Inhalt
Die Scanner-Serie spielt zwischen den Jahren 2035 und 2048 "nach dem letzten der großen Kriege" (Sonntag 2013, S. 150). Der erste Band Die Scanner (2013) beschreibt eine Stadt der Zukunft: eine hoch industrialisierte Welt, die in drei Zonen mit gravierenden sozialen Unterschieden aufgeteilt ist (ebd., S. 42f.). Das Leben und die Kommunikation sind weitgehend digitalisiert und geprägt durch die Mobril, eine Datenbrille, die ständig Bilder aufnimmt und öffentlich sendet. In dieser Stadt arbeiten Rob und sein bester Freund Jojo als Buchagenten für die Scan AG, eine Tochterfirma des Gigakonzerns Ultranetz. Dessen Motto lautet: "Alles Wissen für alle! Jederzeit! Kostenlos!" (ebd., S. 13). Die Buchagenten kaufen analoge Bücher auf, scannen sie ein und übergeben sie an ihren Abteilungsleiter Nomos. Anschließend werden die Bücher nicht nur vernichtet, die Scans werden auch von Ultranetz zensiert. Während seiner Arbeit kommt Rob mit der Büchergilde in Kontakt, einer bibliophilen Untergrundorganisation, die analoge Bücher bewahren und damit den Aufbau eines Informationsmonopols durch Ultranetz verhindern will (ebd., S.142ff.). Der Buchagent ist zunächst skeptisch, bis ein Video über die Mobril verbreitet wird, das Jojos Freundin vermeintlich beim Fremdgehen zeigt und dieser daraufhin an einer Nador-Überdosis stirbt. Dieses Ereignis lässt Rob die Schwächen des Systems erkennen (ebd., S. 128f.). Bei dem Versuch, öffentlich Kritik zu üben, wird Rob als Terrorist und Staatsfeind deklariert und von Ultranetz verfolgt (ebd., S. 157ff.). Mithilfe der Gilde flüchtet er aus der Stadt in ein neues Leben außerhalb der digitalisierten Welt. Dort beginnt er, sein autobiographisches Debüt "Die Scanner" zu schreiben (ebd., S. 183ff.). Das Ende des Buches bildet damit gleichzeitig dessen Anfang und erzeugt so eine narrative Kreisstruktur.
Der zweite Band Die Gescannten (2019) spielt 10 Jahre später. Während sich die Büchergilde in einer Geheimbasis auf dem Land versteckt, ist die Digitalisierung in der Stadt weiter fortgeschritten. Statt der mittlerweile veralteten Mobril nutzen die Menschen den Denker, der direkt über einen Kopfport eingesetzt wird. Diese neue Technologie erzeugt unter anderem Animationen, die die Wahrnehmung der Realität vollständig verändern können und ermöglicht eine gedankengesteuerte Kommunikation. Entsprechend lautet das neue Motto von Ultranetz: "Absolute Realität. Absolute Kommunikation. Absolute Intelligenz" (Sonntag 2019, S. 9f.). Rob lebt seit seiner Flucht aus der Stadt fern von Ultranetz in der Gildenbasis mit Fanni und deren Sohn Jaro zusammen (ebd., S. 19f.). Solange bis letzterer von der Gilde in die Stadt eingeschleust wird, um dort Nomos alten Mobril-Speicher abzuholen. Dieser befindet sich bei dessen Tochter Nana, nachdem Nomos bereits in Die Scanner bei einem durch Ultranetz fingierten Unfall gestorben ist (ebd., S. 72ff.). Der Speicher enthält einen geheimen Code, den Jaro und Nana entschlüsseln (ebd., S. 112ff.). Als die Zonenregierung beginnt, sie deswegen zu verfolgen, fliehen sie aus der Stadt und finden die menschenleere Basis des Ultranetz-Computers (ebd., S. 164). Dort erfahren sie, dass Ultranetz mittlerweile eine selbstgesteuerte künstliche Intelligenz ist, die die Gesellschaft mithilfe der Denker vollständig lenkt und überwacht (ebd., S. 171). Jaro und Nana helfen zwar der Gilde, die Zerstörung der Ultranetz-Basis vorzubereiten, aber ob sie das Programm endgültig abschalten können, bleibt offen (ebd., S. 177ff.).
