Biografie
Vera Ferra-Mikura wurde am 14. Februar 1923 in Wien als Gertrud Vera Ferra geboren. Ihre Mutter Maria Ferra, geborene Fleischl (1893–1982) und ihr Vater Raimund Ferra (1887–1941), ein gelernter Bäcker, der wegen einer Kriegsverletzung seinen Beruf später nicht mehr ausüben konnte, besaßen eine kleine Tierfutter- und Vogelhandlung im "Fasanviertel" des dritten Wiener Gemeindebezirks. Ihr Vater schrieb neben Artikeln für Fachzeitschriften auch Gedichte, die er jedoch nicht publizierte, sondern auf Verpackungen von Tierfutter drucken ließ. Ihr Bruder, Raimund Gregor Ferra (1920–1995), später auch unter Raimund Gregor Ferra-Villaintour bekannt, war Mitbegründer der Wiener Schule des phantastischen Realismus, ab 1960 Mitglied der Sektion Maler des Künstlerhauses. Er war als Grafiker tätig, entwickelte die so genannte "Physiognometrie", illustrierte mehrere Buchumschläge seiner Schwester und entwarf ein Ex Libris für sie.
Nach dem Hauptschulabschluss war Vera Ferra-Mikura in mehreren Berufen tätig, unter anderem in der elterlichen Vogel- und Tierfutterhandlung, die eine wichtige Station in ihrem Leben darstellte und die auch in ihren Publikationen immer wieder Erwähnung fand. Nach dem Krieg betätigte sie sich als landwirtschaftliche Hilfskraft, Laufmädchen, Stenotypistin, Redaktionssekretärin und Lektorin beim Festungs-Verlag, der 1946 auch ihren ersten Lyrikband Melodie am Morgen publizierte. 1948 heiratete sie Ludwig Mikura (1919–1991), einen Tänzer des Wiener Staatsopernballetts. Im selben Jahr wurde die Tochter Elisabeth geboren, die später als Kostümmalerin arbeitete. 1952 kam der Sohn Ludwig Wolfgang zur Welt, später technischer Angestellter und jahrzehntelang Mitarbeiter eines Verlages. Seit 1948 war Vera Ferra-Mikura als freie Schriftstellerin tätig.
Vera Ferra-Mikura war ab 1945 Mitglied, ab 1952 Vorstandsmitglied der Kinder- und Jugendsektion des österreichischen Schriftstellerverbandes, früher unter "Verband demokratischer Schriftsteller und Journalisten Österreichs" geführt, ab 1954 Mitglied des gesamten Vorstandes. 1978 trat sie aus gesundheitlichen Gründen zurück. Ab 1959 war sie Mitglied des Presseclubs Concordia, ab 1968 Mitglied des österreichischen PEN-Klubs, der sie 1948 in der Reihe "Junge österreichische Lyriker" in der Wochenpresse (8.12.1948) vorgestellt hatte und sie 1973 in die Jugendschriftenkommission delegierte. 1976 musste sie aus gesundheitlichen Gründen ihre Funktion zurücklegen. Außerdem gehörte sie der IG Autoren und der Comunità Europea degli scrittori (COMES) an und war 1986 in der Jury zu Österreichischen Würdigungspreisträgern.
Freundschaften pflegte Vera Ferra-Mikura unter anderem zu ihren Schriftstellerkolleginnen und -kollegen Friedl Hofbauer, Käthe Recheis, Brigitte und Wilhelm Meissel. Innerhalb der sogenannten "Gruppe" des "Wiener Autorenkreises", die seit ihrer Gründung 1968 legendären Ruf erlangte, entstanden ebenfalls mehrere freundschaftliche Beziehungen. Auch mit H. C. Artmann, Ernst Schönwiese, der sie sehr schätzte, Jan Tauschinski, Winfried Bruckner, Christine Busta, Rudolf Felmayer, Wolf Harranth, Helmut und Hilde Leiter, Lene Mayer-Skumanz und vielen anderen war sie in Kontakt.
