Inhalt
Die Mädchenclique der ‚Wilden Hühner‘ besteht aus Sprotte (Michelle von Treuberg), Frieda (Lucie Hollmann), Trude (Zsá Zsá Inci Bürkle), Wilma (Jette Hering) und Melanie (Paula Riemann) und die Figuren sind bereits aus dem ersten Film Die Wilden Hühner bekannt. Die einzelnen Bandenmitglieder sind älter geworden und es stehen nicht mehr die Streiche zwischen der Mädchen- und Jungenbande im Mittelpunkt, sondern das Gefühls- und Liebesleben der Figuren. Dabei haben die fünf Hauptfiguren mit unterschiedlichen Herausforderungen und Facetten der Liebe zu kämpfen: Sprotte könnte mit Fred (Jeremy Mockridge), dem Anführer der ‚Pygmäen‘ glücklich sein, wenn sie sich nicht mit ihrer immerwährenden Eifersucht selbst im Weg stehen würde. Frieda führt mit Maik (Jannis Niewöhner), welchen sie auf einem Reiterhof kennenlernte, eine Fernbeziehung. Wohingegen Trude nahezu hoffnungslos für einen Jungen aus der Parallelklasse schwärmt. Melanies Herz wurde von Willi (Vincent Redetzki) gebrochen und Wilma verliebt sich heimlich in ihre Mitschülerin Leonie (Svea Bein). Auch bei Sprottes Mutter Sybille (Veronica Ferres) herrscht das reinste Gefühlschaos: Nachdem sie erst kürzlich mit ihrem neuen Freund Thorben (Oliver Stokowski) zusammengezogen ist, steht nach 13 Jahren plötzlich Sprottes leiblicher Vater Christian (Thomas Kretschmann) vor der Tür.
Kritik
Nachdem im ersten Film Handlungsstränge aus mehreren gleichnamigen Büchern Cornelia Funkes aufgegriffen wurden, fokussiert die Regisseurin Vivian Naefe mit dieser Leinwandadaption vor allem Cornelia Funkes Buch Die Wilden Hühner und die Liebe (2003), wobei in kurzen Rückblenden Bezug auf den vierten Band Die Wilden Hühner und das Glück der Erde (2000) genommen wird. Funke zählt zu den erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen Deutschlands. Mit Die Wilden Hühner und die Liebe knüpft sie an prototypische Mädchenbuchgenres an, gestaltet dabei allerdings ihre Geschichten zeitgemäßer.
Bevor die Handlung des Films beginnt, werden die Gefühlswelten der fünf Hauptfiguren vorgestellt. Die Erzählstimme Sprottes zieht sich als Voice Over auch in diesem Teil der Reihe durch den gesamten Film. Sie fungiert als Erzählerin, die den Fortgang der Handlung auch durch persönliche Gedanken, Erinnerungen, Ängste und Gefühle spiegelt.
Naefe gelingt es in ihrer Fortsetzung, die Figuren reifen zu lassen und somit die gesamte filmische Adaption ernster und dramatischer zu gestalten. Sowohl die Bande der ‚Wilden Hühner‘ als auch die ‚Pygmäen‘ befinden sich in der Pubertät und die Mitglieder werden langsam erwachsen. Es handelt sich daher eher um einen Jugend- als um einen Kinderfilm. Dabei begegnen die jugendlichen Figuren den Zuschauenden mit alltäglichen, emotionalen und ehrlichen Geschichten auf Augenhöhe.
Als theatrales Leitmotiv dient William Shakespeares sich um Liebe und Eifersucht drehende Komödie „Ein Sommernachtstraum“. Nicht von ungefähr beginnt der Film mit einer Inszenierung des Stücks; und einige Szenen, die im Theaterstück geprobt werden, ereignen sich auch im alltäglichen Leben der Bandenmitglieder.
Grundsätzlich wird der Handlungsverlauf innerhalb des Filmes linear erzählt, er wird jedoch von einigen Rückblenden unterbrochen, etwa um Figurenkonstellationen zu erläutern. Diese Rückblenden werden durchweg durch Sprottes Voice Over begleitet und sind für die Rezipierenden einfach nachzuvollziehen, da dadurch ein Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt Sprottes ermöglicht wird.
In Die Wilden Hühner und die Liebe werden die unterschiedlichen Familienverhältnisse der ‚Hühner‘ und somit deren soziales Umfeld thematisiert, wodurch den Rezipierenden unterschiedliche Identifikationsmöglichkeiten mit den Figuren angeboten werden.
Die Filmadaption stellt sowohl die Liebe zwischen Pubertierenden als auch die Liebe unter Erwachsenen als teilweise sehr chaotisch dar. Dadurch werden die Gefühle der Jugendlichen ernst genommen und nicht als bloße Verliebtheit abgetan. Auch Homosexualität spielt in der Filmfortsetzung eine bedeutende Rolle, da sich Wilma in ihre Klassenkameradin Leonie verliebt. Sie wird deshalb von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt und beschimpft. Sogar ihre Freundin Melanie möchte sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht mehr in der Bande der ‚Wilden Hühner‘ haben und stellt ihre Freundinnen vor die Wahl: entweder Wilma oder Melanie. Die Freundinnen entscheiden sich daraufhin einstimmig für Wilma und somit verlässt Melanie die Bande. Sie bereut ihr Verhalten Wilma gegenüber und entschuldigt sich aufrichtig bei dieser, wodurch die Mädelsclique wieder vereint ist. Jedoch bleibt Melanies Unmut gegenüber Wilmas gleichgeschlechtlicher Gefühle ungeklärt.
Fazit
Vivian Naefe inszeniert mit Die Wilden Hühner und die Liebe einen soliden Jugendfilm, welcher die alltäglichen Probleme der Jugendlichen nicht verniedlicht und bereits Mitte der 00er-Jahre Themen wie die gleichgeschlechtliche Liebe exemplarisch beleuchtet. Ein Plädoyer für Toleranz greift Naefe mit Fingerspitzengefühl und ohne erhobenen Zeigefinger auf. Die Leinwandadaption zielt primär auf ein jugendliches Publikum ab und bietet großes Identifikationspotenzial für (ältere) kindliche und jugendliche Rezipierenden. Es wird nachvollziehbar vermittelt, dass Liebe nicht immer einfach ist und man auch in schwierigen Zeiten füreinander da sein und zusammenhalten sollte.
- Name: Vivian Naefe
- Name: Marie Graf
- Name: Uschi Reich