Schwerpunktanalyse
Intertextualität
Durch verschiedene intertextuelle Referenzen werden die beiden Bücher der Scanner-Serie in eine Tradition anderer Texte wie Fahrenheit 451 oder Schöne neue Welt eingeordnet (vgl. Anselm 2015, S. 104). Während diese beiden Titel neben weiteren Dystopien in Die Scanner explizit genannt werden (Sonntag 2013, S. 148), gibt es auch einige implizite Bezüge auf verschiedene literarische Traditionen. So ist zum Beispiel der Name des Protagonisten und gleichzeitig das von Martin Schäuble gewählte Autorenpseudonym "Robert M. Sonntag" an den Protagonisten Guy Montag aus Fahrenheit 451 angelehnt (vgl. Anselm 2015, S. 105). Der Ritt auf dem Pferd Guttenberg (Sonntag 2013, S. 175), dessen Namensreferenz wiederum sehr eindeutig ist, erinnert an die "biblische Vorstellung des apokalyptischen weißen Reiters" (Anselm 2015, S. 106). Zu dieser religiösen Referenz passt die anschließende Beschreibung der Fahrt durch den Müllkanal (Sonntag 2013, S. 181) und deren auffällige Parallelität zur Überfahrt von der Welt der Lebenden in die Welt der Toten auf dem antiken Unterweltfluss Styx (vgl. Anselm 2015, S. 106). Dabei wird die Richtung dieser Fahrt in Die Scanner aber umgedeutet, denn an ihrem Ende steht nicht der Tod, sondern das wörtliche wie metaphorische Erwachen in der analogen Welt (Sonntag 2013, S. 183).
Weitere intertextuelle Bezüge finden sich auch innerhalb der Scanner-Serie selbst. Einerseits formal, denn beide Bücher wurden unter demselben Pseudonym veröffentlicht und thematisieren innerhalb der erzählten Handlung ihren Entstehungsprozess, wodurch die "Reflexion der eigenen Medialität und Fiktionalität“ (Kröber 2021, S. 10) besonders deutlich wird. Andererseits weist Die Gescannten eine hohe Parallelität zu den Figuren, Handlungen und Motiven von Die Scanner auf. Diese Beobachtungen verdeutlichen nicht nur die Intertextualität, sondern auch den seriellen Charakter der Bücher, denn sie können aufgrund dessen definiert werden als "fiktionale Formate [...], die mit wiedererkennbaren Figurenensembles und Settings Narrationen kreieren, die periodisch fortgesetzt werden" (Schabacher 2010, S. 23).
