Inhalt

Der erste Band beginnt mit einem Rückblick auf den legendären Piraten Gol D. Roger, der als König der Piraten bekannt ist. Vor seiner Hinrichtung verkündet er, dass sein riesiger Schatz, das "One Piece", am Ende der Grand Line versteckt sei. Diese Aussage löst das große Piratenzeitalter aus, in dem viele Piraten die Meere auf der Suche nach diesem mysteriösen Schatz durchstreifen. Einer von diesen Piraten ist der besagte Monkey D. Ruffy, die Hauptfigur von One Piece. Sein Traum ist es, der nächste Piratenkönig zu werden und das One Piece zu finden. Ruffy hat eine besondere Fähigkeit, weil er als Kind eine der sagenumwobenen Teufelsfrüchte, die Gum-Gum-Frucht, gegessen hat. Diese gibt ihm die Kraft, seinen Körper wie Gummi zu dehnen, macht Ruffy aber schwimmunfähig.

Des Weiteren erfahren wir im ersten Band, wie Ruffy auf dem offenen Meer treibt und schließlich auf den Piratenjäger Zorro trifft, der in einem kleinen Dorf von Marineoffizieren gefangen gehalten wird. Ruffy bewundert Zorros Kampfkünste und beschließt, ihn zu befreien, damit er Teil seiner Piratencrew werden kann. Ruffy überzeugt Zorro sich ihm anzuschließen, indem er ihm sagt, dass sie zusammen ihre Ziele erreichen können. Zorro will der beste Schwertkämpfer der Welt werden und sieht schließlich in Ruffy einen Verbündeten, der ihm dabei helfen kann. Doch bevor sie entkommen können, müssen sie sich Captain Morgan und seiner Marine stellen.

Es kommt zum Kampf zwischen Ruffy und Morgan, während Zorro seine Schwerter zurückbekommt und die Marine mit Leichtigkeit besiegen kann. Ruffy nutzt seine Gum-Gum-Kräfte, um Captain Morgan zu besiegen, und Zorro hilft ihm dabei, die Marinesoldaten in Schach zu halten. Gemeinsam gewinnen sie den Kampf und befreien das Dorf von Morgans Herrschaft.

Am Ende des ersten Bandes hat Ruffy Zorro erfolgreich in seine Crew aufgenommen, die beiden bemerken aber, dass sie auf dem offenen Meer nicht navigieren können, Ruffy und Zorro brauchen eine/n Navigator/in. Damit beginnt das Abenteuer als Pirat für Monkey D. Ruffy auf der Suche nach dem Schatz One Piece, welches der 'Startschuss' für eine abenteuerliche Reise ist.

Wie schon am Inhalt zu sehen ist, werden die Charaktere Ruffy und Zorro sehr detailliert und nahbar beschrieben, was dazu führt, dass die Leserinnen und Leser von Beginn an alles aus der Sicht der Charaktere mitbekommen und dadurch die Entscheidungen im Laufe der Geschichte nachvollziehbar werden. Dies stellt das Grundgerüst der hervorragenden Charakterdarstellung und Charaktertiefe dar, da die Gedanken und Beweggründe somit intersubjektiv verfolgt werden können, was zu einer besonderen Nähe zu den Charakteren führt.

Kritik

Im ersten Band der international erfolgreichen Mangaserie werden drei zentrale Themen in Szene gesetzt: Träume, Freiheit und Freundschaft. Oda schafft es, diese universellen Werte durch seine Figuren und die packende Handlung auf eine Weise zu vermitteln, die Leserinnen und Leser aller Altersgruppen sofort in den Bann zieht. Somit sind diese Themen mitverantwortlich für die Charaktertiefe der Figuren Ruffys und Zorros, da diese in der Geschichte detailliert beschrieben werden und dadurch die inneren Beweggründe nachvollziehbar verstanden werden können. Dies lässt die Leserinnen und Leser eine Nähe zu Ruffy und Zorro aufbauen.

