Inhalt

Nach einer kurzen Rückblende setzen die 13 Zwerge, Gandalf (Ian McKellen) und natürlich Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ihre Reise in Richtung des Berges Erebor fort und müssen sich unterwegs so manchen Gefahren stellen. Beständig von Orks unter der Führung Azogs (Manu Bennett) verfolgt, gelangt die Gemeinschaft um Thorin Eichenschild (Richard Armitage) nach einem Zwischenstopp bei Beorn (Mikael Persbrandt), einem Menschen, der seine Gestalt in einen Bären wechseln kann, zum Düsterwald.

Dort treffen sie auf den ebenso geheimnisvollen wie kaltherzigen Elbenkönig Thranduil (Lee Pace), Vater von Legolas (Orlando Bloom) und Herrscher über den Düsterwald, der die Zwerge in Verliese sperren lässt. Währenddessen unternimmt Gandalf einen Abstecher nach Dol Guldur, wo er auf das Versteck Azogs stößt und erfährt, dass Sauron – titelgebender Charakter von J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe und die Personifikation des Bösen –, wiederauferstanden ist. Nach einem Kampf mit Sauron wird Gandalf gefangen genommen, eine Flucht scheint unmöglich.

Inzwischen ist den Zwergen mit Bilbos Hilfe die Flucht aus Thranduils Reich gelungen. Sie werden nun am Waldfluss sowohl von Orks als auch von den Waldelben verfolgt, darunter Legolas und Tauriel (Evangeline Lilly), die die Palastwachen befehligt.

Die nächste Station der Gemeinschaft ist die Seestadt. Bevor sie in Richtung Erebor weiterreisen können, werden sie von Orks überfallen und können nur durch die Hilfe von Legolas und Tauriel, die sich auf die Seite der Zwerge schlagen, gerettet werden. Am Erebor angelangt, finden die Zwerge und Bilbo schließlich die geheime Tür und verschaffen sich Zugang ins Innere des Berges. Dort müssen sie sich Smaug stellen, der über die Begegnung mit Bilbo und den Zwergen alles andere als erfreut ist…

Kritik

Der zweite Teil der Hobbit-Trilogie schließt nahtlos an den ersten Teil an und lässt die Zwerge, Gandalf und Bilbo ihre Reise fortsetzen, die viel Neues auch für die Zuschauenden bietet, was vorrangig an neuen Schauplätzen und neu auftretenden Charakteren liegt. So werden als neue Stationen das Waldreich des Elbenkönigs Thranduil, das Haus Beorns und die Seestadt eingeführt. Die neu etablierten Charaktere werden detailverliebt und überzeugend präsentiert – als Beispiel kann der Elbenkönig Thranduil herangezogen werden, der unnahbar und berechnend seine Elben im Düsterwald befehligt und als nach Macht strebende Figur gezeigt wird, was auf bildnerischer Ebene gespiegelt wird in der Palaststruktur, die sich auszeichnet durch massive und doch gleichzeitig filigrane Strukturen in dunklen, geradezu düsteren Farben. Jedoch treten auch Charaktere auf, die nicht in Tolkiens literarischer Vorlage zu finden sind, was Tolkien-Liebhabern nicht unbedingt gefallen dürfte.

Zu diesen Figuren gehört Legolas, Sohn von Thranduil, der in Tolkiens Werk erst in Der Herr der Ringe auftritt. Von Tauriel, Elbin und Herrin der Palastwache, kann man das nicht sagen, ist sie doch ausschließlich ein Produkt von Peter Jackson und Fran Walsh und scheint nur der Möglichkeit wegen integriert worden zu sein, romantische Gefühle in eine sonst von Kampf, Abenteuer und Schlachten durchzogene Story zu integrieren. Sie wird zur Projektionsfläche für Legolas' Gefühle, und so deutet der Film – dem klassischen Erzählmuster des Hollywood-Kinos folgend – eine Romanze an, die Thranduil im Keim zu ersticken versucht. Tauriel fungiert als mögliche Identifikationsfigur für weibliche Zuschauende. Gleichzeitig inszeniert der Film eine beginnende Romanze zwischen Tauriel und dem Zwerg Kili (Aidan Turner), was zu Spannungen zwischen den Figuren führt. Die Ergänzungen des Drehbuchs scheinen vor allem Marketingstrategien geschuldet sein, scheint es doch so, dass bekannte Schauspieler – Orlando Bloom erneut in seiner Rolle als Legolas und Evangeline Lilly aus der TV-Erfolgsserie Lost – ins Prequel zum Herr der Ringe aufgenommen wurden, um Zuschauende in die Kinos zu locken. Durch die Aufnahme von Charakteren, die in der literarischen Vorlage nicht vorkommen, in den Film jedoch integriert werden, wird ansatzweise erklärbar, warum die Filme Überlänge haben.

