Inhalt
Warum schläft die Oma jetzt unter einem Stein?
Weil die Oma tot ist.
Und wie ist Totsein?
Ich weiß es auch nicht so genau. Die einen stellen sich das so vor und die anderen so (o. P.).
Anknüpfend an diesen Dialog zeigt Anne Lehner in knappen Worten und vielfältigen Bildern zehn verschiedene Todesvorstellungen auf: Vielleicht ist Totsein wie auf Reisen zu sein oder auf einer Feier. Möglicherweise kommt man in den Himmel, zerfällt zu Erde oder lebt in der Erinnerung anderer Menschen weiter… Vielleicht ist Totsein aber auch eine Kombination aus alledem?
Kritik
Bilderbücher über Tod und Trauer gibt es zuhauf. Oft werden darin Geschichten über das Sterben von Tieren oder Menschen erzählt und davon, wie man mit dem Verlust umgehen kann. Anne Lehner entscheidet sich in Und wie ist Totsein? hingegen für eine sehr offene Herangehensweise an das Thema. In ihrem ersten Bilderbuch, das als Studienprojekt an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Würzburg-Schweinfurt entstand, spielen wimmelbildartige, assoziative Szenarien eine zentrale Rolle.
Zwei Textseiten zu Beginn und in der Mitte des Buches enthalten einen Dialog zwischen einem Kind und einem Erwachsenem, in dem wertfrei, kulturunabhängig und ohne Absolutheitsanspruch Ideen genannt werden, was nach dem Tod sein könnte. Diesem Dialog entnommen werden zehn Begriffe – "oben, in Erinnerung, auf einer Feier, Erde, schwarz" sowie "zuhause, Stille, auf Reisen, Begleiter, woanders" – zu denen jeweils eine Doppelseite gestaltet wurde: Auf der linken Seite befindet sich dabei der typografisch individuell gestaltete Begriff, auf der rechten sieht man die entsprechenden bildlichen Verknüpfungen. Zu "Stille" sind etwa ein schlafendes Baby, ein Blauwal, ein Vogel mit zugebundenem Schnabel, eine verstopfte Trompete und ein abgeschlossener Mund dargestellt, zu "auf einer Feier" bunt verzierte Totenköpfe, die an die mexikanischen Allerheiligen-Feste erinnern. Anne Lehners grafisch reduzierte Illustrationen sind kraftvoll und zumeist farbenfroh, wobei die Grundfarben dominieren. Die Darstellung wirkt naiv, zugleich wird mit Größenverhältnissen gespielt und es sind vielfach symbolische Bildelemente anzutreffen.
Und wie ist Totsein? eignet sich als Erzählimpuls in Familien und pädagogischen Institutionen. Es kann anlassbezogen, aber auch unabhängig von konkreten Todesfällen eingesetzt werden und bietet Erwachsenen eine Möglichkeit, behutsam auf eine wichtige Kinderfrage einzugehen, ohne vorgefertigte Antworten zu liefern. Eine Einschätzung zum Thema bietet auch das Nachwort der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper, das dem Buch beigefügt ist.
Fazit
Und wie ist Totsein? regt Kinder ab vier Jahren und ihre erwachsene Begleitung zum Philosophieren über den Tod an. Es setzt dabei auf kräftige Bilder und zurückhaltende Formulierungen. Ein kunstvolles Gesprächsangebot zu einer großen Frage.
- Name: Anne Lehner
- Name: Anne Lehner