Einer kurzen Begrüßung durch Dr. Tobias Kurwinkel schloss sich Dr. Philipp Schmerheim mit einer inhaltlichen Einführung an, die die oben genannte 'Invasion' anhand verschiedener Tagclouds illustrierte. Auch wenn dabei zunächst verschiedene Arten von Monstern und die filmischen Beispiele, in denen sie auftauchen, überwogen, wurde ebenfalls deutlich, aus welchen unterschiedlichen Perspektiven und methodischen Blickwinkeln die Diskussionen in den nächsten Tagen geführt werden würde.
Als Ausgleich für den ausgefallenen Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer referierte Dr. Benjamin Moldenhauer anschließend über die drei Filme, die eine initiatorische Funktion für die Organisatoren und damit für die Tagung hatten. Er verwies dabei jedoch nicht erneut auf die Inszenierung von Monstern und grauenhaften Gestalten, sondern auf den Umgang der Filme mit existentiellen Ängsten. Daran knüpfte er die Frage an, inwiefern es gerade die Inszenierung der ödipushaften Verlustängste von Max in Where the Wild Things Are, die Einsamkeit in Coraline oder der Kontrollverlust in Phoebe in Wonderland sei, über die unter anderem die Problematik der Adressierung dieser Filme an ein kindliches Publikum sichtbar werde.
Die Diskussion griff diesen Fokus auf, indem die verschiedenen Erscheinungsformen des Kindes im Film und um diesen herum thematisiert wurden. Die Einordnungsfähigkeit der verschiedenen filmischen Beispiele wurde dabei geknüpft an die Rolle des Kindes sowohl als Protagonist, als Projektionsfläche für Erwachsene, als Erinnerung an die eigene Kindheit und als Rezipient der zu untersuchenden filmischen Inszenierungen. Diese Unterteilung, die damit auch die Frage nach Kinder-, Kindheits- und All-Age-Film stellte, sollte dabei die weiteren Vorträge und Diskussionen begleiten.
An diesen thematischen Umriss der Zielsetzung der Tagung schloss sich der Vortrag von Dr. Maya Götz an, der mit der Frage Wann Kinder Angst und Thrill beim Fernsehen erleben beschäftigte. Über den von ihr unternommenen Übersetzungsprozess von theoretischen Fragestellungen in die empirische Praxis gelang es ihr, den Blick dezidiert auf das kindliche Angst- und Thrillerleben zu lenken. Die Frage der Angemessenheit von filmischen Bildern wurde damit konkret thematisiert.
Dieser empirische Blick wurde im Anschluss auch von Franziska Matthes und Dr. Steffi Schültzke aufgenommen, die in ihrem Vortrag Angstevozierende Kinderfilme aus Sicht der Filmschaffenden erste und hochaktuelle Ergebnisse aus ihrer Studie vorstellten. Im Fokus dieser Studie steht die Frage, welches Verständnis Medienmacher — und damit über den Begriff des Filmschaffenden hinaus auch Redakteure, Stoffentwickler, Festivalleiter und Andere — von der kindlichen Wahrnehmung angstevozierender Bilder haben.
Dr. Christian Stewen und Alena Dausacker beschäftigten sich in ihrem Vortrag Stop/Motion. Kindlicher Animismus – Kino – Todesangst anschließend mit den animistischen Potentialen der Angst und ihren Einschreibungen in die Welt des Animationsfilms. Nach einem Überblick über die Geschichte des Konzeptes des Animismus, positionierten sie den Stop/Motion-Film innerhalb dieser Tradition. So habe zwar der Film generell eine animistische Ausrichtung und inszeniere nicht nur filmisch über Standbilder den Tod, viel eher schreibe sich dieser und damit auch die Todesangst in das Medium selbst mit ein. Für den Stop/Motion-Film gelte diese Tendenz jedoch einmal mehr, da über das Begriffspaar Stop/Motion und damit auch über die Produktionsweise dieser Filme, die Interdependenz zwischen Leben und Bewegung sich in jedes der einzeln produzierten und damit zum Leben erweckten Bilder einschreibe. Dieser Einschreibeprozess wurde dabei, in den von ihnen ausgewählten Beispielen, zudem über die Offenlegung aber auch Inszenierung des beinah magischen Prozesses der Produktion noch stärker in den Fokus gerückt.
Gerade die Selbstreflexion des Filmes in seiner Gemachtheit war dann Anlass für die sich anschließende Diskussion, die dieses Offenbaren der filmischen Produktion im Spannungsfeld von illusionszerstörend und illusionsrahmend und damit illusionsschaffend thematisierte.
