Seminar: Wie kamen sie zum Schreiben und zum Illustrieren? Haben sie schon früher Berührungspunkte mit dem Schreiben/Illustrieren gehabt?
Eva Müller: Als Kind habe ich schon immer viel gelesen, geschrieben und gezeichnet. Als ich dann auf die Realschule kam, wurde Kunst kaum gefördert, auch in meinem Elternhaus nicht. Zum Schreiben und Zeichnen kam ich erst später wieder, nachdem ich mein erstes Studium abgeschlossen hatte und nicht so recht wusste wohin mit mir. Ich hatte einen Arbeitsaufenthalt in Rumänien über ein EU Stipendienprogramm für Sozialarbeiterinnen. Dort hatte ich neben der Arbeit viel Zeit und war viel alleine. Da habe ich wieder mit dem Zeichnen begonnen und ab da nie wieder aufgehört.
Seminar: Wie gehen Sie mit Schreib- bzw. Zeichenblockaden um?
Eva Müller: Mittlerweile sind Blockaden, die ich lieber Pausen nennen möchte, keine Angstkulisse mehr für mich. Beim ersten Buch haben sie mich noch fertig gemacht. Beim zweiten Buch wusste ich schon, dass die Pausen kommen und dass sie gut für ein Projekt sein können. In der Zeit erledige ich andere Dinge, um dann mein aktuelles Projekt wieder mit neuen Augen zu sehen. Durch meine Erfahrung vertraue ich darauf, dass ich bald wieder Schreiben und Zeichnen kann. Kleine Nervenzusammenbrüche bleiben jetzt beim dritten Buch aus.
Seminar: Auf Ihrem Instagram-Account teilen Sie Einblicke in Ihr künstlerisches Schaffen und persönliche Erlebnisse. Inwiefern beeinflusst der direkte Austausch mit Ihren Followern Ihre Arbeit an Ihren Projekten?
Eva Müller: Momentan habe ich die Instagram App auf meinem Handy gelöscht. Ich besuche Instagram nur noch auf dem Desktop. Es lenkt mich zu sehr ab und macht mich auch oft unglücklich. Die Schnelligkeit und die zahlreichen Kommentare und Posts, die komplizierte Situationen, vor allem politische, vereinfachen, tun mir nicht gut. Ich versuche aber weiterhin mit Follower*innen zu kommunizieren und freue mich über jede Nachricht.
Seminar: Ihren Instagram-Posts ist des Weiteren zu entnehmen, dass Sie in einer neuen Umgebung als erstes immer Friedhöfe aufsuchen? Warum?
Eva Müller: Friedhöfe besuche ich gerne, weil ich dadurch einen Eindruck von der Struktur und Geschichte einer Gesellschaft bekomme. Der Aufbau von Friedhöfen verrät viel über die Gesellschaft und die Historie eines Landes. Außerdem sind Friedhöfe, vor allem bei Städtereisen, Orte der Ruhe und Entspannung für mich.
Seminar: Ihre bisherigen Arbeiten sind teilweise in Künstlerresidenzen entstanden, die aufgrund eines Stipendiats bezogen werden. Heute sind Sie beispielsweise aus der Villa Aurora in Los Angeles zugeschaltet und arbeiten an einem neuen Projekt. Als Sie an Scheiblettenkind gearbeitet haben, fiel das in die Pandemiezeit und Sie lebten zeitweise in einer Künstlerresidenz in Frankreich. Wie sah/sieht Ihr Arbeitsalltag in einer solchen Institution fernab der Heimat (und Familie) aus? Unterscheidet dieser sich von Ihrem Schaffensprozess in Ihrem Wohnort Hamburg?
