Inhalt

Der ehrgeizige Spanischlehrer Will Schuester (Matthew Morrison) entschließt sich den Glee-Club seiner Schule wiederzubeleben und trommelt schnell eine Gruppe eigenwilliger Außenseiter für den Chor zusammen. Darunter die übereifrige Rachel (Lea Michele), Rollstuhlfahrer Artie (Kevin McHale), Soul-Diva Mercedes (Amber Riley) und der homosexuelle Kurt (Chris Colfer). Mehr oder weniger freiwillig finden sich zudem auch einige der beliebten Schüler, wie Quarterback Finn (Cory Monteith), Womanizer Puck (Mark Salling) oder Cheerleaderin Quinn (Dianna Agron), im Glee-Club wieder und müssen lernen, wie es sich anfühlt plötzlich unbeliebt zu sein. Erstmals erfahren sie aber auch was es heißt wahre Freunde zu haben.

So wird die bunte Truppe fortan unter dem Namen 'The New Directions' zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die sich zusammen allen Herausforderungen stellt. Gemeinsam wollen sie es unter die besten Show-Chöre des Landes schaffen und bereiten sich unermüdlich auf die anstehenden Wettbewerbe vor. Denn die Konkurrenz von anderen Schulen erweist sich als überaus talentiert. Zwietracht säht jedoch auch die umtriebige Sportlehrerin Sue Sylvester (Jane Lynch), die es sich zum Ziel gemacht hat den Glee-Club zu zerschlagen. Das Budget des Clubs sähe sie lieber für ihren Cheerleader-Kader ausgegeben. Doch trotz aller Rückschläge gibt der bunte Haufen nicht auf, schließlich lautet das gemeinsame Motto "Don't Stop Believing"!

Abb. 1: Screenshot aus Glee (2009). Verleih: Fox

Kritik

In Amerika bereits 2009 auf dem Sender FOX gestartet, wurde der Genre-Mix aus Musical und High School-Komödie schnell zum Überraschungserfolg und TV-Phänomen. Der Autor Ian Brennan verarbeitet in der ursprünglich als Film konzipierten Serie seine eigenen Erfahrungen als Mitglied eines Schulchors. Die Produzenten Ryan Murphy und Brad Falchuk haben auch mit den Serien Nip/Tuck und American Horror Story ein Gespür für unkonventionelle Fernsehformate bewiesen. Neben Kritikerpreisen, wie vier Golden Globe Awards und sechs Emmy Awards, gewann die Serie auch unzählige Publikumspreise.

Seine Figuren entlehnt Glee aus bekannten amerikanischen Jugendfilmen. Beliebte Sportler, Cheerleader, Streberinnen und Brillenschlangen bevölkern auch die William McKinley High. Wie so oft erscheint die Schule auch hier als ein gesellschaftlicher Mikrokosmos, an dessen Spitze die beliebten Schüler stehen. Die Serienmacher sind sich ihrer filmischen Vorbilder jedoch durchaus bewusst und spielen augenzwinkernd mit den gängigen Klischees. Erscheinen die Hauptfiguren zunächst noch stereotypisiert, gewinnen sie mit der Zeit zunehmend individuelle Züge. Ähnlich wie das Nachsitzen in John Hughes’ Kultfilm The Breakfast Club, hat in diesem Fall der Glee-Club eine nahezu therapeutische Funktion: Die Erlebnisse in der Gruppe helfen den Jugendlichen, sich gegenüber anderen zu öffnen. Wichtige Lektionen vermittelt Lehrer Will den Schülern durch seine musikalischen Wochenaufgaben. Oftmals gelangt sogar der vermeintlich unfehlbare Pädagoge dabei noch zu neuen Erkenntnissen.