Am 9. 3. 1997 starb Vera Ferra-Mikura in einem Wiener Krankenhaus, umgeben von ihrer engsten Familie und von Freunden. In Hernals, dem 17. Wiener Bezirk, wo die Autorin den Großteil ihres Lebens verbrachte, wurde 2004 ein Weg nach ihr benannt.
Werk
Vera Ferra-Mikura begann mit zehn oder elf Jahren Gedichte und kleine Fabeln zu verfassen, mit siebzehn Jahren veröffentlichte sie ihre ersten Gedichte in einer Radiozeitung.
Sie schuf ein umfangreiches und vielseitiges Werk. Neben Zeitungsartikeln, unter anderem zwischen 1957 und 1963 für den Simplicissimus, veröffentlichte sie Lyrik, Prosa, Märchen, Hörspiele, Romane und Haikus für Erwachsene und vor allem für Kinder.
Zunächst schrieb sie jedoch überwiegend für Erwachsene und wurde auf diesem Gebiet in den Nachkriegsjahren zu einer der interessantesten und originellsten österreichischen Schriftstellerinnen ihrer Generation. Sie setzte sich schon früh kritisch mit sozialen Problemen auseinander. Ihr Gedichtband Melodie am Morgen (1946), enthält siebzig Gedichte, die in den Jahren 1941 bis 1946 entstanden sind, und wurde viel beachtet. Ein weiterer Gedichtband Vera Ferra-Mikuras erschien 1962 und trägt den Titel Zeit ist mit Uhren nicht meßbar. Auch in ihrem Roman Die Sackgasse (1947) oder dem Band Schuldlos wie die Mohnkapsel (1961), der Gedichte und Prosa enthält, beschäftigte sie sich mit Problemen nach dem 2. Weltkrieg.
Die Kinder- und Jugendliteratur war für Vera Ferra-Mikura ein gleichberechtigter Teilbereich ihres literarischen Schaffens überhaupt. Sie nahm die Kinder und Jugendlichen ebenso ernst wie die Erwachsenen. Ihr für diese Adressaten bestimmtes Werk umfasst sowohl Kleinkinderbücher mit Sprachspielereien und Reimen, erzieherische Märchen, ein Theaterstück für die Kleinen als auch Bücher für Schulkinder und Jugendliche. Als erste Autorin Österreichs schrieb sie neben realistischen Erzählungen sehr erfolgreiche moderne phantastische Erzählungen.
Als Vera Ferra-Mikura sich der Kinderliteratur zuwandte, ging sie zunächst von erzieherischen Märchen aus, präsentierte mit Der Märchenwebstuhl (1946) aber ein neuartiges, literarisches Märchenbuch, in dem auf die überkommenen Hexen, Riesen und Ungeheuer bewusst verzichtet wird und stattdessen Menschen aus Fleisch und Blut, Tiere und Blumen die Träger der Handlung sind. Auch im Bilderbuch Der Käferspiegel (1946) geht sie neue Wege. Eine zeitgenössische Rezension verleiht dem Bilderbuch das Prädikat "wertvoll", weil es sich "mit Absicht von der althergebrachten Form der Feen, Zwerge, guten Geister u.s.w." fernhalte (Nachlass). Heutige Rezipienten lesen es eher als ein Dokument der frühen Nachkriegszeit, das zwar in kinderliterarischem Gewand auftritt, jedoch "überraschende Ähnlichkeiten mit Elias Canettis Drama Komödie der Eitelkeiten aufweist" (Seibert 2003, S. 35). Ihr Buch Der Teppich der schönen Träume und andere Märchen (1955) vereint zwanzig Kunstmärchen.
Bekannt wurde Vera Ferra-Mikura vor allem mit ihren phantastischen und surreal-komischen Erzählungen, etwa mit Bürgermeister Petersil (1952) und mit Zaubermeister Opequeh (1956). Ferra-Mikura hat darin völlig selbstständig zu der neuen Richtung der Kinder- und Jugendliteratur gefunden, die den Namen "phantastische Erzählung" oder "magischer Realismus" erhielt. Vordergründig betrachtet ist Zaubermeister Opequeh ein modernes Märchen, auf einer zweiten Ebene zeigt Vera Ferra-Mikura in diesem Kinderbuch die Gefahren der Diktatur auf: Der böse Zaubermeister Opequeh hält den Lauf der Erde auf, es beginnt ein Tag, der keiner ist, bis zwei Kinder und ihre Helfer das drohende Unheil abwenden.
