Inhalt
In Edison kombiniert Kuhlmann zwei abenteuerliche Mausereisen: Die Geschichte beginnt mit der Begegnung eines Professors der Mäuseuniversität (die in einer US-amerikanischen Buchhandlung zur Mitte des 20. Jahrhunderts versteckt ist) mit einer kleinen Maus. Diese ist auf der Suche nach einem auf einer Schifffahrt verschollenen Schatz, von dem einer ihrer Vorfahren in einem Brief berichtet. Der Mäuseprofessor (der Kuhlmann-Kennern übrigens wohlvertraut ist) lässt sich darauf ein, dem kleinen Mäuserich zu helfen: Bei einer aufwändigen Archivrecherche stellt sich heraus, dass der Schatz mit einem Ozeandampfer bei einer Atlantiküberfahrt untergegangen ist. Sie lokalisieren die Fundstelle des Schiffs und bauen in mühevoller Kleinarbeit ein U-Boot, mit dem sie den Mauseschatz heben wollen. Was sie auf ihrem Tauchgang zum Meeresgrund entdecken, hat mit elektrischem Licht zu tun und ist ein weiteres Beispiel für den Erfindungsreichtum der Mäuse.
Kritik
Edison ist – wie seine Vorgänger – eine elegant erzählte und ansprechend gestaltete Bildgeschichte. Im Fokus steht wie auch in Kuhlmanns anderen Geschichten gar nicht so sehr die Entdeckungsreise als solche, sondern der Weg dahin: Die Recherche in verstaubten Archiven, die herausfordernde Planung der Reise, die schweißtreibenden Bauarbeiten an dem U-Boot, die gefährliche Fahrt zu der Stelle, an der das Atlantikschiff wohl gesunken ist.
All diese Etappen der Schatzsuche sind wieder in Kuhlmanns opulentem fotorealistischen Zeichenstil gestaltet, mit oft doppelseitigen Zeichnungen, die in kräftigen, saturierten Farben koloriert sind und an alte Farbphotographien erinnern. Letzteres wird auch forciert durch die Faux-Abnutzungsspuren, die auf den Umschlag des Hardcover-Bands eingezeichnet sind. Wieder ist die Geschichte schnell gelesen, aber es lohnt sich, angesichts der vielen Details, die Kuhlmann in seine Bilder integriert, immer wieder in den Seiten zu blättern. So wird die Zeit der Handlung nie explizit, dafür aber über einzelne Hinweise in den Bildern verortet (vgl. Abb. 1), über die man auch intertextuell auf das Genre der Abenteuergeschichte verwiesen wird. Bemerkenswert ist erneut die Tiefenwirkung von Kuhlmanns Zeichnungen und sein Geschick darin, die Menschenwelt gleichsam durch die Augen einer Maus darzustellen (vgl. Abb. 2).
Einen technikhistorischen Lerneffekt beinhaltet Edison natürlich ebenfalls: Leserinnen und Leser ab ca. acht Jahren finden in dem Band eine Vielzahl von Informationen und Diskussionsstoff über die Schifffahrt, das Bauen von U-Booten (so enthält das Vorsatzpapier schematische Bleistiftzeichnungen des Mäuse-U-Boots) oder Ansichten von Stadtlandschaften in den USA der 1970er Jahre. Der Anhang enthält Schrift- und Bildinformationen über Thomas Alva Edison, den Erfinder der massenmarkttauglichen Glühbirne, und die Erfindung des elektrischen Lichts im Allgemeinen.
Fazit
Wer Kuhlmanns Erzähl- und Zeichenstil mag, kommt ohnehin nicht an Edison vorbei, aber auch Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger ab acht Jahren werden großen Gefallen an den entdeckungslustigen Mäusen finden. Kuhlmanns Geschichten eignen sich wunderbar als Anschauungsmaterial und Diskussionsgrundlage für Streifzüge durch Sternstunden der Technikgeschichte. Spannend wird, ob er mit seinen zukünftigen Projekten weitere Mäuseabenteuer entwirft oder sich auch einmal auf eine völlig neue Geschichte einlässt.
- Name: Torben Kuhlmann
- Name: Torben Kuhlmann