Für Ruffy bedeutet dieser Titel nicht nur Macht oder Ruhm, sondern vor allem Freiheit – die Freiheit, die Welt zu bereisen, die Meere zu erkunden und nach seinen eigenen Regeln zu leben. Bereits auf den ersten Seiten wird deutlich, wie fest entschlossen er ist, seinen Traum zu verwirklichen. In seiner Interaktion mit Corby, einem Jungen, der davon träumt, der Marine beizutreten, zeigt sich Ruffys unerschütterlicher Optimismus: Als Corby von seiner Angst spricht, seinen Traum nicht verwirklichen zu können, schreit Ruffy ihn mit den Worten "Dann lauf doch weg!" (vgl. S. 69, siehe Abb. 1, Panel oben links) an, welches Corby durch negative Psychologie dazu ermutigt, doch zu bleiben. 

eiichiro onepieceband1 abbAbb. 1: Eiichiro: One Piece. Band 1: Das Abenteuer beginnt. Hamburg: Carlsen, 2001. S. 69.

Diese Szene zeigt nicht nur Ruffys positive Lebenseinstellung, sondern auch seine Fähigkeit, andere zu motivieren und ihnen den Mut zu geben, an sich selbst zu glauben. Außerdem wird deutlich, dass Ruffy sehr direkt und impulsiv ist und kein Blatt vor den Mund nimmt.  Ein weiterer zentraler Charakter, der im Auftaktband eingeführt wird, ist der Schwertkämpfer Roronoa Zorro. Im Gegensatz zu Ruffy wird Zorro zunächst als distanzierter, kühler Charakter dargestellt. Als Ruffy ihn im Gefängnis anspricht und ihm etwas zu essen anbietet, lehnt Zorro schroff ab: "Ich hab keinen Hunger!! Verschwinde mit dem Kram!!" (vgl. S. 91). Diese Szene zeigt Zorros distanzierte Natur und seine Tendenz, sich auf niemanden zu verlassen. Doch obwohl Zorro zunächst kalt und unnahbar wirkt, offenbart sich im Laufe der Geschichte seine tief verwurzelte Ehre und Entschlossenheit. So hält er selbst in einer ausweglosen Situation an einem Versprechen fest, das er Helmeppo gegeben hat: "Logo... einen Monat schaff ich locker! Vergiss dein Versprechen nicht!!" (vgl. S. 95, siehe Abb. 2, Panel unten rechts). 

eiichiro onepieceband1 abb2Abb. 2: Eiichiro: One Piece. Band 1: Das Abenteuer beginnt. Hamburg: Carlsen, 2001. S. 95.

Zorro bleibt ehrenhaft und hält sein Wort nichts zu essen, da Helmeppo ihm versprochen hat, nach einem Monat des Hungerns befreit zu werden.

Die Beziehung zwischen Ruffy und Zorro ist einer der faszinierendsten Aspekte dieses ersten Bandes. Trotz ihrer scheinbar gegensätzlichen Persönlichkeiten – Ruffy ist fröhlich und optimistisch, Zorro stolz und distanziert – verbindet die beiden eine tief verwurzelte Entschlossenheit, ihre Träume zu verwirklichen. Ruffy möchte der Piratenkönig werden, während Zorro das Ziel verfolgt, der beste Schwertkämpfer der Welt zu sein. Beide Träume erfordern Mut, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, Opfer zu bringen. Dies zeigt sich besonders in der Szene, in der Ruffy sich dazu entschließt, Zorro in seine Mannschaft zu holen, obwohl dies bedeutet, sich dem mächtigen Marineoffizier Captain Morgan zu stellen: "Ich hab mich entschieden, Corby! Ich hol Zorro in meine Mannschaft!" (vgl. S. 101). Diese Szene verdeutlicht Ruffys furchtlose Natur und seine Bereitschaft, Risiken einzugehen, um seine Ziele zu erreichen.

Zorro hingegen zeigt seinen Stolz und seine Entschlossenheit bereits im Gefängnis, als er bereit ist, 30 Tage ohne Nahrung auszukommen, nur um ein Versprechen zu halten. Dieses Opfer zeigt, wie wichtig Zorro seine Ehre und sein Wort sind. Gleichzeitig wird auch deutlich, dass Zorro nicht nur für sich selbst kämpft, sondern auch für das Versprechen, das er seiner verstorbenen Freundin Kuina gegeben hat, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden. Diese tiefgreifende Motivation verleiht Zorro eine emotionale Tiefe, die ihn für die Leser/innen zu einer besonders faszinierenden Figur macht.