Dr. Bettina Henzler stellte in ihrem Vortrag Begegnung mit Frankenstein: Zu Kino, Angst und Kindheit in Victor Erices Der Geist des Bienenstocks keinen Kinderfilm, sondern einen Kindheitsfilm vor. So führte sie aus, dass der Film einer Reihe von Autorenfilmen der Cinephilie angehöre, in denen das Kino bzw. die kindliche Filmerfahrung als Initiationserfahrung inszeniert werde. Genau diese Erfahrung werde in Der Geist des Bienenstocks dabei anhand einer Vorführung einer Frankenstein-Verfilmung und ihrer Wirkung auf die kindliche Protagonistin abgebildet. Der Film als Medium referenziere sich dabei selbst über die ausgestellte Filmvorführung und dies sowohl auf räumlicher — das Kino als Ort — technischer — technische Aspekte der Filmvorführung — und auch sozialer Ebene, indem das Kinoerlebnis als ein tatsächliches Erlebnis innerhalb der Dorfgemeinschaft inszeniert werde. Gleichzeitig begegne sich das Kino über das Verschränken von Film und Film im Film selbst: Das Monster im Film begegne dem Film als Monster. Geleitet werde dieser Blickwinkel dabei über den Blick der kindlichen Protagonistin, die sich über das Monster im Film mit den Gefahren ihrer Umgebung auseinandersetze und sich dabei selbst begegne.
Das Verständnis der Kinoerfahrung als erschütterndes Erlebnis wurde in der sich anschließenden Diskussion anhand von Cinema Paradiso weiter illustriert und damit erneut die Bedeutung des kindlichen Kinoerlebnisses als Initiationserfahrung unterstrichen.
Prof. Dr. Hans Richard Brittnacher beschäftigte sich in seiner Keynote Das Grauen in Pans Labyrinth. Horror und Initiation im Kinder- und Erwachsenenfilm ebenfalls nicht mit einem intendierten Kinderfilm, sondern mit einem Film, der Kindheit als Initiation in einer sowohl fantastischen, als auch grausamen Welt inszeniere und der gleichsam als Parabel auf das faschistische Spanien diene. Die Teilung der Welt in Pans Reich voller Feen und Zauberwesen und die faschistische Realität werde dabei schon auf der Bildebene farblich codiert. Gleichzeitig sei diese Trennung aber nicht eindeutig, würden die verschiedenen Ebenen doch, sowohl über ähnliche Bildanordnungen als auch über das Verschwimmen von Gut und Böse, miteinander verschränkt. So sei das Wunderbare, wie schon die mythologische Figur des Pans zeige, immer auch dämonisch und so finde sich auch die Grausamkeit des Faschismus übersetzt in das Bild des blindwütig alles verschlingenden Ogers, dessen Opfer über einen Berg aus Kinderschuhen repräsentiert werden. Genau wie sich die Welten damit nicht eindeutig trennen ließen, seien auch die monströsen Figuren — sowohl realer als auch fantastischer Herkunft – nicht eindeutig als gut oder böse, bemitleidenswert und verabscheuungswürdig gezeichnet. Pans Labyrinth stelle sich demnach als anspielungsreiche und ambivalente Zeremonie von rituellen Passage- und Trennungsriten dar, die die kindliche Protagonistin schließlich aus der grausamen und verlustreichen Welt erlöst.
Die sich an den Vortrag anknüpfende Diskussion entspann sich dabei nicht unbedingt an der Schreckensgewalt der Bilder oder dem Tod der kindlichen Protagonistin, sondern am Motiv der kindlichen Initiation selbst und griff über das Infrage stellen der Angemessenheit dessen erneut die Frage nach den unterschiedlichen Erscheinungsformen, aber auch Funktionen des Kindes und der Kindheitsbilder im Film auf.
