Nachrichten

  • Erstveröffentlichung: 18.06.2024

Bereits zum fünfzehnten Mal lobt die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur den „Korbinian – Paul Maar-Preis für neue Talente“ aus. Die Jury hat einen Autor und fünf Autorinnen mit ihren Erstlingswerken auf die Nominierungsliste gesetzt. Auch in diesem Jahr stiften der Kinderbuchautor Paul Maar und das Bayernwerk das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro für Kinderbuchautorinnen und -autoren von morgen. Im Jahr 2024 nominiert die Jury für den „Korbinian – Paul Maar-Preis für neue Talente“: Anne Becker (Beltz & Gelberg), Andreas Brettschneider (Ueberreuter), Anna Dimitrova (Arctis), Maja Konrad (Carlsen), Leslie Niemöller (Moritz) und Juliane Pickel (Beltz & Gelberg). Die Preisverleihung findet am 11. Juli in Regensburg statt.

  • Erstveröffentlichung: 22.01.2024

Der Prix ASSITEJ würdigt das Engagement von Kulturschaffenden der Schweiz, die Tanz oder Theater für ein junges Publikum massgeblich beeinflussen. Die Auszeichnung wird am 02. März während des jungspund-Festival in St. Gallen verliehen.

  • Erstveröffentlichung: 11.03.2021

Die KIBUM wurde durch die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. (AVJ) für den Sonderpreis Leseförderung nominiert. Am Freitag den 28. Mai wird der Gewinner oder die Gewinnerin des Sonderpreises Leseförderung im Kontext des AVJ-Medienpreises 2021 bekanntgegeben.

  • Erstveröffentlichung: 09.10.2025

Für den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis sind in diesem Jahr die drei Autorinnen Heike Falkenberg, Jenny Hungerbühler und Eva Kranenburg für ihre Manuskripte nominiert worden. Die Preisverleihung mit Lesung findet am 17. November in Oldenburg statt.

[09.11.2017]

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2017 geht an Julya Rabinowich. Rabinowich bekommt den Preis für ihr Jugendbuchdebüt Dazwischen: ich. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wurde der Autorin am Mittwoch, 8. November 2017, im festlichen Rahmen im Alten Rathaus von Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann überreicht.

Unter 300 Einsendungen, darunter 97 verlegte Werke und 203 Manuskripte, hatte die Jury zunächst drei Nominierte ausgewählt. "Es gab gleich mehrere Werke, die sich durch Stil, Sprache und Inhalt klar von der Gesamtheit abhoben und der Jury keine leichte Entscheidung abverlangten. Ganz deutlich traten in diesem Jahr wieder aktuelle Themen in den Vordergrund. Auf der Flucht sein, unterwegs sein, fremd sein, ankommen und zurechtkommen in unterschiedlichen sozialen Verhältnissen – das bildet den Rahmen der Geschichten. Die verschiedenen Protagonisten bewegen sich darin klug, offen und manchmal auch ziemlich schräg. Das häufige Bemühen, auf Kinder- beziehungsweise Jugendniveau zu schreiben, tritt besonders bei den nominierten Werken vollkommen in den Hintergrund und macht Platz für eigene und besondere Stimmen", begründet Nadia Budde die Auswahl der Jury.

Letztendlich entschied sich die Jury für Julya Rabinowich als Preisträgerin: "Geschickt verwebt Julya Rabinowich in vielen kurzen Passagen Erinnerungen an die Heimat und den Krieg, Gedanken an die dort zurückgebliebenen Großeltern und Verwandten mit dem Leben im Hier und Jetzt und den zunehmenden innerfamiliären Konflikten. Sie erzählt präzise und nachvollziehbar, nah dran an den Figuren und ihren Stimmen – damit gelingt ihr ein sehr erhellendes Buch und ein wichtiger Beitrag zum Thema Flucht und Migration, der auch literarisch zu überzeugen weiß", ergänzt Juror Ralf Schweikart.