Eine Bedeutung hinter dem Erzählten weist auch die Geschichte Der seltsame Herr Sauerampfer (1957) auf. Die Autorin greift darin die Zeitungen an, die alles zu Sensationen aufbauschen. In der Erzählung Die gute Familie Stengel (1959) entwirft sie das Bild einer "offenen" Familie, die folgerichtig in einem Haus ohne Haustür lebt. Gewidmet ist sie allen Kindern, "die darüber traurig sind, daß sie nur [ein] Haustier halten dürfen" (Vorsatz).
Ferra-Mikura schrieb auch für LeseanfängerInnen, wie etwa die Kasperl-Trilogie Bravo Kasperl (1956), Kasperl und der böse Drache (1957), sowie Kasperl macht Ferien (1977). In Deine Karoline. Ein Buch für Mädchen, die schon lesen können (1959) benutzt die Autorin das beliebte Motiv phantastischer Kinderliteratur, Spielzeuge lebendig werden zu lassen. Bis heute immer wieder aufgelegt und ist die Stanislaus-Reihe: Der alte und der junge und der kleine Stanislaus (1962), Unsere drei Stanisläuse (1963), Besuch bei den drei Stanisläusen (1964), Die Mäuse der drei Stanisläuse (1965), Alles Gute, kleiner Stanislaus (1974) und "Veronika!", "Veronika!", "Veronika!" rufen die drei Stanisläuse (1995). Beim Erscheinen der Stanislaus-Bücher wurde vor allem die Wärme eines harmonischen Familienlebens, die "heile Welt", wie man sie jedem Kind wünschen möchte, positiv hervorgehoben.
Traum und Wirklichkeit sind auch in Das Luftschloß des Herrn Wuschelkopf (1965) verwoben. Das Spiel mit Konventionen, das in den Geschichten Ferra-Mikuras vielfach im Motiv der verkehrten Welt vorkommt, begegnet in der Erzählung Solche Leute mag ich nicht (1966) als Rollentausch von Kindern und Erwachsenen. Hier reden und handeln die Kinder vernünftig, während die Eltern Unfug treiben. Auch in Ein Löffel für das Krokodil (1966) lösen sich alle Verwirrungen auf. Der gutmütige Papa von Schani, Herr Ziegler, versüßt seinem Sohn den Verzehr des ungeliebten Griesschmarrns, indem er jeweils einen Löffel davon seinem Freund, dem Dachdeckermeister, der Hexe Simsenstein, einer vielköpfigen, reiner Empfindungsgabe entsprungenen Verwandtschaft und schließlich – auf Schanis Vorschlag – sogar einem Krokodil widmet. Eines Tages tauchen dann diese Gestalten in der Realität auf und stiften allerhand Verwirrung in der Familie und im elterlichen Geschäft. Von der Affinität zwischen Kindheit und Alter erzählt die Autorin in der Geschichte Opa Heidelbeer gähnt nicht mehr (1968).
Eine phantastische Geschichte über zwei Geschwister, deren Sonntagsausflug ins Wasser fällt, weil ihre elf Tanten einen ruhigen Sonntag im Garten verbringen möchten, verbirgt sich unter dem Titel Ein Vormittag mit Trallala (1971). In Valentin pfeift auf dem Grashalm (1970) wird die magische Vorstellung einer mühelosen und vor allem rein materiellen Wunscherfüllung sogar kritisiert und verworfen. Der junge Gärtner Valentin kann, indem er auf Grashalmen pfeift, alle Wünsche wahr machen und findet in Frau Schnapp und Herrn Kofferl recht undankbare Nutznießer seiner Gabe.
