solidarischer Unterstützung von Menschen mit Behinderungen unterschiedlichste Umgangsformen (vgl. ebd.).

Beeinflusst durch den Umgang mit Pestilenzen und Epidemien in den folgenden Jahrhunderten entsteht nach und nach ein verstärktes Bewusstsein für Behinderung und Krankheit in der Gesellschaft, welches sich auch literarisch widerspiegelt. Immer wieder tauchen nun Menschen mit Behinderung, überwiegend Blinde und Lahme, als Nebenfiguren auf (Neumann 2004, S. 41). Sie bleiben jedoch auch im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, als Irrationalität und Aberglaube zunehmend an Bedeutung verlieren und Krankheit und Behinderung immer öfter medizinisch begründet werden, von wenigen Ausnahmen abgesehen (u.a. Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand von Johann W. v. Goethe [1773]) als Außenseiterinnen und Außenseiter stigmatisiert (vgl. Neumann 2004, S. 44).

Mit dem Ende der Klassik setzt sich im 19. und 20. Jahrhundert jedoch einerseits eine dichtere Beschreibung der Figuren durch und andererseits "wird die Figur des Behinderten zu einer Chiffre für persönliche Gefühle des Dichters, der in der Behinderung ein symbolisches Gewand für eine Aussage gefunden hat" (Radtke 1982, S. 75). Dadurch wird die Darstellung der behinderten Figuren vielschichtiger und reflektierter. Es entstehen sowohl eine Vielzahl unterschiedlicher Umgangsformen mit den Betroffenen als auch verschiedene literarische Umsetzungen von Behinderung. Dabei werden verstärkt auch einfühlsame Darstellungen von Menschen mit Behinderung, wie die Figur des Quasimodo, dem Glöckner aus Victor Hugos Notre-Dame de Paris (1831) gewählt oder intensive Beziehungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung thematisiert. So heiratet Jane Eyre im gleichnamigen Roman (1847) von Charlotte Brontë am Ende ihren Geliebten Edward, obwohl dieser durch ein Feuer entstellt und erblindet ist.

Zudem melden sich die Betroffenen im Kontext von Selbsthilfebüchern für Menschen mit Körperbehinderungen, (z.B. Buckeliana oder ein Hand-, Trost- und Hülfsbuch für Verwachsene beiderlei Geschlechts [1826]) oder autobiografischen Werken nun auch selbst zu Wort. Einer von ihnen ist Ludwig von Baczko, welcher in seiner Jugend erlahmte und im Alter von einundzwanzig Jahren in Folge einer Pockenerkrankung erblindete. Mit seinem Buch Geschichte meines Lebens (1824), welches jedoch erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, gibt er einen schonungslosen Einblick in alltägliche Ausgrenzung und persönliches Leid in Folge seiner körperlichen Beeinträchtigungen. Berichtet von Baczko zu Beginn des 19. Jahrhunderts jedoch noch von Verachtung, Bosheit und Tücke (vgl. Baczko 1824, S. 2), schenkt die Umgebung der Blindheit der Autorin Mary L. Day Arms auf ihrer Reise durch Amerika nur noch wenig Beachtung (The World as I have found it, 1878). Die scheinbar wachsende gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Menschen mit Behinderung führt Ende des 19. Jahrhunderts dazu, dass "der Behinderte als Bestandteil vorhandener Realität seinen Platz in der Literatur" findet (Neumann 2004, S. 45).

Besonders vielseitig zeigt sich dabei die Darstellung von Menschen mit Behinderung in der Gattung des Märchens, welche im 19. Jahrhundert einen großen Aufschwung durch die Veröffentlichung der Sammlung der Brüder Grimm (1812-1858) erfährt. Dort werden Menschen mit Behinderungen sowohl als bucklige oder blinde Bösewichte, aber auch als Personen mit besonderer moralischer Kraft dargestellt (vgl. Lüthi 2004, S. 65). Nicht selten prägen sie mit ihrem heldenhaften Verhalten den Verlauf der Erzählung (u.a. Der kleine Däumling von Ludwig Bechstein [1845]).

