Inhalt
Ursel Scheffler trägt in Adventskalender-Geschichten 24 Kurzgeschichten und Gedichte zusammen, die sich thematisch um Weihnachten drehen, allerdings in keinem weiteren Zusammenhang stehen. Die jeweils zwischen einer und fünf Seiten langen Geschichten erzählen kurzweilig und phantasievoll von verschiedenen Aspekten rund um das Weihnachtsfest: In der ersten Geschichte, Der Adventskalender, geht es beispielsweise um den geschwisterlichen Streit und das Teilen der Kalendertürchen. Hinter 'Tür' zwei (Der schlaue Fuchs) rettet Barbara die Gans Baba, die von ihr aufgezogen wurde und als Weihnachtsbraten zu enden droht.
Es folgen Geschichten über Nussknacker und Eislaufen, Geschenke und gestresste Eltern, Wunschzettel und einen Umzug, Weihnachtspost und den letzten Schultag. Mit Der rätselhafte Engel (Geschichte 15) thematisiert Ursel Scheffler einen kuriosen Verhörer. Michi wartet ehrfürchtig auf 'den Jubend', von dem er immer wieder hört. Schließlich stellt sich heraus, dass er die Textzeile 'Hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor' falsch verstanden hat: "(Michi) singt: 'Hoch oben schwebt Jubend!' Er rammt seiner Mutter den Ellbogen in die Seite und flüstert aufgeregt: 'Siehste, es gibt ihn doch!'" (S. 60) Diese Geschichte erinnert stark an Axel Hackes Der weiße Neger Wumbaba und bringt - 11 Jahre vor dessen Erscheinen - pointiert die sprachlichen Tücken des Zusammenlebens von Erwachsenen und Kindern zur Sprache.
In Ayshe und der Weihnachtsmann (Geschichte 5) wird auf interkultureller Ebene auf andere Kulturen eingegangen, indem als handelnde Personen ein Postbote und ein türkisches Mädchen eingeführt werden, dem schließlich der Postbote ein Weihnachtspäckchen bringt.
Kritik
Die Idee des Adventskalenders in Buchform ist nicht neu. Ursel Scheffler hat 24 kurzweilige Geschichten und Gedichte verfasst, die sich aufgrund ihrer überschaubaren Länge und der liebevollen Illustrationen von Barbara Moßmann sowohl für Leseanfänger als auch zum Vorlesen für jüngere Kinder eignen. Sprachlich nicht zu kompliziert, verbirgt sich hinter jedem 'Türchen' eine kurze Geschichte über die Vorweihnachtszeit. Dass in der ersten Geschichte ein (wenn auch konventioneller) Adventskalender thematisiert wird, lässt sich als Metatext verstehen und funktioniert als Einführung in das Konzept des Buchs. Die Geschichte belehrt: Pro Tag wird nur ein Türchen geöffnet, mehr gilt als 'Schummeln'.
Aber auch der Stress der Erwachsenen in der Vorweihnachtszeit, verschiedene religiöse Motive, oder, wie bereits erwähnt, der andere Umgang mit Weihnachten in anderen Kulturen. Letztere Geschichte (Ayshe und der Weihnachtsmann) wirkt dabei vielleicht etwas zu kurz gedacht (Ayshe feiert kein Weihnachten, weil sie Muslima ist, aber schließlich schenkt der Postbote ihr etwas, wodurch sie auch am Weihnachtsfest teilhaben kann), reiht sich aber nahtlos in die kurzen Geschichten ein, die insgesamt einfach ein angenehmes Gefühl zum Fest vermitteln.
Besonders hervorzuheben ist die durchdachte Auswahl der Geschichten, die zum Heiligabend hin kürzer werden und am 24. mit einem kurzen Gedicht über die Geburt des Christkindes enden. Mit der sehr unterschiedlichen Geschichtenzusammenstellung bleibt das Buch bis zum Ende für die kleinen Leser spannend, während die Großen zum Heiligabend hin etwas weniger Zeit investieren müssen. Das Gedicht zum 24. erzeugt festliche Stimmung und ruft die christliche Tradition dieses Festes in Erinnerung.
Fazit
Ursel Scheffler schafft hier einen kurzweiligen, humorigen Adventskalender, der mit seinen Geschichten verschiedene Aspekte des Festes und der Vorweihnachtszeit beleuchtet. Im Vordergrund stehen der Zauber der Weihnachtszeit, der Zusammenhalt innerhalb der Familie und die Faszination, die das Fest auf Kinder ausübt. So wird den Lesern nahegebracht, dass es nicht vornehmlich um Geschenke und Konsum geht, sondern um ein harmonisches Miteinander und um Nächstenliebe.
- Name: Scheffler, Ursel
- Name: Moßmann, Barbara