Die beiden gegensätzlichen Feen, die in der Erzählung Sigismund hat einen Zaun (1973) auftauchen, wurden, bei einer Wiener Autorin vermutlich nicht zu Unrecht, als entfernte Nachfahren der Schicksalsgeister der Wiener Volkskomödie gedeutet. Auf den ersten Blick ist Sigismund hat einen Zaun eine phantastische Erzählung, die mit einer realistischen Geschichte verwoben ist, auf den zweiten Blick eine tiefgründige Geschichte zum Nachdenken: Erstens wird Gut und Böse aufgehoben und in Süß und Sauer verwandelt und zweitens wird den Leserinnen und Lesern gezeigt, dass es manchmal notwendig ist, auf den Anderen zuzugehen, um den "bösen Zauber" zu lösen. Weitere phantastische Geschichten sind Silvi träumt von Frau Pintoffel (1978), Mein grüngestreiftes Geisterbuch (1980), Der Spion auf dem fliegenden Teppich (1984), Die unheimliche Tante Elli (1985) oder Pusselkram wird Millionär (1990). Reich ist man nur, wenn man teilt, lehrt Vera Ferra-Mikura in diesem Kinderbuch.
Vera Ferra-Mikura verfasste jedoch auch realistische Geschichten, wie etwa Riki (1952), die Geschichte eines Wiener Mädchens, das sich aus der Bevormundung durch Erzieher und Gesellschaft befreit, seine eigenen Entscheidungen trifft und erwachsen wird. Die Kinder vom Rabenberg (1953) und Wien–Gansdorf 40 km (1954), die in einer zweiten Auflage 1960 gemeinsam angeboten werden, wurde als innovativ wahrgenommen. In Maxi und die großen Leute (1956), werden Kinder in alltäglichen Szenen gezeigt, Meine Freundin Rosine (1961) handelt vom Thema Freundschaft. In Zwölf Leute sind kein Dutzend (1962, Neuausgabe unter dem Titel Nelli aus der Wolkenkratzerstraße, 1977), zeigt die Autorin, dass auch in einer großen Familie jeder Individuum sein darf. Das rosa Haus in der Entengasse (1963) erzählt die Geschichte von 69-jährigen Vierlingen, die besonders herzlich und respektvoll miteinander umgehen.
Mit Peppi und die doppelte Welt (1963) nahm sich Ferra-Mikura als eine der ersten KinderbuchautorInnen dem Thema Scheidungskinder an. Ein sehr humorvolles Buch hat Ferra-Mikura mit Gute Fahrt, Herr Pfefferkorn (1967) geschaffen. Herr Pfefferkorn, alleinerziehender Vater, ist Zugskoch und gibt vor seinen Dienstreisen seinen Sohn Nepomuk, seinen Hund Bürstchen, seinen Papagei, seinen Kaktus, seine Schildkröten, seine Goldfische und einen Topf mit Stiefmütterchen zu verschiedenen Damen in Pflege. Doch diesmal geht alles schief. Zum ersten Mal muss Herr Pfefferkorn seinen Sohn und seinen Hund auf die Dienstreise mitnehmen, was viele heitere Situationen auslöst.
Ferra-Mikuras Werk umfasst jedoch auch Nachdenkliches. Manfred, die Hauptfigur des Kinderromans Das Denken überlaß nicht den Pferden (1982) leidet unter Einsamkeit, weil seine Eltern berufstätig sind und sein Freund Felix, der sich mit dem Musterschüler Ewald zusammengetan hat, ihm aus dem Weg geht. In dieser Situation lernt er 'Oma' Böckel kennen, deren Tochter sie gern ins Altersheim abschieben würde, und findet in ihr eine Freundin, die einen sehr positiven Einfluss auf ihn ausübt.
Das Buch Simon und Sabine von der Burgruine (1978) thematisiert eine Außenseiterproblematik. Simon und Sabine, die wegen Kleinwüchsigkeit außerhalb der Gesellschaft stehen, ringen mit allen Kräften um die Aufrechterhaltung einer 'heilen Welt', die freilich an allen Ecken und Enden gefährdet ist und schließlich an einem höchst unheilen, beklemmend realistischen Problem zu scheitern droht: an der Konfrontation mit den eigenen, normal gewachsenen Kindern, die bislang in der Ferne erzogen worden sind, weil sie sich vielleicht ihrer körperlich so sehr benachteiligten Eltern schämen würden. Es kommt jedoch zu einem Happy End.