Die Preisrede auf Dazwischen: ich von Julya Rabinowich hielt die erst kürzlich mit dem Peter-Härtling-Preis ausgezeichnete Autorin Claudia Kühn (Berlin): "Hier schreibt eine, die genau weiß, wovon sie erzählt und die ihre unverwechselbare Sprache für so ein Schicksal gefunden hat. Eine Sprache, die zwischen kindlich und erwachsen, ängstlich und mutig, grausam und weich wechselt, so wie die Gefühlslage der Erzählerin zwischen all diesen Stimmungen hin- und herschwingt. Allein schon dieser Tonwechsel weist auf eine ambivalente Figur hin – Figuren wie sie die Kinder- und Jugendliteratur braucht, in einer Welt, für deren komplexe Herausforderungen es eben auch keine einfachen Lösungen gibt. Dazwischen: ich von Julya Rabinowich ist ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Ankommen aus dem Dazwischen."

[Quelle: Stadt Oldenburg]

[07.11.2018]

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2018 geht an Michèle Minelli. Minelli bekommt den Preis für ihr Jugendbuchdebüt Passiert es heute? Passiert es jetzt? Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wurde der Autorin am Mittwoch, 7. November, im festlichen Rahmen im Alten Rathaus von Oldenburgs Bürgermeisterin Petra Averbeck überreicht.

© Anne Bürgisser

Die Nominierten

Unter 238 Einsendungen, darunter 64 verlegte Werke und 174 Manuskripte, hatte die Jury zunächst drei Nominierte – Maya Alou mit Herbstspaziergänge, Michèle Minelli mit Passiert es heute? Passiert es jetzt? und Stephanie Quitterer mit Weltverbessern für Anfänger – ausgewählt.

"Thematisch und auch in der Form lassen sich unter den drei Nominierungen keine Gemeinsamkeiten erkennen: Hier ein kleiner Text über die Liebe, sprachmächtig und poetisch geschrieben, dort ein erschütterndes Familienszenario voller Grausamkeit und Ausweglosigkeit und dann noch eine höchst unterhaltsame Generationengeschichte, die durch ihren leichten Umgang mit einem ernsten Thema und den schöpferischen Gebrauch der Sprache überzeugt. Aber von literarischem Mut zeugen die drei nominierten Texte gleichermaßen. Sie entwickeln einen besonderen Ton, der sie unverwechselbar macht und überzeugen durch eine spannende Handlung und interessante Figuren, die dem Leser nahe kommen. Es sind Texte, die in Erinnerung bleiben", begründet Birgit Müller-Bardorff die Auswahl der Jury.

Maya Alou: Herbstspaziergänge

Aus der Jurybegründung (Dr. Tobias Kurwinkel):

"Es ist eine kurze Geschichte, die Maya Alou erzählt: Sie handelt von einer kleinen Frau und einem ebenso großen Herrn, von zwei Menschen, die sich 'so lieb hatten, dass sie sich morgens zusammen die Zähne putzten'. Die Bilderbucherzählung ist ein Märchen, beginnt mit der bekannten Formel des Es-war-einmal und hält sich daran, in der gattungsgeschuldeten Neutralität des Nicht-Festgelegten zu bleiben: Keine zeitliche Einordnung nennt der Erzähler, keinen Ort. Damit wird, was den Kern dieser kleinen Kunde ausmacht, allgemeingültig – wenn es das nicht sowieso schon wäre: Herbstspaziergänge berichtet von der Liebe.

