Inhalt
Tims Leben dreht sich um Fußball. Leider ist er kein begnadeter Spieler, weshalb er lieber "Ball im Netz" auf dem Smartphone spielt als sich im realen Leben auf das Feld zu stellen. Dabei hat die kleine Stadt, in der er mit seiner Familie lebt, mit dem FC Hegenwald einen engagierten, wenn auch nicht ganz so erfolgreichen Fußballverein vorzuweisen: In den Augen von Tims Vater handelt es sich hier um die reinste "Gurkentruppe" (S. 7). Die Handy-App "Ball-im-Netz", die Tim von seinem Freund Konrad kennt, funktioniert da ganz anders und stellt weniger sportliche Anforderungen:
Man musste bei Ball-im-Netz wie ein Trainer arbeiten. Mannschaften zusammenstellen, neue Spieler kaufen, einwechseln und vieles mehr, wie in der richtigen Bundesliga. (S.10)
Nach so einem Handy-Spiel ändert sich Tims Leben eines Tages radikal: Er traut seinen Augen nicht, als plötzlich der bekannte Fußballstar und sogenannte Wunderstürmer Sergio Mavalli vor seiner Haustür steht. Es ist kaum zu glauben: Tim hat den prominenten Superstürmer tatsächlich im Internet gekauft. Mavalli, der so gut Deutsch spricht, weil seine Oma aus Wuppertal kommt (und die die besten Würstchen mit Kartoffelsalat macht), erklärt lapidar: "Ich spiele dort, wo man mich bezahlt hat." (S. 20) - und das ist von nun an eben der Juventus Hegenwald. Die A-Jugend des Vereins erlebt ein unfassbares Training und läuft mit Mavalli zu Bestform auf. Doch nach gut einer Woche verkündet der Profifußballer seine Abreise und Rückkehr zum FC Fortuna. Dabei war zunächst versprochen gewesen, er würde bis zum nächsten Rückspiel bleiben. Tim und seine Hegenwalder Freunde setzen alles daran, Sergio Mavalli zum Bleiben zu bewegen. Vergeblich: Mavalli wird von seinem Bruder abgeholt und reist ab. Doch der Fußballer hatte die Rechnung ohne seine couragierte Großmutter aus Wuppertal gemacht. Die taucht rasant bei Tims Familie auf und echauffiert sich über das schlechte Benehmen ihrer beiden Enkelsöhne. Ihrer Meinung nach hätte Mavalli sich unbedingt an die Abmachung halten und bis zum wichtigen Rückspiel in Hegenwald bleiben sollen. Sergio Mavalli und sein Bruder, der zugleich sein Trainer und Manager ist, hören schließlich auf das Wort der Großmutter und stehen zerknirscht wieder vor der Haustür: Hurra, das fantastische Fußballabenteuer kann also weitergehen!
Kritik
Die offensichtlich auf die Leseinteressen von Jungen abgestellte Geschichte folgt der Struktur einer fantastischen Erzählung, in der ein fantastisches Wesen in die reale Welt eindringt und dem Protagonisten zu mehr Mut, Erfolg und Selbstwertgefühl verhilft. Ein typisches kinderliterarisches Muster, das sich zum Beispiel auch in den klassischen Sams-Büchern Paul Maars findet, nur dass der fiktive Fußballstar Sergio Mavalli keine fantastischen Eigenschaften aufweist. Seine Funktion im Text aber ist dieselbe, und das plötzliche Auftreten des Wunderstürmers im Leben des Protagonisten Tim lässt sich durchaus als fantastische Ebene deuten, denn es klärt sich nicht wirklich auf, wie es zu diesem ominösen Kauf kam. Ansonsten wird mit den Regeln der natürlich-realen Welt nicht gebrochen. Aber wahrhaft fantastisch mutet es doch an, wie der Fußballstar Tims Leben und das des FC Hegenwald so durcheinanderwirbelt. Aus dem schlechten Fußballspieler Tim wird ein für den Fußballverein wichtiger Junge, der ihm den echten Star beschert.
Ocke Bandixen, der laut Angaben des Klappentextes seinen eigenen Kindern gerne vorliest, will mit seiner einfach erzählten, kurzweiligen Geschichte bewusst Jungen ansprechen, was sich auch in Sprache und Stil des leicht lesbaren Kinderromans spiegelt. Der Ich-Erzähler benutzt eine lockere und einfache Sprache, die an die konzeptionelle Mündlichkeit angelehnt ist. Es finden sich kurze, parataktische Sätze, viele Ein-Wort-Konstruktionen und Interjektionen sowie Soundwords. Er selbst deklariert sie als "Comicsprache" und sinniert:
'Ah! Aua!' Das war Herr Harr, der den Koffer getragen hatte. Er war ganz krumm und beugte sich vor. 'Ah! Aaaah!' (Frau Tau, meine Deutschlehrerin, sagt immer, das ist Comicsprache und so darf man nicht schreiben). Aber es ist genau das Geräusch, das Herr Harr gerade machte. (S. 182)
Ebenso rät Frau Tau ihn von vielen Doppelungen und Klammern ab, aber in seinem Schreibstil lässt Tim sich nicht beirren, er benutzt sie trotzdem, um nah bei seinen kindlichen Lesern zu bleiben und diese nicht zu überfordern. Die Leichtigkeit oder, wenn man streng ist, Trivialität wird durch Kursivdruck der wörtlichen Rede und wenige comicartige Illustrationen von Pascal Nöldner unterstützt.
So entsteht ein konstruiertes Lesefutter für Jungen, von dem unklar ist, ob es Jungen tatsächlich anspricht und zum Lesen motiviert. Jedenfalls liegt hier eine leichte Lektüre vor, gegen deren Listung bei Leseförderprogrammen wie Antolin absolut nichts einzuwenden ist.
Fazit
Ein Stück unterhaltsame Kinderliteratur für Leseanfänger ab 7 Jahren, die Interesse an Fußball-Lektüren haben. Ocke Bandixen setzt auf bewährte Erzählstrukturen, Witz und leichte Verständlichkeit. Ein Buch, das sich zum ersten Selbstlesen eignet, weil die Kapitel kurz, die Handlung gut nachzuvollziehen und die Sprache sehr einfach ist. Bestimmt haben viele Kinder Freude an Tims Abenteuer mit Sergio Mavalli.
- Name: Bandixen, Ecke
- Name: Pascal Nöldner