Mehrfach hat die Autorin das Verhältnis von Jung und Alt aufgegriffen. In dem Buch Die Oma gibt dem Meer die Hand (1982) zeigt sie, dass auch ältere Menschen ihre Träume haben und für sich das Recht in Anspruch nehmen, diese auch zu verwirklichen. Auch in mehreren Kurzgeschichten für Kinder thematisiert Ferra-Mikura den Umgang von Kindern mit älteren Menschen, u.a. auch in Der Großvater sagt immer die Wahrheit (1983), wo sie das Thema "Tod" berührt oder in Der Schaukelstuhl (1957), in der das Thema "Abschiebung ins Altersheim" im Mittelpunkt steht, ähnlich wie in der Geschichte Die Knopfschachtel. In Ein Tagebuch für Hanni (1988) zeigt Ferra-Mikura die Probleme der älteren Menschen auf und zeichnet zugleich ein glückliches Bild vom Miteinander von jung und alt.
Vera Ferra-Mikura hat auch Kindergedichte und Sprachspielereien verfasst, etwa Meine Kuh trägt himmelblaue Socken (1975) oder Lustig singt die Regentonne (1964). Vera Ferra-Mikura plädierte in ihren Werken stets für eine lebensbejahende, pazifistische, philanthropische und humanistische Welt- und Lebensanschauung. Es war ihr immer ein großes Anliegen, auch soziale Themen zu bearbeiten.
Die Sprache in Vera Ferra-Mikuras Werken ist einfach gehalten, stimmt jedoch nicht mit einem einfältigen Inhalt überein. Ihre Sprache ist bewusst gewählt, dabei immer auch, was nicht zu übersehen ist, betont österreichisch. Ihre Werke zeichnen sich durch überraschende Wendungen und Wechsel der Erzählebenen aus, sie sind gekennzeichnet durch einen skurril-übersteigerten Witz und Freude am Wortspiel.
Rezeption
Vera Ferra-Mikuras kinder- und jugendliterarische Werke wurden schon sehr früh als innovativ und richtungsweisend rezipiert. Sie hat durch ihre Themenauswahl mehrere Tabus der 60er und 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts aufgebrochen. Thematisiert sie in Zaubermeister Opequeh in märchenartig-gleichnishafter Form die Gefahren der Diktatur, beschreibt sie in der Erzählung Das Fräulein Lola Buchsbaum (1978) die harte Realität der Judenverfolgung im "Dritten Reich", was auch dreißig Jahre nach Ende des Krieges ein durchaus unbequemes Thema war. Die kurze Geschichte handelt von einem jüdischen Nachbarmädchen, das während der NS-Zeit der Ich-Erzählerin auf der Straße begegnet und sich ängstlich umsieht, nicht weil es eventuell selbst gefährdet ist, sondern weil es der anderen keine Schwierigkeiten machen möchte.
Die herausragendste Leistung Vera Ferra-Mikuras ist die "Erfindung" und Verbreitung der phantastischen Kinderliteratur in Österreich. Die Kritik zollte Ferra-Mikura bereits Anfang der 1960er Jahre, auf ihre frühen Kinder- und Jugendbücher bezogen, bemerkenswerte Anerkennung, die sich auch in einer großen Verbreitung ihrer Bücher ausdrückt. Die meisten haben mehrere, die Stanislaus-Bände sogar 15 Auflagen erreicht. Bis in die Gegenwart werden die Bücher Ferra-Mikuras wahrgenommen und positiv rezensiert. Die Stanisläuse haben es auf Umwegen sogar geschafft, 2005 in die Bestsellerlisten zu gelangen. In Arno Geigers Es geht uns gut (Hanser 2005), mit dem deutschen Buchpreis 2005 ausgezeichnet, liest der Protagonist das Kinderbuch Der alte und der junge und der kleine Stanislaus und überlegt, ob er nicht einen weiteren Band mit dem Titel "Glanz und Elend der Stanisläuse" schreiben solle (Geiger 2006).
