Inhalt

Der Protagonist und Ich-Erzähler A ist es von Kindesbeinen an gewohnt, jeden Morgen an einem anderen Ort in einem anderen Körper und damit auch in einem anderen Leben aufzuwachen. Die Körper entsprechen allesamt dem eigenen biologischen Alter, jedoch wandelt sich das Geschlecht: A erwacht mal in einem männlichen, mal in einem weiblichen Körper. Das sorgt für Verwirrungen, denn A möchte keine Spuren hinterlassen, nicht auffallen und vor allem keinen Schaden anrichten, wenn er den Körper eines anderen Menschen für einen Tag 'bewohnt'. Doch dann trifft A auf Rhiannon und das ganze Leben gerät aus den Fugen: Den großen Gefühlen dem Mädchen gegenüber folgend wirft A alle Prinzipien über Bord. Langsam nähert sich A seiner großen Liebe an und bereitet sie behutsam auf sein/ihr Geheimnis vor. Aber kann Rhiannon jemanden lieben, der jeden Tag in einer anderen Person steckt? Zwar merkt Rhiannon schnell, dass der Kern, As Charakter, sich nicht verändert, den sie auch sehr schätzt und liebt. Aber der permanente Gestaltenwechsel scheint für sie eine unüberbrückbare Hürde darzustellen. Vor allem auch, als sie eines Tages ein Mädchen küsst, das A an diesem Tag ‚besetzt‘. Doch auch für den Ich-Erzähler wird der tägliche Körperwechsel zur Bewährungsprobe: Er erwacht auch im Körper einer Zwangsarbeiterin oder einer Drogenabhängigen, Zustände, in denen er unmöglich zu Rhiannon gelangen kann.  A möchte Rhiannon seine/ihre Liebe beweisen, und verletzt immer mehr die selbst aufgestellten Regeln, niemandem zu schaden, sodass schon bald ein anderer Junge unter A leiden muss. A schafft es nicht schnell genug, den Körper des Jungen von einer Party wieder nach Hause zu bringen. Und so erwacht Nathan Daldry in seinem Auto und ist sich sicher, dass er besessen gewesen sei. Er versucht nun zu allem Überfluss, Jagd auf A zu machen, was die Geschehnisse und die Treffen As mit seiner großen Liebe noch weiter verkomplizieren. Hat die Liebe der beiden so überhaupt eine Chance? Kann Rhiannon sich auf eine derartige Achterbahnfahrt der Gefühle einstellen?

Kritik

David Levithan lässt seinen Ich-Erzähler A jeden Tag eine neue Perspektive auf 16-jährige Teenager einnehmen, in dem er mit viel Einfühlungsvermögen ihre Leben, Sorgen und auch Freuden schildert. Dabei verbindet er eine klassische Liebesgeschichte für Teenager gekonnt mit Science-Fiction-Elementen und philosophischen Fragen, wie etwa "Was macht einen Menschen aus?", und der Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Protagonist wird immer wieder mit derartigen Grundsatzdiskussionen konfrontiert, so dass auch der Leser angeregt wird, sich selbst mit derartigen Fragen zu beschäftigen. Gleichzeitig gelingt es Levithan, die Gefühlswelt der Jugendlichen nachvollziehbar zu machen. Denn es ist die Zeit des Wandels vom Kind zum Erwachsenen, eine Zeit, in der die Pubertät die Emotionen Achterbahn fahren lässt und die Heranwachsenden ihre eigene Identität ausformen. Der Protagonist dient dementsprechend als Identifikationsfigur für den Leser, denn er durchlebt jeden Tag diese mitunter verwirrende Gefühlswelt. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt – und dies innerhalb weniger Minuten: A kennt dies ebenso gut wie die Leser des Buches. Zudem greift der Autor komplexe Themen auf, z. B. das der Homosexualität, das als Folie genutzt wird, um die Kernfragen des Romans zu problematisieren: "Ich beuge mich zu ihr hin und küsse sie. [...] 'Das ist total schräg', sagt sie. 'Wieso?' 'Weil du ein Mädchen bist?'" (S. 165 f.) A sieht im Gegensatz zu Rhiannon kein Problem darin, momentan als Mädchen zu agieren, für ihn zählen lediglich die inneren Werte. "'Sieh mich so, wie du mich sehen willst. Wahrscheinlich kommt das der Wahrheit näher als jeder Körper, in dem du mich siehst'" (S. 188). Aber das fällt Rhiannon natürlich schwer, die sich – wie die Leser auch – über die physische Konstitution als geschlechtliches Individuum begreift und so etwa die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe signalisiert. Das damit ein Verweis auf Judith Butlers Aussage erfolgt, man werde gesellschaftlich zu einem Mann bzw. zu einer Frau erzogen, verdeutlicht die Aktualität von Levithans Konzeption des Protagonisten.

Mit der Idee des täglichen Körperwechsels greift der Autor zudem die in der Science-Fiction und Phantastik häufig verwendete Thematik der Formwandler auf. Zwar können diese Wesen anders als A jede beliebige Gestalt annehmen und dies teils auch kontrolliert, jedoch gibt es noch weitere Arten des Shape Shifters, wie etwa die Transformation innerhalb eines Körpers, was mitunter auch außerhalb der Kontrolle der Figuren liegen kann. Levithan zeigt mit A eine weitere Möglichkeit des Formwandlers auf, indem seine Figur jeden Tag in einem neuen Körper erwacht.

Fazit

Der Autor versteht es, verschiedene Genres in seinem Roman zu verbinden und eine stimmige Geschichte für jugendliche, vor allem Leser ab 15 Jahren zu präsentieren. Durch die Ich-Perspektive wird mit dem Protagonisten A eine Identifikationsfigur geschaffen, die dem Leser Einblicke in die Leben von pubertierenden Teenagern gewährt. Die philosophischen Fragen, die sich A im Verlauf der Handlung stellt, regen darüber hinaus auch nach der Lektüre dazu an, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. David Levithan ist somit mit Letztendlich sind wir dem Universum egal eine einfühlsame Liebesgeschichte gelungen, die sich mit tiefgreifenden Fragen des Lebens beschäftigt.

Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Autor/-in:
  • Name: Levithan, David
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Every day
Übersetzung:
  • Name: Martina Tichy
Erscheinungsort: Frankfurt
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Fischer
ISBN-13: 978-3-10-402437-0
Seitenzahl: 400
Preis: 14,99 €
Altersempfehlung Redaktion: 15 Jahre
Levithan, David: Letztendlich sind wir dem Universum egal