Inhalt und Gameplay

Seit seinem Release 2011 gilt Mojang Studios Minecraft mit mehr als 238 Millionen verkauften Exemplaren als das meistverkaufte Videospiel der Welt. Ein Blick auf die aktuellen KIM- (2020: 63) und JIM-Studien (2022: 52) bestätigt, dass sich Minecraft auch bei Heranwachsenden nach wie vor auf den führenden Plätzen der beliebtesten Videospiele in unterschiedlichen Alters- und Bildungsgruppen (auch unabhängig vom Geschlecht der Befragten) befindet.

Minecraft wurde ursprünglich vom schwedischen Programmierer Markus Persson entwickelt und lässt sich als ein Open World oder Sandbox-Game beschreiben. Sein Studio Mojang wurde 2014 von Microsoft aufgekauft und hat sich in den letzten Jahren zu einem medienübergreifenden Franchise entwickelt, das neben Plüschtieren, Comics und Lego-Sets mittlerweile sogar Einzug in die Fashion-Welt durch eine Kooperationen mit dem Modelabel Burberry genommen hat. Zudem finden sich in Minecraft: Story Mode, Minecraft Earth, Minecraft Dungeons und Minecraft Legends zahlreiche Spieleableger. Doch was genau macht die Faszination um das Spiel aus?

Einfach ausgedrückt besteht die prozedural generierte Welt von Minecraft aus Blöcken, die sich (gemessen an den darin gesteuerten Figuren) als ca. 1 Meter lang beschreiben lassen. Diese Blöcke können verschiedene Steine, Pflanzen oder Elemente sein und die Welt in unterschiedlichen Biotopen (z.B. Dschungel, Wüste, Arktis, Mangroven-Wald, …) ausmachen. Der Name 'Minecraft' stellt bereits das zentrale Spielprinzip dar, nämlich das Abbauen ('mining‘) von Rohstoffen und das 'crafting', also das Herstellen von Gegenständen durch die Kombination verschiedener Blöcke und Gegenstände. Durch diesen Prozess, ebenso wie durch das Töten von Gegner*innen und Tieren können wiederum Erfahrungspunkte gesammelt werden. Das Spiel ist aus einer Ego oder Third-Person Perspektive spielbar, je nach gewähltem Spielmodus (Überleben, Hardcore, Kreativ, Abenteuer oder Zuschauer) kann entweder mit unendlichen Ressourcen kreativ gebaut werden, es können fremde Maps entdeckt werden oder das Überleben der Spielfigur, die mit einer Lebens- und Nahrungsanzeige ausgestattet ist, muss gesichert werden. Es kann zudem zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden gewählt werden, was das Auftauchen ('spawnen') gefährlicher NPCs wie Skeletten, explodierender Creeper, Spinnen oder Hexen beeinflusst, die an dunklen Orten oder in der Nacht erscheinen. Die 'Oberwelt‘ bei Minecraft wird zudem von friedlichen NPCs wie Dorfbewohnern oder unterschiedlichsten Tieren wie Kühen, Hühnern, Schafen oder auch (in bestimmten Biomen anzutreffenden) Eisbären, Schildkröten oder Fröschen bevölkert, die teilweise auch für ihre tierischen Produkte wie Fleisch, Wolle oder Leder genutzt werden können.

Abb. 1: In der offenen Spielwelt von Minecraft kann eine weiträumige Landschaft erkundet werden.

Neben der Oberwelt, in der das Spiel startet, kann durch ein selbst gebautes Portal auch das 'Nether‘ bereist werden, eine Art Parallelwelt, in der sich gefährliche Gegner und ein Endboss, der 'Wither' finden bzw. beschwören lassen. Diese meist gefährliche Landschaft belohnt wiederum die Spieler*innen mit in Festungen versteckten Schätzen und weiteren nutzbaren Ressourcen. Erst später zum Spiel hinzugefügt wurde eine weitere Welt, das 'Ende', in dem als (ein möglicher) Zielpunkt des Spiels der Enderdrache besiegt werden kann. Doch auch in der Oberwelt können Höhlen, Meerestempel oder das seit 2022 eingeführte 'Deep Dark' erkundet werden. Neben diesem Entdecker-Modus ist auch das Anbauen von Gemüse, Züchten von Tieren oder der PvP-Kampf (Player versus Player) gegen andere Spieler*innen ein gängiger Spielmodus ganz abgesehen von den unendlichen Möglichkeiten, die das kreative Anordnen der Blöcke zu Maschinen, Gebäuden oder Landschaften liefert oder die zahlreichen personalisierten Maps oder Mods (Modifications), die dazu einladen, nicht nur in der Spielwelt, sondern auch mit dem Code des Games kreativ zu werden.