Ein Zeichen positiver Rezeption der literarischen Arbeit Vera Ferra-Mikuras sind auch die zahlreichen Übersetzungen. Ihre Bücher wurden unter anderem ins Englische, Italienische, Polnische, Dänische, Ungarische, Russische, Tschechische, Koreanische und Japanische übertragen. Einige Gedichte werden nach wie vor auch für den Deutschunterricht im Ausland herangezogen. Ebenso wurden und werden immer noch Kurzgeschichten und Gedichte in fremdsprachigen Anthologien und Lehrbüchern publiziert.
Auf ihrem Buch Das Luftschloß des Herrn Wuschelkopf basiert das erste österreichische Kinder-Musical, das in der Spielzeit 1966/67 am Theater an der Wien aufgeführt, später auch im Fernsehen gesendet wurde. Texte von ihr wurden im Radio gesendet oder für das Fernsehen bearbeitet – auch im Ausland. Im polnischen Rundfunk wurde 1966 Der alte und der junge und der kleine Stanislaus gesendet.
Auszeichnungen
Vera Ferra-Mikura erhielt für ihre literarischen Arbeiten zahlreiche Anerkennungen und Preise:
1951 Lyrikpreis der Zeitschrift Neue Wege
1951 Literatur-Förderungspreis der Stadt Wien (in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben)
1954, 1961 Förderungspreis der Theodor-Körner-Stiftung
1956, 1962, 1963, 1964, 1969, 1970, 1973, 1976, 1983 Jugendbuchpreis der Stadt Wien
1958 Arbeitsstipendium zum staatlichen Förderungspreis für Erzählungen des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Der blaue Dreimaster
1959 Arbeitsstipendium im Rahmen der Ausschreibungen der Österreichischen Staatspreise für das Hörspiel Der Schlangenbiß
1962, 1963, 1964 Österreichischer Staatspreis für Kleinkinderbücher
1964 Arbeitsstipendium im Rahmen der Ausschreibungen der Österreichischen Staatspreise für das Hörspiel Der Käfig
1965 Erster Preis der Zentralsparkasse und der Gemeinde Wien für Das Luftschloß des Herrn Wuschelkopf
1966 Ehrenliste des Andersen-Preises (in diesem Jahr als einziges österreichisches Kinderbuch) für Unsere drei Stanisläuse
1971 Österreichischer Staatspreis für Valentin pfeift auf dem Grashalm
1973 Österreichischer Staatspreis für Sigismund hat einen Zaun
1975 Anerkennung für Mitarbeit innerhalb der Autorengruppe an Das Sprachbastelbuch (Ehrenliste zum Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien, Österreichischer Förderpreis zum Kinder- und Jugendsachbuch 1974/75, 1976 International Board on Books for Young People)
1977 Anerkennung für Mitarbeit innerhalb der Autorengruppe an Im Fliederbusch das Krokodil singt wunderbare Weisen (Kinderbuchpreis der Stadt Wien)
1979 Anerkennung für Mitarbeit innerhalb der Autorengruppe an Damals war ich vierzehn (Ehrenliste zum Jugendbuchpreis der Stadt Wien)
1982 Buchprämie für Horoskop für den Löwen vom Österreichischen Bundesministerium für Unterricht und Kunst
1983 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinder- und Jugendliteratur und für das Gesamtwerk
1983 Verleihung des Professorentitels
1983/84 Österreichischer Staatspreis für das Jugendbuch Die Oma gibt dem Meer die Hand
1984 Anerkennung für Mitarbeit an Hoffentlich bald (Ehrenliste Stadt Wien an die Herausgeberin Lene Mayer-Skumanz)
1985 Anerkennung für Mitarbeit an Macht die Erde nicht kaputt (Ehrenliste Bundesministerium für Unterricht und Kunst)
1985 Anerkennung für Mitarbeit an Der Wünschelbaum (Ehrenliste Bundesministerium für Unterricht und Kunst an den Herausgeber Georg Bydlinski)
1988 Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien für bedeutende Leistungen
1993 Anerkennung für besondere Leistungen zur Entwicklung der Österreichischen Kinderlyrik des Bundesministeriums und des Österreichischen Rundfunks. 34 ihrer Kinderbücher standen auf der Ehrenliste des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst und des Kulturamtes der Stadt Wien.
