Inhalt

Durch eine von der Schule organisierte Müllsammelaktion im Stadtpark ihres Heimatortes Bieberheim werden die Freund*innen Pauline, Ben, Flora, Lennart und Jannik darauf aufmerksam, wie viel Müll in der Natur herumliegt. Dabei treffen sie auch das erste Mal auf Miranda, die eine alternative Blickweise auf die Verschmutzung hat und im weiteren Verlauf des Werks zur Figur mit Vorbildfunktion avanciert. Ein regelrechter Müllberg kommt durch die Sammelaktion zusammen. Die bereits ökologisch eingestellten Kinder entscheiden daraufhin, dass man den Erwachsenen im Ort dieses Verbrechen veranschaulichen sollte und beschließen, die Müllsäcke nachts heimlich zur Demonstration der Verschmutzung auf den Marktplatz zu schaffen, bevor diese zur Mülldeponie gebracht werden. Damit klar wird, woher der Müll stammt, fügen Sie ein Banner mit der Aufschrift „Warum werfen Sie so viel Müll in unseren Stadtpark? Schluss damit!“ (S. 30) hinzu, welches sie mit ihrem Bandennamen ‚Die Grünen Piraten‘ unterzeichnen.

Am nächsten Tag besuchen sie Miranda und werden von ihr auf weitere illegale Müllentsorgungsstellen aufmerksam gemacht. Die grünen Piraten entschließen sich, erneut zu handeln und beobachten schließlich die illegale Giftmüllentsorgung in der lokalen Kiesgrube. Aus Angst, dass sie für ihre Marktplatz-Aktion bestraft werden könnten, melden sie dies nicht der Polizei, sondern wollen den Verbrechern eigenständig das Handwerk legen, was ihnen dann mithilfe von klugen Schachzügen und der Unterstützung durch einen Reporter und Miranda auch gelingt. Die Handlanger werden gefasst, doch der in die Machenschaften involvierte Bürgermeister kann nicht belangt werden. Dadurch steht er auch in den nachfolgenden Teilen der Buchreihe als krimineller Antagonist zur Verfügung. 

Kritik

Im Roman geht es zum einen um die Verbrechensaufklärung im Sinne einer spannenden und leseanregenden Abenteuergeschichte und zum anderen um die faktische Wissensvermittlung zum Thema Müll. Dabei stehen die kindlichen Protagonst*innen mit ihrem Umweltbewusstsein im Fokus, welche die Verbrechensaufklärung vornehmen. Entsprechend des ökologischen Kinderkrimis klären sie dabei auch die Erwachsenen über Umweltsünden auf. So beschwert sich beispielsweise ein Mitglied der Detektivgruppe am Frühstückstisch:

„,Mensch Mama‘, sagt sie vorwurfsvoll, ,das kannst du doch nicht alles in eine Tüte werden! Du musst den Müll trennen: Papier, Plastik und Biomüll! Haben wir gerade im Sachkundeunterricht gemacht.‘  ,Ach Schatz, du hast ja Recht. Aber ich habe gerade wirklich andere Dinge im Kopf.‘“ (S. 5).

An diesem Beispiel wird deutlich, dass ein differenziertes Bild in Bezug auf fehlendes ökologisches Verhalten aufgezeigt wird. Die Mutter wird zwar auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht, zeigt durch ihre Antwort jedoch, dass sie nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Gedankenlosigkeit handelte. Der Roman verzichtet somit auf eine Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren. Unökologisch handelnde Individuen werden nicht verteufelt und zugleich wird Kindern Mut gemacht, sich für ökologische Werte einzusetzen. Durch die Vorbildfunktion der Detektive wird deutlich gemacht, dass auch Kinder etwas bewegen können.

Bei ihren Aktionen steht den ‚Grünen Piraten‘ die erwachsene Miranda zur Seite, die einen nachhaltigen Lebensansatz verfolgt und ihnen neue Perspektiven auf das Thema Müll eröffnet. Objekte, die die Detektive als Müll definieren, nimmt ihnen Miranda mit den Worten „Das kann ich alles noch gebrauchen“ (S. 15) ab. Bei einem späteren Besuch bei Miranda sehen die Kinder dann, dass den scheinbar kaputten Objekten durch alternative Verwendungsweisen ein neues Leben geschenkt wurde:

„Jetzt war den Kindern auch klar, wo zumindest ein Teil des Mülls blieb, den Miranda sammelte: Die Pflanzen steckten in alten Dosen, Töpfen und Eimern, hohen Fässern und gestapelten Autoreifen.“ (S. 51f.)

