Explikat 

Die Forderung nach der Einheit der Zeit ergibt sich aus Aristoteles' diesbezüglichen Ausführungen zur Tragödie, die er von der Epik bezüglich der Kategorie der (Handlungs-)Zeit abgrenzt:

Ferner in der Ausdehnung: die Tragödie versucht, sich nach Möglichkeit innerhalb eines einzigen Sonnenumlaufs zu halten oder nur wenig darüber hinauszugehen; […] (Aristoteles 2004, S. 17)

Eng verknüpft ist die Einheit der Zeit mit der Einheit der Handlung und des Ortes und stellt somit ein Element der tektonischen Ordnung des (geschlossenen) Dramas dar. Trotz der mit der Forderung verbundenen zeitlichen Einschränkungen können in die Dramenhandlung dennoch Analepsen oder Prolepsen eingebaut sein, die durch den Chor oder die Figuren vorgebracht werden.

In Medeas Kinder von Per Lysander und Suzanne Osten wird der Forderung nach der Einheit der Zeit nicht nur stattgegeben, sondern dies bereits im Nebentext angesprochen: 

Zeit
Der erste, zweit und dritte Fluchtversuch spielen am Tag, am Nachmittag und in der Nacht; die Versöhnung Jason und Medea findet in der Morgendämmerung statt. Das Spiel erstreckt sich über einen Tag und eine Nacht (Samstag-Sonntag) und zeigt die Konflikte von Monaten. (Lysander und Osten 1984, S. 62)


Bibliografie

  • Aristoteles: Die Poetik. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart: Reclam, 2014.   
  • Lysander, Per und Suzanne Osten: Medeas Kinder. In: Schwedisches Kindertheater. Fünf Stücke. Hrsg. von Dirk H. Fröse. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren, 1984. S. 59-106.