Literatur
- Bamberger, Richard (Hrsg.): Jugendschriftsteller deutscher Sprache. Wien: Leinmüller & Co 1980 (Schriften zur Jugendlektüre; 29).
- Basil, Otto (Hrsg.): Der Plan. Heft 7, Erwin Müller Verlag Juli 1946.
- Binder, Lucia: Ferra-Mikura, Vera. In: Doderer, Klaus (Hrsg.): Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur. Bd 1. Weinheim, Basel: Beltz 1975, S. 377–378.
- Binder, Lucia (Hrsg.): Vera Ferra-Mikura. In: Lexikon der Jugendschriftsteller in deutscher Sprache (Sonderdruck aus Die Barke 1968), S. 46.
- Binder, Lucia (Hrsg.): Vera Ferra-Mikura. In: Österreichische Kinder- und Jugendliteratur. Erarbeitet im Internationalen Institut für Jugendliteratur. Horn: Verlag Ferdinand Berger & Söhne 1982, S. 44f.
- Blumesberger, Susanne: "Das Brutgeschäft des Autors ist keine stille Wonne der Besinnlichkeit". Porträt und Interview über die österreichische Erzählerin, Lyrikerin und Kinderbuchautorin Vera Ferra-Mikura (1923–1997). In: Biblos. Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift. Hrsg. v. der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien: Phoibos 2002, H. 51,2, S. 215–243.
- Blumesberger, Susanne: Vera Ferra-Mikura. Eine biographische Skizze. In: libri liberorum. Sonderheft März 2003, S. 8–17.
- Blumesberger, Susanne: „Schreib in den Dunst“. Vera Ferra-Mikuras literarische Aufmüpfigkeit. In: Blumesberger, Susanne (Hg.): Frauen schreiben gegen Hindernisse. Zu den Wechselwirkungen von Biografie und Schreiben im weiblichen Lebenszusammenhang. Band II. Wien: Praesens 2010, S. 113-140.
- Blumesberger, Susanne: Vera Ferra-Mikura. In: Franz, Kurt; Lange, Günther; Franz-Josef Payrhuber (Hg.): Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Meitingen: Corian Verlag Heinrich Wimmer 2006, 27. Ergänzungslieferung Juni 2006, S. 1-53.
- Blumesberger, Susanne: Vera Ferra-Mikura. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Bd. 3, 2. Aufl. Berlin u.a.: de Gruyter 2008.
- Burghart, Wolfgang: "Die Vorschriften für Erwachsene sind wirklich zu streng." Vera Ferra-Mikuras verkehrte Welt. In: libri liberorum. Sonderheft März 2003, S. 19–26.
- Busta, Christine: Vera Ferra-Mikura: "Der Teppich der schönen Träume und andere Märchen." In: Wiener Bücherbriefe 1956, H. 3.
- Dusl, Andreas: „Ein Schwarm blauer Bienen“ In: Falter 11.4.1997, Nr. 15, S. 28.
- Egger, B. A.: Wir stellen vor: Gertrud Vera Ferra. In: Die Buchgemeinde 2 (1950). Nr. 9.
- Freytag, Veronika: "Den Zeichner müsste man an den Ohren ziehen." Romulus Candea als Kinderbuchillustrator. In: libri liberorum. Sonderheft März 2003, S. 47–56.
- Gatterwe, Simone: "Das tollste Abenteuer ist unser Flug um die Sonne." Die realen Felder des Schachbretts. In: libri liberorum. Sonderheft März 2003, S. 28–34
- [Geiger, Arno] Kein Pardon. The man, who beats Harry Potter. Aus dem Tagebuch des Buchpreisträgers Arno Geiger. In: Diners Club 2006, Nr. 5 , S. 8.
- Giebisch, Hans; Gustav Guggitz (Hrsg.): Bio-bibliographisches Literaturlexikon; Gunert, Johann: Einleitung. In: Ferra-Mikura, Vera: Schuldlos wie die Mohnkapsel. Wien: Stiasny 1961, S. 5–28.
