Biographie

Philip Ardagh wuchs in der englischen Grafschaft Kent auf. Schon als Kind erfand er Geschichten und versuchte, sobald er ansatzweise schreiben konnte, diese zu Papier zu bringen. Er selbst beschreibt das Schreiben als Berufung: "I’ve always written from an early age. I’ve always wanted to tell and write stories. I feel a need to do it. I cannot say why. It’s a mystery. It is that channelling; writing sometimes comes through you". (The Show Daily, vgl. http://www.adbookfair.com/meet-the-author-philip-ardagh-talks-to-anita-sethi/)

Einen großen Teil seiner Schulzeit verbrachte Philip Ardagh im Internat. Diese Zeit erlebte er sehr negativ. Aufgrund seiner überdurchschnittlichen Körpergröße (er ist heute 2,03 m groß), seiner Vorliebe für Bücher und seines fehlenden Interesses für Sport wurde er zum Außenseiter. Den Hänseleien seiner Mitschüler versuchte er, mit Humor und Witzen zu begegnen. Dennoch ist er auch heute noch der Meinung, das beste an einem britischen Internat sei die Zeit danach (Die Zeit, 21. Juli 2005).

Nach seinem Schulabschluss absolvierte Philip Ardagh eine Ausbildung als Werbetexter und arbeitete auch eine Zeit lang in diesem Beruf. Später verdiente er seinen Lebensunterhalt als Reinigungskraft in einem Krankenhaus und als Bibliothekar, während er in seiner Freizeit seiner Passion, dem Schreiben, nachging.

Seit den 1990er Jahren veröffentlichte Philip Ardagh zahlreiche Sachbücher für Kinder und Jugendliche. Dies ermöglichte ihm, von seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu leben. Mit der Veröffentlichung des ersten Eddie-Dickens-Romans im Jahr 2000 begann er, sich als Autor fiktionaler Werke zu etablieren.

Heute ist Philip Ardagh vor allem in Großbritannien sehr bekannt. Neben dem Schreiben seiner eigenen Werke rezensiert er regelmäßig Kinder- und Jugendbücher für die Zeitung The Guardian, schrieb ein interaktives Radiohörspiel für die BBC, besucht Schulen und tritt häufig öffentlich auf.

Er lebt mit seiner Frau, seinem Sohn und einigen Katzen in einem englischen Küstenort.

Werk

Philip Ardagh machte sich zunächst als Autor von Sachbüchern für Kinder einen Namen. In seinen ersten Büchern History’s Great Inventors (1995) und History’s Travellers and Explorers (1996; deutsch: Abenteurer und Entdecker, 1996) beschäftigt er sich mit bedeutenden historischen Persönlichkeiten. Verwandte Themen nimmt er später in der WOW!-Serie (WOW! Ideas that changed the world, 2000; WOW! Events that changed the world, 2000; WOW! Discoveries that changed the word, 2000; WOW! Inventions that changed the world, 2000) wieder auf.

In zahlreichen Sachbüchern versucht Philip Ardagh außerdem, Kindern Geschichte näher zu bringen. Er begründet diese Arbeit mit dem Wunsch, historische Ereignisse und Zusammenhänge anders zu vermitteln, als dies im Schulunterricht geschieht:

"I was not taught history well, I was taught by someone who made it boring. I remember having to study 'Reaction and Reform in the age of Wilkes and Liberty'. I still think Liberty is a posh shop in London. If you secretly actually read Kings, Queens, Emperors And Rotten Wart-Nosed Commoners, you will get an enormous amount of historical information. I love writing history, and am so enthusiastic about it. I'm also not into the sort of non-fiction that is just 'willy, bum, poo' with people in underpants or with their fingers up their noses. History is full of genuinely interesting things." (The Telegraph, 19. Oktober 2011)

Zu seinen geschichtsbezogenen Werken gehören Philip Ardagh's Book of Howlers, Blunders and Random Mistakery (2010; deutsch: Philip Ardaghs völlig nutzloses Buch der haarsträubendsten Fehler der Weltgeschichte, 2011) und Philip Ardagh’s Book of Kings, Queens, Emperors And Rotten Wart-Nosed Commoners (2012). Die Serie History Detectives (The Romans, 1999; deutsch: Detektiv im alten Rom, 2001; The Aztecs, 2000; deutsch: Detektiv im Reich der Azteken, 2002; Ancient Egypt, 2000; deutsch: Detektiv im alten Ägypten, 2002; Ancient Greece, 2001; deutsch: Detektiv im alten Griechenland, 2001) verbindet Sachinformationen mit fiktionalen Geschichten: zunächst werden den Leserinnen und Lesern historische Fakten vermittelt, und diese sollen im zweiten Teil der Bücher dazu verwendet werden, ein Rätsel in einer fiktionalen Geschichte zu lösen.

Auch mit Mythen setzte sich Ardagh intensiv auseinander. So veröffentlichte er Bücher über afrikanische, ägyptische, griechische, keltische, chinesische, nordische und nordamerikanische Mythen und Legenden.

