Inhalt

Herr und Frau Grunz sind wirklich sehr seltsam. Sie ziehen in einem selbstgebastelten Wohnwagen durch das Land und verbreiten Chaos, wo sie hinkommen. Die Grunzens sind eigentlich nicht richtig böse, aber griesgrämig, dumm und ungehobelt. Ihr Sohn namens Sohnemann ist zwar auch seltsam, aber auf eine andere Art als seine Eltern. Er sieht mit seinen schiefen Ohren, seinen strubbeligen Haaren und seinem blauen Mädchen-Kleid ein bisschen komisch aus, ist allerdings ein höflicher, hilfsbereiter und liebenswerter Junge.

Es stellt sich jedoch heraus, dass Sohnemann gar nicht der leibliche Sohn der Grunzens ist, sondern seinen richtigen Eltern gestohlen wurde. Zwar erinnert er sich nicht mehr daran, doch manchmal fragt er sich schon, ob er nicht eigentlich zu einer anderen Familie gehört. Sein Verdacht wächst, als er auf seinen Reisen die Bediensteten der reichen Familie von Guth kennen lernt. Plötzlich werden Erinnerungen aus seiner frühen Kindheit in ihm wach. Ist er der Sohn eines der Bediensteten? Oder sogar von Herrn und Frau von Guth?

Doch erst einmal hat Sohnemann gar keine Zeit, diesen Überlegungen nachzugehen, denn es bahnt sich schon das nächste Abenteuer an: Herr und Frau Grunz beauftragen ihn, einen Elefanten zu kaufen, der zukünftig den Wohnwagen ziehen soll. Herr Grunz scheint eben diesen in einem Tauschhandel erworben zu haben, hüllt sich aber über die Details in Schweigen. Sohnemann hat deswegen zwar ein schlechtes Gefühl und vermutet, dass sein Vater seinen Handelspartner betrogen hat, vermeidet aber weitere Nachforschungen. Die Idee, einen Elefanten zu besitzen, gefällt ihm einfach viel zu gut!

Es gelingt Sohnemann, einen Elefanten ausfindig zu machen und zu kaufen – vom ehemaligen Zirkusdirektor Larry Schlecht. Dieser erzählt ihm die traurige Geschichte des früher sehr beliebten Zirkus Schlechtini: Die Gehege der Tiere waren mit Gitterstäben gesichert, die jedoch eines Nachts brüchig wurden. Dadurch konnten die Tiere auf Wanderschaft gehen, wobei die meisten beim nahen Dampfmaschinen-Festival plattgewalzt wurden. Larry Schlecht kennt auch genau die Verantwortlichen für diese Katastrophe: die Firma Guth, von der die Gitterstäbe hergestellt worden waren!

Larry Schlecht kündigt an, aus Rache den Guthshof in die Luft sprengen zu wollen. Sohnemann setzt alles daran, das Attentat zu verhindern, und so führt ihn sein Weg zurück zur Familie von Guth. Die Rettungsaktion schlägt zwar fehl, stellt sich aber auch als unnötig heraus, da auch Herr Grunz seinerseits Larry Schlecht betrogen hat und ihm statt des versprochenen Dynamits Feuerwerkskörper als Bezahlung für den Elefanten gegeben.

Aus Erleichterung über den verhinderten Anschlag lädt Frau von Guth die Grunzens ein, so lange sie möchten auf dem Guthshof zu bleiben. Ob Sohnemann allerdings wirklich der Sohn von Frau von Guth ist, finden die Leserinnen und Leser noch nicht heraus – bis zur Auflösung werden sie mindestens bis zum zweiten Band warten müssen.

Kritik

Familie Grunz hat Ärger ist voll von skurrilen Figuren. Neben Frau von Guth, die sich La-La nennt und im Schweinestall lebt, Mimi, dem Schuhputzjungen, der eigentlich ein Schuhputzmädchen ist und dies durch die großzügige Anwendung von Rosenparfum zu unterstreichen versucht, oder Jeremias, der in einer Plexiglastomate wohnt, wirkt Sohnemann schon fast normal. Auch für erwachsene Leserinnen und Leser ist es nicht schwer, sich vorzustellen, welchen Spaß Kinder an dieser absurden Welt haben dürften.