Eva Müller: Meine Familie besteht erst seit 2 Jahren. Meine Tochter ist diesen Sommer zwei geworden. Dadurch hat sich alles verändert. Über längere Zeit kann und möchte ich nicht von ihr entfernt sein. Daher müssen wir uns alle drei neu organisieren. Meine Tochter und mein Mann waren zum Beispiel mit uns in Kalifornien. Durch die Kinderbetreuungszeiten habe ich natürlich weniger Arbeitszeit zur Verfügung. Vorher war ich in Residenzen immer alleine und hatte dann einen sehr klar strukturierten Arbeitsalltag: Aufstehen – Frühstücken - Arbeiten – Mittagessen – Spazieren – Arbeiten – Abendessen – Arbeiten – Schlafen…
Natürlich gab es auch mal Tage, an denen ich Zeit mit anderen Stipendiatinnen verbracht habe oder mal im Kino war, aber die meisten Tage waren sehr strukturiert und von Arbeiten geprägt. Das Comic Zeichnen ist extrem aufwendig und braucht viel Disziplin und Konzentration. Ein 300-seitiger Comic zeichnet sich nicht von alleine, da muss man einfach fleißig sein.
Wenn ich in Hamburg in meinem Alltag arbeite, kommen zusätzlich zum Zeichnen viele Aufgaben der Selbständigkeit dazu, die in Residenzen weg fallen. Von Buchverkäufen kann ich nicht leben, daher muss ich mit Workshops, Vermittlungsarbeit, Kulturarbeit, Illustrationsaufträgen usw. Geld verdienen. Dann muss alles Administrative und natürlich die Care Work erledigt werden. Diese Dinge fallen im Rahmen des künstlerischen Schaffens als Residenzbewohnerin weg. Das Geld ist da und Aufgaben, wie putzen oder kochen, werden einem häufig abgenommen.
Seminar: Was hat sie inspiriert, Ihre Graphic Novels in dieser Art zu illustrieren? Wie entstanden die visuellen Darstellungen Ihrer Erzählung, vor allem bezogen auf die Darstellung der Schlange als Selbstzweifel in Scheiblettenkind? Ich persönlich habe diesen Grafikstil noch nicht oft gesehen. Wie bezeichnet man diesen?
Eva Müller: Natürlich war meine Professorin Anke Feuchtenberger ein Vorbild und hat mich sicher geprägt. Vor allem aber zeichne ich einfach, wie ich zeichne. Meinen Strich habe ich irgendwann während des Studiums gelernt zu akzeptieren. Ich versuche mir treu zu bleiben und mich nicht zu verstellen, sondern so zu zeichnen, dass es mir leicht fällt und gut von der Hand geht. Das ist beim Medium Comic auch sehr wichtig, man muss den Stil einfach über viele Seiten durchhalten.
Seminar: Der Markt wird ja mittlerweile von zahlreichen Grafik-Apps und KI-Tools überschwemmt. Hat die zunehmende Digitalität Ihren Zeichenstil beeinflusst bzw. verändert und haben Sie für Ihre Illustrationen probehalber schon einmal KI-Tools verwendet?
Eva Müller: Ich verwende KI Tools um Texte zu verbessern, zu korrigieren oder mir Anregungen zu holen. Für meine Comics habe ich sie bisher noch nie benutzt. Da ich komplett analog zeichne, haben sie auch keinen Einfluss auf meine Arbeit. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie meinen Berufsstand beeinflussen und verändern werden. Ich bin gespannt, wie das dann aussehen wird.
Seminar: In Scheiblettenkind schildern Sie eindrücklich eine Kindheit und Jugend, die von Unwegbarkeiten und Armut geprägt war. Das Thema Klassismus wird auf sehr nachvollziehbare Weise dargestellt. Welche Szene oder welches Ereignis hat für Sie persönlich die größte Bedeutung und warum?
Eva Müller: In Scheiblettenkind wird eine Lebenswelt erzählt und es fällt mir schwer, das Ganze auf ein bedeutsames Erlebnis herunterzubrechen. Besonders am Herzen liegen mir aber die Episoden mit den Großmüttern, weil diese Frauen einfach wahnsinnig viel geleistet haben und für mich Heldinnen sind.
Seminar: Der Scheiblettenkäse wird im Rahmen der Grahic Novel und auch in Ihren Interviews als 'Arme-Leute-Essen' bezeichnet und in diesem Kontext als Schimpfwort symbolisch aufgeladen. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, die in dieselben Jahre wie Ihre fällt, dann ist für mich das Abendbrotessen auch immer mit diesem kostengünstigen Scheiblettenkäse verbunden. Ich habe diesen aber – bis zu Ihrer Graphic Novel – bislang nicht mit ärmlichen Verhältnissen in Verbindung gebracht. Vielleicht weil ich ihn damals gern gegessen habe und immer noch gerne esse. Sind diese unterschiedlichen Erfahrungen hinderlich für den Verstehensprozess?