Ein kurioses Sachbuch stellt Philip Ardagh's book of absolutely useless lists for absolutely every day of the year (2008) dar. Die Idee zu dem Buch kam dem Schriftsteller, als ein Verleger ihn als "a font of useless Information" bezeichnete (The Telegraph, 19. Oktober 2011).

Philip Ardaghs Erfolg als Autor fiktionaler Kinderliteratur begann mit der Eddie-Dickens-Trilogie. Zunächst hatte Ardagh gar nicht geplant, einen Roman zu schreiben. Die Geschichte des Jungen Eddie, der aufgrund einer seltsamen Krankheit seiner Eltern zu seinen Verwandten in den Ort "Schlimmes Ende" geschickt wird, entstand in Briefen an seinen Neffen Ben, der in einem Internat lebte. Dieser war von den Geschichten seines Onkels so begeistert, dass er sie an Mitschüler und Lehrer weitergab. Der erste Eddie-Dickens-Band, Awful End (deutsch: Schlimmes Ende, 2002), wurde 2000 veröffentlicht. Obwohl Ardagh ursprünglich nicht geplant hatte, mehrere Bücher über Eddie Dickens zu publizieren, brachte ihn der große Erfolg dazu, weiterzuschreiben. 2001 erschien Dreadful Acts (deutsch: Furcht erregende Darbietungen, 2003), 2002 der dritte Band Terrible Times (deutsch: Schlechte Nachrichten, 2004). Heute gelten diese drei Bände als Eddie-Dickens-Trilogie. Aber bereits 2004 begann Ardagh mit der Veröffentlichung der Reihe The Further Adventures of Eddie Dickens (Dubious Deeds, 2004; deutsch: Unliebsame Überraschungen, 2005; Horrendous Habits, 2005; deutsch: Abscheuliche Angewohnheiten, 2006; Final Curtain, 2006; deutsch: Allerletzter Akt, 2007).

Die Eddie-Dickens-Reihe war international sehr erfolgreich und wurde in 34 Sprachen übersetzt.

Auch andere Romane von Philip Ardagh erschienen vorwiegend in Serienform: parallel zur Eddie-Dickens-Reihe veröffentlichte er die Trilogie Unlikely Exploits (The Fall of Fergal, 2002; Heir of Mystery, 2003; The Rise of the House of McNally, 2005). Die Reihe spielt in einer ähnlich absurden Welt wie Eddie Dickens, hat aber einen etwas düstereren Grundton.

Ein ebenfalls höchst ungewöhnlicher Ort ist Grubtown (deutsch: Bad Dreckskaff), Handlungsort der Reihe Grubtown Tales (deutsch: Geschichten aus Bad Dreckskaff). Das Dorf ist auf keiner Landkarte zu finden, da die letzten Kartographen, die sich dorthin gewagt hatten, erst Wochen später unbekleidet und völlig verwirrt wieder auftauchten. Die einzigen Geschichten, die über Grubtown erzählt werden, stammen von Beardy Ardagh, dem Dorfbarden. Bislang erschienen Stinking rich and just plain stinky (2009; deutsch: Herr Urxl und das Glitzerdings, 2010), The Year that it rained Cows (2009; deutsch: Die Kuh, die vom Himmel fiel, 2010), The far from great Escape (2009; deutsch: Familie Fuchs auf der Flucht, 2010), The wrong End of the Dog (2010), Trick Eggs and rubber Chickens (2010), Splash, crash and loads of Cash (2010) und When Bunnies turn bad (2011).

Das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Philip Ardagh und Paul McCartney ist das 2005 erschienene Buch High in the Clouds (deutsch: Hoch in den Wolken, 2005).

Philip Ardaghs neueste Buchserie handelt von den Grunts (deutsch: Die Grunzens), einer sehr seltsamen Familie, die in einem Wohnwagen durch das Land zieht und Abenteuer erlebt. Bislang erschienen 2 Bände: The Grunts in Trouble (2012; deutsch: Familie Grunz hat Ärger, 2013) und The Grunts all at Sea (2013).

Die fiktionalen Werke Philip Ardaghs zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass er mit der "goldenen Regel" der Kinderliteratur bricht, dass die Protagonisten ihr Umfeld aktiv beeinflussen können. Er sieht eine solche Darstellung als unrealistisch an und spricht sich dagegen aus, Kindern in Büchern eine solche Welt zu präsentieren:

"I think children suddenly realise that the world is run by adults, and the secret is, adults don't know what they're doing, and what you take to be normal is just what's normal in your house." (The Guardian, 16. Oktober 2002).

Ein weiteres Merkmal seiner Romane ist der sehr präsente Erzähler. Dieser spricht seine Leserinnen und Leser immer wieder direkt an, weist auf wichtige Handlungselemente hin oder erklärt ungewohnte Wörter.

Philip Ardaghs Romane sind meist reich bebildert. Die Eddie-Dickens-Reihe wurde ebenso wie die Unlikely-Exploits-Trilogie von David Roberts illustriert, die Grubtown Tales von Jim Paillot. Für die The-Grunts-Bücher arbeitet Ardagh mit Axel Scheffler zusammen.