Auf farblich-visueller Ebene zieht der Film unterschiedliche Register: Ist das Reich des Elbenkönigs Thranduil eine Mischung aus bernstein-, dunkelgrünen und dunkelroten Farbnuancen, so ist die Seestadt eine Mischung aus dunklen Blau- und Rottönen, kombiniert mit dem gedunkelten Holz der Häuser, die das Fachwerk betonen und auf die Verwitterung durch die durchziehende Wasserstraße hinweisen. Zu nennen ist in diesem Kontext auch Smaugs Behausung, kontrastreich aufgebaut durch die dunklen Hallenwände und Säulen im Erebor, denen das funkelnde Gold gegenübergestellt wird. Die Raumgestaltung harmoniert und korrespondiert mit den Figuren: Die Räume spiegeln sowohl farblich als auch hinsichtlich ihrer Architektur die Gesinnung und Eigenschaften ihrer Bewohner und ermöglichen ein Eintauchen in die Psyche der Protagonisten.

Sowohl die Figuren als auch das komplette Setting betreffend muss auf die Verwendung der computer generated imagery (CGI) hingewiesen werden. Neben den beeindruckenden Hallen von Thranduils Reich  ist es Smaug und sein neues Heim im Berg Erebor, mit dem der Film die Möglichkeiten der digitalen Effekttechniken auslotet.

Gerade Smaug verdient es, hervorgehoben zu werden: Vor allem in der 3D-Version des Films kommt seine enorme Größe in Kombination mit seiner wendigen Agilität besonders zur Geltung. Es ist technisch brillant umgesetzt, wenn er bei der Verfolgung Bilbos das Gold durchpflügt, seine Klauen um die Hallenarchitektur legt und sich festkrallt. Besonders beeindruckt aber der technische Kniff, den Leib des Drachen von innen heraus gelb-rot aufleuchten zu lassen, bevor Smaug sein tödliches Feuer speit.

Ein strittiger Punkt ist das Gesamtkonzept der Trilogie. Unweigerlich kommt die Frage auf, weshalb ein Kinderbuch, das – je nach Ausgabe – zwischen 250 und 300 Seiten hat, die Vorlage für drei Filme mit Überlänge abgeben muss. Was bei Peter Jacksons Der Herr der Ringe noch nachvollziehbar schien – immerhin handelte es sich hier um drei Bücher, die es zu verfilmen galt –, erscheint hier vor allem durch Marketing-Strategien und den Enthusiasmus des Regisseurs motiviert. Ob die Überlänge durch die Hinzunahme von Figuren, der ausgiebige Darstellung von Ortschaften und dem Ausbau von Nebenhandlungen, die man hätte straffen oder ganz entfernen können, notwendig ist, um Tolkiens Welt gerecht zu werden, bleibt fraglich. Den Fan der Jackson’schen Tolkien-Adaptionen wird das jedoch nicht stören, im Gegenteil: So bleibt ihm länger das Vergnügen, in die Welt von Mittelerde einzutauchen. Und wahre Tolkien-Liebhabende werden ohnehin das literarische Mittelerde bevorzugen.

Fazit

Peter Jackson ist mit Der Hobbit: Smaugs Einöde ein Film gelungen, der für Kritik sorgen wird: Wer hofft, dass sich Peter Jackson akribisch an die literarische Vorlage gehalten hat, wird über die zusätzlichen Ausschmückungen enttäuscht sein, die u.a. dafür gesorgt haben, dass aus einem Buch drei Filme wurden. Wer allerdings keine detailgetreue Filmadaption erwartet, sondern die filmische Aneignung des Hobbits vor dem Hintergrund der Herr der Ringe-Verfilmungen als geradezu monumentales Werk schaut, wird sich an den gewaltigen Bildwelten – und einem perfekt CGI-generierten Drachen – erfreuen und eine weitere Reise nach Mittelerde genießen können.

Aufgrund der Tatsache, dass Peter Jackson auch hier explizite Gewaltszenen zeigt, ist der Film erst für ein Publikum ab ca. 12 Jahren geeignet.

Titel: Der Hobbit: Smaugs Einöde
Regie:
  • Name: Jackson, Peter
Drehbuch:
  • Name: Walsh, Fran
  • Name: Boyens, Philippa
  • Name: del Toro, Guillermo
  • Name: Jackson, Peter
Erscheinungsjahr: 2013
Dauer (Minuten): Kinoversion: 161
Altersempfehlung Redaktion: 12 Jahre
FSK: 12 Jahre
Format: DVD/Blu-ray
Der Hobbit: Smaugs Einöde (Peter Jackson, 2013)