Inhalt
Der jugendliche Bobby ist total verliebt in Vincente, mit dem er regelmäßig Tennis spielt. Vincente ist der beste Spieler des Vereins, doch er und Bobby werden aufgrund ihrer Herkunft von dem Trainer und den Mitspielern immer wieder gedemütigt. Daher duschen sie stets später als die anderen und allein, was Bobbys Gefühle und sexuelle Lust herausfordert. Bobbys Mutter hat allerdings anderes mit ihrem Wunderkind vor, das erstklassig Klavier spielt und Schauspieltalent hat. Als sie es schafft, ihn bei MGM unter Vertrag zu bekommen, ändert sich für Bobby alles.
Saeed, im gleichen Alter, lehnt sich gegen das iranische Regime auf und geht zu Protesten, was für ihn sehr gefährlich wird. Er wird in eine blutige Schießerei verwickelt – dabei hat er doch gerade die Liebe seines Lebens dort getroffen. Doch es nützt nichts, er muss das Land verlassen und reist zu seiner Großmutter in die USA, von der er vorher noch nie etwas gehört hat und wo er nur sehr halbherzig aufgenommen wird.
Moud reist mit seinem Vater in den Iran, um seinen kranken Großvater noch einmal zu besuchen. Dabei löscht er zur Sicherheit seine digitalen Fußspuren, was sein Freund nicht gutheißt. Generell steht dieser dem Iran-Aufenthalt sehr kritisch gegenüber. Im Iran angekommen spürt Moud seine Wurzeln und eine enorme Verbundenheit. Er lernt andere Verwandte kennen und Stück für Stück offenbart sich ihm seine Familiengeschichte. Alle rücken eng zusammen und lösen einige Rätsel, die sich ihnen schon immer oder aber noch nie gestellt haben.
Kritik
Was habe ich es geliebt, dieses Buch zu lesen! Dem relativ umfangreichen Jugendroman (ca. 450 Seiten) gelingt es derart tiefgründig und nuanciert und keineswegs banal oder trivial Figuren auszuschärfen und ungewöhnlich ausführlich, fein und detailliert die Innenwelten der drei Protagonisten pro Kapitel darzustellen, dass man wirklich geplättet ist als Leser*in über dieses Einfühlungsvermögen von Abdi Nazemian. Absolut nachvollziehbar, dass die Jury dieses Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis (2025) nominiert hat. Anders als ich es aus anderen Romanen kenne, wechseln die Perspektiven deutlich seltener – bis zu 90 Seiten lang taucht man in eine Perspektive ein. Erzählt wird aus der Sichtweise von Moud (2019), der sich gerade mit seinem Vater auf dem Weg von Los Angeles nach Teheran macht. Als zweites von seinem Vater Saeed, als der im gleichen Alter war (1978), teilweise aus Teheran, teilweise aus Los Angeles heraus, und als drittes von dessen Vater Bobby (1939), ebenfalls aus Los Angeles heraus.
In diesem Besuch wenden sowie bestätigen sich viele Vorurteile dem Iran gegenüber und die drei Generationen haben offenbar viel aufzuarbeiten. Viele Familiengeheimnisse, die man als Leser*in teilweise schon kennt (so z.B. die Homosexualität von Bobby, dessen erste Liebe, die große Liebe auf den ersten Blick von Saeed, der sie jedoch nie weiterleben konnte, da er aufgrund des totalitären Regimes und seiner politischen Aktivitäten den Iran Hals über Kopf verlassen musste, die vorgetäuschte Beziehung von Saeeds Eltern, die beide homosexuell waren u.v.m.), kommen in diesem Treffen ans Licht und viele Fäden, die aufgegriffen wurden und nahezu im Sande verliefen, werden am Ende noch zusammengeführt oder es tauchen auf die eine oder andere Weise Informationen auf, wie sie ausgegangen sind.
Fazit
Die Figuren zeigen insbesondere auf, wie gut es ist, zu sich selbst zu stehen, sich nicht zu verstellen und machen so viel Mut, man selbst zu sein, auch in schwierigen Zeiten. So hat das Buch m.E. eine große Vorbildwirkung und kann v.a. für homosexuelle (jugendliche) Leser*innen sehr empowernd sein. Dennoch kommen durch Saeed auch homophobe Gedanken und Sprüche zu Wort, die keineswegs plakativ wirken, sondern ebenfalls eine ernste Stimme bekommen. Dass das Thema Homosexualität neben den kulturellen Unterschieden zwischen dem Persischen und dem Amerikanischen so einen großen Raum einnimmt, ist autobiografisch begründet – so schreibt es Nazemian im Nachwort selbst. Ebenfalls zeigt der Jugendroman auf, wie wichtig und befriedigend familiärer Zusammenhalt ist – ein aus meiner Erfahrung aktuell höchst wichtiges Thema, da durch verschiedene politische Einstellungen es schnell zu Kontaktschwierigkeiten oder -abbrüchen kommen kann. Eine große Empfehlung für alle Leser*innen ab 15 Jahren.
- Name: Abdi Nazemian
- Name: Isabel Abedi
- Name: Meritxell Piel