Serielles Erzählen
Ute Dettmar greift verschiedene Serien-Definitionen auf und betont dabei als konstitutives Merkmal das strukturelle "Spannungsfeld von Wiederholung und Variation" (Dettmar 2020, S. 137). Dieses manifestiert sich unter anderem in der Figurenkonstellation. In der Scanner-Serie gibt es zwei mögliche Lesarten ebendieser: Einerseits kann der Stiefsohn Jaro als "serielle Fortsetzung“ (Kröber 2021, S. 9) des Stiefvaters Rob gelesen werden. Nachdem Rob sich aus der Stadt zurückgezogen hat, kehrt Jaro in diese zurück, um dort ebenfalls im Auftrag der Büchergilde den Kampf gegen den Konzern Ultranetz fortzusetzen (ebd., S. 19f.). Andererseits gibt es in beiden Büchern eine Hauptfigur, die erst in das Ultranetz-Systems integriert ist und im Verlauf der Erzählung durch zwei äußere Einflüsse ihre innere Einstellung verändert: durch den Tod einer ihr nahestehenden Person und durch die Begegnung mit einem Mitglied der Büchergilde. In Die Scanner ist es Rob, der Ultranetz eine Mitschuld am Tod seines Freundes gibt und auf Fanni trifft, die ihn für die Gilde anwerben soll (vgl. Sonntag 2013, S. 80ff.). In Die Gescannten erfährt Nana von der Verwicklung des Konzerns in den scheinbaren Unfalltod ihres Vaters und schließt sich Jaro an. Nach der Verfolgung durch die Autoritäten steht für diese vier Personen in beiden Büchern die Flucht aus der Künstlichkeit der Stadt hinein in die Natur, wobei diese Flucht immer auch eine Befreiung bedeutet. In Die Scanner soll Rob und in Die Gescannten die Gesellschaft selbst von dem Einfluss des Ultranetz-Konzerns befreit werden. Beide Lesarten weisen insgesamt auf eine variierte Wiederholung hin, womit die Bücher das Kriterium der Serien-Definition erfüllen. Neben der formalen Ähnlichkeit wiederholen sich in verschiedenen Variationen außerdem viele der oben bereits beschriebenen intertextuellen Bezüge. So erscheint auch in Die Gescannten die Fahrt in der Wasserdrohne (Sonntag 2019, S. 81f.). Diese erscheint Jaro zunächst wie "ein schwimmender Sarg" (ebd., S. 82), was auf eine Todes-Metaphorik und damit erneut auf das Motiv des Unterweltflusses Styx hinweist. Auch der Ritt auf dem Pferd Guttenberg (ebd., S. 138f.) und Hinweise auf reale dystopische Romane (z. B. Die Geschichte von Zeb, vgl. ebd., S. 67) wiederholen sich.
Die Verbindung zwischen den beiden Büchern der Serie kann mit Dettmar als "intraserielle Kohärenz" bezeichnet werden (Dettmar 2020, S. 140), deren Untersuchung weitere Rückschlüsse auf die gattungsspezifische Einordnung der Bücher zulässt. Innerhalb der Gattung der Serie kann noch einmal zwischen "successive series" und "progressive series" unterschieden werden (ebd.). Erstere "sind charakterisiert durch in sich abgeschlossene Episoden", bei denen der Fokus trotz einer Variation der Handlung auf der Unveränderbarkeit der Figuren liegt (ebd.). Im Gegensatz dazu setzen progressive series "die Erzählung fort, Handlung und Figuren entwickeln sich fortlaufend, Stück für Stück, weiter" (ebd.).
Die Serie von Schäuble weist Merkmale beider Grundtypen auf und ist damit eine Mischform, die Robin Nelson (2017) als "flexi-narrative" bezeichnet und Dettmar als eine Serie einzelner Episoden, die "einen in sich abgeschlossenen Subplot" bilden (Dettmar 2020, S. 140): "[S]ie sind zugleich durch fortlaufende Erzählstränge in eine übergreifende Dramaturgie integriert" (ebd.). Vor allem in Die Scanner wird durch den Rückbezug von Ende und Anfang auch strukturell die Geschlossenheit der ersten Episode deutlich (siehe oben). Trotzdem bildet der Aufstand gegen den Ultranetz-Konzern einen übergreifenden Erzählstrang, der in Die Gescannten wieder im Fokus der Handlung steht. Dabei sind die Figuren in Die Gescannten zwar neu, ihre oben bereits beschriebenen Bezüge zu den Protagonisten in Die Scanner aber so deutlich, dass sie gleichzeitig Merkmale der Unveränderbarkeit aufweisen. Denn obwohl sich beispielsweise Nana innerhalb ihrer Episode weiterentwickelt, beginnt sie ihren Erkenntnisgewinn unter ähnlichen gesellschaftlichen Bedingungen wie Rob. Auch am Ende von Die Gescannten wird die Mischung der Grundtypen deutlich. Einerseits endet die Handlung mit einem Cliffhanger, der wiederum charakteristisch für eine progressive Erzählweise ist (vgl. ebd., S. 141). Die Leserinnen und Leser erfahren nicht, ob das Ultranetz tatsächlich vollständig abgeschaltet werden konnte und wie es mit der Gesellschaft weitergeht (vgl. Kröber 2021, S. 7). Andererseits gibt der formale Aufbau des Buches einen Hinweis auf die Auflösung: Die Veröffentlichung unter dem Autorenpseudonym "Robert M. Sonntag" und dem Siegel der Büchergilde sowie die Selbstreferenz auf den Schreibprozess implizieren wie auch schon in Die Scanner sowohl, dass die alternative Gesellschaft noch besteht, als auch dass Jaro seinen Vater nicht nur in der Ultranetz-Kuppel, sondern auch nach der Entführung wiedergesehen hat, um ihm das Ende seiner Geschichte zu erzählen.
