Inhalt
Das Buch erzählt Monets Leben aus dessen Perspektive nach. Am Anfang sieht man Monet als Kind am Meer, begleitet von einem kurzen poetischen Text, der schon sehr viel über den späteren Künstler und die Besonderheit seines Werkes verrät: "Die Sonne strahlt. Das Meer badet im Licht. Tausend Punkte tanzen und funkeln im Wasser. Ich kann die Farben fast riechen. Später will ich Maler werden. Und fange all diese Farben mit meiner Farbe ein." (o.S.) Auf der nächsten Seite sieht man den jungen Monet in der Akademie und erfährt, dass es ihm dort nicht gut ging. Es folgen zwei Doppelseiten, die den Künstler mit seiner ersten Frau Camille zeigen. Deren früher Tod und die Trauer des Künstlers mit den gemeinsamen Kindern sind Thema der folgenden Bild-Text-Kombination. Alle weiteren sieben Doppelseiten haben Monets Garten in Giverny als Motiv. Sie zeigen den Maler bei der Gartenarbeit, mit seinen Kindern, der zweiten Frau Alice und Freunden und schließlich den Seerosenteich, dem sein gesamtes Spätwerk gewidmet ist. Auf der letzten Doppelseite sieht man Monet auf der von ihm ebenfalls häufig gemalten Brücke über dem Teich. Sein Blick geht leicht am Betrachter vorbei. "Willkommen in meinem Garten!" heißt der kurze Text dazu.
Kritik
Schon das Cover zeigt das Prinzip des Buches in seiner ganzen Kunstfertigkeit: Abgebildet ist der Künstler selbst als Teil eines Seerosenbildes, das an dessen eigene späte Werke erinnert, auf den Blättern der Wasserpflanze stehend. Monets Palette greift die Form der Blätter auf, den Pinsel taucht der gealterte Künstler ins Teichwasser, der kahle Kopf ist unbedeckt. Nach dem Vorsatzpapier, das wie eine Großaufnahme aus einem Bild des Malers gestaltet ist, folgt die Impressumsseite, die neben Widmung und den üblichen Angaben ein Monet-Zitat als Motto des Buches ("Mein Garten ist mein größtes Meisterwerk") sowie eine längere biografische Notiz zum Künstler und eine kürzere zu Kaatje Vermeire, der Autor-Illustratorin, enthält. Der Innentitel zeigt dann – als Pendant zum unbedeckten Künstlerkopf auf dem Cover – dessen Hut. Auf beinahe jedem Bild im Buchinneren, abgesehen von demjenigen, das Monet in der Malschule zeigt, trägt der Künstler, der in Form von Radierungen in die Bilder eingefügt wurde, eine Kopfbedeckung, häufig diesen Hut. Der bedeckte Kopf ist gleichsam ein Sinnbild dafür, dass Monet sich bei Wind und Wetter im Freien aufhielt und dort malte. Die meisten der Bilder im Buch sind von einer intensiven Farbigkeit, immer dann, wenn Natur- und Gartenmotive zu sehen sind. Drei Ausnahmen gibt es: Zunächst die erste doppelseitige Illustration, die Monets Kindheit zeigt, und aus hellen grau-weißen, teilweise pastellig eingefärbten Farbflächen besteht, die den Eindruck einer Meereslandschaft in gleißendem Licht vermitteln. Dann die Akademieszene, auf der – dem Text entsprechend ("Die Wände der Malschule machen meine Farben trüb.") – das Grau überwiegt. Und schließlich die Doppelseite zum Tod der geliebten Camille, die Monet und die Kinder in einer vereisten Winterlandschaft zeigt: "Mit dir sind alle Farben verschwunden."
Das Buch entstand als Begleitprodukt zu einer Monet-Ausstellung, die 2019 in Den Haag zu sehen war (vgl. Monet wie ein Rothko – Seerosen und Glyzinie im Kunstmuseum Den Haag – artHart (kunst-hart.nl)). Kaatje Vermeire hat damit ein außergewöhnliches Künstlerbilderbuch geschaffen, das Kinder wie Erwachsene in die Erlebniswelt Monets einführt, seine Bilder behutsam vorstellt und mit einem auch in der Übersetzung von Eva Schweikart poetischen Text überzeugt. Im Garten von Monet macht Lust darauf, sich mit dem Maler und dessen Schaffen zu beschäftigen, aber auch darauf, selbst Natur zu beobachten und vielleicht zu malen. Möglicherweise inspiriert es sogar zu einem Ausflug ins französische Giverny, wo der Garten des Künstlers noch immer zu bewundern ist.
Fazit
Schon einmal wurde mit Linnéa im Garten des Malers (von Christina Björk und Lena Andersson, deutsche EA 1987) ein Bilderbuch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, das sich dem Künstler Monet über dessen Garten näherte. Mehr als 30 Jahre später steht Im Garten von Monet ebenfalls auf der Nominierungsliste für diesen Preis und hätte ihn aufgrund seiner künstlerischen Qualität in Text und Bild sicher verdient. Für Kinder ab ca. fünf Jahren ist dieses Buch als Augenschmaus und Annäherung an den Künstler unbedingt zu empfehlen. Natürlich ist es neben der Betrachtung im privaten Kreis auch sehr gut für den Kunstunterricht in der Grundschule oder die Kunstvermittlung im Kindergarten geeignet.
Weitere Nominierungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 finden Sie hier
- Name: Vermeire, Kaatje
- Name: Schweikart, Eva