Wenngleich sich die Menschen mit Behinderungen im 20. Jahrhundert zunehmend auch als Hauptfiguren in der Literatur durchsetzen (u.a. Schall und Wahn [1929] von William Faulkner; Die Blechtrommel von Günter Grass [1959]; Mein Name sei Gantenbein [1964] von Max Frisch), sind behinderte Figuren noch lange Zeit in der Literatur unterrepräsentiert. Dies gilt auch für das Thema 'Behinderung' in der Kinder- und Jugendliteratur, das in der Zeit von 1982-2000 nur bei unter 1 Prozent der Veröffentlichungen eine Rolle spielt (vgl. Reese 2007, S. 261).

Bedeutung in der Kinder- und Jugendliteratur

Während Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts kaum repräsentiert sind (vgl. Klattenhoff 1987), werden ihnen ab den späten 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts zunehmend wichtige Rollen zugewiesen. In einer vermehrt emanzipierten und gesellschaftskritischen Kinder- und Jugendliteratur geht es darum, Heranwachsende für gesellschaftliche Probleme, u.a. auch den Umgang mit Behinderung, zu sensibilisieren. Hierzu beigetragen haben z.B. Peter Härtlings mehrfach aufgelegte Erzählung um den kranken und geistig-behinderten Jungen Hirbel (Das war der Hirbel [1973]) und den körper-behinderten Jürgen in Ernst Klees Der Zappler (1974) sowie Max von der Grüns Vorstadtkrokodile (1976) und Angelika Kutschs Eine Brücke für Joachim (1980). Heute wird die Selbsteinschätzung der Menschen mit Behinderung ebenso behandelt wie die Einstellungen von Kindern und Erwachsenen ohne Behinderung. Adressiert sind dabei nicht nur die gesunden Leserinnen und Leser, sondern auch die Betroffenen selbst. So ist der neueste Bunte Bande-Band Das gestohlene Fahrrad eines der ersten barrierefreien Kinderbücher in Deutschland. Neben dem alltagssprachlichen Text werden den Leserinnen und Leser die Texte auch in Leichter Sprache und Brailleschrift angeboten.

Seit den 2010er Jahren wächst jedoch nicht nur die Zahl der Veröffentlichungen zum Thema 'Behinderung', sondern auch die Bandbreite der dargestellten Beeinträchtigungen oder speziellen Begabungen. So werden in den mitunter aus autobiografischer Perspektive von Familienmitgliedern, Freunden oder den Betroffenen selbst erzählten Geschichten heute nicht nur Krankheitsbilder wie Autismus (Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone von Marc Haddon [2005]) und ADHS (Rico, Oskar und die Tieferschatten von Andreas Steinhöfel [2008]), sondern auch Phänomene wie Hochbegabung (u.a. Tagebuch eines Möchtegernversagers von Luc Blanvillain [2017]) oder komplexere Erkrankungen wie z.B. das Down-Syndrom (Planet Willi von Birte Müller [2012]) thematisiert. Nach wie vor findet sich ebenfalls eine Vielzahl an Büchern zu körperlichen Beeinträchtigungen wie u.a. Meine Füße sind der Rollstuhl (2003) von Verena Ballhaus und Franz-Joseph Huainigg oder Susi lacht (2000) von Jeanne Willis und Tony Ross. Bücher, die sich zum Beispiel mit sensorischen Einschränkungen wie Taubheit und Blindheit beschäftigen sind Ina hört anders (2007) von Sybille Gurtner May Das schwarze Buch der Farben von Menena Cottin (2008) sowie Schwarze Augen von Gilles Tibo (2005). Trotz der wachsenden thematischen Bandbreite der Veröffentlichungen, die mitunter unter dezidiert pädagogisch-didaktischer Perspektive verfasst sind, sind Erzählungen um Menschen mit schweren Behinderungen bis heute weiterhin selten. Zu den wenigen Ausnahmen zählt das Erstlesebuch Sebi will spielen von Kornelia Laurin (2013), welches die Alltagserfahrungen einer Mutter im Umgang mit ihrem schwer geistig beeinträchtigten Sohn thematisiert und noch im selben Jahr den Kärtner Kinderbuchpreis erhielt.

Im Gegensatz zum Analyseergebnis von Zimmermann (1982) ist die Literatur mit behinderten Hauptfiguren heute jedoch nicht nur umfangreicher und vielseitiger in der Darstellung verschiedener Behinderungsarten, sondern zeigt auch ganz unterschiedliche Ausprägungen dieser. Neben dem halbseitig gelähmten Protagonisten in Crazy von Benjamin Lebert (1999) agieren Jugendliche mit einem von einem Hundebiss entstelltem Gesicht wie Marek im Jugendbuch Nenn mich einfach Superheld (2013) von Alina Bronsky oder siamesische Zwillinge wie in Eins von Sarah Crossan als zentrale Figuren (2016).