Eva Müller: Ich finde die unterschiedlichen Erfahrungswerte mit denen das Buch gelesen wird sehr spannend. Im Osten von Deutschland, haben mir bei Lesungen viele ältere Menschen erzählt, dass Scheiblettenkäse für sie der absolute Luxus war und es ihn nur ganz selten gab. Das hat bei mir auch einiges in Perspektive gerückt. Nicht alle Menschen, die von Klassismus betroffen sind, machen die gleichen Erfahrungen oder wachsen in gleichen Bedingungen auf. Es fließen ja immer eigene Erfahrungen ein, wenn Menschen Medien konsumieren, von daher sehe ich da kein Problem. Ich traue den Lesenden durchaus zu, dass sie Dinge einordnen können und die Situationen auch verstehen, wenn es Ihnen anders ging oder wenn Ihnen Dinge unbekannt sind.
Seminar: Gab es während des Gestaltungsprozesses eine angestrebte Zielgruppe, die Sie für Scheiblettenkind im Hinterkopf hatten?
Eva Müller: Nein, ich habe das Buch einfach geschrieben und erst hinterher hat mein Verlag festgestellt, dass es sich nicht nur als Buch für Erwachsene, sondern auch gut als Jugendliteratur eignet.
Seminar: Was war für Sie der herausforderndste Teil der Arbeit an dieser Graphic Novel und was der Lohnendste?
Eva Müller: Sich immer wieder selbst zu motivieren, Seite für Seite, das Buch fertig zu stellen. Ich kann nur nochmal betonen. Comic zeichnen ist viel Fleißarbeit. Ein besonderer Moment ist natürlich wenn man den Karton vom Verlag öffnet und dann aus den einzelnen gezeichneten Seiten, ein Buch entstanden ist, dass man endlich sehen kann und in der Hand hält.
Seminar: Welche Rückmeldungen auf Scheiblettenkind hat Sie besonders überrascht oder bewegt?
Eva Müller: Besonders bewegt mich immer, wenn Menschen mir rückmelden, dass sie sich mit der Figur identifizieren können, ihnen aber bisher nicht klar war, dass es für ihre Gefühle Gründe gibt, nämlich strukturelle Diskriminierung und Benachteiligung. Ich hatte ein ähnliches Erweckungserlebnis als ich Didier Eribons Rückkehr nach Reims las, daher freue ich mich immer besonders, wenn mein Buch Menschen in ähnlicher Weise helfen konnte.
Seminar: Wie lange haben Sie an dieser Graphic Novel gearbeitet? Sie wurde im vergangenen Jahr mit dem Heinrich Wolgast-Preis für Kinder- und Jugendmedien (https://www.gew.de/gew/ausschuesse-arbeitsgruppen/weitere-gruppen/die-ajum/wolgast-preis?) ausgezeichnet.
Eva Müller: Insgesamt sicher 5 Jahre, von der Idee bis zur endgültigen Fertigstellung. Comics sind sehr aufwendig und das Zeichnen dauert einfach.
Seminar: Aktuell arbeiten Sie an einem neuen Projekt. Ihrer Homepage ist zu entnehmen, dass Sie sich darin dem Schicksal von Anna Beuschel annehmen. Sie ist eine der vier von dem Serienmörder Fritz Honka in den 1970er Jahren ermordeten Frauen (Frieda Roblick, Gertrud Breuer, Ruth Schult). Ihre Leichen sind damals nur durch einen Zufall aufgrund eines Wohnungsbrandes entdeckt worden. Der Gerichtsprozess hat in den 1980er Jahren die ganze Bundesrepublik erschüttert. Honka sagte aus, dass er die Morde nach der Einflüsterung von Jack the Ripper verübt hat. Später hat er diese Aussage widerrufen. Bei den zumeist alkoholabhängigen Frauen handelte es sich um ehemalige Prostituierte aus ärmlichen Verhältnissen, die – so ist es der Presse zu entnehmen – niemand nach ihrem Verschwinden vermisste. Was reizt Sie an dieser Geschichte und warum haben Sie sich für Anna Beuschel entschieden?