Die Zuneigung zwischen den beiden Menschen wächst, während sie limonadetrinkend im alten Kastanienbaum schaukeln oder sich im Wassermelonenkernenweitspucken messen; irgendwann, inmitten der vielen Crescendi, die einer Liebe zu Beginn bestimmend eingeschrieben sind – fragt der kleine Herr die ihm Zugetane, ob sie auch ihre Nachnamen teilen wollen. Die kleine Frau stimmt vergnügt zu. Fortan verstreichen Tage, Wochen und Jahre, bis es zum vielleicht obligatorischen Unwetter kommt.
Es donnert, rumpelt und kracht; symbolisch wird der große und treue Kastanienbaum, der über die beiden wie 'ein riesiger, grüner Sonnenschirm' wacht, vom Blitz zerschlagen: 'Ohne nachzudenken und ohne sich zu entschuldigen. Einfach so.' Die kleine Frau verkriecht sich, kämpft gegen die 'Gewitterriesen in ihrem Kopf' und beginnt 'schwermütig nach Zimt zu duften'. Der kleine Herr sucht verzweifelt nach einer Lösung und wird sie, so viel sei verraten, finden.

Maya Alou ist ein Märchen gelungen, das Kinder wie Erwachsene durch seine Bildsprache und Lautbilder ebenso 'dringlich an die Hand nimmt', wie es an einer Stelle die kleine Frau mit ihrem Mann tut; Herbstspaziergänge erzählt lebensklug und -weise auf eine ganz besondere, eigene Art von der Liebe."

Michèle Minelli mit Passiert es heute? Passiert es jetzt?

Aus der Jurybegründung (Christine Paxmann):

"Schnell wird in Michèle Minellis Roman klar, dass eine Familie aus den Fugen geraten ist. Der Leser steigt ein in ein Blitzlicht aus Kurzsätzen und Szenen. Das Kriseninterventionsteam kümmert sich um die kleine Schwester, die Mutter wird von der Polizei verhört, der nahezu 16-jährige Ich-Erzähler Wolfgang wird in eine Einrichtung für traumatisierte Jugendliche gebracht. Die Verwirrung kommt in Fragmenten durch. Eine Katastrophe hat sich ereignet. Später wird sich ein Bild daraus formen, wenn der jugendliche Ich-Erzähler in Gesprächen mit Psychologen immer wieder rückblendet. Im Laufe der Dialoge wird das jahrelange Martyrium offenbart. Der Vater, der in der Familie nahezu jeden seelisch gebrochen hat. Ein Tyrann. Tatsächlich finden sich im Buch noch weitere gebrochene Seelen zusammen. Unser Protagonist wird in der Einrichtung Teil einer Gruppe, in der jeder seine ganz eigene Unschärfe hat – das Trauma bleibt keine Sache des Individuums mehr – es wird zum Bindeglied zwischen den Versehrten. Die Gründe für die Störungen bleiben bei allen anderen unbekannt. Es ist eine Schicksalsgemeinschaft.

Immer wieder werden die Erzählungen des Jungen von den Ich-Wahrnehmungen einer Mitpatientin zergliedert. Sie gibt dem Leser sozusagen die Fremdsicht wieder. Erzählt wie sie ihn wahrnimmt. Dadurch entsteht eine weitere, eine zarte Zusatzebene, die ganz allmählich zur Liebesgeschichte mutiert.

Die dritte Ebene bilden Einschübe. Die Gruppe spielt das Rollenspiel 'Wehrwölfe'. Immer wieder werden Szenen geschildert, die symbolisch das aufgreifen, was jeder an Familiengeheimnissen mit sich herumträgt. Zentrale Figur des Rollenspiels ist die Hexe, die töten und heilen kann. Als sich im Finale die weibliche Ich-Erzählerin auf die Suche nach einem Beweisstück macht, wird klar. Wolfgang hat den Vater erschossen, um die Familie zu retten. Die utilitaristisch motivierte Rechtssprechung verurteilt ihn deswegen nicht. Michele Minelli inszeniert sprachlich und dramaturgisch ein Drama mit großer poetischer Wucht. Die Verbindung von literarischer Form, Ethik und Psychologie sind eine sehr eigene und gekonnte Form des Coming of Age-Romans."