Prof. Dr. Heinz-Peter Preußer begann seinen Vortrag Von der Angst zur Selbstbehauptung. Kanalisierte Emotionen und fiktionale Bewältigung in den Filmen The Gruffalo und Rico, Oskar und die Tieferschatten mit einer begrifflichen Bestimmung von 'Angst' und 'Furcht', die sich dabei zunächst an Søren Kierkegaards theologisch geprägtem Verständnis orientierte und darauf aufbauend Martin Heideggers Konzept vorstellte. Der Gegensatz von unbestimmter Angst und bestimmter Furcht wurde im weiteren Tagungsverlauf darauf anknüpfend immer wieder thematisiert und versucht, die jeweiligen Inszenierungsformen innerhalb dieses theoretischen Rahmens fassbar zu machen. Anschließend an diese Begriffsbestimmung führte Preußer in drei punktuellen Analysen von Rico, Oskar und die Tieferschatten, The Gruffalo und The Gruffalo's Child zum einen vor, wie über verschiedene Konditionierungsprozesse und schließlich Ermächtigungsprozesse Oskar und Rico ihre Ängste – die Angst vor dem Alleinsein, dem Verlassenenwerden – überwinden und wie diese Erlebnisse filmtechnisch inszeniert werden. Zum anderen zeigte er, wie in den beiden Gruffalo-Verfilmungen das Angsterleben und Behaupten als narrativer Prozess selbstreferenziell inszeniert wird.
Katharina Schleinschock untersuchte in ihrem Vortrag: Aurale Strukturen der Angst in Das Haus der Krokodile nicht nur einen intendierten Kinderfilm und griff damit dezidiert die Frage nach Adressaten des Filmes auf, sondern adressierte mit ihren musikwissenschaftlichen Untersuchungen einen Schwerpunkt, der nicht nur in den bisherigen Vorträgen eher am Rande betrachtet wurde, sondern vielmehr auch eine Lücke im filmwissenschaftlichen Diskurs darstellt. Das Augenmerk, das sie – entwicklungspsychologisch begründet — auf auditive und vor allem aurale Strukturen bei der Inszenierung der Angst legte, schloss dabei nicht nur die Analyse sowohl extradiegetischer als auch intradiegetischer auditiver Untermalungen mit ein: Sie führte in ihrer Analyse vielmehr an, dass das auditive Element handlungsleitend und damit aural sei. So werde die Handlung rhythmisiert und Handlungsmomente dezidiert mit musikalischen Pausen begleitet und markiert.
Stefanie Jakobi setzte sich in ihrem Vortrag zum Thema "The end. Or is it?" Die Rolle der Rahmenhandlung in Bezug auf die Inszenierung von Angst in Are You Afraid of The Dark? mit der Rahmenhandlung in der kanadischen Kinder-Serie auseinander und wies dieser eine Rolle zu, die über die Inszenierung der Lagerfeuererzählung und damit über gemeinsam erlebten Angstlust hinausgehe. Sie verwies neben der inhaltlichen Verschränkung von Rahmen- und Binnenhandlung und das Übersetzen realer entwicklungspsychologischer Ängste und Konflikte in übernatürliche Narrative, in denen die Kinder gleichermaßen Protagonisten und Erzähler seien, auch auf den fehlenden oder geteilten Vorspann, der über seine Funktion als Paratext den Übergang von einer Diegese in die nächste schaffe und damit das Spiel mit Fiktion ausstelle.
Genau diese Spiel war es dann auch, was zu einer kritischen Betrachtung der Serie in der Diskussion führte und dabei auch den empirischen Bezug von Dr. Götz vom Vortag in die filmtheoretische Analyse mit einbrachte.
Dieser Bezug wurde dabei anschließend von Prof. Dr. Claudia Wegener und Anna Janssen in ihrem Vortrag: Ängstigung durch Film und Fernsehen – Ursachen und Bewältigungsstrategien ebenfalls thematisiert. Dabei ging Anna Janssen zunächst erneut auf eine Definition von Angst ein, diesmal jedoch nicht aus philosophischer, sondern aus psychologischer Sicht und bereicherte die Diskussion damit um eine weitere Perspektive. Neben einer umfassenden Analyse der Entstehung aber auch der Funktion von Angst ging sie im weiteren Verlauf anhand zahlreicher Studien auf angstauslösende Mechanismen und filmische Bilder und Szenen ein. Die Analyse zeigte, dass auch traurige oder angsterweckende Bilder eine positive Rolle in der kindlichen und jugendlichen Rezeption einnehmen können.
Im Rahmen ihres Vortrages Zwischen Schatzsuche und Bewährungsprobe – Zum Umgang und zur Inszenierung des Geheimnisvollen im Kinderfilm stellten Ina Wulff und Felix Arnold mit Die Zehn Leben der Titanic einen noch unbekannten norwegischen Kinderfilm vor. Nach einem kurzen Einblick in die visuellen Inszenierungsmuster des Geheimnisvollen anhand einer Stichprobe von (Kinder-)Filmplakaten wandten sich die Beiden der Auseinandersetzung mit dem Genre des Filmbeispiels zu, worüber erneut erneut die Problematik des Begriffes Kinderfilm fokussiert wurde. Die Nähe des Filmes zum Horrorfilm belegten sie, indem sie den Film zum einen über verschiedene Motive in dessen Nähe rückten und zum anderen anhand der Bildsprache klare intertextuelle Bezüge zur Tradition des Horrorfilms nachwiesen. Der Film stelle damit nicht nur einen Kinderfilm mit Anleihen aus dem Horrorfilm dar, die eher an ein erwachsenes Publikum gerichtet wären, sondern böte vielmehr die Chance, Genrewissen zu erlernen.