Kritik

Schon die Spielbeschreibung ging in eine lobende Kritik über, denn die Faszination für Minecraft liegt entgegen der Einfachheit der schlichten 8-Bit Grafik in den unendlichen Möglichkeiten, die das Spiel bietet. Man kann bauen, entdecken, kämpfen oder auch lernen, z.B. indem man mit Redstone (einem abbaubaren Element) einfach mechanische Gebilde baut. Doch im Education-Bereich finden sich auch zahlreiche Minigames, die im Minecraft-Store entweder kostenpflichtig oder auch kostenlos gespielt werden können: So kann beispielsweise im Spiel Climate Warriors etwas über Buschfeuerprävention in Australien gelernt werden oder die von Microsoft entwickelte Sustainable City stellt sogar speziell für den Schulkontext Lehrmaterial zur Verfügung, mit denen man in der Minecraft-Welt etwas über nachhaltige Forstwirtschaft, Abwasseranlagen oder alternative Energien lernen kann. Allerdings lässt sich hier einschränkend hinzufügen, dass zahlreiche Angebote nur in Englisch verfügbar sind, prinzipiell setzt sich aber die eigens gegründete Organisation MinecraftEdu für einen besseren Zugang für Schulen z.B. durch spezielle Lizenzen ein. Wie Annegret Montag (demn.) zeigt, kann aber auch mithilfe der beliebten Let’s Play-Videos zu Minecraft auf Plattformen wie Youtube und Twitch im deutschen Schulkontext literarisches Lernen ermöglicht werden, was durch das bei Schüler*innen häufig auch private Interesse am Gegenstand eine intrinsische Motivation mit sich bringt.

 Abb. 2: In der Sustainable City bei Minecraft können Schulklassen über Nachhaltigkeit lernen.

Minecraft bietet als Sandbox-Spiel also für Heranwachsende einen Ort, an dem sie sich ausprobieren und je nach Interessenlage einen eigenen Spielstil entwickeln können. Doch auch wenn die Klötze, aus denen die Welt gemacht sind, bei Minecraft unendlich arrangiert werden können, nehmen die Spielmechaniken selbst Einfluss auf den Umgang mit der Welt, der auch kritisch hinterfragt werden sollte:

Unabhängig vom Spielstil ist nämlich ein globales Spielziel der meisten Modi die Sicherung und Nutzbarmachung von Ressourcen, seien es seltene Erze, Nahrung oder Arbeitskraft. Insbesondere in online communities wie z.B. dem Server 'Hermitcraft', bei dem verschiedene weltweite Youtuber*innen gemeinsame Bauprojekte, Spiele und Kämpfe aufnehmen, geht es häufig um die Optimierung der Ressourcensammlung in sogenanntes 'farms': Während z.B. das Einzäunen von Kühen und das Füttern und Schlachten dieser für uns noch ein 'natürliches' Vorgehen mit realweltlichem Vorbild abbildet, kann in einer automatisierten Farm der Prozess auf wenige Quadratmeter mit Verbrennungsanlage konzentriert werden. Dieser Imperativ einer Nutzbarmachung beschränkt sich aber nicht nur auf die tierischen oder feindlichen NPCs, sondern kann auch die friedlichen Dorfbewohner miteinschließen, die ebenfalls nach einer 'Heranzucht' für spezifische Aufgaben, wie das Abbauen von Weizen oder das Handeln genutzt werden können und in ihren Bewegungsmöglichkeiten auf diese Tätigkeiten beschränkt werden. Auch Pflanzen sind endlos nachwachsende Rohstoffe, die innerhalb weniger Minuten (oder mit Düngemittel in Sekunden) verfügbar sind, was z.B. die Lehrmittel über Nachhaltigkeit in der Sustainable City-Map konterkariert. Außerdem muss bei der Nutzung von Minecraft auch darauf geachtet werden, dass im ans Spiel angeknüpften Shop eine Vielzahl von Minigames, Skins, Texturenpaketen oder benutzerdefinierte Karten gegen Bezahlung erworben werden können.

Fazit

Minecraft erhält von der USK eine Altersangabe von sechs Jahren, von der Pan European Game Information (PEGI) wird dabei auf Gewalt und Angst hingewiesen. Tatsächlich können in der Welt befindliche Monster, gruselige Tunnel oder das Nether beängstigend für jüngere Heranwachsende sein und das Ausüben von Gewalt ist auch gegen friedliche NPCs wie beispielsweise den Dorfbewohner*innen möglich. Dennoch ist die Steuerung sehr intuitiv und auch ohne Tutorial leicht meisterbar, was auch schon jüngeren Spieler*innen gelingen sollte. Spieler*innen profitieren aber dennoch stark von einem Bildungsaustausch über Onlinenetzwerke. Minecraft stellt insbesondere für Kinder und Jugendliche einen kreativen Lernort dar, der dominierende Blick auf die Welt als "nutzbar zu machende Ressource" kann dagegen Anlass für ein kritisches spielbegleitendes Gespräch sein.

Literatur

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM-Studie 2022. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. 2020. (Abruf 15.05.2023). Hier online abrufbar.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: KIM-Studie 2020. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. 2020. (Abruf 15.05.2023). Hier online abrufbar. 

Minecraft Education: Sustainable City. Hier online abrufbar.

Montag, Annegret (demn.): Hybride digitale Medien – Let’s Play-Videos als Lerngegenstand. In: Bachmann, Bodden: New skills unlocked? Kulturwissenschaftliche Theorien und Analysen von Games. Glücksstadt: Verlag Werner Hülsbusch. (demn.)

Titel: Minecraft
Plattformen: Microsoft Xbox, Sony PS VITA, Sony Playstation 4, Sony Playstation 3, Mobile Game iOS, Mobile Game Android, Mac OS, Microsoft Windows (PC), Nintendo Switch, Nintendo Wii U, Microsoft Xbox Series s/x, Microsoft Xbox 360
USK: 6 Jahre
Entwicklungsstudio: Mojang
Erscheinungsjahr: 2011
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
Mojang: Minecraft