In den letzten Jahren rückte Michael Endes Werk immer stärker in den Blick einer literaturwissenschaftlichen Forschung, die auch über genuin adressatenorientierte Fragestellungen hinausgeht. Insbesondere für die Phantastikforschung hat sich Endes Die unendliche Geschichte als ertragreicher Gegenstand erwiesen. Auch narratologische und literaturhistorisch ausgerichtete Studien haben sich dabei Endes Texten zugewandt. Zwei Aspekte wurden allerdings bislang nicht systematisch untersucht:

  1. Endes Poetik bildet zwar einen wesentlichen Bezugspunkt zahlreicher Studien, allerdings verweist man zumeist nur kursorisch auf seine kunsttheoretischen Schriften.
  2. Dass sich Ende während seiner gesamten Schriftstellertätigkeit um die 'Anerkennung' des literarischen und intellektuellen Feldes der Bundesrepublik bemüht hat, wird ebenfalls immer wieder erwähnt. Welche Strategien, Verfahren und welche Wechselbeziehungen zum literarischen Werk bestehen, wurde bislang ebenfalls nicht systematisch untersucht.

Bei diesen beiden Desiderata setzt die Tagung an: Im Zentrum werden Michael Endes Poetik und sein Verhältnis zum literarischen und intellektuellen Feld der Bundesrepublik Deutschland stehen. Neben den theoretischen Texten, den öffentlichen Reden und auch den zahlreichen Interviews, die bislang nur kursorisch berücksichtigt wurden, müssen auch die literarischen Texte berücksichtigt werden, da sie sowohl Aufschluss über die implizite Poetik als auch Einblick in seine 'Werkpolitik' bieten.

Gleichzeitig zeigt sich mit diesen vielfältigen intertextuellen und inter-poetologischen Bezügen eine Strategie, um sich als ›ernstzunehmender‹ Schriftsteller aus einem Teilbereich der Literatur zu emanzipieren, der von den meisten Literaturkritiker/-innen und Literaturwissenschaftler/-innen der 1970er, -80er und 90er Jahre nicht als 'echte' Literatur wahrgenommen wurde. Insofern ist Endes Poetik sicherlich auch als Ringen um Anerkennung im literarischen und intellektuellen Feld zu deuten.

Die Beiträge werden diskutieren, inwiefern es sich bei Michael Ende um einen öffentlichen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts handelt. Wie Ende sich mithilfe literarischer Strategien als 'ernstzunehmender' Schriftsteller positioniert, wird anhand von Fallanalysen erörtert.

Förderung aus Mitteln der Fritz Thyssen Stiftung

Das Tagungsprogramm und weitere Informationen finden Sie hier.

[Quelle: Pressemitteilung]