Diese Genrekonstruktion wurde dabei in der sich anschließenden Diskussion problematisiert, indem der Film eben nicht dem Horrorfilm nahe gestellt wurde, sondern über den Aspekt des Mystery und der Heldenreise als Rätsellösen eher als Detektivgeschichte deklariert wurde, ohne dabei die Bedeutung der intertextuellen Bezüge zu verneinen.
Tamara Werner wandte sich in ihrem Vortrag ‚We’re not all that different at all' – Monsterfiguren im animierten Kinderfilm der Faszination und Beliebtheit des Monsters zu, die sich nicht nur auf den Bildschirm beschränke, sondern das gesamte Kinderzimmer bevölkere. In einer blickpunktartigen Vorstellung verschiedenster Animationsfilme – von Coraline, Paranorman über Frankenweenie, Monster House bis zu Hotel Transylvania – stellte sie verschiedenste Inszenierungen des Monsters vor, die nicht nur Zombies, re-animierte Hunde, Graf Dracula und besessene Häuser umfasste, sondern sich auch auf Manifestationen des Monströsen in den inszenierten Gesellschaften ausweitete. Der immer wieder auftauchende wütende Mob, der Andersartigkeit mit schwingenden Heugabeln, Fackeln oder Häme jage, stelle sich damit nicht nur selbst als soziales Monster dar, sondern schaffe auch erst das Monströse im Anderen.
Prof. Dr. Klaus Maiwald beschloss den Tagungstag mit seinem Keynote-Vortrag zum Thema Schluss mit dem Kinderkram? Genremischung und All-Age-Publikum im neueren Märchenfilm und postulierte in diesem zunächst einen Märchenboom, den er exemplarisch mit Terry Gilliams Brothers Grimm – Lerne das Fürchten, Tommy Wirkolas Hänsel und Gretel: Hexenjäger oder auch dem populären SimsalaGrimm illustrierte. Neben dieser Bestandsaufnahme wandte er sich dann vier Schneewittchen-Filmadaptionen zu, die sich teils parodierend mit ihrer Vorlage oder der Ästhetik der Disney-Filme auseinandersetzen, teils intertextuell und selbstreferenziell arbeiten und dabei mögliche Leerstellen in der Vorlage unterschiedlich zu füllen vermögen. So zeigte er anhand der Auseinandersetzung mit der Figur der – vielleicht nicht grundlos – bösen Stiefmutter und der Figur des Schneewittchens in Michael Cohns Snow White – A Tale of Terror, inwiefern es den neueren Filmadaptionen gelänge, über die Psychologisierung der Figuren und zusätzliche narrative Strategien aus den flächigen Figuren der Vorlage komplexe Charaktere zu schaffen. Genau daraus resultierte dann, trotz verschiedener von ihm als kritikwürdig erachteten Elemente, auch Maiwalds positive Bewertung der neueren Märchenfilme als All-Age-Filme.
Genau diese Bewertung wurde in der Diskussion hinterfragt, indem zum einen auf den Aspekt der naiven Moral der Märchenvorlagen eingegangen wurde und zum anderen aber auch auf die immer noch regressive Zeichnung der weiblichen Figuren verwiesen wurde – trotz oder gerade wegen ihrer nun häufigen Ausstattung mit Dolch, Schwert und bisweilen sogar Rüstung.
Mit dem Vortrag So finster die Nacht – (k)ein Kinder und Jugendfilm thematisierte Prof. Dr. Matthis Kepser am Sonntag erneut die Frage nach der Angemessenheit filmischer Bilder für ein kindliches Publikum. Dass sich die Problematik der Einordnung nicht nur am Titel des Vortrages, sondern auch an den sehr divergierenden Altersbeschränkungen wiederfinden ließ, bildete dabei den Auftakt für eine Auseinandersetzung mit den narrativen Elementen und der Ästhetik des Filmes. Beides zeichne sich dabei immer wieder durch eine starke Ambivalenz aus, die vom Unbehagen der Protagonistin, sich nur über das Töten ernähren zu können, über ihre unklare Genderzugehörigkeit bis zu der Frage des immer wieder unterschiedlich inszenierten Opfer-Täter-Paradigmas reiche. Über diese sehr vielschichtige Inszenierung ließe sich der Film dabei als ein doppelt adressierter All-Age-Film ausweisen und gleichzeitig auch von seinem Hollywood-Remake, das sich zudem auch noch durch eine höhere Drastik der Bilder auszeichne, abgrenzen.
