Der folgende Artikel möchte einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und die heutige Konzeption der Leipziger Buchmesse geben. Angefügt an diesen Text ist ein tabellarischer Überblick über die neuesten Entwicklungen in Zahlen. KinderundJugendmedien.de berichtet zudem im Nachrichtenbereich regelmäßig  über Auszeichnungen und Nominierungen der Messe.

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Pressefoto Leipziger Buchmesse

Historischer Rückblick

Die geographisch günstige Kreuzung europäischer Handelswege ließ die Stadt Leipzig bereits seit dem 13. Jahrhundert zu einem bedeutenden Warenumschlagplatz und zum Messeort heranwachsen. Seit dem Mittelalter steht die Messe in Leipzig der in Frankfurt gegenüber. Aufgrund seiner geografischen Lage zwischen den Handelswegen sowohl nach Nord-Süd als auch nach Ost-West wurde die Messe in Leipzig schließlich zur Zeit der Reformation und des Aufschwungs des Buchdrucks ein wichtiger Handelsort für die Buchbranche. Im Jahr 1825 wurde hier auch der "Börsenverein der Deutschen Buchhändler" gegründet und zahlreiche Verlage und Druckereien siedelten sich in und um Leipzig an.

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden durch die Industrialisierung Mustermessen, die Musterkollektionen und standardisierte Waren anboten. Davon profitierte auch die Messe in Leipzig, die ihren Platz in der Innenstadt hatte. 1914 wurde schließlich die Bugra, die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik, ins Leben gerufen ‒ der Vorgänger der heutigen Buchmesse. 
Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts florierte der Messestandort (bis auf einen Einbruch zur Zeit des Ersten Weltkrieges). Ab 1942 fanden mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges keine Messen mehr statt und die Mehrzahl der Grafischen Betriebe in Leipzig wurde durch Bombardements zerstört.

Jedoch nahmen die Mustermessen gleich nach Kriegsende wieder ihren Betrieb auf, 1959 erstmals seit 1932 wieder mit der weltweit größten Buchkunstausstellung. 
Die Teilung in Ost- und Westdeutschland schien zuerst die Buchmesse und den Austausch der Buchbranche nicht signifikant zu beeinflussen. Mit zunehmender politischer Instrumentalisierung der DDR-Betriebe und -Firmen blieben jedoch immer wieder westdeutsche Verlage Leipzig fern und die Börsenvereine des Buchhandels taten sich mit einer Verständigung schwer. Auch die Buchmesse blieb somit nicht von politischen Diskussionen verschont.

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Pressefoto Leipziger Buchmesse

Leipziger Buchmesse heute

Nach dem Mauerfall etablierte sich 1993 sofort die Fachausstellung Leipziger Buchmesse, die seit 1998 auf dem neuen Messegelände außerhalb der Stadt präsentiert wird. Seit Beginn dieser Fachmesse sind der Ausstellungsraum und das Rahmenprogramm, das die Messe begleitet, stetig gewachsen. Jedes Jahr erreichen die Besucherzahlen einen neuen Rekord und die Zahl der Aussteller liegt konstant bei über 2.000 Verlagen aus ca. 40 verschiedenen Ländern. In jedem Jahr wird die Buchbranche eines Gastlandes besonders hervorgehoben. Die Präsentation der Buchneuerscheinungen wird von zahlreichen Veranstaltungen, Tagungen, Lesungen, Preisverleihungen rund um das Thema Buch ergänzt und jedes Jahr um neue Programmpunkte und eigene Labels erweitert. Einen Überblick über sämtliche Veranstaltungen, Events etc. zu behalten fällt schwer. Dem Publikums- und auch Fachbesucher bleibt notgedrungen die Möglichkeit, sich beim Messebesuch auf gezielte Angebote zu beschränken und sich nach der Messe über relevante Neuigkeiten zu informieren.

Veranstaltungen

Die große Buchmessekonferenz, die eine Woche lang die Messe begleitet, bietet für Vertreter der Buchbranche Vorträge, Workshops und Präsentationen zu aktuellen Themen an. Seit einigen Jahren steht die Veranstaltung unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung der Branche und findet im Congress Center Leipzig statt.


Auch das Programm "autoren@leipzig", 2012 ins Leben gerufen, beschäftigt sich in zahlreichen Sessions und Workshops mit der Digitalisierung der Verlagsbranche und stellt eine Informationsplattform speziell für Autoren dar.


