Inhalt
Der Teenager Percy Jackson (Logan Lerman), der zusammen mit seiner Mutter Sally bei seinem unfreundlichen Stiefvater Gabe (Joe Pantoliano) in einer kleinen Wohnung lebt, fällt in seiner Schule zumeist negativ auf, weil er an ADHS und Legasthenie leidet. Eines Tages besucht er mit seiner Klasse ein Antikenmuseum, in dem ihn seine Mathematikaushilfslehrerin in Gestalt einer Furie angreift. Im letzten Moment eilen ihm sein bester Freund Grover (Brandon T. Jackson) und sein Direktor Mr. Brunner (Pierce Brosnan) zu Hilfe.
Es stellt sich heraus, dass Percy ein Halbgott ist, der von archaischen Wesen bedroht wird, weil er im Verdacht steht, den Herrscherblitz des Zeus gestohlen zu haben. Daher ist er nur im Camp 'Halfblood', einem speziellen Ausbildungslager und Refugium für Halbgötter, sicher. Auf dem Weg dorthin wird seine Mutter Sally (Catherine Keener) vom Minotaurus, einem Mischwesen aus Mensch und Stier, in die Unterwelt befördert. Percy kann dieses Monster mit letzter Kraft besiegen und wird dafür im Camp von den anderen Halbgöttern bewundert. Dort offenbaren sich Grover als Satyr, der Percy als Beschützer zur Seite steht, und Mr. Brunner als Zentaur, der die Halbgötter trainiert und belehrt. Weil der Herrscherblitz bis zur Sommersonnenwende wieder auf dem Olymp sein muss, bricht Percy zusammen mit Grover und seiner neu hinzugewonnenen Gefährtin Annabeth (Alexandra Daddario) auf, um einen für die Existenz der Erde verheerenden Krieg zwischen den Göttern zu verhindern. Als hilfreiche Gegenstände bekommen sie von Luke (Jake Abel), dem Sohn des Götterboten Hermes, Flügelschuhe und einen Schild.
Neben der Rückgabe des Herrscherblitzes hat die Reise der drei Halbgötter noch ein weiteres Ziel: Percy möchte seine Mutter aus der Unterwelt befreien und deswegen Kontakt mit Hades aufnehmen. Auf ihrem gefährlichen Weg nehmen es die drei Freunde u.a. mit der fatalen Medusa, der Feuer speienden Hydra und den Lotophagen auf, die mit ihren Lotusblüten die Sinne der Protagonisten vernebeln.
Nachdem das Trio in der Unterwelt angelangt ist, kann Percy zwar seine Mutter retten, jedoch stellt sich heraus, dass er von Luke hintergangen wurde. Dieser hat den Herrscherblitz gestohlen, damit Percy ihn ohne sein Wissen zu Hades bringt. Der Gott der Unterwelt soll den Blitz entdecken und Percy dadurch für den Dieb halten. Dies geschieht auch so. Hades nimmt das Corpus Delicti an sich und möchte Percy und seine Gefährten damit töten. Durch die Hilfe von Hades’ frustrierter Gattin Persephone entkommen sie diesem im letzten Moment und erklimmen den Olymp, der sich auf der Spitze des Empire State Building befindet. Kurz vor ihrem Ziel werden sie von Luke angegriffen, den Percy mithilfe seiner Macht über das Element Wasser bezwingen kann.
Auf dem Olymp reicht Percy Zeus (Sean Bean) den Blitz und trifft auf seinen leiblichen Vater Poseidon, der sich für die Vernachlässigung seiner Familie entschuldigt und ihm in Zukunft stetigen mentalen Beistand verspricht. Am Ende kehrt Percy als angesehener Held und Retter der Erde ins Camp zurück und widmet sich dem Kampftraining für Halbgötter.
Kritik
Der Film Percy Jackson – Diebe im Olymp setzt die literarische Vorlage von Rick Riordan in den meisten Szenen getreu um und realisiert mithilfe modernster Technik ein beeindruckendes Sagenspektakel für Jung und Alt (FSK 12). Percy, der am Anfang der Erzählung ein klassischer Außenseiter gemäß des bewährten Konzepts des "Monomythos" von Campbell (1953) ist, avanciert im Laufe seiner Prüfungen zum mächtigen Heros, der nach und nach die Fähigkeit erwirbt, Kontrolle über das Element Wasser zu erlangen. Mit viel Liebe zum Detail wurden auch die Fabelwesen durch digitale Kunstgriffe ins Leben gerufen. Während beispielsweise die Medusa aus Kampf der Titanen (1981, Desmond Davis) aufgrund der Stop-Motion-Technik noch recht hölzern wirkt und ihre Schlangenhaare wie plumpe Knetmasse aussehen, ist bei der Medusa (Uma Thurman) in der Verfilmung von Diebe im Olymp jede einzelne Schlange am Kopf animiert und bewegt sich mit scheinbar eigenem Willen unabhängig von den anderen. Auch der Mentor Chiron (Pierce Brosnan), der den Unterleib eines Pferdes besitzt, oder der Beschützer Grover (Brandon T. Jackson), der als Satyr haarige Bocksfüße besitzt, sind überzeugend in Szene gesetzt.