Miranda fungiert daher als Vorbildfigur für einen alternativen, positiv konnotierten Umgang mit Müll. Zugleich kann sie als Wissensvermittlerin definiert werden, da sie den Kindern als Wissenschaftlerin begegnet und dadurch auch über Expertise verfügt und aufklärerisch aktiv werden kann. Sie verwendet beispielsweise komplexe Fachbegriffe wie „Dichlofluanid und Tebuonazol“ (S. 76), bricht diese jedoch dann noch kindgerecht für die Detektive und Leser*innen herunter: „Permethrin ist ein Insektengift und die anderen beiden Stoffe sind Fungizide – also Mittel gegen den Pilzbefall.“ (S. 76) Somit findet nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine sprachliche Wissensvermittlung zum Thema Müll statt. 

Insgesamt wird im Werk durch die Sprache auch die Entwicklung zu ökologisch-informierten Individuen nachgezeichnet. Während anfangs noch ein recht undifferenzierter Müllbegriff genutzt wird, wird dieser über die Erzählung hinweg immer nuancierter. So werden beispielsweise die einzelnen Gegenstände im Müll aufgelistet „leere Flaschen, ein kaputtes Dreirad, ein Eimer ohne Henkel, ein platter Fußball“ (S. 14), um die Vielfalt zu veranschaulichen. Außerdem werden korrekte Fachtermini genutzt und der Müll wird entsprechend als „toxischer Stoff[…]“ (S. 76) spezifiziert, um auf seine Umweltrelevanz sowie seine Einsatzmöglichkeiten bzw. Entstehungskontexte hinzuweisen: „Fungizide und Insektizide werden in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Ernte vor Schädlingsbefall zu schützen oder auch bei der Imprägnierung von Hölzern“ (S. 77). Damit kann dem Text eine aufklärerische Funktion zukommen und den Rezipient*innen neues Wissen zum Thema Müll vermitteln. Durch den Erfolg der Grünen Piraten im Werk wird den Leser*innen zudem eine motivierende Vorbildgeschichte zum Nachmachen präsentiert. Denn diese wollen sich nicht nur auf den umweltschädigenden Aspekt der illegalen Müllentsorgung fokussieren, sondern gesamtheitlich ökologisch aktiv werden: Das Werk schließt mit dem Satz „Ich bin sicher, dass es für die Grünen Piraten noch viel zu tun gibt“ (S. 127) und macht so nicht nur auf das Verlagsangebot, sondern auch auf die vielzähligen Möglichkeiten des Umweltschutzes aufmerksam. 

Die weiteren Bände der Reihe Die grünen Piraten beschäftigen sich dann beispielsweise mit Umweltprotesten, illegalem Tierhandel, -schmuggel und -diebstahl oder Umweltverschmutzung wie Öl oder Plastik im Wasser und weisen so eine große Themenvarianz auf.

Fazit

Die grünen Piraten. Jagd auf die Müllmafia ist ein klassischer ökologischer Kinderkriminalroman und veranschaulicht, der Altersklasse angemessen, ökologisches Verhalten. Dabei steht die Spannung im Mittelpunkt und wird durch eine unterschwellig mitlaufende Wissensvermittlung unterstützt. Durch die ökologische Ausrichtung behandelt der Roman ein hochaktuelles Themenfeld und ist für Kinder ab 8 Jahren zu empfehlen, die gerne Abenteuergeschichten lesen. Der Altersempfehlung des Verlags ist zuzustimmen, wenn auch teilweise komplexe Fachbegriffe verwendet werden, die sich der jungen Zielgruppe nicht sofort erschließen. Diese werden jedoch kindgerecht aufgearbeitet und sollten daher, wenn überhaupt, nur in geringem Maße zu Verstehens- bzw. Leseschwierigkeiten führen. 

Titel: Die grünen Piraten. Jagd auf die Müllmafia.
Autor/-in:
  • Name: Poßberg, Andrea
  • Name: Böckmann, Corinna
Erscheinungsort: Grevenbroich
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Südpol
ISBN-13: 978-3-943086-00-3
Seitenzahl: 127
Preis: 8,90€
Altersempfehlung Redaktion: 8 Jahre
Poßberg, Andrea/Böckmann, Corinna: Die grünen Piraten. Jagd auf die Müllmafia