Inhalt und Gameplay

Das PC-Spiel Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine wurde 2004 im Oetinger-Verlag veröffentlicht, was bedeutet, dass die CD-ROM sowohl schwer erhältlich ist als auch entsprechende Hardware benötigt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kommt allerdings auf seine Kosten. Das Sams gilt nicht umsonst als Klassiker, was frechen Humor und kognitive Herausforderungen angeht – auch im Spiel dürfen sich die Rezipierenden einiges anhören. Bereits zu Beginn müssen die Spieler*innen nicht nur ihren Namen angeben, sondern auch einen Lieblingsreim des Sams wählen (frei à la „Selten sieht man Hennen rasen, öfter aber rennen Hasen.“). Diese stammen zwar nicht aus der Feder von Paul Maar, können es aber durchaus mit den frechen Bemerkungen aus den Büchern aufnehmen.

Oetinger Sams Spiel Wetterstation Abb.1Abb. 1: Einige der Spiele sind ganz schön knifflig – beim Spiel „Wetterstation“ muss das Sams die Linsen und Spiegel so anordnen, dass der Lichtstrahl den Nebel überall vertreibt. Das Sams - Abenteuer mit der Wunschmaschine (2004).

Die Handlung beginnt in Martin Taschenbiers unaufgeräumtem Kinderzimmer. Er spricht mit dem Sams darüber, dass er unbedingt eine gute Mathenote braucht. Leider kann das Sams ihm dabei nicht helfen, denn seine Wunschpunkte sind bereits alle verbraucht. Die beiden erinnern sich allerdings an die Wunschmaschine, die auf Frau Rotkohls Dachboden verstaubt. Schnell müssen sie feststellen, dass jemand besagte Wunschmaschine geklaut haben muss – die Suche beginnt. Nebenbei trifft das Sams immer mehr Menschen, denen es ebenfalls helfen soll. Es stellt sich heraus, dass der verrückte Professor Monochrom die Maschine nicht nur gestohlen hat, sondern auch daran herumexperimentiert, was für allerlei Schwierigkeiten in der Stadt sorgt. Angefangen bei wild fliegenden Seifenstücken, die für Schaum in der Schreinerwerkstatt sorgen, über Schnee im Sommer, der das Freibad zum ungewollten Anlaufpunkt für Pinguine macht, bis hin zu fliegenden Kühen in Herrn Mons Garten kommt es zu allerlei Problemen, die das Sams lösen soll. Nach und nach erkunden die Spieler*innen mit dem Sams die Stadt und helfen den Bewohner*innen bei ihren großen und kleinen Schwierigkeiten. Zwischendurch muss immer mal wieder ein Zwischenstopp in Willis Würstchenbude eingelegt werden, damit das Sams sich stärken kann. Indem es die richtigen Zutaten auf die bestellten Hotdogs gibt, wird der Geschmack der fälschlicherweise gelieferten Krapfen überdeckt; als Dankeschön erhält das Sams Würstchen und damit Energie für neue Hilfsaktionen. Die Spieler*innen können sich währenddessen über lustige Bemerkungen und Lebensweisheiten des Sams freuen. Schöne Gimmicks sind unter anderem der Mauszeiger in Hotdog-Form, der bei Bedarf beginnt zu wackeln, der immer freundlich grüßende Papagei oder kurze Cutscenes, in denen das Sams Herrn Lürchers Hund grün anmalt. Auch gibt es statt eines einfachen Menüs einen Reißverschluss, der durch Anklicken geöffnet wird. Der Rettungsring hilft bei Fragen zu Spielfunktionen, der Wurstring bringt die Spieler*innen zu einer Übersicht über ihren Punktestand. Einen schönen Abschluss bildet dabei das Ende des Spiels, wenn das Sams endlich die Wunschmaschine gefunden hat und Herr Taschenbier sich wünscht, dass das Chaos in der Stadt mit sofortiger Wirkung vorbei sein soll. Martin darf sich dann auch wünschen, dass sein Mathelehrer ihm eine Eins gibt – was die Wunschmaschine ganz wörtlich nimmt und seinen Wunsch erfüllt, sodass Martin für die Dekoration der Schulfeier eine Ballon-Eins zur Aufhängung gereicht bekommt.

Oettinger Sams Wurstwagen Abb.2Abb. 2: Willis Wurstwagen im Herzen der Stadt: Hierher muss das Sams immer dann zurückkehren, wenn ihm die Energie ausgeht (s. Wurst-O-Meter rechts oben). Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine (2004).