Dass Geschichten um Menschen mit Behinderungen wie u.a. in den Büchern Simple (Murail 2007), Rico, Oskar und die Tieferschatten oder Eins inzwischen nicht nur zur festen Schullektüre gehören, sondern auch über nationale Preise hinaus Welterfolge feiern können, zeigt das Buch Wunder von Raquel J. Palacio (2012). In diesem besitzt der Held der Geschichte August Pullman, kurz Auggie, ein "Gesicht wie ein Schlachtfeld", findet sich aber dennoch "ultracool". Neben der amerikanischen Verfilmung (2017) existieren inzwischen unter dem Titel I am Auggie Pullman zahlreiche Kurzfilme, in denen Kinder und Jugendliche aus aller Welt mit und ohne körperliche Behinderung ihre Solidarität zu dem Romanhelden äußern. Inzwischen sind Kinder und Jugendliche mit Behinderung mehr und mehr auch zentrale Figuren in Bilderbüchern und Graphic Novels, in denen die körperliche Versehrtheit für die Leserinnen und Leser in konkreten Bildern sichtbar werden (sollen). Hier dürfen sie ihrer kindlichen Neugier freien Lauf lassen, die Figuren auch anstarren und Fragen stellen, ohne sanktioniert zu werden (vgl. Schroeter 2011, S. 15). Als echte Herausforderung bezeichnet es jedoch Tom Tiraboscos, Autor der autobiografischen Graphic Novel Wunderland, "die Wahrheit zu zeichnen, ohne Persönlichkeiten zu verletzen" (Riederer 2017). Unterstützung kann dabei die Illustration durch Menschen mit Handicap selbst bilden, wie zum Beispiel im Bilderbuch Mulgheta. Ein Tag im Leben eines blinden Fußballspielers (2017) von Patricia Thomas, in dem die zeichnerische Umsetzung von einer Gruppe von Menschen mit Sehbehinderung übernommen wurde.

Jene Zusammenarbeit zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, die ebenfalls den Austausch mit betroffenen Eltern oder Pädagoginnen und Pädagogen einschließt, wird in jüngster Zeit auch in eigenen Verlagen mit entsprechendem Profil(-schwerpunkten) (z. B. Verlag: Les Doigts Qui Revent, z. dt. Träumende Finger, Verein anderes sehen e.V.) institutionalisiert. So gibt es inzwischen eine Reihe kommerziell vertriebener Tastbücher für die Förderung blinder Kinder, mit denen die Betroffenen nicht nur haptisch, sondern auch über den Geruch und das Hören eine Geschichte vermittelt bekommen. So entstehen in den Büchern, teilweise in gemeinsamer Arbeit, kleine Landschaften aus Kunstrasen und -blumen mit Spielzeugtieren und Figuren aus dem 3D-Drucker, die Kleider aus Stoff tragen.

Darüber hinaus gibt es Dank des Documentation Center of Books for Disabled Young People in Oslo (1985 gegründet) ein umfangreiches internationales Archiv zur Forschung, Produktion und Vermittlung von speziell für Kinder und Jugendliche mit Behinderung konzipierten Büchern. Der vom Dokumentationszentrum alle zwei Jahre veröffentlichte Katalog Outstanding Books for Young People with Disabilities, der zusammen mit einer internationalen Wanderausstellung erscheint, umfasst inzwischen rund 4000 Titel in über 40 Sprachen ([IBBY Collection of Books for Young People with Disabilities]).

