Inhalt

Agatha lebt mit ihrem Vater im Herzen von London, mitten im Hyde Park, wo er als Gärtner arbeitet. Wegen eines Stipendiums kann sie eine renommierte Eliteschule besuchen, aber das interessiert das aufgeweckte Mädchen herzlich wenig. Sie wünscht sich nämlich nichts mehr, als endlich ihrem großen literarischen Vorbild Hercule Poirot nacheifern und als Detektivin Fälle lösen zu können. Eine Leidenschaft, die sie nicht mit ihren Mitschülern teilt. In der Schule ist Agatha Außenseiterin und hat nur einen einzigen Freund: Liam, und der würde sich eigentlich lieber auf den Unterricht konzentrieren und kein Detektivbüro gründen. Doch eines Tages geschieht ein Verbrechen direkt vor Agathas Augen. Eine alte Dame wird von einem Motorradfahrer angefahren, der Fahrerflucht begeht. Die junge Hobbydetektivin alarmiert Polizei und Rettungsdienst – und: Sie entdeckt ein seltsames Tattoo am Handgelenk der Verunfallten, das sie auf eine interessante Spur bringt. Ja, nun wird der Traum tatsächlich wahr, Agatha hat ihren ersten Fall und beginnt zu ermitteln. Und ehe sie es sich versieht, befindet sie sich plötzlich mitten in der Londoner Unterwelt, und dies im wortwörtlichen Sinne, denn ihre Ermittlungen führen sie in ein vertracktes und weit verzweigtes Tunnelsystem unter den Straßen der britischen Metropole. London befindet sich im Ausnahmezustand, denn statt Wasser fließt auf einmal Rotalgenschleim durch die Kanäle und führt zu einer enormen Wasserknappheit. Wird Agatha den Verbrechern das Handwerk legen können? Verraten sei hier nur so viel: Die Spuren, denen die Buchdetektivin folgt, führen sie auch zu ihrer verstorbenen Mutter, in deren Fußstapfen Agatha von nun an tritt.

Kritik

Agatha Oddly – Das Verbrechen wartet nicht ist der Auftakt einer neuen Kinderkrimiserie, in deren Mittelpunkt die gewitzte Detektivin Agatha steht:, eine explizite und entsprechend arrangierte Hommage an Agatha Christie, geschickt konzipiert von einem Autorenteam, das sich hinter dem Pseudonym Lena Jones verbirgt. Was erwartet man von so einer konstruierten Serie, bei der zum Konstrukt auch das Autoren-Pseudonym gehört? Serielle Schemaliteratur, das ist von vorneherein klar. Verhehlt werden soll nicht, dass es sich um genau das bei der in deutscher Fassung im Loewe-Verlag erscheinenden Serie handelt. Doch die Lektüre dieses Kinderkrimis ist äußerst vergnüglich, denn die Handlung ist durchaus geschickt konstruiert, ist in sich stimmig und funktioniert. Da haben wir eine sympathische, freche Heldin, den attraktiven Schauplatz London und einen spannenden (vielleicht etwas vorhersehbaren) Kriminalfall, zudem eine Reihe von intertextuellen Bezügen, die allerdings wohl eher vom erwachsenen als vom kindlichen Leser verstanden werden. Denn die meisten Kinder werden sicherlich keine versierten Agatha Christie-Kenner sein, ebenso wenig werden sich unter deutschen Leserinnen und Lesern solche Kinder finden, die sich an der literarischen Sightseeingtour durch London erfreuen, die sich auf die typisch touristischen Wahrzeichen zentriert. Die Schlüsselszene findet im Riesenrad London Eye statt, Großteile der Handlung spielen im Hyde Park oder an der Themse. Hier führt die Ich-Erzählerin aus:

"Ich gehe zum ersten der langen Büchertische hinüber und halte Ausschau nach etwas, das ein Hinweis sein könnte. Es handelt sich um einen antiquarischen Stand – die meisten Bücher sind Hardcover mit dunklem Einband und goldgeprägtem Titel. Ich nehme Große Erwartungen von Charles Dickens in die Hand. Das Papier ist an den Rändern ausgefranst, wo die Seiten von ihren ersten Lesern aufgetrennt worden sind. Das Buch stammt offensichtlich aus einer Zeit, als Bücher noch nicht fertig gebunden und aufgeschnitten verkauft worden sind. Ich halte es mir unter die Nase und atme den typischen Duft alter Bücher ein." (S. 204)

Doch die kindliche Zielgruppe wird wieder eingefangen durch die spannende Kriminalhandlung und die lustige Titelheldin. Sicherlich ist die Figurenkonzeption eher klischeehaft: Agatha steht mit den sogenannten drei K’s auf dem Kriegsfuß, einer oberflächlichen Mädchenclique, die nur an Äußerlichkeiten interessiert ist, und die mit Ausnahme von Brianna, die später Agathas Freundin wird, auf dieses eine Figurenmerkmal reduziert sind. Die klassischen Antagonistinnen, wie sie sich überall in einfach erzählter Kinderliteratur finden. Summa summarum: Ein herrliches Lesevergnügen, schöne Unterhaltungsliteratur für Kinder, die sehr gut in Leseförderprogramme passt (der Titel ist bei Antolin gelistet), aber durch das Setting London und die intertextuellen Bezüge auch seine Besonderheiten aufweist.

Fazit

Agatha Oddly liest sich leicht und schnell und bietet ein spannendes Lesevergnügen für Kinder ab 10 Jahren, die Freude an Kriminalromanen haben und ein Lesepensum von 366 (groß gedruckten) Seiten bewältigen können und wollen. Zugleich ist dieser Serienauftakt ein kinderliterarischer Spaziergang durch das touristische London und auch eine Kinderbuch-Hommage an Agatha Christie: einfaches „Lesefutter“, aber schon irgendwie originell.

Titel: Agatha Oddly - Das Verbrechen wartet nicht
Autor/-in:
  • Name: Jones, Lena
Originalsprache: Amerikanischen
Originaltitel: Agatha Oddly - The secret key
Übersetzung:
  • Name: Ulrike Möbele
Erscheinungsort: Bindlach
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Loewe Verlag
ISBN-13: 978-3-7432-0286-3
Seitenzahl: 366
Preis: 14,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 10 Jahre
Jones, Lena: Agatha Oddly - Das Verbrechen wartet nicht