Stephanie Quitterer: Weltverbessern für Anfänger

Aus der Jurybegründung (Birgit Müller-Bardorff):

Stephanie Quitterer widmet sich in ihrem Jugendroman Weltverbessern für Anfänger einem Thema, das in der Jugendliteratur bisher wenig Beachtung fand: dem Umgang mit alten Menschen, insbesondere ihrer Situation in Pflegeheimen.

"An Minnas Schule wird ein Wettbewerb ausgeschrieben: Weltverbessern für Amateure. Die Klasse, die einen Bereich aus dem täglichen Leben entscheidend verbessert, gewinnt eine Reise nach Tallinn. Mit Aktionen wie der Begrünung der Schulaula, einer Tausch-Bar, bei der man die Dinge, die man nicht mehr braucht, abgeben kann, oder einer Offensive für mehr Freundlichkeit im Umgang miteinander versuchen sich die Schüler gegenseitig zu übertrumpfen, doch Minna fehlt noch die zündende Idee. Als ihre Oma mit einem Hirngerinsel plötzlich im Pflegeheim liegt, ist Minna entsetzt über die Atmosphäre und unwürdige Behandlung, die die alten Menschen dort erfahren, und sie weiß jetzt, wie sie die Welt verbessern will: mit einem Besuchsdienst im Pflegeheim. Ihren besten Freund Basti und ihren Schwarm Pawel kann sie überzeugen, und auch der Schnösel Christoph macht mit. So lernen sie Frau Klever kennen, die in ihrem Bett nur an die Decke starren kann, die demente Frau Perlinger, die eine ausgezeichnete Lateinnachhilfelehrerin ist, und Herrn Schnedelbach, einen ehemaligen Soldaten, der zwar sehr fidel zu Likör und Zigarren einlädt, aber durch den Krieg traumatisiert ist. Und sie sehen, wie die Pfleger überfordert sind, wie sie ungeduldig und unfreundlich reagieren, wie sie Schlafmittel verteilen, um die Pflegeheimbewohner ruhig zu halten. Nach einigen Schwierigkeiten gelingt es sogar, die ganze Klasse für die Pflegeheimbesuche zu gewinnen. Als dann aber eine Perlenkette verschwindet und Herr Greulich beim Tanztee zusammenbricht, droht der Weltverbesserung das Ende.

Stephanie Quitterer erzählt diese ungewöhnliche Geschichte aus der Perspektive Minnas amüsant, flott und flapsig, ohne dabei den ernsten Blick auf das Thema zu verlieren. Sie beobachtet genau und zeichnet dabei interessante Charaktere: Jugendliche, die in typischen Pubertätskonflikten gefangen sind und dabei aber Verantwortlichkeit und soziales Bewusstsein entwickeln; alte Menschen, deren Lebensleistungen Bestand haben, auch wenn sie hilfsbedürftig geworden sind. Außerordentlich ist die Sprache des Romans, die einen süddeutschen Klang hat , durch Neologismen große Originalität besitzt und der Geschichte einen speziellen Charme verleiht. Stephanie Quitterer zeigt, wie sich die Generationen gegenseitig bereichern und regt zum Nachdenken darüber an, welchen Platz alte Menschen in unserer Gesellschaft haben. Dass sich Weltverbessern für Anfänger dabei flüssig und unterhaltsam liest, öffnet Jugendlichen den Zugang zu diesem Thema."