Kritik

Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine ist nach Eine Woche voller Samstage (1998) das zweite PC-Spiel im Sams-Universum. Das Spiel wurde von der USK ohne Altersbeschränkung freigegeben, erfordert jedoch einiges an Geschick bei der Lösung der Rätsel. Das Spiel ist grafisch liebevoll aufbereitet und grob an die Originalzeichnungen Paul Maars angelehnt. Nicht umsonst wurde es auf der Frankfurter Buchmesse 2005 zum besten Spiel gewählt, mit der Begründung der Jury: „Die zwanzig witzigen und flotten Spiele sorgen für langen Spielspaß mit Sams, der beliebten Kinderbuchfigur.“ (bildungsklick) Zwar wirkt das Spiel aus heutiger Sicht zumindest grafisch veraltet, dennoch hält es Spielspaß für groß und klein bereit. Eine Erzählstimme gibt zwischendurch hilfreiche Tipps zur Bedienung des Interface oder zur nächsten Aufgabe, wenn durch die Cutscenes nicht direkt klar wird, wie die Spieler*innen weiterkommen. Und auch im der CD beigefügten Begleitheft gibt es Spielbeschreibungen und Bedienungstipps. Trotzdem sind insbesondere Spiele wie „Wetterstation“ (Abb. 1) oder „Bettenfahrt“ nichts für die ganz Kleinen, denn sie erfordern nicht nur logisches Denken, sondern auch feinmechanische Fähigkeiten und setzen damit einiges an Frustrationstoleranz voraus. Sobald man sich als Spieler*in jedoch in die grundlegenden Mechaniken eingefuchst hat, sind die meisten Aufgaben, vor die das Sams gestellt wird, kein Problem mehr. Dass vor allem an die Hilfsbereitschaft appelliert wird, lässt den unterschwelligen Erziehungscharakter durchscheinen, den das Spiel an manchen Stellen hat. Denn nicht nur das Sams wird von den Stadtbewohnern aufgefordert zu helfen, auch die Spieler*innen werden von der Erzählstimme zum Teil direkt angesprochen: „Jetzt bist du dran. Begleite das Sams durch die Stadt und hilf ihm, wieder Ordnung ins Stadt-Chaos zu bringen.“ Die narrative Einbettung der insgesamt 20 Spiele folgt dabei stringent der Logik des Sams-Universums, in dem das Sams immer hungrig ist und es für unfreiwillige Komik sorgt, indem es sein Gegenüber (zu) wörtlich versteht. Auch die immer wieder vom Wurst-O-Meter empfohlene Rückkehr zu Willis Wurstwagen (Abb. 2) sowie die weitere Suche nach der Wunschmaschine werden gamespezifisch eingebaut und beziehen dabei immer auch die sams-typischen Verwechslungen und frechen Sprüchen mit ein. Manchmal müssen die Spieler*innen allerdings lange suchen, bevor sie in der Stadt den richtigen Anlaufpunkt für die nächste Aufgabe finden. Das Spiel gibt aber immer wieder implizit Tipps, wenn zum Beispiel der Kameramann vor der Wetterstation dem Sams anbietet: „Du kannst ja später nochmal vorbeischauen. Dann erkläre ich dir, wie der Sonnenofen funktioniert.“ In gut zwei Stunden Spielzeit können die Spieler*innen die ganze Stadt erkunden, nicht nur Martin, sondern auch den Bewohner*innen helfen und damit alle Spiele durchspielen. Über den Wurstring sowie den Stadtplan (Abb. 3) im Menü können alle bereits gespielten Spiele wiederholt werden. Der einzige wirkliche Kritikpunkt betrifft die Steuerung via Maus und Pfeiltasten, die – insbesondere nach heutigen Standards – in ihrer Genauigkeit zu Wünschen übriglässt. Aber vielleicht gibt es ja im nächsten Sams-Spiel eine Option, dass die Wunschmaschine auch diesen Wunsch in Erfüllung gehen lässt.

Oettinger Sams Stadtplan Abb.3Abb. 3: Der Stadtplan versteckt sich im Reißverschluss-Menü. Er bietet einen Überblick über alle Orte und bereits entdeckte Spiele. Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine (2004). 

Fazit

Wer vom Sams nicht genug bekommen kann und Lust auf interaktiven Spielspaß mit frechen Bemerkungen zwischendurch hat, der ist mit diesem Spiel gut bedient. Und auch die detailverliebten Zeichnungen sind ein Pluspunkt, wenn das Waschmittel im Spiel „Wäsche sortieren“ zum Beispiel Blubb-Fix genannt wird. Durch die zum Teil anspruchsvollen Spiele wird den Spieler*innen nicht nur Unterhaltung garantiert, sie können auch spielerisch ihre Fähigkeiten ausbauen. Dementsprechend hat das Spiel nicht nur nostalgischen Wert, auch die Inszenierung des Sams als freundlich-frechen Helfer ist eine schöne Idee. Für Kinder (und Junggebliebene) ab 8 Jahren absolut empfehlenswert.

Kleiner Hinweis: Das Spiel ist leider nur noch gebraucht erhältlich, hier lohnt sich allerdings ein Blick in das Angebot bei Gebrauchtshops.

 

Literatur:

Bildungsklick (2005): Softwarepreis Giga-Maus 2005 auf der Frankfurter Buchmesse. (Abruf: 31.07.2023). Hier online abrufbar.  

Oetinger interaktiv (2004): Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine (Begleitheft).

USK (2004): Prüftitel „Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine“. (Abruf: 31.07.2023). Hier online abrufbar.

Titel: Oetinger interaktiv: Das Sams – Abenteuer mit der Wunschmaschine
Plattformen: Mac OS, Microsoft Windows (PC)
USK: Unter 2 Jahre
Entwicklungsstudio: Oetinger interaktiv
Erscheinungsjahr: 2004
Altersempfehlung Redaktion: 8 Jahre
Das Sams: Abenteuer mit der Wunschmaschine