Glee feiert den Außenseiter und propagiert Vielfalt in allen Bereichen. Ein gesteigertes Selbstbewusstsein und Akzeptanz gegenüber Andersartigkeit sind die erklärten Ziele hinter der mehr oder weniger versteckten Botschaft. Innerhalb des Serien-Universums haben wir es daher mit verschiedensten Ethnien, sexuellen Orientierungen, Religionen oder auch Behinderungen zu tun. Es scheint ein Anliegen der Serienmacher zu sein, so unter Umständen einen Beitrag für mehr Toleranz innerhalb der Gesellschaft leisten zu können. Tatsächlich setzt Glee nicht nur durch die Besetzung geistig und körperlich behinderter Darsteller neue Maßstäbe. Auch inhaltlich werden durchaus wichtige Themen verhandelt: Mutig wie selten zuvor in einer amerikanischen Serie wird etwa über Homosexualität oder die Folgen von Mobbing gesprochen – trotz des komödiantischen Grundtons der Musical-Serie dennoch stets mit der nötigen Ernsthaftigkeit.

Der Wechsel zwischen Komödie und Drama gelingt den Serienmachern ausgesprochen gut. Belehrende oder kitschige Szenen werden oftmals ironisch gebrochen, so dass die Serie trotz inhaltlicher Tiefe nie ihren Unterhaltungswert verliert und allzu moraldidaktisch erscheint.

Die einzelnen Episoden widmen sich meist einem bestimmten Thema (z.B. Alkoholkonsum, Religion, das erste Mal) oder sind saisonal bedingt (z.B. Valentinstag, Weihnachten). Die Lieder orientieren sich am jeweiligen Thema oder Ereignis und treiben mit ihren Texten zudem die Handlung voran. Besonders weil sich die Serie in vielen Momenten selbst nicht zu ernst nimmt, Seitenhiebe auf die amerikanische Gesellschaft verteilt und das aktuelle Zeitgeschehen kommentiert, ist Glee auch für ältere Zuschauende durchaus sehenswert. Hierzulande wird die Serie jedoch vorwiegend als Kinderserie wahrgenommen, wozu die Ausstrahlung auf dem Sender SuperRTL beiträgt.

Auch musikalisch spricht Glee mit einem gelungenen Mix aus aktueller Popmusik, Musical-Nummern sowie Oldies und Evergreens ein breites Publikum an. Die talentierten Jungdarsteller und Jungdarstellerinnen verfügen zumeist über einschlägige Musical-Erfahrung und singen sämtliche Lieder der Serie selbst. Die neu interpretierten Songs werden überaus erfolgreich in Form von Soundtracks oder über das Musikportal iTunes vermarktet, was Glee auch zu einem Phänomen im Bereich des Cross-Marketing macht.

Der Stellenwert der Serie lässt sich darüber hinaus an einer immer länger werdenden Liste prominenter Gaststars ablesen. Neben Musikgrößen wie Britney Spears, Ricky Martin oder Olivia Newton-John haben auch bekannte Schauspieler wie Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow, Sarah Jessica Parker oder Whoopie Goldberg bereits ein Gastspiel absolviert. Auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Beliebtheit traten die Darsteller zudem eine Konzert-Tour durch Amerika an, deren Mitschnitt im August 2011 als Glee on Tour – Der 3D Film (Kevin Tancharoen, 2011) in die Kinos kam.

Fazit

So wie man eine gute CD immer wieder hört, wird man auch die eine oder andere Episode von Glee immer wieder sehen wollen. Der Erfolg der Serie macht deutlich, dass der spassige Genre-Mix sowohl jüngere als auch ältere Zuschauende zu begeistern vermag. Eingebettet in Musical-Nummern spricht die Serie auch durchaus wichtige Themen an, was Glee zu weit mehr als einem 'High School Musical' in Serie macht.

Titel: Glee
Erscheinungsjahr: 2009
Dauer (Minuten): 40-48 pro Episode
Altersempfehlung Redaktion: 12 Jahre
FSK: 12 Jahre
Format: DVD/Blu-ray