Die Preisträgerin

Letztendlich entschied sich die Jury für Michèle Minelli als Preisträgerin: "Michèle Minelli inszeniert sprachlich und dramaturgisch eine Tragödie mit großer poetischer Wucht. Die Verbindung von literarischer Form, Ethik und Psychologie sind eine sehr eigene und gekonnte Form des Coming of Age- Romans. Das Genre 'Problembuch' wird in dieser Form sprachlich und szenisch in völlig neues Licht gerückt. Zwar sind die geschilderten Charaktere nicht frei von Klischees, aber dennoch entwickelt jeder einen eigenen Sound. Der Text lässt Welten entstehen, die berühren und abstoßen. Man kann für den Protagonisten Sympathie entwickeln und muss ihn doch im nächsten Augenblick hinterfragen: Damit ist ein unglaublich emotionaler und komplexer Roman entstanden, der junge Leser fordert, aber sie gleichermaßen unterhält. Dass dabei auch noch eine literarische Höhe gehalten wird, die bestechend facettenreich ist, macht den Roman zu einem preiswürdigen Werk. Da klingt eine neue literarische Stimme, die kraftvoll und zart zugleich ist. Diese Art Entwicklungsroman ist eine Bereicherung für das Genre Jugendbuch/All Age", begründet Jurorin Christine Paxmann.

Die Preisrede auf Passiert es heute? Passiert es jetzt? von Michèle Minelli hielt der Autor Nils Mohl, der 2011 mit Es war einmal Indianerland selbst den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis entgegennehmen durfte und im Jahr darauf mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.

"Michèle Minelli hat sich dafür entschieden, diesem Jungen mit allem Können zur Sprache zu verhelfen. So muss es sein, oder nicht? Es gehört zu den vornehmsten Aufgaben von uns allen, denen ohne Worte eine Stimme zu geben und sie darin zu bestärken, sie mutig zu gebrauchen. Wolfgang wäre verloren, ein kaputter Typ, wenn er sich nicht artikulieren könnte, wie die Autorin es ihn tun lässt. Darin besteht Wolfgangs Heldenmut, nicht in dem Akt der Notwehr. Dafür bewundere ich diesen Roman zutiefst: Für den Mut, im Erzählen einen Schlüssel zum Erwachsenwerden zu erkennen."

[Quelle: Pressemitteilung]

[18.11.2019]

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2019 geht an Tanja Fabsits. Fabsits bekommt den Preis für ihr Kinderbuchdebüt Der Goldfisch ist unschuldig. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wurde der Autorin am Montag, 18. November, im festlichen Rahmen im Alten Rathaus von Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann überreicht.

© Martin Wacht

Die Nominierten

Unter 212 Einsendungen, darunter 63 verlegte Werke und 149 Manuskripte, hatte die Jury zunächst drei Nominierte – Nora Hoch mit Das Salzwasserjahr, Christine Zureich mit Ellens Song und Tanja Fabsits mit Der Goldfisch ist unschuldig – ausgewählt.

"Bei den diesjährigen Nominierungen handelt es sich um drei herausragende Texte, die sich mit dem Thema Bindung und Zusammenhalt beschäftigen: mit dem Wunsch, in der Familie, Heimat oder in der neu gewonnenen Gemeinschaft den ersehnten Frieden zu finden oder sie gar zu verlassen, um das Glück in der Ferne zu suchen. Die nominierten Bücher glänzen durch die sehr plastische und empathische Darstellung ihrer Protagonistinnen und Protagonisten. Sie überraschen mit außergewöhnlichen Erzählmitteln und unerwarteten Wendungen. Diese tiefgehenden Erzählungen regen an, sich mit seiner eigenen Geschichte auseinanderzusetzen", begründet Mehrdad Zaeri, Mitglied der fünfköpfigen Jury, deren Auswahl.

Nora Hoch: Das Salzwasserjahr

Ein Austauschjahr in Australien. Alles soll sich ändern, findet Jannik, als er auf die andere Seite der Welt reist. Vor allem er selbst. Wenn er sich neu erfinden könnte, wäre er gerne so rätselhaft wie Sienna, die das Meer und ihre Freiheit liebt, die Jannik nahekommt und ihn dann doch immer wieder im Regen stehen lässt. Oder wenigstens halb so lässig wie sein Gastbruder Neil, der scheinbar alles kann, aber verdammt verschlossen ist. Die ganze Familie hütet ihre Probleme wie geheimnisvolle Schätze – bis Ruby wegläuft, die jüngste Tochter der Maddens. Gemeinsam mit Sienna macht Jannik sich auf die Suche und endlich löst sich auch die Sprachlosigkeit der Familie. Eine Geschichte über das Reisen. Und über das Suchen, Finden und Werden.