Mit Blick auf die literarästhetische Umsetzung von Menschen mit Behinderung zeigt sich, dass Fiktion und "außerliterarische Realität" (Glasenapp 2014: 4), welche den aktuellen Diskurs um den Umgang mit Behinderung einschließt, heute deutlich näher beieinanderliegen als die Ergebnisse der behindertenpädagogischen Analyse der Kinder- und Jugendbücher aus den Jahren 1950-1978 von Rosmarie Zimmermann (1982) offenbaren. Damals dominierten Darstellungen von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen oder Sehschäden (vgl. Zimmermann 1982; Klattenhoff 1987), da diese die geringsten Identifikationsbarrieren boten (vgl. Schmidt-Dumont 1981, S. 106). Typische "Strickmuster", also stereotype Ausrichtungen bestimmter Darstellungsformen behinderten Figuren sind nach Backhofen 'der Musterkrüppel', 'der Tyrann' oder 'der Held' (vgl. Backofen 1987). Zudem zählen nach Backofen die 'Flucht in die Fantasie' oder an einen 'anderen realen Ort' (Plötzlich verschwunden und Der Flug in die Wolken), die 'wundersame Heilung' und 'Behinderung als Strafe' zu den typischen Mitteln bei der Bewältigung von Behinderungserfahrungen. Reese kann in ihrer Analyse zur deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur der Jahre 1997-2000 allerdings feststellen, dass sich diese einseitige Thematisierung von Heranwachsenden mit Körper- und Sehbehinderung über die Jahre aufhebt (2007, S. 179f) und sich Darstellungen von behinderten Protagonistinnen und Protagonisten als 'Musterkrüppel' oder 'Tyrann' heute ebenso selten finden lassen wie das Narrativ der 'Behinderung als Strafe' und 'der geduldigen Behinderten', die am Ende der Erzählung wie Clara aus Heidis Lehr- und Wanderjahren (Spyri 1880) vollkommene Heilung erfahren.

Bis heute hat das "Strickmuster" der Heldentat, in der eine außergewöhnliche Leistung oder eine besondere Fähigkeit (Intelligenz, besonderes Einfühlungsvermögen, etc.) zur Integration in die Gesellschaft bzw. auch teilweise zur Umkehrung der sozialen Hierarchie führt (vgl. Backofen 1987, S. 22) kaum an Bedeutung verloren. Ebenso vielfach anzutreffen sind die narrativen Muster des 'Weglaufens' und 'die reale bzw. fantasiebedingte Flucht' aus einer ausweglosen Situation, welche jedoch – anders als in früheren Werken – zur positiven Wendung der Handlung führt (vgl. Reese 2010, S. 5).

Anders verhält es sich mit der von Reese (2007) zurecht kritisierten unzureichenden Darstellung von Veränderungen im Leben von Menschen (mit Behinderung). Nur selten finden sich auch heute Erzählungen, in denen die Prozesshaftigkeit von Behinderung thematisiert wird. Dann zum Beispiel, wenn Menschen durch eine Krankheit oder einen Unfall plötzlich körperlich oder geistig beeinträchtigt sind oder durch medizinische Eingriffe und pädagogische Behandlungen wieder geheilt werden (vgl. Bleidick 2019).

Dem Begriff der Behinderung als ein von "der Umwelt mitbestimmtes, durch deren Normen geprägtes und durch sie bewertetes Phänomen" (Fornefeld 2009, S. 60) inhärent sind die wechselnden Darstellungen von Menschen mit Behinderung in der Kinder- und Jugendliteratur. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Umgangs mit Menschen mit Behinderung gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Erzählungen, die sich diesem Thema auf eine dezidiert pädagogisch-didaktische Weise genähert und das literarische Medium damit vor allem in seiner Funktion als Sozialisationsträger bedient haben. Zumeist erfahren die Leserinnen und Leser bereits im Klappentext von der Behinderung der Hauptfigur. Wurde dieser nicht gelesen, führt eine personale oder auktoriale Erzählinstanz oder zunehmend auch der oder die Betroffene selbst in die Thematik der Behinderung ein.

Bei der Auswahl entsprechender Erzählungen für den Schulunterricht gilt es jedoch zu beachten, dass (1.) die Situation des Menschen mit Behinderung realistisch dargestellt wird, (2.) Auswirkungen auf die gesamte Umwelt deutlich werden, (3.) sowohl Schwächen als auch Stärken des Menschen mit Behinderung beschrieben werden ohne diese künstlich zu erhöhen, (4.) auf bemitleidenswerte Darstellungen verzichtet wird und (5.) eine Reduzierung des Menschen auf seine Behinderung unterbleibt (vgl. Kagelmann/ Zimmermann 1982, S. 213). Ziel ist, dass die Leserinnen und Leser den Menschen mit Behinderung in Situationen begegnen, die sie nachvollziehen können und in denen sie sich selbst wiederfinden (vgl. Thimm 1987, S. 11f.). Damit vorurteilsbegünstigende Einstellungen vermieden werden, muss das Bedürfnis der Gesellschaft, die soziale Umwelt durch vorschnelle Kategorisierung zu strukturieren, durchdrungen werden. Folglich verwies Thimm in seinem Kriterienkatalog auch auf eine vielfältige Darstellung von körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen (ebd. 1987, S. 9f).

