Inhalt

In Brandis' aktuellen Roman White Zone. Letzte Chance steht die Antarktis im Jahre 2030 im Mittelpunkt der Handlung. Sechs Jugendliche, die alle vorbestraft sind, sollen drei Monate in einer stillgelegten Forschungsstation verbringen und soziale Kompetenzen erlernen. Betreut werden sie von zwei Sozialpädagogen, haben nur eingeschränkten Zugriff auf das Internet und müssen sich mit ihrem bisherigen Leben auseinandersetzen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Mädchen Crash. Ihre Vergangenheit wird erst nach und nach entfaltet: Crash ist 16 Jahre alt und liebt das Risiko. Immer wieder hat sie Autos gestohlen und ist mit diesen viel zu schnell gefahren. Sie braucht diesen Kick und muss dann in der Antarktis erleben, dass sie nicht mit den Schneemobilen fahren darf. Mit Crash ziehen dann noch Benny, Fee, Steven, Kaya und Dattel ein. Ihre Vergangenheit und ihre wahren Namen werden erst im Laufe der Geschichte enttarnt, denn sie sollen sich vorurteilsfrei begegnen. Das klappt mal mehr, mal weniger.

Neben der Gruppe der Jugendlichen begegnet man noch russischen Forschern, die in einer benachbarten Station leben und u.a. das Wetter untersuchen. Hier erfahren die Jugendlichen mehr über die Antarktis, in Nebensätzen werden Gesetze genannt und schnell wird klar, dass bspw. Wale wieder gejagt werden können und die Antarktis kein geschützter Raum ist. Was den sechs Jugendlichen zu Beginn nicht klar war, wird ihnen im Laufe der Geschichte immer bewusster: Die Antarktis muss in ihrer Schönheit beschützt werden, der Walfang verboten und der Lebensraum der Tiere gerettet werden. Daher beschließen die Jugendlichen zu handeln und zwar mit jenen Mitteln, die ihnen vertraut sind …

Kritik

Katja Brandis gehört zu den wenigen deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen, die überzeugend Fragen des Klimaschutzes für Jugendliche aufarbeiten und mit Themen verbinden, die nah am Alltag der jugendlichen Leserinnen und Leser sind. Sie scheut sich nicht, auch komplexe Aspekte aufzugreifen, diese in der Erzählung zu verarbeiten und Jugendliche nach Lösungen suchen zu lassen. Erzählt aus der Perspektive von Crash, die als Ich-Erzählerin durch die Handlung führt, bekommt man einen Blick auf die Figuren

Auch wenn der Stoff – Jugendliche auf einer Insel, in einem geschlossenen Raum, etc. – bekannt ist und auf eine lange literarische Tradition blickt, bindet Katja Brandis in White Zone geschickt die Handlung bzw. die Konflikte der Jugendlichen untereinander in den Kontext einer ökologischen Erziehung ein und verbindet beides zu einer spannenden Handlung. Denn neben den sechs Jugendlichen bekommt auch die Antarktis eine wichtige Rolle zugewiesen. Nicht umsonst stellt Crash am Ende der Geschichte fest: Die Antarktis "ist so wunderschön und gefährlich." Die Jugendlichen nähern sich der Landschaft, spüren die Schönheit und erkennen erst so ihre Bedeutung. Genau hier liegt die Stärke einer Literatur, die Umwelt und Natur thematisiert. Auch wenn die meisten jugendlichen Leserinnen und Leser die Antarktis nicht persönlich besuchen können, können sie sich durch die detaillierten und liebevollen Beschreibungen ein Bild von der Landschaft machen und so eine Beziehung zu ihr aufbauen.

Landschaft verschlägt mir die Sprache. Kein Mensch, so weit das Auge reicht, stattdessen ein gewaltiges, glitzerndes Reich aus geometrischen Formen. Und wie still es ist. Ich kann das Blut in meinen Ohren rauschen hören. Nur hin und wieder knackt es leise im Eis. (S. 65)

Immer wieder werden die Erhabenheit der Natur sowie ihre Verletzlichkeit beschrieben. Dieses Vorgehen ist charakteristisch für Brandis’ Romane, denn sie lässt jugendliche Akteure in bedrohten Naturräumen auftreten und zeigt so die Notwendigkeit eines Klimaschutzes.

Das Glossar erläutert wichtige Punkte, die in der Geschichte nebenbei erwähnt werden.

Wer Brandis’ Romane kennt, ahnt, dass es erneut nicht ausschließlich um Aspekte zum Klimaschutz geht, sondern auch um Taten. Denn im Mittelpunkt steht vor allem die Frage, wie weit man gehen sollte, um die Natur zu schützen. Diese Frage wurde bereits in ihrem Roman Schatten des Dschungels gestellt und zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk. Auch in White Zone. Letzte Chance handeln die Jugendlichen, was letztendlich zu einer Katastrophe führen muss: Sie entführen den für den Walfang maßgeblich Verantwortlichen und fordern, die Tierfänge zu stoppen. Die Situation eskaliert. Zugleich erfährt man im Epilog, dass sich Gesetze geändert haben und die Antarktis wieder unter Naturschutz gestellt wurde. Unweigerlich fragt man sich , ob diese Tatsache auch mit der Tat der Jugendlichen zusammenhängt. Das lässt der Roman offen und bietet so Raum, nachzudenken.

Natürlich fehlen im Roman auch nicht jene Themen, die Jugendliche interessieren und auch berühren: Es geht um Identität, Irrungen und Wirrungen der Gefühle und die Auseinandersetzung mit der eigenen Aggressivität. Aber Brandis schafft es geschickt, die aufkeimende Liebesgeschichte nie in den Mittelpunkt zu stellen. Vielmehr dominieren Fragen nach Klima- und Naturschutz.

Fazit

Insgesamt ist Katja Brandis nicht nur ein spannender, sondern auch ein politischer Roman gelungen: Klimaschutz geht uns alle an und ist in Zeiten, in denen der Klimawandeln von Politikern und Politikerinnen infrage gestellt wird, wichtiger denn je. Romane von Katja Brandis können zur Aufklärung beitragen. Der Roman ist aufgrund der Thematik, des offenen Endes und des moralischen Dilemma, in dem sich die jugendlichen Akteure bewegen, für Leserinnen und Leser ab dem 14. Lebensjahr geeignet.

Titel: White Zone. Letzte Chance
Autor/-in:
  • Name: Brandis, Katja
Erscheinungsort: Weinheim Basel
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Beltz & Gelberg
ISBN-13: 978-3-40782194-2
Seitenzahl: 464
Preis: 17,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 14 Jahre
Brandis, Katja: White Zone - Letzte Chance