Die Leipziger Antiquariatsmesse dagegen ist bereits seit 1994 auf der Leipziger Buchmesse zu finden. Antiquarische Bücher, Graphiken und Autographen aus sieben Jahrhunderten Buchgeschichte werden präsentiert und die sogenannte "Literaturmeile" bietet Ausstellern die Möglichkeit des Bücherverkaufs.


Die Verkaufsausstellung buch+art – Kunst rund um das Buch soll vor allem die Ausstellungshallen optisch aufwerten und den ästhetischen Aspekt der Buchkunst in den Vordergrund stellen. Ausgestellt werden Künstlerbücher, Graphiken sowie künstlerische Buchprojekte. Kunsthochschulen und Hochschulen entwerfen eigens für die Messe originelle Stände und präsentieren außergewöhnliche Projektarbeiten.

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Pressefoto Leipziger Buchmesse

Für einige Jahre war die Leipziger Buchmesse in das Projekt tranzyt. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus, involviert, 2014 zunächst zum letzten Mal. Tranzyt ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Kooperation mit der Rinat Ahmetov Stiftung Rozvytok Ukrajiny", der Allianz Kulturstiftung, dem Lemberger Verlegerforum und dem Polnischen Institut in Leipzig.

Ebenfalls Literatur und den Austausch der mittel- und südosteuropäischen Buchbranche fördert das Netzwerk TRADUKI. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, KulturKontakt Austria, dem Goethe-Institut und der S. Fischer Stiftung initiiert. Ein Übersetzungsprogramm für Belletristik, aktuelles Sachbuch sowie Kinder- und Jugendbuch des 20. und 21. Jahrhunderts fördert den europäischen und interregionalen Austausch.

Buchmesse als Lesefest

Da die Leipziger Buchmesse sich eher als Lesefest denn als Informations- und Austauschplattform für das breite Publikum versteht, wurden weitere Initiativen gegründet, um mit der Frankfurter Buchmesse konkurrieren und sich natürlich auch inhaltlich von ihr abheben zu können. 
So wurde beispielsweise der Karrieretag Buch und Medien mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels eingerichtet. Studierende, sogenannte Young Professionals und Berufseinsteiger können gezielt verschiedene Verlage und Vertreter aus der Buchbranche treffen, sich informieren oder Bewerbungsgespräche führen.


Ein weiterer neuer Ansatz in Leipzig ist, kleine und unabhängige Verlage zu unterstützen. So ist die Leseinsel für junge Verlage nur für Independentverlage vorgesehen und bietet einen entsprechenden Präsentationsrahmen.


Seit Beginn der Fachausstellung wird die Messe von der Großveranstaltung Leipzig liest ergänzt, nach eigenen Angaben mittlerweile Europas größtes Lesefest. Das Programm wurde 2014 durch das Label Leipzig liest für Kids und Teens erweitert. Zahlreiche Lesungen und Buchevents finden über die gesamte Stadt verteilt über eine Woche hinweg statt.

Die Leipziger Buchmesse ist ca. seit den letzten zehn Jahren auch ein Anlaufpunkt für Manga-,  Comicfans und Cosplayer. Viele jugendliche und erwachsene Besucher kommen verkleidet in Kostümen ihrer Lieblingsfiguren und geben der Messe einen ganz eigenen Charme. Dabei hat sich die Messe als Szenetreff und als Vorlaufrunde für das europäische Cosplayer-Treffen in Paris etabliert. Der Comic-, Manga-, Graphic Novel- und Cosplay-Boom der letzten Jahre führte schließlich 2014 zur Gründung eines neuen Labels und einer neuen Präsentationsfläche auf der Messe. Die Manga-Comic-Convention bietet Ausstellungen, Workshops, Lesungen, Konzerte zu den Themen Manga, Comic, Graphic Novel, Games, Japan, Cosplay und Musik, zeigt Neuheiten, Trends und Aktionen. Mit diesem besonderen Schwerpunkt, der nicht nur beim Comicpublikum sehr beliebt ist, hebt sich die Leipziger Buchmesse besonders von ihrem Frankfurter Pendant ab.

