Entstehungsgeschichte

Mit dem Museum "Iloni Imedemaa" (dt. "Ilons Wunderland") wollte Ilon Wikland zu ihren Wurzeln zurückkehren und ihre Heimat Estland würdigen. In dem schon zu Zarenzeiten beliebten Kurort Haapsalu, den auch Tschaikowsky sehr geschätzt hat, verbrachte Wikland einen Großteil ihrer Kindheit. Die in Tartu geborene Wikland wurde nach der Trennung ihrer Eltern nach Haapsalu geschickt, wo sie bei ihren Großeltern mütterlicherseits wohnte. Hier verlebte sie eine ähnlich glückliche Kindheit wie Astrid Lindgren, bis sie 1944 vor den sowjetischen Besatzungsmächten nach Stockholm flüchtete: Ihre Großmutter brachte sie auf ein Schiff mit 200 anderen Flüchtlingen. Glücklich in Stockholm angekommen, wurde Wikland von ihrer Tante aufgenommen, die auch Künstlerin war und Wiklands Zeichentalent sehr früh erkannte. Ilon Wikland besuchte die "Schule für Buch- und Werbekunst" und wurde Illustratorin.

Erst nach der Wende durfte Ilon Wikland 1989 in ihre Heimat einreisen. Ihr Besuch wurde in den Medien gefeiert, umso mehr, da sie von Astrid Lindgren begleitet wurde und dieser ihre Kindheitsplätze zeigen konnte. In den folgenden Jahren beschloss Wikland, dem estnischen Staat ca. 800 Originale zu den Kinderbüchern zu schenken, die sie im Laufe ihres Lebens illustriert hatte, und sah sich nach einem passenden Gebäude für ihre Sammlung um. Zunächst dachte sie an die Kinderbibliothek von Haapsalu: Dieses traditionsreiche Kinderzentrum mit wechselnden Sonderausstellungen und einem riesigen fantasievoll ausgebauten Dachboden, in dem Kinderlesungen und Filmvorführungen stattfinden, wurde 1951 als "Kinderbibliothek" gegründet und ist seit 1965 an seinem jetzigen Standort (einer ehemaligen Grundschule). Als sich herausstellte, dass das Gebäude zu klein für eine derart große Sammlung ist, entschied man sich für das ehemalige Elternhaus von Anna Hedwig Büll (1887-1981), die sich als Missionarin Zeit ihres Lebens für armenische Flüchtlinge einsetzte und als "Mutter Büll" berühmt wurde.

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Im Besucherraum der Kinderbibliothek von Haapsalu wurden Ilon Wikland und Astrid Lindgren 1989 empfangen, als die das Städtchen besuchten.
© Anna Zamolska

Das neu erkorene Haus in der Straße "Kooli" 5 befindet sich unweit von Wiklands Familienhaus und wurde 2006 eröffnet, die weiteren Spielräume wurden 2009 eröffnet. Ilon Wikland steht mit dem Haus in regem Kontakt, hat es auch oft zu verschiedenen Anlässen besucht und noch bis vor kurzem einen interessanten Blog auf der Museumseite geführt, in dem sie auf aktuelle Workshops, ihre öffentlichen Auftritte und Erweiterungen der Ausstellung aufmerksam gemacht hat. Dieser wurde nun eingestellt und die Webseite des Museums in die allgemeine Museenseite Haapsalus mit eingebunden.

Ausstellung

Bereits der Eingangsbereich von "Ilons Wunderland" ist künstlerisch sehr gelungen: Der Raum ist einem Bild nachgebaut, das an der Wand hängt und aus Wiklands autobiografischem Bilderbuch Die lange, lange Reise (dt. 1996, schwed. 1995) stammt. Es zeigt die kleine Ilon beim Zeichnen in der Wohnung ihrer Tante.

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Aus: "Die lange, lange Reise" (dt. 1996).

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Eingangsbereich in "Ilons Wunderland".
© Anna Zamolska 

Der erste Raum im Erdgeschoss ist Wiklands Biografie gewidmet, in einem weiteren Raum kann man einen dokumentarischen Film von 2012 sehen, in dem Wikland persönlich die Zuschauerinnen und Zuschauer durch Haapsalu führt und dabei aus ihrem Leben erzählt. Zwei weitere Räume zeigen u.a. ausgewählte Originale zu den Kinderbüchern Astrid Lindgrens, von Elsa Olenius herausgegebenen schwedischen Märchensammlungen und Wiklands frühe Zeichnungen aus ihrer Jugend.

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Das Dachgeschoss beinhaltet Spielräume für Kinder.
© Anna Zamolska

Im Obergeschoss wurden die Räume an die Zeichnungen zu Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach und Nils-Karlsson Däumling angelehnt und eine typische Bullerbü-Küche eingerichtet, wo Kinder ganz klassisch mit Puppenstuben spielen oder sich auf einer Küchenbank mit vielen Kissen in Kinderbücher vertiefen können. In der Wintersaison finden hier viele kreative Workshops mit Kindern statt, die im Sommer in den Garten mit seinen angrenzenden Gebäuden verlagert werden.

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Die Bühne im Garten des Ilon Wikland-Museums.
© Anna Zamolska

Im Garten steht außerdem eine große Bühne, auf der regelmäßig Theaterstücke gezeigt werden; neben einem alten Ziehbrunnen wurden dort auch die Wohnstube von Matthias (dem Großvater aus Die Brüder Löwenherz) nachgebaut, ein kleiner Stall mit einem Holzpferd (dieser dient ebenfalls als kleine Ausstellungsfläche für die vielfältigen Pferdezeichnungen Wiklands) und ein weiteres Gebäude für Bastelstunden mit den Kindern.

Zusätzlich verfügt das Museumsgebäude über Räume für wechselnde Sonderausstellungen. Großer Beliebtheit erfreut sich das Museum und Kinderzentrum in Haapsalu selbst, die Kinder des Ortes verbringen nahezu ihre ganzen Sommerferien in dem Haus, das täglich kreative Bastelideen und abends Familienstücke anbietet. Estlandweit ist es längst ein beliebtes und gefragtes Kinderzentrum geworden, das auch immer mehr internationale Besucherinnen und Besucher anzieht, vorrangig aus Deutschland und Schweden.

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"Ilons Wunderland" in der Kooli 5.
© Anna Zamolska