Inhalt

Fred reist mit seinem Opa im Nachtzug nach Rom. Nach ihrer Ankunft werden beide von der befreundeten Archäologin Flavia empfangen, die ihnen die Katakomben des Kolosseums zeigt. Dabei erfährt die Zuhörerschaft nicht nur einiges über die Technik und den Ablauf von römischen Spielen wie Hetzjagden oder Gladiatorenkämpfen, sondern Fred kann sogar in einem nachgebauten Aufzug ins Alte Rom fahren. Dort wird er nicht nur Gehilfe eines Medicus, sondern findet sich auch bei einem Lanista in der Gladiatorenschule wieder.

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Kritik

Dieses Hörspiel beginnt mit einer packenden Nacherzählung der Geschichte um Romulus und Remus, die interessierte Zuhörende sofort in den spannungsgeladenen Gründungsmythos der ewigen Stadt (urbs aeterna) eintauchen lässt. Sodann folgt die Erzählung dem Abenteuer von Fred und seinem Großvater Alfred (Jürgen Thormann), welche sich mit einer äußerst freundlichen Archäologin namens Flavia treffen, die durch die Arena führt und dabei beklagt, dass immer mehr Touristen daran gehindert werden müssen, Steine aus dem Kolosseum zu entwenden.

Der Großvater zeichnet sich durch ein sympathisches und beruhigendes Timbre aus. Zu einem geräuschvollen Ohrenschmaus wird das Hörspiel mit Beginn von Freds Zeitreise in die Antike. Hierbei sticht die lebendige und ausgeklügelte Geräuschkulisse hervor. So sind die Hetzjagden mit einer Vielzahl an Tierschreien unterstrichen, der Gladiatorenkampf durch gezielt eingesetztes Klirren von Schwertern und die Ovationen für den Sieger durch ein eindringliches Gejubel der Menge. Daneben lernen die Zuhörenden auch die harten Trainingseinheiten in der Gladiatorenschule kennen und erfahren, dass die Ausbildung der Schaukämpfer sehr teuer war. Deshalb sollten die Spiele, die stets als Zweikämpfe mit Schiedsrichter stattfanden, so ausgetragen werden, dass sich möglichst kein Gladiator schwer oder gar tödlich verletzt.

In diesem Kontext wird ein nervenaufreibender Zweikampf zwischen den Gladiatorentypen eines Thraex und eines Murmillo geschildert, welche anhand ihrer festgelegten Rüstungsgegenstände diverse Vor- und Nachteile mit sich bringen. Interessierte Zuhörende dürfen sich auch auf Spezialinfos freuen, etwa dass das Kolosseum bei der Eröffnung tatsächlich unter Wasser gesetzt wurde, um eine Naumachie, also eine Seeschlacht, lebensecht zu inszenieren. Zudem kommen auch Kämpfe zwischen weiblichen Gladiatoren vor, die es in seltenen Fällen wohl tatsächlich gab, wie auf historischen Tafeln dokumentiert ist. Mit diesen wollte der Lanista den unbarmherzigen Imperator Commodus – Scotts Gladiator lässt grüßen – besonders beeindrucken, um ihn milde zu stimmen. Commodus beabsichtigte wiederum das Publikum bestmöglich zu unterhalten, um seine Gunst zu erlangen und von Missständen abzulenken.

Interessant sind auch die zahlreichen ergänzenden Infos des auktorialen Erzählers mit sonorer Stimme (Andreas Fröhlich), etwa dass die Spiele ein Spiegel der römischen Gesellschaft waren, da sie nicht nur die Hierarchie innerhalb der Ränge, sondern auch die Wiederherstellung des Rechts durch den Kaiser zur Schau stellten. Letzterer ließ nämlich nicht selten Schwerverbrecher in aufwändigen mythologischen Bühnenkulissen und entsprechenden Requisiten und Verkleidungen zur Befriedigung der Schaulust des Publikums hinrichten. Neben dem Motto Panem et Circenses als Schwerpunkt erläutert das Hörspiel auch verschiedene Facetten der römischen Alltagskultur. So erfährt man, dass das sogenannte stille Örtchen bei den Römern alles andere als still war, da diese dort nicht selten geschäftliche Gespräche geführt haben. Nicht zuletzt wird der Zuhörer auch eingehend über die vielfältigen Bauwerke auf dem Forum Romanum in Kenntnis gesetzt.

Fazit

Insgesamt ist ein polyvalenter Hörgenuss über das Alte Rom für die ganze Familie entstanden. Die Geräuschkulisse und der musikalische Klangteppich unterstreichen die Informationen über das Alltagsleben und die Gladiatorenspiele in Rom. Diese sind nie effekthaschender Selbstzweck, sondern wohldosiert und zielgerichtet eingesetzt. So ist dieses Hörspiel einerseits sehr unterhaltsam für Kinder und vermittelt zugleich auch sowohl basale als auch weiterführende Kenntnisse vor allem über das Colosseum und das Forum Romanum für interessierte Jugendliche und Erwachsene, die bereits einiges Wissen über die Antike mitbringen. Dieses ist jedoch keine Voraussetzung für das Verständnis des Hörspiels. Nach der Rezeption dieses Hörspiels möchte man sofort seine Koffer packen und auf Freds Spuren die urbs aeterna erkunden. Ein umfassendes Booklet mit Zusatzinformationen, Bildern und Kartenmaterial lädt zu einer vertiefenden Vor- und Nachbereitung des Hörspiels für besonders motivierte Antikenfans ein. Wer sich mit weiteren kulturhistorisch ergiebigen Abenteuern (z.B. Fred bei den Wikingern) beschäftigen möchte, findet diese teilweise auch in gedruckter Form. Ansonsten warten auf Antikenbegeisterte noch viele weitere Hörerlebnisse wie Fred in Pergamon. Auf den Spuren der alten Griechen, bei dem Fred auf einer Klassenfahrt in die Türkei auf eine bedeutende Skulptur aus dem alten Griechenland stößt.

 

Titel: Fred im alten Rom. Im Schatten des Kolosseums
Regie:
  • Name: Birge Tetzner
Autor/Bearbeitung:
  • Name: Birge Tetzner
Sprechende: Andreas Fröhlich (Erzähler), Remo Schulze (Fred), Jürgen Thormann (Opa Alfred), Tim Sander, Dirk Petrick, Manuela Naso, Maximiliane Häcke, Mia Diekow
Produktion: Ultramar Media
Erscheinungsjahr: 2020
Dauer (Minuten): 159 Minuten
Preis: 15,99 €
Altersempfehlung Redaktion: 9 Jahre
Tetzner, Birge: Fred im alten Rom. Im Schatten des Kolosseums (Hörspiel)