Eva Müller: Über Honka, seine Gefühle, seine Äußerungen, sein Leben existieren viele Berichte und Nacherzählungen. Für die Frauen hat sich nie jemand interessiert. Das wollte ich ändern und mich dem Leben der vier Frauen annehmen und ihre Geschichte erzählen. Während der Recherche musste ich dann mit Schrecken feststellen, dass gesichert 2, wahrscheinlich 3 der vier Frauen im Nationalsozialismus als sogenannte Asoziale verfolgt wurden. Um dem Thema gerecht zu werden, entschied ich mich, das Leben einer Frau zu rekonstruieren. Anna Beuschel geb. Hahn. Sie und ihre Familie wurden in Konzentrationslager deportiert. Anna hat die Konzentrationslager, im Gegensatz zu manchen ihrer Angehörigen, überlebt. Sie stand danach jedoch völlig mittellos und alleine da. Die Opfergruppe der sogenannten „Asozialen“ wurde nicht entschädigt. Anna kam nie wieder auf ihre Beine. Die Geschichte ist wieder eine Erzählung über Klassenverhältnisse und Benachteiligung. Das Thema ist mir sehr wichtig.
Seminar: Fungieren Sie in gewisser Weise als Sprachrohr der Ermordeten? Wissen Sie bereits zu diesem Zeitpunkt, wie der Titel der Graphic Novel lauten wird?
Eva Müller: Einen Titel gibt es bisher nicht. Ich bin ganz am Anfang des Prozesses und es wird sicher noch einige Jahre dauern. Mit dem Buch möchte ich Frauen, die von Nationalsozialisten als sogenannte Asoziale verfolgt wurden, ein Gesicht geben. Annas Biografie kann stellvertretend betrachtet werden. Es gab viele Frauen die verfolgt und ermordet wurden. Die Gründe waren oft nichtig und misogyn motiviert. Honka hat sich Frauen ausgesucht, die für ihn leicht zu erreichen waren. Mein Buch soll aufzeigen, dass die Frauen nicht durch eigenes Verschulden in dieser Situation gelandet sind, sondern ihr Leben durch jahrelange Verfolgung geprägt war, die bis zu ihrem Tod anhielt. Dabei ist mir wichtig, Anna nicht nur als Opfer, sondern als Menschen darzustellen mit Wünschen, Träumen, Ideen, aber auch Fehlern. Sie soll als Person sichtbar werden und somit den vielen Unsichtbaren ein Gesicht verleihen.
Seminar: Sie arbeiteten an dieser Graphic Novel u.a. während Ihrer Residenz in der Villa Aurora in Los Angeles. Auf Ihrem Instagram-Account sind zahlreiche Fotos enthalten, die Ihren Aufenthalt während des schönsten Sommerwetters dokumentieren. Wie schaffen Sie es, bei diesem schönen Wetter an einer derart düsteren und traurigen Geschichte zu arbeiten. Stellt das nicht einen Kontrast dar?
Eva Müller: Sicher stellt es einen Kontrast dar. Generell ist es ja so, dass mein schönes, bequemes und im Vergleich einfaches Leben, einen Kontrast zu Annas Leben darstellt. Während der Recherche ging es mir oft schlecht, wenn ich beispielsweise die Akten der Täter oder Zeitzeuginnenberichte lesen musste. Ich brauche dann Pausen und Abstand. So war es in Los Angeles auch. In den USA sind die Kontraste zwischen arm und reich besonders groß, vor allem in Los Angeles und meine privilegierte Situation war ständig Thema für mich.
Seminar: Wir haben unter den Studierenden bereits etliche Personen, die Kinder haben oder gerade in Begriff sind, diese zu bekommen. Sie haben selbst ein Kind im Kindergartenalter und müssen Familie und Arbeit miteinander in Einklang bringen. In ihrem Comic Mother in Residence beschreiben Sie, wie schwierig es sich mitunter erweisen kann, Familienmitglieder, insbesondere Kinder, in eine Künstlerresidenz mitzubringen. Sind dies auch eigene Erfahrungen eingeflossen, die eine Rolle gespielt haben?
