Inhalt

Nach einem kurzen Einblick in Kindheit und Schulzeit und die frühe Leidenschaft des sechsjährigen Antoines (geboren 1900) fürs Fliegen und Schreiben wird der erste Roman Südkurier (1929) vorgestellt. Saint-Éxupéry begann den Roman zu schreiben, als er in Westafrika bei einer französischen Postfluglinie arbeitete, und dieser wurde veröffentlicht, als er in Buenos Aires für seine Linie stationiert war. Diese erste Lebensstation in Afrika, so Biermann, sei prägend für des Autors Leben und literarisches Schaffen gewesen. Die Wüste und das Fliegen, bzw. das abenteuerliche, beglückende, oft aber auch lebensgefährliche und einsame Dasein eines Piloten in den Anfangszeiten der Luftfahrt sind Themen, die alle Werke Saint-Exupérys durchziehen.

So handeln auch die weiteren Werke von der Postluftfahrt und sind sehr stark biografisch geprägt. Der zweite Roman Nachtflug (1931), ausgezeichnet mit dem Prix Fémina und verfilmt mit Clark Gable in der Hauptrolle, das nächste Werk Wind, Sand und Sterne (1939), ausgezeichnet mit dem Romanpreis der Académie française und als bestes ausländisches Buch des Jahres in den USA, sowie der Dokumentar-Roman Flug nach Arras (1942) thematisieren die Luftfahrt mit all ihren schönen und weniger schönen Seiten. Und das ist neu, betont Biermann in seinen Erklärungen. Nicht nur die Errungenschaft des Fliegens als Fortschritt des modernen Menschen wird dargestellt, sondern auch die Schattenseiten, das Innenleben der Piloten und Flugplatzverantwortlichen, die Gefahren in Verbindung mit der Begegnung in der Natur. Das alles verbindet Saint-Exupéry mit philosophischen Gedanken über den Menschen und sein Verhältnis zur Erde, "mit der Idee einer Erde des Menschen, d.h. eines Planeten, der für den Menschen und für den der Mensch geschaffen ist" (S. 59). Zusätzlich verarbeitet Saint-Exupéry in den beiden zuletzt genannten Romanen und in seiner Arbeit als Journalist seine Beobachtungen über Deutschland, das Herannahen des Krieges und die Rolle Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Dabei bleibt er aber eher als Beobachter zurück und übt indirekt Kritik.

Sein letztes Werk Der kleine Prinz (1943) nimmt wieder Abstand vom Zeitgeschehen und beschreibt die Begegnung eines Erwachsenen mit seiner Kindheit. Diese Auseinandersetzung mit den Kindheitserlebnissen und der Sicht eines Kindes auf die Dinge sei durch die Zeitumstände, die Krise des Schriftstellers durch die Erlebnisse des Zweiten Weltkrieges zu erklären. Autobiografische Züge, vor allem der Flugzeugabsturz Saint-Éxupérys in der Wüste, und märchenhafte Züge ließen das Gleichnis vom kleinen Prinzen zum Kultbuch werden, so Biermann.

Kritik

Es ist das Anliegen der Reihe Weltliteratur für junge Leser, keine vorgefertigten Interpretationen zu liefern, sondern die Werke der Schriftstellerinnen und Schriftsteller selbst sprechen zu lassen. Kommentare, biografische Stationen und geschichtliche Ereignisse werden für die Leserin / den Leser hilfreich ergänzt. Genau dies gelingt Biermann in seiner Darstellung von Saint-Exupéry. Er nimmt nicht zu viel vorweg, lässt Textpassagen für sich wirken. Seine Auswahl der Romanpassagen ist aussagekräftig, man bekommt einen lebhaften Einblick in das Geschehen und vor allem das Innenleben eines Piloten, der mit den Gefahren der Luftfahrt konfrontiert ist. Der Pilot muss nicht nur fliegen, sondern auch seine Maschine allein reparieren können. Eine Panne, oder gar ein Absturz können lebensgefährlich sein. Und das ist keineswegs eine Ausnahme, sondern Alltag, da die Luftfahrt noch in den Anfängen steckt.

Die Ausführung Biermanns zum philosophischen Hintergrund des Kleinen Prinzen, der ja eine Ausnahmestellung im Werk Saint-Exupérys einnimmt, könnte umfangreicher sein. Die biografischen Passagen und Hintergrundinformationen zum Zeitgeschehen sind informativ und gut dargestellt. Zuweilen fallen sie eine Spur zu kurz und zu nüchtern aus. So wünscht man sich zum Beispiel mehr Einblick in die zwischenmenschlichen Beziehungen Saint-Exupérys oder in das Leben in Afrika und Buenos Aires Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Text ist anschaulich mit historischen Fotos und Bildmaterial aus dem Leben Saint-Exupérys angereichert.

Fazit

Kennst du Antoine de Saint-Exupéry? gibt einen guten Einstieg in die Werke des Autors. Alle wichtigen Lebensstationen sind dargestellt. Die biografischen Daten zu Saint-Exupéry könnten umfangreicher sein, so dass die Persönlichkeit des Autors besser zum Tragen kommt. Insgesamt ist es Biermann durch seine gute Textauswahl und seine literaturwissenschaftlichen Erläuterungen gelungen, den Leser neugierig auf Saint-Exupéry und seine Romane neben dem Kleinen Prinzen zu machen.

Titel: Kennst du Antoine de Saint-Exupéry?
Autor/-in:
  • Name: Biermann, Karlheinrich
Erscheinungsort: Weimar
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Bertuch
ISBN-13: 978-3-86397-050-5
Seitenzahl: 150
Preis: 14,80 €
Altersempfehlung Redaktion: 14 Jahre
Biermann, Karlheinrich: Kennst du Antoine de Saint-Exupéry?