Aus der Jurybegründung (von Christine Paxmann):

Die Autorin schafft es brillant Naturgegebenheiten und Szenerien zu verbalisieren – sei es die Wucht des Wassers während eines Surfgangs oder die beengten Wohnverhältnisse der Gastfamilie, deren Lebensmittelpunkt der riesige Garten ist. […] Die beständige Anwesenheit des Meeres korrespondiert mit dem aufgewühlten Innenleben der Protagonisten. Wie Jannik und Sienna eine ganz eigene Sprache finden, indem sie Worte zur Geheimsprache ihres Zusammenseins machen, das erzeugt jene Poesie, die schon im Titel steckt. Beide werden durch ihre Sprache zu einem romantischen Paar, ganz im Sinne von Novalis blauer Blume.

Christine Zureich: Ellens Song

Sommer 1990. Ellen kann es kaum erwarten: Abi machen und nichts wie weg, raus aus der süddeutschen Provinz, endlich ein eigenes Leben, ihre eigene Wende. Da trifft sie Johnny, den punkigen Theaterspieler vom humanistischen Gymnasium. Johnny, den alle anhimmeln, der Geld hat und funktionierende Eltern, keinen Vater, der säuft. Mit ihm findet Ellen so etwas wie ein Ersatzzuhause, bis eine Diagnose auch dieses Glück vor die Zerreißprobe stellt. Christine Zureich spielt kunstvoll mit verschiedenen Perspektiven und schreibt mit großer erzählerischer Intensität von der ersten Liebe, der Kraft der Freundschaft, aber auch Krankheit, Sucht und Tod.

Aus der Jurybegründung (von Prof. Dr. phil. Tobias Kurwinkel):

Christine Zureichs Coming-of-Age-Story überzeugt und beeindruckt: zum einen durch die Geschichte, die auf ihrem Höhepunkt zeigt, welche Bedeutung der Musik als Seelenkraft und -helfer zukommen kann. Zum anderen durch die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird: So reflektiert Zureich die Entfremdung, die Distanz ihrer traumatisierten Protagonistin zu sich selbst durch verschiedene Erzählperspektiven, die sie mit einer filmischen Schreibweise kombiniert: Situationen, die für Ellen emotional schwer zu bewältigen sind, werden von ihr drehbuchgleich in Filmszenen wiedergegeben – und übersetzen damit kongenial, wie weit entfernt Ellen von einem kohärenten Ich ist.

Tanja Fabsits: Der Goldfisch ist unschuldig

Henri ist wütend. So wütend, dass er den Goldfisch aus dem Fenster wirft. Samt Glas. Weil sein Papa seit Monaten nur mehr diesen Goldfisch anstarrt, auf dem Sofa liegt, nicht reagiert, nicht redet. Aber der Goldfisch kann nichts dafür – das erkennt Henri schnell. Und hat Glück, denn das Glas ist direkt in die offene Mülltonne gesaust, die der Hausmeister gerade aus dem Hof holen wollte. Goldie ist also gerettet, doch das Papa-Problem weiterhin nicht gelöst. Dazu braucht es einen ziemlich guten Plan, meint zumindest Signore Montesanto – der italienische Hausmeister, oder auch Geheimagent, das weiß man nicht so genau. Gute Pläne sind jedoch rar und so mancher kann schnell durchkreuzt werden, vor allem wenn man die Hilfe von anderen braucht, und noch viel mehr, wenn die gar nicht helfen wollen. So stolpert Henri von einem Plan in den nächsten und muss seine Gehirnwindungen mächtig anstrengen, um seinem Ziel näherzukommen – unterstützt durch so manches faszinierende Agenten-Gespräch mit Montesanto im Treppenhaus.

