Inhalt
Das textlose Bilderbuch erzählt auf dreizehn prall gefüllten Doppelseiten folgende acht Märchen neben- und ineinander: Rotkäppchen, Hänsel und Gretel, Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, Der kleine Däumling, Schneewittchen, Rapunzel, Aschenputtel und Dornröschen.
Auf der ersten Doppelseite findet sich links ein städtischer Hintergrund mit Häusern, Tankstelle und Autos, rechts der Wald, in dem sich der Rest der Handlung abspielt. Trotz der anachronistischen Fahrzeuge und Behausungen kann man nicht davon sprechen, dass die Märchen ins Heute verlegt würden. Es ergibt sich eher ein nostalgisches Setting, das ästhetisch an die 1950er- bis -60er-Jahre erinnert. Auf dem Weg in den Wald übergibt die Mutter dem Rotkäppchen eine Tasche. Rechts lugt hinter einem Baum schon der Wolf hervor. Ansonsten finden sich auf dieser Seite noch keine weiteren Märchenszenen, lediglich Hänsel und Gretel (die jetzt noch nicht unbedingt als solche zu identifizieren sind) winken sich von verschiedenen Balkonen eines Hochhauses aus zu.
Die zweite Doppelseite zeigt neben diesen beiden Märchen (samt Hexe und Knusperhaus) zusätzlich die sieben jungen Geißlein, die sich von ihrer Mutter verabschieden. Eine Seite später kommt noch der kleine Däumling hinzu und so werden die Illustrationen Seite für Seite immer komplexer. Dadurch, dass sie erst später erscheinen, werden manche Märchen nur ganz kurz angerissen – Rapunzel und Dornröschen z.B., wohingegen Rotkäppchen beinahe auserzählt wird. Zusätzlich dazu verquicken sich Märchen mit ähnlichen Sequenzen, z.B. entsteigen dem aufgeschnittenen Bauch des Wolfes neben der Großmutter und dem Rotkäppchen auf einem Bild auch die jungen Geißlein.
Am Ende sind Figuren aus allen Erzählungen als große Tischgemeinschaft versammelt. Friedlich und fröhlich wird ein buntes Märchenfest gefeiert.
Kritik
Wimmel- und Suchbilderbücher zum Thema Märchen sind keine neue Erfindung. Die niederländische Illustratorin Caroline Ellerbeck hat mit Mein märchenhaftes Suchbilderbuch aber ein besonders kunstvolles Exemplar dieser Gattung geschaffen. Weniger an der Worttreue als am Spiel mit den verschiedenen Märchenfiguren orientiert setzt sie die altbekannten Geschichten in am Computer erarbeiteten Grafiken gekonnt in Szene. Der schwarze Hintergrund des querformatigen Bilderbuchs lässt die klaren, reduzierten Figuren in knalligen Farben gut zur Geltung kommen. Nicht umsonst erreichte das Buch, dessen Einzelbilder auch als Wanddekoration vorstellbar sind, 2017 den Finalistenstatus beim European Design Award.
Nach Beendigung der einzelnen Märchen-Erzählstränge, die – wie schon geschildert – in unterschiedlicher Ausführlichkeit behandelt werden, machen sich die Figuren in verschiedenen Fahrzeugen auf den Weg zum großen Märchenfest. An der großen Tafel auf der letzten Doppelseite werden schließlich auch die bösen Figuren, so der Wolf und die Stiefmutter, die sowohl in Schneewittchen als auch in Aschenputtel eine Rolle spielt und dazu noch die Hexe in Hänsel und Gretel verkörpert, nicht ausgeschlossen. Neben den Akteuren aus den diversen Märchen gibt es einige Gegenstände (ein rotes Fahrrad und ein rotes Auto) und Tiere (vor allem Insekten, aber auch Vögel und einen – zum Teil gestiefelten – Kater), die auf jeder Seite gefunden werden wollen. Der entsprechende Suchauftrag wird auf der hinteren Umschlagseite explizit ausgesprochen.
Kinder, mit denen dieses Buch betrachtet wird, sollten die enthaltenen Märchen vorher möglichst gut kennen, da sie sonst Schwierigkeiten haben werden, den einzelnen Strängen zu folgen. Sehr gut denkbar ist neben der familiären Rezeption oder derjenigen im Kindergarten auch ein Einsatz des Buches in der Grundschule und Unterstufe, etwa als Einstieg oder Abschluss einer Märcheneinheit.
Fazit
Mein märchenhaftes Suchbilderbuch ist ein Such- und Seh-Vergnügen für märchenkundige Kinder ab etwa fünf Jahren und auch für erwachsene Betrachtende ein grafisch höchst erfreuliches Buch. Für alle zusammen ist es ein schöner Gesprächsanlass zum Thema Märchen.
- Name: Ellerbeck, Caroline
- Name: Ellerbeck, Caroline