Realität(en)
Ein Handlungsstrang, der am Ende der Scanner-Serie ebenfalls offenbleibt, ist die Frage nach dem endgültigen Entkommen aus einer künstlichen Realität. Nana und Jaro haben die Ultranetz-Basis hinter sich gelassen und finden sich in einer Welt wieder, die Nana als "draußen" in der echten Realität der Natur beschreibt (Sonntag 2019, S. 183). Dem gegenüber steht Jaros Erfahrung in der Ultranetz-Kuppel. Dort beschreibt sich das Programm selbst: "Das ist kein Fake! Das ist die absolute Realität“ (ebd., S.171). Das Spannungsfeld dieser beiden Wahrnehmungen spiegelt sich in Jaros Frage wider: "Die absolute Realität, die echte Realität, meine, deine, welche Realität denn?“ (ebd., S. 182). Hier wird der erkenntnistheoretische Konflikt besonders deutlich, der vor allem im zweiten Buch der Serie verstärkt aufgeworfen wird. In Die Gescannten zeigt der Denker, wie die erlebte Realität durch (technisch verstärkte) Gedanken umgeformt werden kann. Der Werbeslogan "Es ist dein Leben! Erschaffe deine Realität!" (ebd., S. 9) suggeriert die aktive Rolle jedes Individuums an der eigenen Weltsicht. Obwohl bei Schäuble die Darstellung des manipulativen Einflusses von Ultranetz im Vordergrund steht, ist die zugrundeliegende Frage ganz essenziell und nicht zwangsläufig an das Genre der Dystopie gebunden: Was ist Realität überhaupt und welche Rolle spielen dabei die Wahrnehmungserfahrungen des Einzelnen? Nana beschreibt ihre Wahrnehmungen in der neuen, natürlichen Welt nicht als "in der Realität", sondern als "in der Realität hier" (ebd., S. 184). Die Präposition stützt die Aussage des Ultranetz-Programms, indem sie impliziert, dass die künstliche Welt tatsächlich kein Fake, sondern nur eine andere Form der Realitätskonstruktion war.
Die Frage nach der wahren Realität kann darüber hinaus auch selbstreferentiell in Bezug auf das Genre der Dystopie gelesen werden. Claeys konstatiert, dass die drei wichtigsten Annäherungen an das Genre der Dystopie immer mit der Perspektive verknüpft seien, die Interpretierende auf den Text haben (Claeys 2016, S. 290). Eine "Science-oriented Dystopie" beschreibt im Speziellen Gesellschaftsstrukturen, in denen Technologie maßgeblich zur Entmenschlichung beiträgt (vgl. ebd.). Dass diese Entwicklung in Die Gescannten ihren Höhepunkt erreicht, zeigt sich schon im Geleitwort, einem Zitat der Präsidentin der Zonenregierung: "Wir Menschen sind doch auch nichts anderes als denkende Maschinen.“ (Sonntag 2019, S. 7). Die Gleichsetzung von Mensch und Maschine, die in diesem Zitat zum Ausdruck kommt, wird noch einmal durch die Auflösung am Ende des Buches verstärkt. Diese enthüllt, dass die zitierte Präsidentin der Zonenregierung gar nicht menschlich, sondern ebenfalls ein Produkt des Ultranetz-Programms ist (vgl. ebd., S. 171). Wie schon in Die Scanner ergibt sich also eine andere, beziehungsweise zusätzliche Bedeutungsebene des Geleitwortes, wenn nach dem ersten Lesen das Ende von Die Gescannten wieder auf den Anfang zurückbezogen wird. Dahinter kann wieder die Frage stehen, inwiefern sich Mensch und Maschine in Bezug auf die Realitätskonstruktion überhaupt unterscheiden.
