Inhalt
Welche Eigenschaften zeichnen Wölfe aus, wie leben sie miteinander und auf welche Weise verständigen sie sich im Rudel? Diese und viele andere Fragen zum Raubtier Wolf werden in dem reichhaltig bebilderten Buch beantwortet. Anhand kurzer erzählter Szenarien wird auf die erstaunlichen Sinnesleistungen der Wölfe eingegangen; zudem werden die körperlichen Voraussetzungen für die Jagd und den Umgang mit der Beute geschildert. Eine grobe Weltkarte veranschaulicht das Ausbreitungsgebiet. Zur Familie der Wölfe zählende Unterarten werden ebenso aufgelistet wie auch die verschiedenen Feinde, unter denen der Mensch "die allergrößte Gefahr" (S. 35) darstellt. Leserinnen und Leser bekommen weiterhin einen Einblick in die Kinderstube und das Familienleben der Wölfe. Daneben wird in knappen Andeutungen auf die unterschiedliche Darstellung des Wolfes in Märchen, Mythologie und Erzählungen eingegangen.
Kritik
In Form eines gebundenen Sachbilderbuches führt Auf den Spuren der Wölfe in durchweg prägnanten Texten und großformatigen Illustrationen alles Wissenswerte über Wölfe auf.
Die sorgfältig gezeichneten Bilder von Jonathan Woodward beschränken sich auf wesentliche Inhalte; die holzschnittartig klaren Konturen seiner Darstellungsweise hinterlassen dennoch einen weitgehend naturalistischen Eindruck. Ungeachtet einer flächigen, zumeist eher gedeckt gehaltenen Farbgebung wirken die dargestellten Tiere durch die jeweilige Farbflächenanordnung sehr plastisch, was überdies durch eine ausdrucksstarke Zeichnung der Augen unterstrichen wird.
Die Texte beabsichtigen zweifellos die Vermittlung eines grundlegend positiven Eindrucks vom "prachtvollen Lebewesen" Wolf (S. 44). Das gilt etwa auch, wenn dieser explizit mit menschlichen Verhaltensweisen verglichen wird: "In Wirklichkeit sind Wölfe uns Menschen viel ähnlicher, als wir wahrhaben wollen" (S. 5). Das zeigt sich weiterhin in der romantisierend vermenschlichenden Beschreibung einer Wolfsfamilie mit Welpen: "Wölfe teilen mit dem Menschen viele positive Eigenschaften: Sie sind oft verspielt und liebevoll und sie haben eine enge Bindung an die Familie" (S. 46). Dennoch verhält sich der Autor zumeist neutral in der Aufzählung von Fakten, auch bei der Entkräftung von typischen Vorurteilen (S. 46). Allerdings werden Vorfälle mit verhaltensauffälligen Einzelgängern, die vor allem in Deutschland immer wieder die Debatte anheizen, nicht thematisiert. Aus der Literatur werden nur kurz etwa die Erzählung Das Dschungelbuch oder das Märchen Rotkäppchen und der böse Wolf genannt als Beispiele für die konträren "beiden Gesichter des Wolfes" (S. 38 f). Er wird als ein Tier dargestellt, das uns aber in jedem Falle mehr als alle anderen Lebewesen anzieht – unabhängig davon, ob Wölfe als gut oder böse geschildert werden (S. 39). Die Hinweise auf Wölfe in anderem literarischem Kontext können dabei ein guter Anreiz sein, sich näher mit den angegebenen Geschichten zu befassen.
Nicht verschwiegen wird die Rolle des Menschen bei der Einengung des wölfischen Lebensraumes durch Landschaftszerstörung, aber auch die Jagd auf den "Konkurrenten", der – wie bisweilen befürchtet würde – grundlos Nutztiere reißt (S. 40).
Manche verwendeten Begriffe – z.B.: "dominant" (S. 9), "Territorium" (S. 13), "Evolution" (S. 16), "Hatz" (S. 24) – hätten eine kurze Erklärung, etwa in Form eines Glossars, gebraucht, um auch für junge Leser unmittelbar verständlich zu sein.
"Du"-Ansprachen zu Beginn und am Ende des Buches - "Möchtest du das Überleben der Wölfe sichern? So kannst du helfen: …" (S. 47) – belassen Leserinnen und Leser nicht in Passivität, sondern fordern zu aktivem Verhalten auf.
Fazit
Woodward und Prasadam-Halls ist ein in Bild und Text sehr ansprechendes Buch gelungen. Es klinkt sich mit der weitgehend objektiven Darstellung von Fakten über den Wolf ein in einen bisweilen wenig sachlich geführten Disput. Dass dabei eine im Wesentlichen positive Bilanz gezogen wird, ist gewiss auch eine persönliche Ansicht. Indes wird hierdurch das Bild dieser neuerdings wieder in unserer Kulturlandschaft vertretenen Tiere letztlich nicht banalisiert oder euphemisiert. Durch die großformatige Bebilderung und die zumeist gut verständlichen Texte kann eine Altersempfehlung ab sieben Jahren gegeben werden, auch wenn für solch junge Leserinnen und Leser manche Aussagen des Buches noch näher erklärt werden müssten. Aufgrund der gut durchstrukturierten Darlegung eines aktuellen Themas lässt sich das Buch auch bestens für den Sachunterricht in der Grundschule verwenden.
- Name: Smriti Prasadam-Halls
- Name: Sophie Birkenstädt
- Name: Jonathan Woodward