- Harranth, Wolf: Doa is noch woas drinnen für uns. Zur ganz und gar österreichischen Kinder- und Jugendliteratur. In: Tausend und Ein Buch 1995, Nr. 4–5, S. 8.
- Harzhauser, Marianne: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen verborgen. Zum Gesamtwerk von Vera Ferra-Mikura. In: Tausend und Ein Buch 1997, H. 3, S. 4–8.
- Hofbauer, Friedl: "Zeit ist mit Uhren nicht meßbar". Für Vera Ferra-Mikura. In: Tausend und Ein Buch 1997, H. 4, S. 4–11. Kurzfassung in: Unsere Kinder. Fachzeitschrift für Kindergarten- und Kleinkinderpädagogik 1998, Nr. 1, S. 23–24.
- Kleedorfer, Jutta u.a.: Ferra-Mikura, Vera. In: Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung (Hrsg.): Lexikon der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur, Band 1. Wien: Buchkultur Verlagsgesellschaft 1994, S. 24.
- Libri liberorum. Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung: Ferra-Mikura, Vera (1923–1997). Wien: Edition Praesens, Sonderheft März 2003.
- Mikura, Liesl: Der Nachlass und ich. In: libri liberorum. Sonderheft März 2003, S. 44–46.
- Mikura, Liesl: Vera Ferra-Mikura-Weg. In: libri liberorum 2004, H. 18, S. 21–24.
- Nöhrer, Ingeborg: Literaturpädagogische Hinweise auf Bücher, die sich besonders für gemeinsame Hauslektüre und Klassenaussprache eignen. Ferra-Mikura, Vera: Unsere drei Stanisläuse. In: Die Barke 1967, S. 355f.
- Okopenko, Andreas: Kritik und Selbstkritik. Bericht von Andreas Okopenko über die Veranstaltung "Lyrik in der heutigen Zeit" am 2. Oktober 1950 im Café Parkring über eine Aussage von Rudolf Felmayer bezüglich Vera Ferra-Mikura. In: Neue Wege 1950, Nr. 59/20, S. 92.
- Schreiber, Hermann: Unfug im Schulfunk. In: Die Union, 30.3.1950, S. 2.
- Schreiber, Melitta: In Veras Zauberladen gibt es grüngestreifte Geister. In: Frauenblatt. Nr. 26, 25.6.1983, S. 5.
- Seibert, Ernst: Vera Ferras Komödie der Eitelkeit. In: libri liberorum. Sonderheft März 2003, S. 35–43.
- Seibert, Ernst: Vera Ferra-Mikura. Auf dem Schachbrett der Literatur. In: Praesent. Das österreichische Literaturjahrbuch 2004. Wien: Edition Praesens 2004, S. 85–93.
- Sollat, Karin: Sieben auf einen Streich. Ein Gespräch über die österreichischen WürdigungspreisträgerInnen Vera Ferra-Mikura, Mira Lobe, Käthe Recheis, Christine Nöstlinger, Lene Mayer-Skumanz, Renate Welsh und Wolf Harranth. In: Buchkultur 1998, Sonderh. 6A, S. 8–16.
- Schwarz, Vera: Die Mutter der drei Stanisläuse. In: Unique 1.1.2004, S. 16.
- Tauschinski, Oskar Jan: Vera Ferra-Mikura In: Die Barke 1965, S. 309–310.
- Tauschinski, Oskar Jan: Vera Ferra-Mikura. In: Bamberger, Jugendschriftsteller deutscher Sprache. 1980, S. 46.
- Tauschinski, Oskar Jan: Vera Ferra Mikura. In: Verlag Jungbrunnen (Hrsg.): Zur Verleihung des Österreichischen Würdigungspreises für Kinder- und Jugendliteratur am 22. März 1983. Wien: Jungbrunnen 1983, S. 7.
- Ziegler, Senta: "Sie schreibt schon für drei Kindergenerationen. Österreichischer Würdigungspreis für Vera Ferra-Mikura, die im Februar ihren 60. Geburtstag gefeiert hat." In: Anzeiger des österreichischen Buchhandels Nr. 7, April 1983, S. 74.