Mit der wachsenden Nähe zur außerliterarischen Realität stehen statt dem Innenleben der Figuren verstärkt Interaktionen im sozialen Gefüge zwischen Menschen mit und ohne Behinderung im Vordergrund heutiger Kinder- und Jugendbücher. Dabei bleibt die Unbehaglichkeit der Menschen ohne Behinderung, welche häufig von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben und niemals verurteilt wird, ein zentrales Narrativ der Erzählungen. Durch die Thematisierung von Unsicherheit im Umgang mit Menschen mit Behinderung werden die Leserinnen und Leser angeregt, die geschilderten Verhaltensweisen eigenständig nachzuvollziehen und selbstständig Urteile zu bilden. Während die Leserinnen und Leser von den Zweifeln der nicht-behinderten Nebenfiguren im Bilderbuch nach wie vor von einer heterodiegetischen Erzählinstanz erfahren und die emotionale Reaktion des Betroffenen auf Ausgrenzung meist im Verborgenen bleibt, werden die Geschehnisse in Büchern für ein jugendliches Publikum häufiger aus der Ich-Perspektive der Betroffenen heraus wiedergegeben (u.a. in Crossans Eins) und führen damit zu einer starken Emotionalisierung.

Unabhängig von den verwendeten Erzählstrategien steht am Ende überwiegend die Überwindung bzw. Verringerung der Distanz zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Die Integration und Akzeptanz der behinderten Hauptfigur gelingt nahezu ausnahmslos, wodurch den Erzählungen "ungleich anders als in der außerliterarischen Realität – mehrheitlich ein utopischer, mitunter sogar ein märchenhafter Charakter eingeschrieben [ist], der in erheblicherweise zum Erfolg der Erzählungen beiträgt" (vgl. Glasenapp 2014, S. 14).

Da eine ablehnende Haltung gegenüber Menschen mit Behinderung häufig durch einen Mangel an Kontakt bedingt ist (Ellinger/Koch 2006), bieten Kinder- und Jugendbücher nicht nur durch ihre Geschichten, sondern auch durch die begleitenden und anschließenden Gespräche, Möglichkeiten, Vorurteile abzubauen. Folglich sind in einer Vielzahl der Bücher pädagogische Handreichungen ergänzt, in denen das thematisierte Handicap, besondere Schriftarten wie die Braille-Schrift oder komplexe Krankheitsbilder, wie sie im Zusammenhang mit der Chromosom-Anomalie Trisomie 21 auftauchen, noch einmal genauer vorgestellt werden (u.a. Die Geschichte von Prinz Seltsam. Wie gut, dass jeder anders ist! von Silke Schnee [2018]). Nicht selten gibt es auch für das gemeinsame Lesen im Schulkontext didaktische Anregungen. So inszenieren die Autorinnen und Autoren nicht nur die Perspektive der Betroffenen, sondern nehmen Verhaltensmuster gedanklich vorweg, die zur Bewältigung konkreter realer Situationen hilfreich sein können. Dadurch wird den Heranwachsenden die Möglichkeit gegeben, sich zunächst fernab von der realen Umwelt mit der Behindertenthematik vertraut zu machen (vgl. Elbrechtz 1979, S. 79f.).

