Inhalt
Fuchs und Ferkel treffen sich, um gemeinsam Arzt und Patient zu spielen. Der Fuchs, mit weißem Kittel verkleidet, untersucht das Ferkel, das über Husten klagt. Nach der Untersuchung mit dem Krankheitsdetektor (eigentlich eine Fahrradluftpumpe) stellt der Fuchs fest, dass Ferkels Urk entzündet sei. Doch als der Fuchs seinen Urk mit einer Zange entfernen möchte, will das Ferkel eigentlich gar nicht mehr mitspielen. Der Fuchs verschreibt ihm stattdessen eine garantiert wirkende Medizin: Limonade und Schokoküsse – und zwar viermal täglich. Solche Süßigkeiten hat der Fuchs aber gar nicht bei sich vorrätig, die Kuh hingegen schon. Nur wie bringt man eine Kuh dazu, die eigenen Süßigkeiten zu verschenken? Fuchs und Ferkel sind sich einig: Das Ferkel muss entsetzlich krank und elend aussehen. Also bekommt das Ferkel ganz viele rote Punkte aufgemalt und erhält ein Rezept für die gewünschte Nascherei, unterschrieben vom Fuchs (von nun an Dr. Girlander). Die Kuh ist zwar von dem außergewöhnlichen Rezept irritiert, gibt dem Ferkel letztlich aber die verordnete Medizin. Nach einem Becher Limonade und einem großen Stück Marzipantorte (Schokoküsse hatte die Kuh nicht, Torte ist aber mindestens genauso gut), geht es dem Ferkel schlagartig besser. Also bekommt es eine große Ration der Leckereien mit nach Hause, die beide dann gemeinsam genießen wollen. Doch dazu kommt es nicht, denn die neue Art der Behandlung – von einer Freundin der Kuh als Naturheilkunde bezeichnet – spricht sich schnell auch bei den anderen Waldbewohner*innen herum. Alle Tiere aus dem Wald möchten vom großartigen Dr. Girlander behandelt werden. Aus dem Tortengenuss wird nun also lange Zeit erst einmal nichts. Erst als der Fuchs die anderen Tiere mit einer schmerzhaften Büffelspritze behandeln will, kommen Fuchs und Ferkel endlich dazu, ihre Torte und Limonade zu genießen.
Kritik
Fuchs und Ferkel – Torte auf Rezept ist eine äußerst humorvolle Geschichte über den Spiel- und Austrickspaß der erfinderischen Freunde. In Norwegen bereits 2010 unter dem Titel Prikkesyken – zu Deutsch ‚Pünktchenkrankheit‘ – erschienen, ist es dort bereits die zehnte Geschichte von Fuchs und Ferkel. Bjørn F. Rørviks Bilderbücher zählen in Norwegen somit bereits heute zu den modernen Kinderbuchklassikern, für die er unter anderem mit dem Bilderbuchpreis des norwegischen Kulturministeriums ausgezeichnet wurde. Fuchs und Ferkel – Torte auf Rezept, übersetzt von Meike Blatzheim, ist nun die erste Geschichte von Fuchs und Ferkel, die auch auf dem deutschen Buchmarkt erschienen ist.
Mit dem Vorlese-Bilderbuch überzeugt der vielfach ausgezeichnete Kinderbuchautor vor allem durch die Fähigkeit, sich vollkommen in die kindliche Lebenswelt eindenken zu können. So erzählt er auf humorvolle und fantasiereiche Art und Weise von alltäglichen Spielsituationen aus dem Leben eines Kindes. Das gemeinsame Arztspielen bringt Fuchs und Ferkel nämlich riesigen Spaß, lässt sie aber auch mal streiten und sich anschließend wieder vertragen:
Das Ferkel war außer sich vor Wut. Es schrie, dass der Fuchs gefälligst sein Urk in Ruhe lassen solle und dass er der dümmste Arzt auf der ganzen Welt sei. Außerdem hatte es STOPP gesagt. ‚Okay, ist ja gut, sagen wir also, du behältst dein Urk‘, sagte der Fuchs. ‚Du kannst stattdessen Medizin nehmen‘. (S.9)
Bjørn F. Rørvik gelingt es folglich, dass sich Kinder ab etwa vier Jahren mit der Geschichte identifizieren können und eigene Spielerfahrungen wiedererkennen.
Der amüsante, teilweise auch freche Humor macht die Geschichte darüber hinaus zu einem Vorlesevergnügen für die ganze Familie. So gibt der Fuchs (Dr. Girlander) der kranken Kuh beispielsweise folgenden Rat: „Tiere mit mehreren Mägen brauchen eine andere Medizin, nämlich Sardellen [...] Essen Sie außerdem jeden Morgen drei Popel, aufgelöst in einem Glas lauwarmen Wasser.“ (S. 32)
Wie an diesem Textauszug ebenfalls ersichtlich, übersetzt Meike Blatzheim das Geschehen in einfacher Sprache, die nah an die kindliche Erzählweise angelehnt ist. Dadurch ist das Buch sowohl zum Vorlesen als auch zum Einstieg in das Selberlesen hervorragend geeignet.
Der Handlungsverlauf ist jedoch nicht nur durch den Text des Buches repräsentiert, sondern auch durch die farbenfrohen Bilder von Claudia Weikert. Diese sind im Stil einer Buntstiftzeichnung gehalten und zeichnen sich durch eine leuchtende Farbgebung aus, die Kindern gut gefallen dürfte.
Im Mittelpunkt der Bilder stehen vor allem die Tiere und deren Gesichtszüge. Der Wald und die Natur, die im Hintergrund angedeutet wird, ist weitaus weniger detailreich dargestellt als die Tiere selbst. Dadurch, dass der Fokus der Bilder somit auf der zentralen Handlung der Geschichte liegt, sind die Bilder für Kinder greifbar und es ist keine weitere Erklärung zur Geschichte nötig. Die Bilder unterstützen somit nicht nur den Text des Buches, sondern können den Handlungsverlauf eigenständig erzählen. Daher eignet sich das Vorlese-Bilderbuch auch schon für Kinder vor dem Lesealter zum einfachen Anschauen.
Auch auf inhaltlicher Ebene überzeugt die Geschichte vom Fuchs und dem Ferkel. So zeigt die parabelartige Handlung, dass auch kleine Lügen und Flunkereien unerwartete Konsequenzen haben können. Diese Botschaft wird aber nicht mit erhobenem Zeigefinger vermittelt, sondern ist in Dialogen an Erstleser*innen angepasst.
Fazit
Bjørn F. Rørvik zählt in Norwegen zu den beliebtesten Kinderbuchautoren und konnte mit seinen Bilderbüchern bereits zahlreiche Preise gewinnen. Mit Fuchs und Ferkel – Torte auf Rezept ist ihm erneut ein amüsantes, gleichzeitig aber auch lehrreiches Kinderbuch gelungen, dessen Übersetzung für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 nominiert wurde. Durch den klaren und leicht verständlichen Schreibstil eignet es sich bereits für Kinder ab vier Jahren zum Vorlesen und stellt eine ideale Erstleseliteratur dar. Gleichzeitig ist es durch den witzigen und frechen Text aber für jedes Alter empfehlenswert und somit ein Buch, das von der ganzen Familie immer wieder gelesen werden kann.
- Name: Bjørn F. Rørvik
- Name: Meike Blatzheim
- Name: Claudia Weikert