Inhalt
Finja besucht mit ihrer Mutter Meike deren Freundin Ilka, die mit ihrer Familie in Amsterdam auf einem Hausboot wohnt. Sie freundet sich schnell mit Ilkas Sohn Joris an, der sie zu einer Tour durch Amsterdam einlädt, zu der auch ein Besuch im Van Gogh-Museum gehört, wo Ilka als Restauratorin arbeitet und wo gerade eine neue Ausstellung geplant wird. Bei einer Pause in einem traditionellen Pannenkoekenhuis finden sie ein Handy, auf dem eine seltsame SMS eingegangen ist, deren Text die beiden zunächst nicht entschlüsseln können. Joris nimmt das Handy jedoch mit, da sein Nachname van Oosten in der SMS steht. Bei einer Kanutour, die die beiden anschließend machen, geht eine zweite SMS auf dem Handy ein. Finja und Joris gelingt es, beide Nachrichten zu entschlüsseln. Sie erkennen, dass ein Kunstraub geplant wird und sich die Angaben in den SMS auf den Ort – das Van Gogh-Museum – und ein einzelnes Bild, das gestohlen werden soll, beziehen. Es handelt sich ausgerechnet um das Bild, das Joris‘ Mutter in ihrer Werkstatt im Museum für die Ausstellung vorbereitet.
Bei einem Besuch in Ilkas Werkstatt gelingt es Finja und Joris zunächst, das besagte Bild zu verstecken und die Polizei zu alarmieren, die jedoch die Kunsträuber nicht fangen kann. Dafür bemerken die beiden Kinder, dass sich ihre Mütter plötzlich zurückhaltend benehmen. Den Grund dafür finden sie später heraus: Ilka und Meike scheinen selbst in den Kunstraub verwickelt. Finja und Joris beobachten, dass Ilka am nächsten Tag mit dem Bild, das sie aus dem Museum geschmuggelt hat, das Hausboot verlässt. Sie folgen ihr, bis sie sehen, dass sie das Bild – das sich später übrigens als Fälschung entpuppt – in einem Café an einen Mann übergibt, an dessen Fersen sich Finja und Joris nun heften und ihn quer durch Amsterdam verfolgen. So finden sie auch in einer verlassenen Diskothek ein Lager voller geraubter Kunstschätze – und im Nebenzimmer den angeketteten Klaas, Vater von Joris, der von den Kunsträubern gefangen genommen wurde. Er diente den Erpressern als Druckmittel, um Ilka dazu zu bewegen, das Bild gegen ihren Mann einzutauschen. Am Ende geht natürlich alles gut aus: Während Joris seinen Vater befreit, gelingt es Finja mit Hilfe des Deutsch sprechendenden Fahrradhändlers Bo die Polizei zu rufen, die die geraubten Kunstschätze sichern kann.
Kritik
Auch in dieser Geschichte der inzwischen dreibändigen Reihe MuseumsMeute, deren Handlungen sich um berühmte Museen und bekannte Künstler und Kunstwerke dreht, geht es um einen Kunstraub, der im Unterschied zu den anderen Büchern der Reihe von zwei autodiegetischen Erzählern erzählt wird: Abwechselnd berichten Finja und Joris jeweils als homodiegetische Erzähler aus ihrer Sicht das Geschehen und bringen ihren jeweiligen Wissensstand und ihre Eindrücke in die Geschichte ein. Das ist unterhaltsam und für den Leser spannend, auch wenn der Perspektivenwechsel aufgrund der Homodiegese in den ersten beiden Kapiteln nicht sofort ersichtlich wird.
Mit dieser Form des multiperspektivischen Erzählens greift die Autorin auf ein in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur vermehrt auftretendes Phänomen zurück, nämlich das der Multiperspektivität, das sich z.B. in Sarah Crossans Breathe-Romanen (Teil 1 und Teil 2) findet, und den Leser im Leseprozess fordert, gleichzeitig aber auch der Spannungssteigerung dient. Für den Leser bedeutet das, dass er nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Protagonisten weiß und sich an der Schnitzeljagd beteiligen kann, um hinter das geplante Verbrechen zu kommen. In diesem Kontext wird nicht nur das Thema der Kunstfälschung aufgegriffen und Kunst als begehrte Ware ins Zentrum gerückt, sondern Kunst wird auch als schützenswertes Kulturgut etabliert, das der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.
In diesem Zusammenhang wird der Leser mit der Kunstgeschichte der Niederlande und dem bekanntesten niederländischen Maler, Vincent van Gogh, vertraut gemacht. Doch auch andere Maler wie Piet Mondrian werden erwähnt – nicht zufällig trägt Joris' Kater den Namen Mondrian und ermöglicht es Joris, Finja und damit auch dem Leser den Maler Piet Mondrian vorzustellen. Auch diverse Museen werden besucht und erklärt. Dabei ist es ist äußerst positiv zu bewerten, dass auch auf das Anne Frank-Museum eingegangen wird, das ja weniger mit Kunst, sondern mit der deutsch-niederländischen Historie zu tun hat und so einen Beitrag leistet zur Vermittlung der NS-Geschichte. Zudem finden sich im Anhang die von den Protagonisten besuchten – und geplant zu besuchenden – Museen samt Adressen, so dass das Buch einem kleinen Museums- und auch Stadtführer durch Amsterdam gleicht.
Schade ist lediglich, dass ergänzende Karten - zumindest eine Übersichtskarte - fehlen, auf denen Leser Finjas und Joris' Weg durch Amsterdam verfolgen könnten.
Fazit
Unterm Gras erweist sich – wie alle Bücher der Buchreihe MuseumsMeute – als eine gelungene Kriminalgeschichten für Kinder ab ca. 10 Jahren. Aufbau und Struktur der Handlung laden zum Mitfiebern ein, gleichzeitig wird über den narrativen Rahmen kunsthistorisches Wissen vermittelt und - trotz fehlenden Kartenmaterials - eine museumsorientierte 'Stadtführung' durch Amsterdam geboten, die die Leser hoffentlich dazu animiert, sich näher mit niederländischer Kunst und ihren Strömungen zu beschäftigen.
- Name: Leser, Antje
- Name: Sabine Rixen