Mit einem Blick auf aktuelle Bilderbücher zum Thema 'Down-Syndrom' zeigt sich über alle Werke hinweg die Intention, Kinder mit Behinderung als selbstverständlichen Teil einer vielfältigen Gesellschaft darzustellen, die einen Gewinn sowohl für das eigene als auch für das gesellschaftliche Leben bieten. Menschen wie Lukas, die sich diesem inklusiven Gesellschaftsbild auch am Ende des Bilderbuchs Mit Eddi ist es toll! (Virgina Fleming und Floyd Cooper [2015]) nicht geöffnet haben, werden, so scheint es das Schlussbild des Buches zu suggerieren, welches Leonie und Eddi Hand in Hand – ohne Lukas – zeigt, gesellschaftlich ausgeschlossen. Um jedoch Teil dieser bunten Gesellschaft zu werden oder die soziale Hierarchie umzukehren, müssen die Figuren mit Behinderung nicht nur Hänseleien still ertragen, sondern zudem auch meist mit besonderen Fähigkeiten überzeugen: z.B. Eddi, der sich sehr gut mit der Natur auskennt, Sebastian, der gut Skateboard fährt (Malte und Sebastian. Eine besondere Freundschaft von Vera Krott-Unterweger [2006]) sowie Florian und Prinz Seltsam, die beide eine besonders fürsorgliche und einfühlsame Art besitzen (Florian lässt sich Zeit von Adele Sansone [2012]; Die Geschichte von Prinz Seltsam. Wie gut, dass jeder anders ist!). Gelingt ihnen dies, werden sie uneingeschränkt in die Gemeinschaft, von der sie zuvor ausgeschlossen wurden, aufgenommen. Damit präsentieren alle diese Bilderbücher, dass ein Wandel im Umgang mit Menschen mit Behinderung stattfinden kann, wenn ihnen in gemeinsamen Situationen die Möglichkeit gegeben wird, zu zeigen, dass sie auch besondere Fähigkeiten und Eigenschaften besitzen. Nur selten gelingt es jedoch, die besonderen Charaktereigenschaften der Hauptfiguren hervorzuheben, ohne diese künstlich zu überzeichnen. Häufig zeigt sich die Gefahr einer anhaltenden Dominanz und fortgeführten Reproduktion des Helden-Erzählmusters, nach dem Menschen mit Behinderung nur in Folge ihrer herausragenden Taten anerkannt werden. Betroffene fordern folglich, Annäherungen zwischen Figuren mit und ohne Behinderung in der Kinder- und Jugendliteratur so zu gestalten, dass die Betroffenen Akzeptanz erfahren, nicht weil sie die Dinge trotz oder wegen ihrer Behinderung, sondern mit dieser tun (vgl. Leidmedien 2017). Dies entspricht eher der Realität, in der sich die meisten Kinder mit ihren Problemen auf unspektakuläre Art und Weise und oftmals auch ohne große Erfolge auseinandersetzen müssen. Backofen stellt damit bereits 1987 zurecht die Frage, was mit denen geschieht, die für keine Überraschung in der Umwelt sorgen und ob sie überhaupt etwas beweisen müssen, damit sie trotz der Behinderung Anerkennung finden (vgl. Backofen 1987, S. 19).

Dass eine Erzählung mit einer Hauptfigur mit Behinderung auch überzeugen kann, wenn sie sich der Zuschreibung einer Heldenrolle bzw. der Betonung besonderer Fähigkeiten komplett verwehrt, zeigt das Buch vom Planet Willi von Birte Müller. Mit der Bezeichnung Willis als Außerirdischem wird eine Haltung gegenüber Behinderungen aufgegriffen, welche Behinderung weniger als individuelles, sondern vielmehr als ein gesellschaftliches Problem versteht. So äußert Willis Mutter den Gedanken, dass die Erdenbewohner sich doch auch mal nach Willi richten könnten, um "alles ganz in Ruhe und langsam zu tun wie auf seinem Planeten" (Müller 2012, S. 28).

Entsprechend des engen Zusammenhangs zwischen der Darstellung eines Menschen mit Behinderung und dem Welt- und Menschenbild einer bestimmten Zeit und Kultur findet sich heute auf ästhetischer Ebene durchweg eine farbintensive Bildgebung, welche auf Ebene der Farbgestaltung den heutigen Anspruch an eine 'bunte Gesellschaft' inszeniert. Zudem sind die für Kinder mit Down-Syndrom typischen körperlichen Merkmale mal mehr und mal weniger betont und verdeutlichen damit die unterschiedlichen Ausprägungsgrade der Trisomie 21. Die Mimik und Gestik der Betroffenen lassen jedoch stets auf ein fröhliches und offenes Gemüt schließen, welche den Aufbau von Sympathie und Verständnis bei den Lesenden unterstützen. Folglich finden sich in den ausgewählten Büchern weder dunkle Farben, wie sie noch in der Erstausgabe von Mit Eddi ist es toll! aus dem Jahre 1998 verwendet wurden, noch Figuren mit Behinderung als "Vertreter des Bösen" (Uther 1981, S. 138). Auch die Ursachenzuschreibung der Behinderung als Strafe, wie sie sich noch in der ersten Auflage Sei nett zu Eddi (1993) wiederfindet, spielt keine Rolle.