Während die Eddie-Dickens-Reihe in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, liegen nicht von allen Büchern Ardaghs deutsche Übersetzungen vor. Diejenigen Bücher, die auf Deutsch erschienen, wurden von Harry Rowohlt übersetzt.

Rezeption

In seiner Heimat Großbritannien sind Philip Ardagh und seine Bücher sehr bekannt. Neben seinen literarischen Verdiensten wird in der Presse auch oft sein Erscheinungsbild erwähnt: er ist über 2 Meter groß und hat einen beeindruckend langen Bart. Durch seine zahlreichen Auftritte ist Ardagh in der britischen Öffentlichkeit sehr präsent.

Seine Bücher werden in der Regel sehr positiv bewertet. In namhaften Printmedien wie The Guardian, The Independent, The Sunday Telegraph oder sogar der Financial Times werden Ardaghs Romane rezensiert und oftmals gelobt. Lyn Gardner beschreibt Awful End in ihrer Rezension für The Guardian als "a cross between Dickens and Monty Python" (The Guardian, vgl. http://www.philipardagh.co.uk/?page_id=627) und stellt Ardagh damit in eine Reihe mit einem der wichtigsten britischen Schriftsteller und Kultfiguren der britischen Populärkultur. Eine weitere, immer wieder zitierte Aussage ist, Philip Ardagh sei ein "national treasure" (The Independent, vgl. http://www.philipardagh.co.uk/?page_id=627).

Die Eddie-Dickens-Reihe wird oft mit den Lemony-Snicket-Büchern verglichen, weswegen sie bisweilen kritisiert wird (http://nikosilvester.blogspot.ch/2005_02_01_archive.html), manchmal aber auch neutral bewertet in Form von "Lemony Snicket Read-Alikes" empfohlen wird (vgl. http://nikosilvester.blogspot.ch/2005_02_01_archive.html). Ardagh selbst distanziert sich von solchen Vergleichen und sieht Snicket in der Tradition von Edgar Allen Poe, sich selbst in der von Charles Dickens (http://www.answers.com/topic/philip-ardagh-children-s-author).

Auch kommerziell sind Ardaghs Romane inzwischen sehr erfolgreich. Die Erstauflagen des zweiten und dritten Eddie-Dickens-Bandes betrugen immerhin 75‘000 Exemplare (http://www.publishersweekly.com/pw/print/20030317/37585-what-s-novel-in-kids-series.html), die amerikanische Erstauflage von High in the Clouds sogar 500‘000 Exemplare (http://www.guardian.co.uk/books/2005/jul/27/booksforchildrenandteenagers.dinarabinovitch). Verlässliche Verkaufszahlen sind nicht zu finden, doch die zahlreichen verfügbaren Bücher bei Amazon.co.uk sowie die generell positiven Wertungen der Leserinnen und Leser weisen darauf hin, dass die Bücher auch bei ihrer Zielgruppe beliebt sind (vgl. http://www.amazon.co.uk/s/ref=nb_sb_noss_1?url=search-alias%3Daps&field-keywords=philip%20ardagh&sprefix=phili%2Caps&rh=i%3Aaps%2Ck%3Aphilip%20ardagh).

In Deutschland werden Philip Ardagh und sein Werk zwar in der Presse nicht so häufig erwähnt wie in Großbritannien, doch die Aufmerksamkeit der Zielgruppe schlägt sich in zahlreichen Rezensionen seiner Bücher auf diversen Internetseiten nieder (z.B. Perlentaucher, Buchhexe und Buchtips). Auf Amazon.de zeigt sich ein ähnliches Bild wie auf der britischen Amazon-Seite: die Auswahl an Titeln ist groß, und die Bücher werden in der Regel positiv bewertet.

Philip Ardagh erhielt mehre Auszeichnungen für seine Bücher: den Luchs des Jahres 2002 für Schlimmes Ende, den Deutschen Jugendliteraturpreis 2003 für Schlimmes Ende und den Roald Dahl Funny Prize 2009 für Grubtown Tales: Stinking rich and just plain stinky.

Bislang sind keine filmischen Adaptionen der Bücher Philip Ardaghs erschienen. Jedoch hat sich Warner Bros. die Filmrechte für die Eddie-Dickens-Bücher gesichert.

Eine nennenswerte wissenschaftliche Aufarbeitung der Werke Philip Ardaghs existiert weder im deutschen noch im englischen Sprachraum. Zwar werden seine Romane bisweilen auf Leselisten für die Primarstufe genannt (vgl. http://www.library.gg/userfiles/rrl_year5&6.pdf, http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=lwe_artikel&extra=Geschichte+und+Geschehen-Online&artikel_id=123791&inhalt=klett71prod_1.c.123453.de, http://www.gymnasium-langen.de/leseliste-jahrgang-6.html), doch ausführliche didaktische Kommentare und Unterrichtshandreichungen gibt es nicht.


Literatur

Internet

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