In der Welt der Grunzens sind die Erwachsenen die Dummen, die sich schlecht benehmen, die Kinder hingegen sind schlau und freundlich. Über Sohnemann, der deutlich als Identifikationsfigur angelegt ist, werden den jungen Leserinnen und Lesern wichtige Werte wie Hilfsbereitschaft und Toleranz vermittelt. Dabei wird Sohnemann allerdings nicht lehrmeisterlich als Vorbildfigur präsentiert, sondern einfach als netter, liebenswerter Junge.

Eine gewisse Schwäche des Buchs stellt die Tatsache dar, dass eine Erwartungshaltung hinsichtlich Sohnemanns richtigen Eltern aufgebaut wird: Der Lesende brennt darauf zu erfahren, wer Sohnemanns wahre Eltern sind. Diese Auflösung des Rätsels um Sohnemanns Herkunft wird dem Lesenden allerdings im ersten Band noch verwehrt, was sicherlich enttäuschend sein kann. Dieser Umstand ist allerdings auch dem Klappentext der deutschen Ausgabe zuzuschreiben, der den Aspekt der Elternsuche in den Vordergrund rückt.

Ein typisches Charakteristikum der Romane Philip Ardaghs ist, dass die kindlichen Protagonisten keinen übermäßigen Einfluss auf ihr Umfeld ausüben können. Im Gegenteil, sie empfinden die seltsame Welt, in der sie leben, in der Regel als normal, so dass kein Wunsch nach Rebellion besteht und dementsprechend auch keine Änderungen herbeigesehnt werden: Obwohl Sohnemann sich gelegentlich fragt, wer seine richtigen Eltern sind, ist er bei den Grunzens nicht unglücklich. Ihr schlechtes Benehmen nimmt er mit Gleichmut hin, und eigentlich macht ihm das abenteuerliche Leben auf Reisen auch Spaß. Dass zu guter Letzt immer alles gut ausgeht, obwohl die Protagonisten ihr eigenes Leben nicht beherrschen, ist eine ermutigende Botschaft für Kinder, die die Erfahrung des Ausgeliefertseins auch aus ihrem Alltag kennen dürften.

Eine andere Besonderheit zeigt sich auf narrativer Ebene. Der auktoriale Erzähler spielt offensichtlich auf Philip Ardagh selbst an – so spricht der Erzähler zum Beispiel mehrmals von seinem Bart, dem auffälligsten äußeren Merkmal Ardaghs – und greift stark in die Erzählung ein. Immer wieder spricht er die Leserinnen und Leser direkt an, fragt nach, ob sie alles verstanden haben und gibt ausführliche Erklärungen zur Handlung oder zu schwierigen Wörtern. Diese narrative Strategie macht die Geschichte lebendig und erzeugt den Eindruck, dass die Leserinnen und Leser die Abenteuer der Familie Grunz erzählt bekommen statt sie selbst zu lesen.

Abgerundet wird das Buch von den wunderschönen Illustrationen von Axel Scheffler. Sie dienen nicht nur zur bloßen Dekoration, sondern sind Teil der Handlung. Außerdem positiv hervorzuheben ist die gelungene Übersetzung von Harry Rowohlt.

Fazit

Familie Grunz hat Ärger ist ein unterhaltsamer, kurzweiliger Lesespass für Kinder ab 8 Jahren. Für ein Kinderbuch ist die Sprache recht anspruchsvoll, doch die Führung durch den Erzähler sorgt dafür, dass die Leserinnen und Leser mit den Schwierigkeiten nicht alleine gelassen werden. Mit 237 Seiten ist das Buch zwar etwas dick, aber durch die kurzen Kapitel gut einzuteilen. Man darf sich auch schon auf die Fortsetzung der Abenteuer der Grunzens freuen: Der nächste Band ist für Februar 2014 angekündigt.

Titel: Familie Grunz hat Ärger
Autor/-in:
  • Name: Ardagh, Philip
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Family Grunts in Trouble
Übersetzung:
  • Name: Harry Rowohlt
Illustrator/-in:
  • Name: Axel Scheffler
Erscheinungsort: Weinheim
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Beltz & Gelberg
ISBN-13: 978-3-407-82032-7
Seitenzahl: 240
Preis: 12,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 8 Jahre
Ardagh, Philip: Familie Grunz hat Ärger