Gleichzeitig präsentiert die Erzählung selbst verschiedene Modelle der Wirklichkeit (vgl. Anselm 2015, S. 100), indem sie den Leserinnen und Lesern verdeutlicht, wie sich die Rezeption und damit die Bedeutungswirklichkeit durch zusätzliches Vorwissen beim erneuten Lesen verändern kann.
Populärrezeption
Die Scanner-Serie wurde überwiegend positiv rezipiert. Die Scanner gewann im Jahr 2013 den mit 5.000€ dotierten Preis des Wirtschaftsclubs im Literaturhaus Stuttgart. Die Jury begründete ihr Entscheidung unter anderem damit, dass Schäuble "das Bewusstsein für die aktuellen Fragen nach dem Verhältnis von Bürgerrecht und Kontrolle, von Markt und Macht, von geistiger Leistung und Freiheit des Internets [schärft]. Dahinter steht die große Frage, die im besten Sinn 'engagierte' Literatur ihren Lesern stellt: In welcher Welt wollen wir leben?" (Literaturhaus Stuttgart 2013). Im April desselben Jahres wurde Die Scanner in die Deutschlandfunk-Bestenliste der sieben besten Bücher für junge Leser aufgenommen (vgl. Deutschlandfunk 2013).
Die Gescannten konnte dahingehend nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen, wurde aber in der Presse ebenfalls als "gelungene Dystopie" mit "faszinierende[n] Gedankenspielen" (Küchemann 2019) gelobt. Lediglich das Erzähltempo im letzten Drittel des Buches wird kritisiert, da hier die beiden Hauptfiguren und deren Entwicklung in Anbetracht der beschriebenen Ereignisse zu sehr in den Hintergrund geraten (vgl. ebd.).
Wissenschaftliche Rezeption
In der fachwissenschaftlichen Forschung wurde unter anderem die Einordnung der Scanner-Serie in das Genre der Dystopie mehrfach erörtert. In dem Artikel Buch macht Bildung – Die Scanner von Robert M. Sonntag im Deutschunterricht der Mittelstufe ordnet Sabine Anselm den ersten Band als "exemplarisch relevante[n] Text der aktuellen Jugendliteratur" ein, der im Sinne eines dystopischen Romans "zukünftige Zeit-Räume anbietet, in denen die Handlung angesiedelt ist" (Anselm 2015, S. 101). Diese Räume analysiert Anselm einerseits unter verschiedenen Schwerpunkten: Verweise auf Intertexte, Freundschaft und Liebe in Zeiten globaler Digitalbekanntschaften, die Gegenüberstellung von neuer und alter Welt und die digitalisierte Wahrnehmung letzterer (vgl. ebd., S. 105 ff.). Andererseits weist sie auch auf die Metaebene des Textes hin und betont die Rolle des Buches "als Medium kritischer Meinungsäußerung", die vor allem zentral in Bildungsprozessen sei (ebd., S. 101).
