Inhalt
Als der Teich für die 999 Froschkinder zu klein wird, beschließen Mama und Papa Frosch, dass sie in einen größeren Teich umziehen müssen. Die Froschkinder sind aufgeregt und freuen sich, während die Froscheltern besorgt sind und versuchen, ihre Kinder in Reih und Glied sicher zu einem neuen, noch unbekannten Zuhause zu bringen. Die Froschkinder verhalten sich dabei wie Menschenkinder – sie quengeln: "'Ich habe Hunger!' 'Ich habe Durst!' 'Ist es noch weit?' 'Ich kann nicht mehr weiterhüpfen!'" Die daraus entstehende Situation dürfte den Vorlesenden bekannt vorkommen, kindlichen Leserinnen und Lesern (oder Zuhörerinnen und Zuhörer) sicherlich aber auch. Papa Frosch nutzt die Gelegenheit, um seine Kinder vor den Gefahren außerhalb des sicheren Teichs zu warnen: "Schluss jetzt mit dem Gequengel. Wenn wir hier Pause machen, taucht womöglich noch eine böse Schlange auf" (o.P). Doch seine Kinder sind leider gar nicht vorsichtig, sondern neugierig auf die neue, große weite Welt: "'Hau ruck! Hau ruck!', rufen die Froschgeschwister und zerren etwas Längliches herbei. 'Sag, Papa, meinst du mit 'lang' ungefähr so lang?' Es ist eine riesige Schlange" (o.P.).
Zum Glück ist die Schlange bereits satt, doch eine andere Gefahr droht für die Frösche aus der Luft: Ein Falke packt Papa Frosch und hebt ihn hoch. Doch seine Familie will ihn nicht aufgeben: Nachdem sich Mama Frosch an ein Bein gehängt hat, tun es ihr alle Froschkinder nach, "bis alle 999 Froschgeschwister aneinanderhängen." Die Freude des Falken ob des großen Festmahls währt nur kurz: Die Froschkinder, die Fliegen toll finden, zappeln während des Fluges herum, so dass der Falke Papa Frosch nicht mehr halten kann. Er lässt los und alle Frösche fallen in einen großen Teich, der zu ihrem neuen Zuhause wird.
Kritik
Die von Ken Kimura erzählte Geschichte wird von Yasunari Murakami reich bebildert in einer "Mischtechnik aus Aquarell‐, Wachsmal‐ und Buntstiften" (Deutscher Jugendliteraturpreis 2012, S. 9). Die Bilder, die in diesem Prozess entstehen und geradezu als minimalistisch verstanden werden können, zeichnen sich durch ihre klare Struktur aus, wirken nicht überladen und lassen trotz einfacher Ausführung einen Detailreichtum erkennen, der z.B. Emotionen deutlich zum Ausdruck bringen kann. Durch die bunten Farben – hauptsächlich 'Froschgrün' – vor weißem Hintergrund entfällt die Räumlichkeit zugunsten einer fast plakativen Darstellung, die die erzählte Geschichte im Sinne Jens Thieles als Bild-Text-Parallelität auszeichnet: Die Geschichte – "in Hauptsätzen erzählt und mit viel wörtlicher Rede [versehen]" (Deutscher Jugendliteraturpreis 2012, S. 9) – korrespondiert mit der bildlichen Darstellung, beides bedingt sich gegenseitig und unterstützt den narrativen Verlauf der Handlung (Thiele 2002, S. 230f). Das alles führt (auf formaler Ebene) dazu, dass die Seiten des Buches nicht überladen wirken und sowohl selbst gelesen als auch vorgelesen werden können.
Die Geschichte des Umzugs selbst ist simpel und doch originell erzählt und fordert Leserinnen und Leser (bzw. Zuhörerinnen und Zuhörer) die Transferleistung ab, das Geschehen aus der Tierwelt auf 'ihr' Leben zu übertragen, um das Moment des Umzugs nachvollziehen zu können. Das gelingt, indem sich die Froschkinder wie Menschenkinder verhalten und die Autoren ihnen eine Stimme verleihen, mit der sie implizit verdeutlichen, dass man sich dem Leben und den darin enthaltenen Gefahren stellen muss und sie oftmals nur gemeinsam bewältigen kann. So wird der Umzug zum Anlass genommen, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie zu zeigen und zu stärken, um gemeinsam zum Ziel zu gelangen und auf diesem Weg Gefahren gemeinsam zu meistern.
Fazit
Das Buch 999 Froschgeschwister ziehen um zeigt ein gelungenes Zusammenspiel von Text und Bild, das Lust auf Vor‐, aber auch auf Selberlesen macht. Die Geschichte eines Umzuges, die erzählt wird, und die damit verbundenen Reaktionen der Froschkinder sind für Kinder verständlich, kann man sich doch wunderbar in die Lage der Froschkinder versetzen und deren Aufregung und Vorfreude zum einen auf den Umzug selbst, aber auch auf ein neues Leben nachvollziehen. Die Geschichte wurde zu Recht für den Deutschen Jugendliteraturpreis im Jahr 2012 nominiert.
Literatur
Deutscher Jugendliteraturpreis 2012. Nominierungen. Hrsg. v. Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. und v. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. München: Bluemedia GmbH, 2012.
Thiele, Jens: Das Bilderbuch. In: Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur in zwei Bänden. Bd. 1: Grundlagen, Gattungen. Hrsg. v. Günther Lange. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren, 2002. S. 228-242.
- Name: Ken Kimura
- Name: Hana Christen
- Name: Yasunari Murakami