Inhalt

Leni lebt auf Sylt und macht in der Erzählgegenwart eine Ausbildung als Schiffsbauerin bei ihrem Vater. Sie liebt ihre Heimat und kann sich nicht vorstellen, die Insel je zu verlassen. Sie liebt nicht nur die Natur und die Nordsee aus tiefstem Herzen, sondern sie ist dort auch sozial verwurzelt und eingebunden. Zwar hat die Mutter die Familie verlassen, als sie noch ein Kleinkind war, aber sie wuchs bei einem liebevollen Vater und einer herzensguten Großmutter auf, ist umgeben von einem wunderbaren Freundinnenkreis, in dem sie alles besprechen kann, und hatte in der Kindheit auch eine Ersatzfamilie. Doch die zweite Handlungsebene, welche die Vergangenheit betrifft, weiß von einem schrecklichen Schicksalsschlag zu berichten, bei dem Leni diese Ersatzfamilie verlor: Vor fünf Jahren gab es einen schrecklichen Brand, in dem ein Hotel in Flammen aufging und mit ihm die Hälfte der Ersatzfamilie. Der Vater und dessen ältester Sohn starben bei dem Feuer, übrig blieben der jüngere Sohn Raffael (genannt Rafe) und seine Mutter, die in der Folge traumatisiert die Insel Sylt verließen und jeden Kontakt zu den Menschen dort abbrachen. Aber Leni und Raffael waren von frühester Kindheit an ineinander verliebt, ausgerechnet in der schrecklichen Brandnacht hatten sie sich zum ersten Mal geküsst. Und nun, fünf Jahre später, steht Raffael plötzlich wieder vor Leni, und ihr Herz schlägt bis zum Hals. Doch er ist abweisend und schroff, Leni zutiefst getroffen, doch zum Glück kann sie alles mit ihren Freundinnen teilen. Eine von ihnen weilt gerade in Australien, hat aber schreckliches Heimweh nach Sylt und hier treffen sich alle wieder und werden glücklich. Raffael wollte der Insel nach dem Brand-Unglück für immer fernbleiben, muss jedoch zurück an den Ort des traumatisierenden Dramas und sich auch seiner Liebe zu Leni stellen, die nun wieder neu belebt wird und nach einem 474 Seiten langen Hin und Her ihr Happyend findet.

Kritik

Alexandra Flint zündet in ihrem Liebesroman ein Feuerwerk der romantischen Motive, die sie mit Landschaftsbeschreibungen verknüpft, welche die Schönheit der Insel Sylt preisen sollen. Passend dazu widmet sie das Buch ihren Eltern mit den Worten: „Ihr habt mir euer Sylt gezeigt. Jetzt zeige ich euch meines.“ Der Danksagung können wir entnehmen, dass die Autorin die Sommer ihrer Kindheit auf der beliebten Ferieninsel verbrachte. Mit der Intention, eine Sylt-Hommage vorzulegen, schickt sie nun ihre jugendliche Protagonistin Leni hinaus auf die Nordsee:

Ich liebte die Ruhe beim Segeln. Wenn einzig das Plätschern des Wassers, das gegen den Rumpf schlug, und das Rascheln des Windes die Luft erfüllten und jeden Gedanken auslöschten. Für mich war Segeln pure Magie. Ein Zauber, der sich über alles legte und eine Klarheit verschaffte, die ich sonst nirgends fand. So war es von der Sekunde an gewesen, als mich mein Vater mit drei Jahren das erste Mal auf ein Segelschiff gebracht hatte, und daran hatte sich in all der Zeit nicht das Geringste geändert. Wenn überhaupt, war diese Magie nur noch stärker geworden. (S. 43)

Mit Stichworten wie Magie und Zauber und den kitschigsten Bildern, die man sich nur denken kann, werden die Gefühle der jungen Liebenden beschrieben, die am Ende Hand in Hand in den Sonnenuntergang laufen:

„Die Sonne war bereits auf dem Abstieg, der Himmel ein Kunstwerk aus unzähligen Farben, und auch wenn es nicht der erste Abend dieser Art war, konnte ein Teil von mir immer noch nicht glauben, dass ich wirklich hier war. Mit Rafe.“ (S. 472)

In all dieser Einfachheit avanciert Sylt hier zum idyllischen Sehnsuchtsort schlechthin und erklärt die Paarfindung zum Bestimmungsmerkmal eines glücklichen Lebens. Immerhin darf Leni sich mit ihrer Leidenschaft fürs Handwerk in einer Männerdomäne bewegen, aber Anzeichen des emanzipatorischen Mädchenromans hat dieser Liebesroman nicht. Kapitelweise wird ein Perspektivwechsel vorgenommen, der Einblick in das Innere Raffaels vornimmt, dennoch bleiben die Figuren holzschnittartig und sind allein darauf zugeschnitten, einander zu lieben und sich doch aus dem Weg zu gehen, weil sie so verletzt und traumatisiert sind, bis sie ihre Traumata mithilfe von Liebe und der Schönheit Sylts überwinden.

Fazit

Nichts desto trotz darf auch hier wieder gelten, was für alle Bände gilt, die der Loewe-Verlag in seiner New Adult-Reihe Loewe Intense vermarktet: Wunderbar einfach zu lesende Romane für Vielleserinnen ab 14 Jahren und damit gerade in diesem Fall eine passende Strandkorblektüre zum Abschalten: „alles Liebe!“ (S. 477) und schöne Ferien!

Titel: Kein Horizont zu weit
Autor/-in:
  • Name: Flint, Alexandra
Erscheinungsort: Bindlach
Erscheinungsjahr: 2023
Verlag: Loewe
ISBN-13: 978-3-7432-1407-1
Seitenzahl: 477
Preis: 15,95 €
Altersempfehlung Redaktion: 14 Jahre
Flint, Alexandra: Kein Horizont zu weit