Inhalt
Der vierte Band Ohne Vamperl geht es nicht schließt an die ersten Bände an und schildert Frau Lizzis Leben mit Vamperls Sohn Purzel, der seinem Vater sehr unähnlich zu sein scheint. Purzel macht es Frau Lizzi nicht leicht, sie hätte am liebsten Vamperl wieder bei sich, doch der kann nicht von seiner Frau weg, weil wieder ein Kind zur Welt kommen soll. Ganz anders als sein Vater, amüsiert sich Purzel eher über aufgeregte Menschen anstatt tatkräftig einzugreifen und er liebt zum Entsetzen von Frau Lizzi Blutwurst. Vamperls Sohn wird also wieder in die Nähe eines 'echten' Vampirs gerückt. Aber auch diese Geschichte endet positiv. Neben einer Romanze zwischen Frau Lizzi und dem tollpatschigen Prof. Obermeier, der ja einst Vamperl auf rein wissenschaftliche Weise untersuchen wollte, kommt es auch zu einem Happyend mit Purzel. Er greift in Extremsituation ein, saugt – wenn auch widerwillig – Galle und wird dafür mit Blutwurst belohnt. Es muss eben auch ohne Vamperl gehen, sieht Frau Lizzi schließlich ein. Erziehung und ein liebevolles Umfeld haben sich gegen die Erwartungen und Befürchtungen durchgesetzt.
Kritik
Renate Welsh setzt mit Ohne Vamperl geht es nicht die Erfolgsreihe um das Vamperl fort, der erstmalig 1979 erschienen ist.Auch mit diesem Band zeigt Renate Welsh, dass Toleranz, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft genügen, um mit anderen gut zusammenleben zu können – auch wenn gerade kein Superheld verfügbar ist. War in den ersten Bänden Vamperl immer zur Stelle, wenn Probleme auftauchten, ist in diesem vierten Band die Idee des allmächtigen Helden nicht mehr so spürbar. Purzel hat einen eigenen Willen und ist nicht der immer verfügbare Retter. Sein Eingreifen in Extremsituationen kann entsprechend nur eingefordert werden im 'Tausch' gegen eine Belohnung, was im Sinne der Erzählung nachvollziehbar erscheint, wird Purzel doch im Grunde als pubertärer kleiner Vampir eingeführt, der sich von seinen Eltern abnabeln will und eine eigene Identität herauszubilden sucht. Purzel erprobt sich hier somit in kindlicher Rebellion, der Frau Lizzi aber mit Nachsicht und Güte, aber auch eindeutigen Regeln zu begegnet. Schlussendlich hat sie damit auch Erfolg: Purzel kommt ganz nach seinem Vater und saugt ebenfalls Galle aus den Menschen heraus. Gleichzeitig thematisiert Renate Welsh auch in diesem Buch wieder die Solidarität, die besonders zwischen den Kindern herrscht, aber auch tatkräftige Hilfe und auch eigenverantwortliches Handeln werden großgeschrieben, so dass der Roman für Kinder auch erzieherische Funktionen zu einem verständnis- und respektvollen Umgang miteinander übernehmen kann. In diesem Zusammenhang stellt Welsh zudem implizit die Frage, wie weit es eines Superhelden in unserer Gesellschaft bedarf und ob es möglich ist, dass ein Wesen, das doch eigentlich seiner Bestimmung nach böse sein sollte, durch Erziehung bedingungslos gut sein kann. Welsh beantwortet diese Frage mit "Ja" und lässt Purzel als Identifikationsfigur diese Wandlung durchlaufen.
Fazit
Das Buch ist nicht nur eine leicht zu lesende und humorvolle Lektüre, sondern regt auch zu Diskussionen über das Miteinander an, v. a. aber auch darüber, dass wir das Recht haben, anders zu sein als andere. Da es die Vamperl-Bände nun auch als Apps gibt, die mit weiteren Funktionen ausgestattet sind und zudem eine extragroße Schrift für Leseanfänger aufweisen, z.B. integrierte Hörbücher, Puzzle und Malfunktion, gibt es für die jungen RezepientInnen mehr Möglichkeiten, sich im Rahmen des Medienverbundes, wie er bereits um Bibi Blocksberg oder Hexe Lilli entstanden ist, mit der Figur des positiv dargestellten Vampirs auseinanderzusetzen.
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Die Rezension des Sammelbands Das Große Buch vom Vamperl, der die ersten drei Vamperl-Bände enthält, finden Sie hier.
- Name: Welsh, Renate
- Name: Heribert Schulmeyer