Aus der Jurybegründung (von Birgit Müller-Bardorff):

Die Autorin thematisiert, wie Kinder mit der Krankheit eines Elternteils – einer Depression oder einem Burnout – umgehen. Besonders beeindruckend ist, wie konsequent sie dabei die Perspektive Henris einnimmt. Es geht nicht um den kranken Vater, und so ist es auch nicht von Bedeutung, seine Krankheit im Buch zu benennen. Literarisch überzeugend findet Tanja Fabsits einen Ton, der das schwere Thema mit Leichtigkeit und Komik erzählt. Dazu kommen originelle und interessante Figuren wie der Hausmeister Montesanto, der statt Blaumann Anzug trägt und sich als Geheimagent vorstellt, oder die neugierige Nachbarin Frau Pelinka. Nicht zuletzt Henris Schulalltag, in dem sich der pfiffige Junge mit Cleverness gegen den Klassentyrann Max durchsetzen kann, macht dieses Buch zur ebenso unterhaltsamen wie berührenden Lektüre, die ebenso zum Schmunzeln wie zum Nachdenken bringt.

Die Preisträgerin

Letztendlich entschied sich die Jury für Tanja Fabsits als Preisträgerin. Die Preisrede auf Der Goldfisch ist unschuldig hielt die Autorin und Illustratorin Ute Krause.

"Tanja Fabsits erzählt in einem sehr eigenen, fast beiläufigen Ton, der ihrer Geschichte einen großen Charme verleiht. Sprache und Humor gehen in diesem Buch Hand in Hand. Die Autorin führt uns noch durch die ernstesten und traurigsten Momente mit Leichtigkeit. Ich glaube, jede Leserin und jeder Leser wird das Buch am Ende mit einem warmen Gefühl im Bauch zuschlagen und noch einen Moment in diesem Wiener Mietshaus verharren, um Henri, seiner Familie und seinen Freunden beim wohlverdienten Weihnachtsessen über die Schulter zu schauen."

[Quelle: Pressemitteilung]

  • Erstveröffentlichung: 15.12.2020

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann hat heute den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2020 im Rahmen einer Videokonferenz an Anne Gröger überreicht. Die Autorin erhält den mit 8.000 Euro dotierten Preis für ihr Kinderbuchmanuskript mit dem Arbeitstitel Hallo, ich bin der kleine Tod!. Die Geschichte erscheint voraussichtlich im Herbst 2021 beim Verlag dtv junior.

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2021 geht an Kerstin Gulden. Gulden bekommt den Preis für ihr Jugendbuchdebüt Fair Play. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wurde der Autorin am Freitag, 19. November, im festlichen Rahmen im Kulturzentrum PFL von Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann überreicht.

Pressefotos von Sarah-Christin Richter und Matthias Kohm. Bildrechte: Michael Orth (Richter) und Rasmus Maurer (Kohm)
  • Titel: Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2022 für Matthias Kohm und Sara-Christin Richter
  • von: Pressemitteilung
  • Erstveröffentlichung: 18.11.2022

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2022 geht in diesem Jahr an eine Illustratorin und einen Autor: Sara-Christin Richter wird für die Illustrationen zu Annette, Querkus und die wilden Worte ausgezeichnet, Matthias Kohm bekommt den Preis für sein Jugendbuchdebüt Ewig braucht doch keiner. Richter und Kohm teilen sich damit den mit insgesamt 8.000 Euro dotierten Preis. Bekanntgegeben wurden die Preisträgerin und der Preisträger am Freitag, 18. November, im festlichen Rahmen im Alten Rathaus von Bürgermeisterin Nicole Piechotta. Der Festakt wurde moderiert von der Journalistin Ziphora Robina und musikalisch begleitet von Melina Röben.