Franz Kröber bespricht in Die Lust am Untergang. Vorschläge zu einer Didaktik der Dystopie die Scanner-Serie unter anderem als "jugendliterarischen Text mit ideologiekritischem Anspruch" (Kröber 2021, S. 7). Genau wie Anselm weist er auf die intertextuellen Referenzen hin, wobei Kröber die erwähnten Werke als Vorgänger moderner kritischer Dystopien einordnet (vgl. ebd., S. 6). Kröber orientiert sich an den Genrekriterien dieser kritischen Dystopie und analysiert, wie sie "anhand der Konzeption der Hauptfiguren, der Rauminszenierungen sowie der Darstellung von Schriftkultur, literarischen Schreibens und digitaler Medien" in der Scanner-Serie deutlich werden (ebd., S. 8ff.).
Ralf Schweikart erwähnt Die Scanner in seinem Essay Wenn die Welt in Schutt und Asche fällt, in dem er den Roman, ebenfalls unter Einbeziehung dessen intertextueller Tradition zu Werken wie Fahrenheit 451, der Untergruppe kulturell-medialer Dystopien zuordnet (vgl. Schweikart 2014, S. 20). Im Zuge dessen weist er auch auf die Einzigartigkeit der Themen hin, die in diesen Dystopien behandelt werden. Sie manifestieren sich vor allem in der "Kritik an der herrschenden Ökonomisierung", die sonst weitgehend aus dystopischen Büchern ausgeklammert wird (ebd., S. 20).
Literaturverzeichnis
Primärquellen
Sonntag, Robert M.: Die Scanner. Frankfurt am Main: Fischer, 2013.
Sonntag, Robert M.: Die Gescannten. Frankfurt am Main: Fischer, 2019.
Sekundärquellen
Anselm, Sabine: Buch macht Bildung. Die Scanner von Robert M. Sonntag im Deutschunterricht der Mittelstufe. In: Literatur im Unterricht 2 (2015). S. 99-114.
Claeys, Gregory: Dystopia: A Natural History. A Study of Modern Despotism, Its Antecedents, and Its Literary Diffractions. Oxford: Oxford University Press, 2016.
Dettmar, Ute: Serielles Erzählen. In: Handbuch Kinder- und Jugendliteratur. Hrsg. von Tobias Kurwinkel und Philipp Schmerheim. Berlin: Metzler 2020. S. 137-144.
Deutschlandfunk: Die besten 7 Bücher für junge Leser. Die Deutschlandfunk-Bestenliste im April.https://www.deutschlandfunk.de/die-besten-7-buecher-fuer-junge-leser.1202.de.html?dram:article_id=241470 (06.04.2013).
Kröber, Franz: Die Lust am Untergang. Vorschläge zu einer Didaktik der Dystopie. In: Utopien und Dystopien. Hrsg. von Corinna Dziudzi, Isabelle Stauffer und Sebastian Tatzel [noch unveröffentlicht].
Küchemann, Fridtjof: Jugendthriller „Die Gescannten“. So überwacht sich jeder selbst. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/kinderbuch/robert-m-sonntags-jugendthriller-die-gescannten-16089801.html?ts=1622466271 (02.04.2019).
Literaturhaus Stuttgart: Martin Schäuble. Preis des Wirtschaftsclubs. https://www.literaturhaus-stuttgart.de/event/preis-des-wirtschaftsclubs-2745.html (21.11.2013).
Nelson, Robin: State of Play: Contemporary ›high-end‹ TV Drama. Manchester: Manchester University Press, 2017.
Schabacher, Gabriele: Serienzeit. Zu Ökonomie und Ästhetik der Zeitlichkeit neuerer US-amerikanischer TV- Serien. In: »Previously on …«. Zur Ästhetik der Zeitlichkeit neuerer TV-Serien. Hrsg. von Arno Meteling, Isabell Otto, Gabriele Schabacher. München: Brill 2010. S. 19–39 (= Mediologie; 24).
Schweikart, Ralf: Wenn die Welt in Schutt und Asche fällt. In: JuLit 1 (2014). S. 14-21.