Im Laufe des ersten Bandes beginnt sich die Freundschaft zwischen Ruffy und Zorro zu formen. Ruffy bringt eine charismatische Energie in die Geschichte, die nicht nur Zorro, sondern auch andere Figuren dazu bewegt, ihm zu folgen. Zorro, der zunächst als einsamer Kämpfer dargestellt wird, erkennt durch seine Begegnung mit Ruffy, dass er seine Ziele vielleicht nicht alleine erreichen kann und dass Kameradschaft und Teamarbeit von Vorteil sein können. Diese Entwicklung legt den Grundstein für eine der stärksten und beständigsten Freundschaften in der gesamten Serie.

Im Manga variieren die Panels in ihrer Größe, um wichtige Handlungsmomente hervorzuheben. Größere Panels betonen zentrale Szenen oder Emotionen, während kleinere Panels für Dialoge und humorvolle Reaktionen genutzt werden. Dadurch wird das Erzähltempo gezielt gesteuert. Das Grid ist wiederum überwiegend klar und regelmäßig aufgebaut, was die Lesbarkeit erleichtert. In besonders dynamischen oder emotionalen Szenen wird die starre Struktur teilweise aufgebrochen. Dies verstärkt die Wirkung entscheidender Momente.

Der Fokus liegt in der Geschichte häufig auf den Figuren, insbesondere auf Monkey D. Ruffy, dessen Emotionen durch Nahaufnahmen betont werden. Gleichzeitig werden Umgebungen in Totalen gezeigt, um den Abenteuercharakter zu unterstreichen. Der Fokuswechsel lenkt somit gezielt die Aufmerksamkeit. Des Weiteren sind die Sequenzen linear und gut nachvollziehbar gestaltet. Aktionen und Bewegungen werden in mehreren Panels dargestellt, was einen flüssigen, fast filmischen Eindruck erzeugt. Dadurch entsteht Spannung und Dynamik im Erzählverlauf.

Was den Auftaktband so besonders macht, ist die Art und Weise, wie Eiichiro Oda es schafft, seine Figuren so lebendig und greifbar darzustellen. Trotz der fantastischen Welt von One Piece sind es die menschlichen Emotionen, Träume und Motivationen der Charaktere, die die Leser/innen ansprechen. Oda gelingt es, Charaktere zu schaffen, mit denen man sich identifizieren kann: Ruffy mit seiner unerschütterlichen Entschlossenheit und seinem Glauben an die Freiheit, und Zorro mit seinem tiefen Sinn für Ehre und seiner Bereitschaft, alles zu opfern, um seine Versprechen zu halten.

Fazit

Die anfängliche These, dass der Erfolg des Mangas zu großen Teilen auf die Figurengestaltung zurückzuführen ist, bestätigt sich, da die Figuren Ruffy und Zorro tiefgehende Charaktereigenschaften aufweisen und hervorragend geschrieben sind, wodurch eine Verbindung zu den Figuren aufgebaut und mitgefiebert werden kann. Nach und nach wird die Crew rund um Monkey D. Ruffy größer, wodurch viele weitere Charaktere hinzukommen, welche sich hervorragend ergänzen und eine tolle Piratencrew abgeben. So kommen in den weiteren Bänden bspw. eine Navigatorin, ein Schiffsarzt, ein Koch etc. hinzu. Ich würde One Piece für Kinder ab 8 Jahren empfehlen, da die Geschichte einen leichten Zugang durch den fröhlichen und leicht naiven Ruffy bietet, aber dennoch an einigen Stellen gesellschaftliche Probleme aufwirft, welche Vorwissen benötigen. One Piece ist hierbei für Kinder sowie Erwachsene gleichermaßen zu empfehlen, welche bereit sind, sich in eine neue Welt voller Abenteuer und spannender Kämpfe zu begeben. 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Oda, Eiichiro (1997): One Piece: Das Abenteuer beginnt, Hamburg, Carlsen Verlag. Deutsche Ausgabe, aus dem Japanischen von Ayumi von Borcke (2001).

Titel: One Piece
Autor/-in:
  • Name: Oda, Eiichiro
Originalsprache: Japanisch
Originaltitel: ONE PIECE
Übersetzung:
  • Name: Borcke, Ayumi von
Illustrator/-in:
  • Name: Oda, Eiichiro
Erscheinungsort: Hamburg
Erscheinungsjahr: 2001
Verlag: Carlsen
ISBN-13: 978-3-551-74581-1
Seitenzahl: 208
Preis: 7,50 €
Altersempfehlung Redaktion: 8 Jahre
Oda, Eiichiro: One Piece. Band 1: Das Abenteuer beginnt