Inhalt
Das Hörbuch orientiert sich hinsichtlich der Strukturierung an der Buchvorlage. So ist es nach den unterschiedlichen Themengebieten Wenn das Leben aufhört, Wie geht Sterben, Beerdigen, Trauern, Mit den Toten leben gegliedert. In diesen Kapiteln wird auf kindgerechte Weise ein Überblick über die häufigsten Todesursachen, den nach Phasen ablaufenden Sterbeprozess, verschiedene Beerdigungsrituale und Bestattungsarten aus unterschiedlichen Kulturen gegeben. Zudem wird der Frage nachgegangen, warum Lebewesen sterben müssen. Auch der Trauer wird sich ausführlich und äußerst behutsam gewidmet. So werden die einzelnen Trauerphasen vorgestellt und Wege aufgezeigt, wie mit Trauer umgegangen werden kann. Aber vor allen Dingen wird hervorgehoben, dass man Trauer ruhig zulassen darf und dass der Trauerprozess höchst individuell ausfällt. Im letzten Abschnitt wird u.a. aufgezeigt, wie Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ihrer Verstorbenen gedenken. Unterbrochen wird dieses umfassende Sachwissen durch Anekdoten, zahlreiche Interviews mit Expert:innen und Kinderwitzen, die das Thema Tod aufgreifen.
Kritik
Wird diese Hörbuchadaption aus dem Hause Buchfunk nahtlos an den Erfolg der eindrucksvoll illustrierten Buchvorlage anknüpfen können? Ja, das wird sie. Denn insbesondere durch die unterschiedliche und facettenreiche Intonationsweise gelingt es beiden Sprecher:innen – ähnlich wie Anke Kuhls entlastenden und witzigen Zeichnungen − dem Tod den Schrecken zu nehmen. So spricht Nora C. Schulte oftmals mit einer warm klingenden, einfühlsamen und sanften Stimme, während Joris Kubeng in einem sehr klaren und sachlichen Ton rezitiert. Das trägt dazu bei, dass sich sowohl Mädchen als auch Jungen gleichermaßen stimmlich abgeholt fühlen. Die beiden Sprecher:innen setzten aber auch ihre stimmlichen Varianzen gekonnt ein, wenn sie beispielsweise abwechselnd die auf wahren Begebenheiten beruhenden Kuriosen Tode mit einem hörbaren Schmunzeln vortragen. So wird etwa überliefert, dass der griechische Dichter Aischylos von einer herabfallenden Schildkröte erschlagen wurde, die ein vorbeifliegender Adler fallenließ (3/00:12).
Nora Schulte und Loris Kubeng gelingt es durch ihre lebendige und jeweils zur Stimmung passende Erzählweise, die Imaginationskraft der Zuhörer:innen anzuregen und ihnen die unterschiedlichen Themengebiete gleichermaßen bildreich, behutsam und humorvoll näherzubringen. Unterbrochen werden die wechselseitig vorgetragenen Sachtexte durch die authentischen Berichte oder Interviews mit Personen aus Berufen, die mit dem Tod und dem Sterben zu tun haben. So geben beispielsweise ein Krankenpfleger, ein Arzt, eine Bestatterin, ein Friedhofsgärtner sowie eine Pfarrerin einen Einblick in ihren mitunter morbiden Berufsalltag. Diese Passagen werden vorher entsprechend angekündigt und von weiteren Sprecher:innen wie Konstantin Marsch, Viktoria Schätzle, Alexander Pensel, Claudia Gräf, Julia Kothe, Kevin Körber, Luise Georgi, Felicity Grist, Johannes Ackner und Marta Kindermann professionell eingelesen, so dass das Hörbuch im Konnex mit passenden Hintergrundgeräuschen und pointierten Kommentierungen, die die eingesprochenen Geschehnisse akustisch akzentuieren, sowie pietätvoller, atmosphärischer Hintergrundmusik sehr abwechslungsreich und kurzweilig ausfällt.
Fazit
Dieses ebenso einfühlsame wie humorvoll eingesprochene Hörbuch stellt eine gelungene Umsetzung der illustrierten Buchvorlage dar. Sowohl das Kinderbuch als auch die Lesung können im Literatur-, Sachkunde- und Religionsunterricht der Grundschule ergänzend eingesetzt werden, um mit Kindern über dieses lange Zeit in der Gesellschaft tabuisierte Thema ins Gespräch zu kommen. So werden die existenziellen und anthropologischen Fragen – „Ist Sterben schlimm?“, „Warum muß man überhaupt sterben?“ – nachvollziehbar erläutert. Darüber hinaus eignet sich Radieschen von unten, um im familiären Kontext für dieses Thema − auch kulturübergreifend − zu sensibilisieren, wenn Erwachsenen die Worte fehlen. Ein kindgerechtes, informatives Hörbuch über das Sterben und den Tod, aber vor allen Dingen stellt es eine Hommage an das Leben dar, zu dem der Tod nun einmal dazugehört.