In der Diskussion wurde die Problematik der Selbstermächtigung mit Hilfe der Figur des magischen Helfers oder der magischen Helferin im Film hinterfragt und darüber auch die Problematik des Paradigma von Opfer und Täter, das der Protagonist Oskar nicht verlässt, sondern eher fortschreibt, problematisiert.
In Sabrina Tietjens Vortrag Ikarusflucht als Angstbewältigungsstrategie? Das Labyrinthmotiv im Kinder- und Jugendfilm tauchte das Labyrinth als wichtiges Motiv für den Kinder- und Jugendfilm erneut auf und diesmal in der exemplarischen Analyse sowohl als symbolischer Raum, als konkreter Handlungsraum und als selbsthandelnder Raum. Nach einer prägnanten Vorstellung der Labyrinthdefinition nach Umberto Eco wurde diese anhand drei verschiedener Filme ausgewiesen, um darüber die Inszenierung des Labyrinths als Angstraum, aber auch als Raum, in dem die Überwindung von entwicklungspsychologischen Ängsten möglich sei, abzubilden. Anhand der Auseinandersetzung mit verschiedenen kameratechnischen Perspektiven und narrativen Elementen in Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen, Harry Potter und der Feuerkelch und Maze Runner wurde die Verschränkung von inszenierten Strategien der Selbstermächtigung mit kameratechnischen Perspektiven ausgewiesen.
Michael Stierstorfers Vortrag Griechisch-römische Mythologie als lehrreicher Schrecken in den Verfilmungen der Percy-Jackson-Reihe? schloss nicht nur den Vortragsteil der Tagung ab, sondern schloss auch an den Keynote-Vortrag von Prof. Maiwald an, diesmal jedoch mit Blickpunkt auf die griechisch-römische Mythologie und ihre moderne Inszenierung in Percy Jackson – Diebe im Olymp. Anhand einer Prototypen-Analyse dreier mythologischer Figuren – Furie, Medusa und Hydra – wurde zum einen aufgezeigt, inwiefern im Film Angst in einem Dreischritt evoziert werde. Zum anderen zeigte die Beschäftigung auch, dass die modernen Mythosanleihen trotz des Verwendens von multimedialen Glossaren eher einer möglichst bildgewaltigen Inszenierung dienen, denn einer tatsächlichen didaktischen Vermittlung mythologischer Inhalte.
Trotz der prinzipiellen adaptiven Offenheit des Mythos war auch die Diskussion von einer kritischen Grundhaltung geprägt, die exemplarisch am Bild der feuerspeienden Hydra anknüpfte und dabei die Einpassung der griechischen Mythologie in ein bürgerliches Idealbild und den christlichen Wertekanon diskutierte.
Die Abschlussdiskussion thematisierte zunächst noch einmal den Perspektivenreichtum, der die vergangenen Tagungstage ausgezeichnet und es ermöglicht hatte das Wortpaar aus Angst und Selbstermächtigung vor verschiedenen theoretischen und methodischen Hintergründen zu untersuchen. Darüber hinaus wurde erneut die Frage nach der Angemessenheit der filmischen Bilder für ein kindliches Publikum gestellt und diskutiert. Dass die Frage nach der Angemessenheit der Verlusterfahrung der Eltern oder der Mutter in Bambi dabei auch auf die Problematik des Todes im Kinderbuch verwies – so wurde an die Diskussion um den zweifachen Tod oder gar Suizid in Astrid Lindgrens Die Brüder Löwenherz erinnert – zeigte auch, wie stark im Bereich des Kinder- und Jugendfilms – auch aufgrund des Mangels an originären Stoffen – der filmische Text mit der literarischen Vorlage und mit der Einbettung in den Medienverbund verknüpft ist – nicht nur, aber eben auch in Bezug auf die Inszenierung von Angst.
Die Diskussion schloss mit einem Offenbleiben — mit der Frage nach dem 'Was' der Angst und damit auch nach dem Gegenstand, der unter so vielen Blickwinkeln in den letzten Tagen diskutiert wurden war und nach einer stärkeren film- und medienwissenschaftlichen Betrachtung verlangt.