Menschen mit Behinderung sind in der heutigen Kinder- und Jugendliteratur keine Figuren mehr, sondern Protagonisten und Protagonistinnen (vgl. Schmerheim 2017, S. 51) in Texten, die es seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur auf Bestsellerlisten geschafft und Literaturpreise erhalten haben, sondern auch in Schullektüren allgegenwärtig sind. Im Rahmen der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema 'Behinderung' gleichen sich nicht nur gesellschaftliche und literarische Realität zunehmend an, sondern sie trägt auch dazu bei Vorurteile und Unsicherheiten abzubauen.

Wenngleich die Thematisierung von Unsicherheiten den Identifikationsprozess und die Annäherung an die Thematik der Leserinnen und Leser ohne Behinderung unterstützt, wäre es wünschenswert in zukünftigen Erzählungen auch etwas über die Wut und Trauer der Betroffenen zu erfahren, wie u.a. in Ich bin Laura. Ein Mädchen mit Down-Syndrom erzählt von Florence Cadier und Stéphane Girel (2002). Zudem gilt es, die durchweg konfliktfreie Darstellung familiärer Beziehungen und die sehr hohe Präsenz männlicher Figuren mit Behinderung und weiblicher Fürsorgerinnen, die Zuspruch und Anerkennung geben, in der Literatur zum Thema 'Behinderung' zu überdenken.

Darüber hinaus gilt es in den kommenden Jahren mehr Erzählungen in den Blick zu nehmen, in denen die Hauptfiguren selbstbewusst zu sich stehen bzw. denen es nicht darum geht, sich als konstruierte 'Minderheit' in eine bereits vorhandene 'Mehrheit' einzugliedern. Folglich bedarf es mehr Bücher wie dem Bestseller Wunder und seinem Folgeband Auggie & Me: Three Wonder Stories (2015) von Palacio, den Jugendroman Nenn mich einfach Superheld von Bronsky oder Abenteuern der Bunten Bande, die von der Aktion Mensch in Zusammenarbeit mit dem Carlsen Verlag herausgegeben werden. Diese und andere Beispiele zeigen jungen Leserinnen und Leser heute statt einseitiger Integrationsprozesse auf kindgerechte Weise eine gesellschaftliche Vielfalt als Normalfall. Dass diese literarische Realität auch gesellschaftliche Einstellungen und Werte beeinflussen kann, zeigen Prochnow und Mühl in ihrer Studie über die Veränderbarkeit von Vorstellungen über geistige Behinderung bei Grundschulkindern durch den Einsatz von Kinderbüchern zum Thema 'Behinderung' (Prochnow/Mühl 1996, S. 215). Jedoch verweisen die Autorinnen und Autoren, ähnlich wie Rupp bereits 1982, auch darauf, die literarische Thematisierung um reale Begegnungen zu ergänzen, da nur der Transfer in die Praxis ein gleichwertiges Zusammenleben ermöglicht.


