Inhalt
Nadja und Karla kennen sich seit der ersten Klasse. Mit sechs Jahren werden beide im Rahmen des Sportunterrichts von einem Vereinstrainer zu einem Schnuppertraining fürs Wasserspringen eingeladen. Während sich Nadja, angetrieben von ihrer ehrgeizigen russischen Mutter, für den Wassersport entscheidet, verbindet Karla eine tiefe Faszination zum Wasserspringen. Auf eine magische Art und Weise zieht sie mit ihren Sprüngen die Zuschauer/innen in ihren Bann. Die wortkarge Karla tritt von Beginn an als eher verschlossene und geheimnisvolle Person in Erscheinung. Sie kann sich nur für wenige Dinge begeistern und spricht nicht gerne über ihre Gefühle. Nur beim Wasserspringen scheint sie in ihrem Element zu sein und absolviert selbst die schwierigsten Sprünge mit einer Leidenschaft und Leichtigkeit, die man so von ihr nicht kennt. Karlas Mutter ist alleinerziehend und arbeitet den ganzen Tag. Diese Umstände sorgen dafür, dass Karla oft auf die Hilfe von Nadja angewiesen ist. Sie fahren zusammen zum Training und teilen sich denselben Spind. Im Alter von 10 Jahren wechseln beide auf eine Elitesportschule. Von nun an wird noch öfter und härter trainiert. Als Karla jedoch in jenem Sommer von dem neuen Freund ihrer Mutter erfährt, gerät ihre Welt aus den Fugen. Es ist ein Sommer voller neuer Ereignisse und Veränderungen. Karla lüftet das Geheimnis ihrer perfekten Sprünge und Nadja gelingt der schönste "[…] Sprung ihres bisherigen Lebens." (S. 210)
Kritik
Martina Wildner schildert in ihrem Roman die tiefe Verbundenheit zweier Mädchen, die Ausdruck findet in einer engen Freundschaft. Auf einfühlsame und authentische Weise wird der Alltag der beiden Mädchen Nadja und Karla erzählt. Darüber hinaus gewährt der Roman einen Einblick in die Welt des Leistungssports. Motive wie Neid, Konkurrenz sowie die Angst vor dem Versagen werden beleuchtet. Bemerkenswert ist zudem, wie die Metaphorik des Springens den gesamten Roman durchzieht. Das Springen symbolisiert die Bewältigung von Herausforderungen auf dem Weg des Erwachsenwerdens. Herausforderungen, wie dem Umgang mit den eigenen Veränderungen des Körpers, der Akzeptanz des neuen Partners eines Elternteils sowie der Suche nach der eignen Identität. Mit jedem Sprung werden die Protagonistinnen reifer und mutiger. Der gesamte Roman bildet auf diese Wiese eine Art Allegorie des Erwachsenwerdens. Aufgrund der Schilderung einer doch sehr speziellen Sportart wie die des Wasserspringens befindet sich auf den letzten Seiten des Romans ein kleines Sprung- und Turnlexikon für all die Leser/-innen, die einige Termini aus der Welt des Wasserspringens nachschlagen möchten.
Fazit
Martina Wildners Werk Königin des Sprungturms ist ein authentischer Roman über die Herausforderungen und Veränderungen im Leben junger Heranwachsender. Die Auseinandersetzung mit Motiven wie Freundschaft, der ersten großen Liebe, dem Umgang mit Leistungsdruck sowie den Veränderungen des eigenen Körpers in der Pubertät bilden viele Ansatzpunkte, mit denen sich junge Heranwachsende identifizieren können und die eine Altersempfehlung ab 12 Jahren legitimieren. Martina Wildner erhielt für ihren Roman Königin des Sprungturms den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 in der Kategorie Kinderbuch.
- Name: Wildner, Martina