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Der selbstbewusste Max (Tim Oliver Schultz) scheint seinem Traum zum Greifen nah: Seiner Band Systemfehler winkt ein Plattenvertrag und damit der große Durchbruch. Mit "Wenn Inge tanzt", einem Lied über die zugeknöpfte Streberin Inge (Paula Kalenberg) und deren fragwürdige Tanzkünste, konnte die Schülerband nicht nur sämtliche Mitschüler begeistern, sondern sich auch einen Auftritt als Vorgruppe bei einem großen Rockkonzert sichern.

Dumm nur, dass sich Gitarrist Joscha (Constantin von Jascheroff) kurz vorher beide Hände bricht und als Ersatz einzig die von der Band bloßgestellte Inge in Frage kommt. Trotz ewig währender Streitereien mit Max willigt Inge zum Erstaunen der Band ein als Gitarristin einzuspringen, weigert sich allerdings, den Song "Wenn Inge tanzt" zu spielen. Jedoch hat Plattenmanager Biermann unmissverständlich klar gemacht, dass die Band ohne ihren größten Hit gar nicht erst auftreten darf. Unterdessen entpuppt sich Inge nicht nur als überaus talentierte Musikerin, sondern erweist sich auch als äußerst schlagfertig und verhilft so der Band aus der ein oder anderen brenzligen Situation. Während der gemeinsamen Bandproben kommen sich Frauenheld Max und die Weltverbessererin zunehmend näher und legen ihre anfänglichen Vorurteile Stück für Stück ab. Als der große Auftritt näher rückt muss sich Max entscheiden – Karriere oder Beziehung?

Groos Systemfehler abbAbb. 1: Screenshot aus Systemfehler – Wenn Inge tanzt (2013). Verleih: Splendid Film

Kritik

Die High School Musical-Reihe, Camp Rock sowie die deutschen Produktionen Groupies bleiben nicht zum Frühstück und Rock it! haben wiederholt gezeigt, dass Musikfilme bei der jungen Zielgruppe äußerst beliebt sind. Mit seiner Komödie Systemfehler – Wenn Inge tanzt steuert der Regisseur Wolfgang Groos einen Beitrag zu diesem Subgenre bei, nachdem er sich mit den Filmen Hangtime, Vorstadtkrokodile 3 und Die Vampirschwestern in den letzten Jahren bereits als feste Größe des deutschen Kinder- und Jugendfilms etabliert hat.

Im Vorfeld der Produktion wurde großer Wert darauf gelegt, dass alle Darsteller ihre jeweiligen Instrumente tatsächlich beherrschen und die eigens für den Film geschriebenen Lieder selbst einsingen. Dies hat zur Folge, dass die fiktive Band "Systemfehler" um den charismatischen Leadsänger Max ausgesprochen authentisch erscheint. Der Titel gebende Song "Wenn Inge tanzt" erweist sich zudem als echter Ohrwurm und dürfte so manchem Zuschauer so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Während im Film Groupies bleiben nicht zum Frühstück Boybands im Stile von "Tokio Hotel" persifliert werden, geht es in Groos’ Regiearbeit musikalisch etwas derber zu. Durch die gelungene Punkrock-Musik hebt sich die Komödie besonders von ihren amerikanischen Vorbildern ab. Anders als beispielsweise in den eher braven High School Musical-Filmen wird hier eine Musikrichtung zur Lebenseinstellung erhoben, auch wenn beide Filme letztlich die Faszination vieler Jugendlicher an einem Dasein als Star und den Wunsch nach Erfolg thematisieren. Für die Mitglieder der Band "Systemfehler" scheint ihre Musik in jedem Fall mehr als nur das Mittel zum Zweck zu sein – sie bevorzugen den unangepassten Auftritt auch abseits der Bühne.

Groos Systemfehler abb2Abb. 2: Screenshot aus Systemfehler – Wenn Inge tanzt (2013). Verleih: Splendid Film

Durch diese Akzentuierung ist es auch zu verschmerzen, dass der Film erzählerisch mitunter etwas oberflächlich bleibt. Vielfach werden Probleme zwar angesprochen, jedoch nicht weiter ausgeführt. Weder erfährt der Zuschauer, wieso Max zum Ausreißer wurde und nun bei seinem Onkel lebt, noch, ob Joscha sich dem Erfolgsdruck seines erfolgreichen Vaters entziehen kann. Der Fokus des Films liegt ohnehin auf der Liebesgeschichte zwischen den beiden ungleichen Hauptfiguren. Besonders die hitzigen Wortgefechte zwischen dem überheblichen Max und dem Gutmenschen Inge sind gelungen und weisen Wolfgang Groos sowie seine Drehbuchschreiber als echte Kenner ihrer Zielgruppe aus. Doch spätestens wenn Inge zur Gitarrenmusik ihr Haar schüttelt und dem verdutzten Max eröffnet, sie trage keine Unterwäsche, scheint es um den vorlauten Rocker geschehen und die Töne werden zunehmend versöhnlicher. Während die stets angepasste und eher ruhige Inge langsam ihre Scheu überwindet und zur Rockröhre wird, legt der rebellische Max allmählich seine ablehnende Haltung gegenüber seinem Umfeld ab und wird handzahm.

Die charismatischen Hauptdarsteller Tim Oliver Schultz und Paula Kalenberg dürften der intendierten Zielgruppe aus Jugendfilmen wie Die Welle, Krabat oder Die Wolke bereits hinlänglich bekannt sein. Seinen besonderen Humor verdankt der Film aber auch den verschrobenen Nebenfiguren. Vor allem der deutsche Rock’n’Roll-Altstar Peter Kraus überzeugt in seiner Rolle als todessehnsüchtiger Ex-Schlagerstar Onkel Herbert. Auch Max’ Bandkollegen – der schüchterne Lukas (Thando Walbaum, Emil und die Detektive) und der Kiffer Fabio (Tino Mewes, Die Welle) – sorgen für zahlreiche Lacher. Hinzu kommt eine wahnwitzige Verkettung unglücklicher Umstände, die den großen Auftritt der Band das eine oder andere Mal gefährdet.

Fazit

Besonders durch die gelungene Musik hebt sich Systemfehler – Wenn Inge tanzt von vielen vergleichbaren Produktionen positiv ab. Dank des eingängigen Titelsongs ist ein Ohrwurm in jedem Fall vorprogrammiert. Ganz große Konflikte bleiben aus, weshalb vor allem jüngere Zuschauer ab 12 Jahren ihren Spass an Wolfgang Groos’ Musikfilm haben werden. Dazu tragen besonders die charismatischen Hauptdarsteller und eine Vielzahl von Running Gags bei.

Titel: Systemfehler – Wenn Inge tanzt
Regie:
  • Name: Groos, Wolfgang
Drehbuch:
  • Name: Winkler, Thomas
  • Name: Ewerrien, Rainer
  • Name: Ungureit, David
Erscheinungsjahr: 2013
Dauer (Minuten): 104
Altersempfehlung Redaktion: 6 Jahre
FSK: 6 Jahre
Format: DVD/Blu-ray
Systemfehler – Wenn Inge tanzt (Wolfgang Groos, 2013)