Bibliografie

Primärliteratur

  • Ballhaus, Verena und Huainigg Franz-Joseph: Meine Füße sind der Rollstuhl. Berlin: Betz, 2003.
  • Bechstein, Ludwig: Der kleine Däumling 1845. http://www.maerchen.org/bechstein/der-kleine-daeumling.htm (21.22.2019).
  • Blanvillain, Luc: Tagebuch eines Möchtegernversagers. Frankfurt a. M.: Fischer, 2017.
  • Bronsky, Alina: Nenn mich einfach Superheld. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2013.
  • Brontë, Charlotte: Jane Eyre. Leipzig: Philipp Reclam jun, 1847.
  • Cadier, Florence und Girel, Stéphane: Ich bin Laura. Ein Mädchen mit Down-Syndrom erzählt. Hamburg: Oetinger, 2002.
  • Cottin, Menena: Das schwarze Buch der Farben. Frankfurt a.M.: Fischer Kinder- und Jugendbuch.
  • Crossan, Sarah: Eins. München: Mixtvision, 2016.
  • Day Arms, Mary L.: The World as I have found it. Norderstedt: Hansebooks, (1878) 2016.
  • Faulkner, William: Schall und Wahn. Berlin: Rowohlt (1929) 2015.
  • Fleming, Virginia und Cooper, Floyd: Sei nett zu Eddie! Oldenburg: Lappan, 1998.
  • Fleming, Virginia und Cooper, Floyd: Mit Eddie ist es toll! Oldenburg: Lappan, 2015.
  • Friedrich-Ebert-Stiftung: Gespaltene Mitte - Feindselige Zustände. Zusammenfassung: https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=10999&token=b77d51a6e85da26100e6a70b8c42c0c4ae29b71e (20.02.2020).
  • Frisch, Max: Mein Name sei Gantenbein, Sueddeutsche Zeitung (1964) 2004.
  • Fuchs, Corinna: Die Bunte Band - Das gestohlene Fahrrad. Hamburg: Carlsen, 2018. Grass, Günter: Die Blechtrommel. München: dtv (1959) 1993.
  • Gurtner May, Sybille: Ina hört anders - vom Hören mit Hörgeräten. Stolberg: Atlantis, 2007.
  • Haddon, Marc: Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone. München: cbj, 2015.
  • Härtling, Peter: Das war der Hirbel. München: Deutscher Taschenbuchverlag,1973.  
  • Hoffmann, Heinrich: Der allererste Struwwelpeter 1844: Nachdruck des Urmanuskripts von Dr. Heinrich Hoffmann. Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum, 2013.
  • Hugo, Victor: Der Glöckner von Notre-Dame. Zürich: Diogenes, 1985.
  • King, Wesley: Daniel is Different. Bamberg: Magellan, 2018.
  • Klee, Ernst: Der Zappler. Düsseldorf: Schwann, 1974
  • Krott-Unterweger, Vera: Malte und Sebastian. Eine besondere Freundschaft. Freiburg: Kizz in Herder, 2006.
  • Kutsch, Angelika: Eine Brücke für Joachim. Recklinghausen: Bitter, 1980.
  • Lebert, Benjamin: Crazy. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1999.
  • Murail, Marie-Aude: Simple. Frankfurt a.M.: Fischer Kinder- und Jugendbuch, 2007.
  • Müller, Birte: Planet Willi. Leipzig: Klett Kinderbuch, 2012.
  • Palacio, Raquel J.: Wunder. München: dtv, 2015.
  • Palacio, Raquel J.: Auggie & Me: Three Wonder Stories. München: dtv 2017.
  • Schnee, Silke: Die Geschichte von Prinz Seltsam. Wie gut, dass jeder anders ist!  Cuxhaven: Neufeld Verlag, 2011.
  • Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre.  Gotha: Perthes, 1880.
  • Steinhöfel, Andreas: Rico, Oskar und die Tierferschatten. Hamburg: Carlsen, 2011.
  • Thomas, Patricia: Mulgheta. Ein Tag im Leben eines blinden Fußballspielers. Berlin: Jacoby & Stuart, 2017.
  • Tibo, Gilles: Schwarze Augen. Zürich: NordSüd Verlag, 2005.
  • von der Grün, Max: Vorstadtkrokodile. München: Bertelsmann, 1976.
  • von Goethe, Johann Wolfgang: Götz von Berlichingen. Leipzig: Philipp Reclam jun., 1974.
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  • Riederer, Maria: Vom Gleichsein und Anderssein: https://www.deutschlandfunk.de/inklusion-im-kinder-und-jugendbuch-vom-gleichsein-und.1202.de.html?dram:article_id=396521 (30.09.2019).
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  • Reese, Ingeborg: Behinderung als Thema in der Kinder- und Jugendliteratur (Integrationspädagogik in Forschung und Praxis). Hamburg: Kovac 2007.
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  • von Glasenapp, Gabriele: Simple Stories? Die Darstellung von Behinderung in der Kinder- und Jugendliteratur. In. kjl&m, 66 (2014) 3. VJ. S. 3-16.
  • Wocken, Hans: Das eigentliche Ziel der Inklusion ist verfehlt. https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/vielfalt/hans-wocken-das-eigentliche-ziel-der-inklusion-ist-verfehlt/ (10.10.2019).
  • Woll, Anke: Kontaktbedingungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung als Prädiktoren von Einstellungen zu Inklusion https://opus.ph-heidelberg.de/frontdoor/deliver/index/docId/230/file/DissertationWoll21Juni2017.pdf (2017) (1.11.2019).
  • Zimmermann, Rosmarie: Behinderte in der realistischen Kinder- und Jugenderzählung. In: Massenmedien und Behinderte. Im besten Falle Mitleid? Hrsg. v. Hans J. Kagelmann und Rosmarie Zimmermann. Weinheim / Basel: Beltz, 1982. S. 177-206.