Der Plot des Films folgt im Großen und Ganzen dem Duktus des Romans, nimmt jedoch an manchen Stellen unnötige Modifikationen vor: So wird die von Rick Riordan ironisch konzipierte Procrustes-Episode, in welcher der in der antiken Mythologie als Gliederstrecker bekannte Verbrecher "Crusty" versucht, Grover und Annabeth gewaltsam an die Größe des Wasserbettes anzupassen, durch eine mit Action überladene Konfrontation mit der Hydra ersetzt. Darin wird das mehrköpfige Ungeheuer vor dem Setting einer griechischen Säulenhalle zum Leben erweckt und spuckt nach Drachenmanier Feuersbrünste auf die Helden. Dabei geht auch der im Roman forcierte parodistische und zugleich spielerisch-intelligente Bezug zu den Standardversionen des Herkules-Mythos verloren. Denn der Heros besiegt die Hydra nicht durch das Ausbrennen der Hälse mit einer Fackel – wie dies in den Standardversionen des Mythos der Fall ist –, sondern versteinert sie mithilfe des Medusenhauptes. Die Filmmusik unterstreicht die Handlungen mit abwechslungsreichen, ruhigen oder hektischen Klängen, wirkt jedoch an manchen Stellen etwas zu genretypisch bombastisch.
Insgesamt baut der Film gleichwohl einen konsequenten Spannungsbogen auf, der nach dem Schlagen von mehreren Questen in einen fulminanten Endkampf zwischen Percy und dem Antagonisten Luke auf der Spitze des Empire State Building mündet. Natürlich kommen dabei göttliche Spezialwaffen wie eine deukalionische Überschwemmung oder ein blitzartiges Gewitter zum Einsatz. Dadurch, und auch wegen der zu rasanten Kamerafahrten wirkt das finale Szenario leider sehr überladen.
Im Roman wie im Film hält das Übernatürliche nach dem Modell der implizierten Welt von Maria Nikolajeva (1988) Einzug in die als real dargestellte Welt. Im Großen und Ganzen wäre daher der Film dem derzeit sehr beliebten Genre der Phantastik zuzuordnen. Das mythologisch-phantastische Element hält in diesem Fall Einzug in die Großstadt New York, welche in unzähligen weiteren Romanen und Filmen ein populäres Setting für magisch-mystische Vorgänge bildet, wie dies kürzlich auch am Beispiel der misslungenen und weltweit gefloppten Verfilmung von Chroniken der Unterwelt (2013, Harald Zwart) evident wurde. Diebe im Olymp sicherte sich hingegen eine Top-Platzierung in den Kino-Jahrescharts, was die vorläufige Fortführung der Filmreihe sicherstellte. Am Rande fließen in den Film auch tiefgehende und nachdenklich stimmende Themen ein, wie z.B. Umweltschutz, Weiterentwicklung von moderner Kultur, Probleme von Patchworkfamilien und der Umgang mit dem Verlust eines Elternteils. Diese spannenden, die intendierten Rezipienten betreffenden Fragestellungen hätten jedoch noch vertieft werden können, wie dies im Roman der Fall ist.
Besonders zu goutieren ist der insgesamt gelungene Umgang mit dem griechischen Sagengut. So besiegt Perseus die Medusa, die alle bei ihrem Anblick in Stein verwandelt, nicht durch den Blick in seinen berühmten Spiegelschild, sondern durch den Blick in seinen iPod, in dem sich das grausige Antlitz des schlangendominierenden Monstrums spiegelt. Im Roman gibt Rick Riordan seinem Protagonisten lediglich eine Glaskugel in die Hand, welche im Vergleich zu der witzigen iPod-Variation eher fad wirkt. Diese ironische Modernisierung des Mythos trifft sowohl die Intention des Romans als auch die des Films.
Die schauspielerischen Leistungen der größtenteils etablierten Hollywood-Größen wie Pierce Brosnan (Chiron), Sean Bean (Zeus), Rosario Dawson (Persephone) und Uma Thurman als Medusa sind im Rahmen der in einem Blockbusterfilm vorhandenen Möglichkeiten sehr überzeugend.
Fazit
Die Filmadaption von Percy Jackson ist insgesamt gelungen. Sie ist für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet, doch auch Erwachsene und Liebhaber der römischen Antike bzw. Götterwelt dürften ihren Spaß haben. Trotz einer stimmigen Gesamtkonzeption hätte dem Film an manchen Stellen weniger Action gut getan, um mehr Raum zu lassen für die modernisierende Präsentation der Götter- und Sagenwelt und den damit einhergehenden Lernzuwachs für Heranwachsende in Bezug auf deren Wissen über die antike Mythologie. Aufgrund des Mythen-Crashkurses von Lateinlehrer Chiron im Museum sollten jedoch auch mythenunkundige Rezipienten auf ihre Kosten kommen.
Dass der Film von vielen Kritikern eher negativ aufgenommen wurde, ist mithin nicht verständlich. Denn nur aufgrund der Tatsache, dass Percy Jackson von einem der Regisseure der Harry-Potter-Reihe verfilmt wurde, ist er noch lange kein billiger Abklatsch – wie einige Kritiker dem Film und dem Roman vorwerfen –, sondern geht einen eigenständigen Weg, welcher stark auf dem unerschöpflichen griechisch-römischen Sagengut als Fundus von Desideraten und prototypischen Motiven für die postmoderne Phantastik und Fantasy fußt.
Zusatz-Material:
Mithilfe eines interaktiven Mythenglossars werden die Rezipienten im Ambiente einer ehrwürdigen Statuen-Halle in das antike Sagengut eingeführt und können sogar herausfinden, von welchem Gott sie theoretisch abstammen, je nachdem welche Vorlieben die Rezipienten angeben. Dabei lernen sie auch die zwölf Olympier besser kennen. Dieses Spiel von Fiktion und Realität ist ein weiterer gelungener Kunstgriff des Romans, der im Film nur im Zusatz-Material übernommen wird. Dadurch geht diese interessante Ebene leider fast komplett verloren.
Literatur
Campbell, Joseph: Der Heros in tausend Gestalten, Frankfurt am Main 1953.
Nikolajeva, Maria: The Magic Code. The use of magical patterns in fantasy for children, Göteborg 1988.
- Name: Columbus, Chris
- Name: Titley, Craig