Eva Müller: In der Regel sind Familien, also Kinder von Residenzkünstlerinnen in Deutschland explizit ausgeladen. Andere Länder sind da oft schon weiter. Bei den Stipendien, in denen Kinder zugelassen sind, gibt es häufig keine Betreuung und kein höheres Stipendium, um selbst für die Betreuung aufkommen zu können. In einer Residence fällt die Betreuung in der Kita weg und mit Schulkindern ist es gar nicht möglich flexibel den Wohnort zu verlassen. Damit können meist Mütter nicht teilnehmen und sind oft für Jahre ausgeschlossen. Ihnen fehlen dann Einträge im Lebenslauf und die Karriere wird unterbrochen und leidet. Je weniger Stipendien/Residencies man im Lebenslauf hat, desto weniger Förderung bekommt man in der Zukunft. Es gibt viel zu wenige frei ausgezahlte Stipendien, die nicht ortsgebunden sind oder Residencies, die Elternschaft mit bedenken. Für mich hat sich seit meiner Mutterschaft alles verändert und es ist viel schwieriger weiter zu schreiben. Man braucht mehr Geld zum Leben, hat aber weniger Möglichkeiten im Literatur- und Kunstbetrieb, an Geld zu kommen. Für Eltern wäre es daher super, Stipendien in Geldform zu erhalten, die nicht ortsgebunden sind, wie es zum Beispiel das Künstlerhaus Lauenburg vormacht. Eltern können dann alle Brotjobs niederlegen und in der Zeit, in der das Kind regulär fremd betreut wird oder zur Schule geht, konzentriert arbeiten.
Seminar: In einem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von der Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Slata Roschal herausgegebenen Textreihe Macht und Konkurrenz im Literaturbetrieb sind Sie mit einem Beitrag vertreten, in dem Sie die finanzielle Abhängigkeit der Kunstschaffenden von Juryentscheidungen und Nominierungen diskutieren. Was müsste sich Ihrer Meinung nach verändern, damit es im Literaturbetrieb gerechter zugeht?
Eva Müller: Am schönsten fände ich, wenn von staatlicher Seite keine Konkurrenzsituation unter Künstler*innen geschaffen wird. Wahnsinnig viele Autor*innen bewerben sich auf sehr wenige Stipendien und Förderungen. Mit viel Arbeit in Vorleistung treten und ständig Absagen zu bekommen, gehört durch die aktuelle Förderstruktur zu unserem Alltag. Das ist zermürbend. Comics sind ohne Stipendium kaum zu schaffen und viele meiner Kolleg*innen schmeißen nach einigen Jahren das Handtuch, vor allem wenn sie Care Work machen oder kein Vermögen oder Geldquellen im Hintergrund haben. Dabei ist Kunst und Literatur wichtig für jede Gesellschaft. Und auch marginalisierte Personen sollten die Möglichkeit haben Kunst oder Literatur zu erschaffen. Es wäre daher schön, wenn es eine Art Grundeinkommen oder dauerhafte Unterstützung gibt, damit Menschen ihre Kunst außerhalb des freien Marktes erschaffen können. Diese könnte dann auch der Gesellschaft umsonst oder günstig zur Verfügung stehen. Leider ist das nur ein Traum…
Haben Sie vielen herzlichen Dank, liebe Eva Müller, für dieses sehr aufschlussreiche und ehrliche Interview. Wir wünschen Ihnen für Ihr neues Projekt alles erdenklich Gute und freuen uns schon sehr darauf, wenn die Graphic Novel veröffentlicht wird.
Abbildungsnachweis
Porträt von Eva Müller, Foto: Thomas Wagner
Abb. 1: Buchcover Scheiblettenkind (Eva Müller, Scheiblettenkind, Berlin: Suhrkamp 2022)
Abb. 2: Illustration ©Eva Müller
Abb. 3: Illustration ©Eva Müller
Abb. 4: Eva Müller bei einer Lesung, Foto: Simone Depner