Inhalt
Als Stockcar-Rennfahrer war Papa Gilbert der Größte, bis er mit seinem Mini einen schrecklichen Rennunfall erlitt, bei dem er ein Bein verlor. Seinen Job ist er damit natürlich los; auch seine Frau verlässt ihn. Nachdem Gilbert sich früher alles leisten konnte, muss er jetzt alles, was er besitzt, zu Geld machen, um mit seinem Sohn Frank, der ihn heiß und innig liebt und dem er zu gerne weiterhin ein sorgenfreies Leben bieten möchte, nicht völlig mittellos dazustehen. Das Angebot, für eine Bankräuberbande nur ein einziges Mal das Fluchtauto zu steuern, scheint das Ende aller finanziellen Nöte zu bedeuten. Frank bekommt die unsägliche Abmachung seines Papas mit; er hat große Angst um ihn und möchte diese Aktion um jeden Preis verhindern – was ihm trotz lebensgefährlichen Einsatzes leider nicht gelingt. Nach dem erfolgreichen Banküberfall ist Papa Gilbert gemeinerweise der einzige aus der Tresorknackerbande, der gefasst wird und im Gefängnis landet. Frank will ihn um jeden Preis dort herausholen und auch vor Gericht beweisen, dass sein Papa in Wirklichkeit ganz unschuldig einsitzt, weil er zu seiner Handlungsweise durch Erpressung gezwungen wurde. Aber das gestaltet sich weitaus komplizierter als zunächst gedacht, weil es zunächst auch noch einen erneuten Einbruch in die Bank voraussetzt, um das gestohlene Geld in den Tresor zurückzulegen...
Kritik
Erneut hat Bestseller-Autor David Walliams einen äußerst rasant erzählten, reichlich skurrilen Kinderroman vorgelegt. Ähnlich wie bei den Vorgängern Propeller-Opa und Gangsta-Oma liegt dem Plot eine familiär bezogene Konstellation zugrunde. Das Verhältnis von Vater und Sohn wird als sehr liebevoll, aber durchaus auch als kumpelhaft beschrieben:
"Papa breitete die Arme aus und umarmte seinen Sohn. Er hob ihn hoch und wirbelte ihn herum. Und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. 'Ich liebe dich, Kumpel', flüsterte er Frank ins Ohr. 'Und ich liebe dich.'" (S. 433)
Es ist eine stark emotionale Beziehung, in der der alleinerziehende Vater (die Mutter, inzwischen die Geliebte des Anführers der Bankenräuber, gibt ein wenig schmeichelhaftes Bild ab) den knapp zwölfjährigen Frank nahezu auf Augenhöhe wahrnimmt; zugleich möchte er ihn aber so wenig wie nur möglich mit seinen massiven finanziellen Problemen belasten. Frank wird als selbstständiger und selbstbewusster Junge dargestellt, der diesen prekären Konflikt durchschaut und uneingeschränkt bereit ist, zugunsten seines Vaters auf persönliche Annehmlichkeiten zu verzichten und sich für ihn einzusetzen.
Während das Vater-Sohn-Duo ansprechend nett und humorvoll, ja geradezu idealisiert dargestellt wird, geht Walliams mit den anderen Figuren seines Romans deutlich rigoroser um. Vor allem bei der Charakterisierung von Judith, die mit ihrer Funktion als Pastorin selbstredend auch die Kirche repräsentiert, wird die arg überstrapazierte Witzigkeit zur despektierlichen Lächerlichkeit, die durch abwertende Äußerungen gegenüber der Kirche auf die Spitze getrieben wird.
Es war wichtig, die Pastorin niemals in die Wohnung zu lassen. Denn wenn man sie hereinließ, dann wurde man sie nicht mehr los. Sie ging fast jeden Tag von Tür zu Tür, bewaffnet mit einem Haufen Zettel, auf denen Flohmärkte angekündigt waren oder Kuchenbasare oder Kindergottesdienste. […] Sie dachte sich immer merkwürdigere Termine aus, um die Leute in die Kirche zu locken. (S. 114/115)
Papa war zuletzt als Kind in der Kirche gewesen, und allein der Gedanke erfüllte ihn mit Angst. (S. 122)
Dass die Pastorin am Ende auch noch Tante Flip heiratet, mag man durchaus als Zeichen für eine weltoffene Kirche betrachten; im Verlauf der Handlung wirkt es aber eher spöttelnd. Zumindest bei jungen Leserinnen und Lesern dürfte schwerlich zu erwarten sein, dass sie diese übersteigerte, verzerrte Sichtweise als angedacht humoristisch durchschauen; zudem wäre bei einem solch sensiblen Thema wie religiöser Überzeugung doch etwas mehr Zurückhaltung angebracht.
Bekanntermaßen markiert Walliams in seinen Romanen unzählige Geräusche (Klatsch!, Brumm!, Doing!, Quiiieeetsch!, Wrooaaam!, Schepper! etc.) sowie besondere Betonungen bei wörtlicher Rede wie auch im Text durch diverse Typotaphern, beispielsweise Groß- und/oder Fettdruck, Wechsel der Schriftart oder Verlassen einer linear-parallelen Textlinie. Das geschieht auch bei Banditen-Papa. Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die in diesem Kinderroman geradezu inflationäre Anwendung unterschiedlicher Hervorhebungen, die nahezu ausnahmslos auf allen Seiten oft auch gleich mehrfach vorgenommen wird, ein flüssiges Lesen behindern könnte.
Die schwarz-weißen Illustrationen von Tony Ross sind handlungsbegleitend in den Text eingefügt; ihre karikatureske, comic-artige Ausführung passt ausgezeichnet zum Erzählstil.
Fazit
Walliams neuer Kinderroman sorgt – sieht man einmal ab von einigen deutlichen Kritikpunkten – für reichliches Lesevergnügen. Junge Leserinnen und Leser ab etwa 8 Jahren dürften wieder einmal von der lautmalerisch schrillen, quirlig erzählten Lektüre begeistert sein.
- Name: Walliams, David
- Name: Christiane Steen
- Name: Tony Ross