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Leseförderung

Leseförderung und frühkindliche Bildung ist den Organisatoren der Leipziger Buchmesse ein besonderes Anliegen. So findet der Kongress für Pädagogen Kinder – Jugend – Bildung seit 1998 begleitend zur Buchmesse statt. Im Congress Center Leipzig und im Forum Kinder – Jugend – Bildung werden Veranstaltungen mit Informations- und Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema Leseförderung für Lehrer und Erzieher angeboten. Zu den Ausstellern in diesem Bereich gehören Schulbuch- und Bildungsverlage sowie Anbieter von Lernspielen und Kindergartenausstattungen.


Ein alljährliches Symposium unter dem Titel Wort – Bild – Schrift bietet Veranstaltungen zur Fragestellung "Was heißt Literacy und wie wird sie in der frühen Kindheit erworben?". 
Die Kultusministerien der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben den Mitteldeutschen Fachkongress zum Thema Kinder heute – Umgang mit Vielfalt mit Vorträgen, Präsentationen von Projekten ebenfalls auf die Zeit der Messe verlegt. Und seit 2010 veranstaltet die Leipziger Buchmesse in Zusammenarbeit mit dem Didacta-Verband am Ende der Messe das KiTa-Symposium, ein Fortbildungsangebot, das sich an pädagogische Fachkräfte in Krippen, Kindergärten, Kitas und Grundschulen richtet.


Der Verband Bildung und Erziehung e.V. und der Verband Bildungsmedien e.V., die Organisatoren des größten bundesweiten Weiterbildungstages für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulstufen, haben sich den Leseförderungsansatz der Leipziger Buchmesse zu eigen gemacht und lassen seit dem Jahr 2014 die Frühjahrstagung des Deutschen Lehrertages während der Messetage im Congress Center Leipzig stattfinden.


Schließlich vergibt die Leipziger Buchmesse seit 2012 zusammen mit der Stiftung Lesen den Leipziger Lesekompass. Aus den Neuerscheinungen des letzten Jahres wählt eine Jury aus Buchhandel, Bibliothek, Pädagogik, Medien sowie Jugendlichen 30 Empfehlungen für Kinder und Jugendliche, im Alter von 2 bis 14 Jahre, und bietet dazu kostenlose Workshops für Eltern und Erzieher an.

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Preise

Neben den Leseempfehlungen werden auf der Leipziger Buchmesse zahlreiche Preise verliehen. Der renommierte Preis der Leipziger Buchmesse, unterstützt von der Stadt Leipzig, dem Freistaat Sachsen und in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloqium Berlin, wird seit 2005 verliehen. Insgesamt mit einem Preisgeld in Höhe von 45 000 Euro wird er in den Sparten Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben.

Seit 1994 wird der mit 15 000 Euro dotierte Leipziger Buchpreis der Europäischen Verständigung vergeben, der ein besonderes publizistisches Engagement einer Person für den Austausch in Europa würdigt.

Von herausragender Bedeutung  für die Kinder- und Jugendbuchszene sind unter anderem die Bekanntgabe der Nominierungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis, die Verleihung der Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien, die Auszeichnungen des Leipziger Lesekompasses sowie der avj Medienpreis, der ein besonderes journalistisches Engagement im Kinder- und Jugendliteraturbereich ehrt.

Quellen:

 

Aktuelle Zahlen Leipziger Buchmesse (Stand: März 2016)
Besucherzahlen: 2013: 168.000; 2014: 175.000; 2015: 186.000; 2016: 195.000; 2017: 208.000
Datum: 23.-26. März 2017
Ausstellungsraum: 92.400 Quadratmeter
Aussteller: 2.493 Aussteller aus 43 Ländern
"Leipzig liest" und "Leipzig liest für Kids und Tweens" 2016: an 410 verschiedenen Orten in Leipzig mit 3.200 Autorenlesungen
Besucher insgesamt: 2014: 237.000 Besucher; 2015: 251.000, 2016: 260.000; 2017: 285.000
Besucher der Manga-Comic-Convention 2016 (Premiere 2014): 2015: 93.000; 2016: 96.000; 2017: 105.000
Schwerpunkte: Gastland 2014: Schweiz, Schwerpunkt 2015: Deutschland-Israel, Schwerpunkt 2016: Europa 21
Jubiläen: 2015: 850 Jahre Leipziger Messen, 2016: 25 Jahre Lesefest

 

aktualisiert am 17.03.2016