Inhalt
Nach einer wilden Partynacht in einem verlassenen Bootshaus zum bestandenen Abitur verschwindet Michael, den alle seit der gelungenen Inszenierung von Tristan und Isolde im Darstellenden-Spiel-Kurs der Abschlussklasse nur noch Tristan nennen. So überzeugend und inbrünstig hatte er seine Rolle gespielt. Er gehörte zu einer Clique mit Alice, Claire, Bene und Damian: sehr unterschiedliche Jugendliche, die nach dem Abitur gänzlich andere Wege einschlagen. Claire studiert Jura, Bene tingelt durch die Welt bis nach Südafrika, Damian verdingt sich als Musiker, und nur Alice ist in der norddeutschen Region in Nordenham geblieben und macht eine Ausbildung zur Malerin.
Die Handlung ist auf zwei Zeitebenen angesiedelt, die eine typische Thriller-bzw. Kriminalhandlung konstituieren. In der Erzählgegenwart finden sich die Freund*innen nach dem Fund der Moorleiche wieder in der alten Heimat zusammen. Rückblenden offenbaren, was im Jahr davor geschah. Und es wird immer deutlicher, dass alle Jugendlichen etwas verbergen und Geheimnisse mit sich herumtragen, die sie letztendlich verdächtig machen. In der Erzählgegenwart kooperieren sie mit der Polizei, welche die Ermittlungen aufgenommen hat. Dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Tristan handelt, ist schnell klar, zumal die Leiche das entsprechende Theaterkostüm trägt. Doch wie konnte Tristan nach der verkrachten Abiturfeier noch Postkarten an sie alle schicken? Oder hat jemand anders diese geschrieben? Motive haben sie offenbar alle und nach und nach offenbaren sich sämtliche düstere Geheimnisse, die zu Tristans Tod geführt haben ...
Kritik
Diese spannende Kriminalhandlung hat alles, was ein gut funktionierender Jugendthriller braucht. Zwar sind die Motivik und die Dramaturgie als einigermaßen typisch zu betrachten, dennoch gelingt dem Autorinnenduo Hill und Stapor ein fesselnder Pageturner, der Ursula Poznanskis Bestsellern im Spannungsaufbau in nichts nachsteht. Durch den fortwährenden Bezug auf Tristan und Isolde weist der Roman zudem einen gewissen intertextuellen Charme auf, und durch die klare Verortung im norddeutschen Raum und der entsprechenden Moorlandschaft versprüht der Text auch ein reizvolles Lokalkolorit, das ja im Kriminalgenre grundsätzlich Hochkonjunktur hat. Wenngleich vielleicht einiges vorhersehbar sein mag, geht dieser Thriller durchaus auch als All-Age-Roman durch, da die wohlgeformte Spannungsstruktur sicherlich nicht nur für jugendliche Leser*innen funktioniert. Die aufregend-klassische Spannung und der Gruseleffekt, der vom Moorleichenfund ausgeht, repräsentiert auch das Cover, das die norddeutsche Moorlandschaft im Nebel zeigt. Dadurch wird der Mystery-Charakter einmal mehr unterstrichen. Manchem mag das vielleicht etwas klischeebehaftet sein, und das ist es auch, passt aber zum Anspruch des Textes, der eben ist, was er ist: ein dynamischer Thriller, der gut unterhält. Und dieser Funktion wird der Text vollständig gerecht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Fazit
Wer also eine spannende Urlaubslektüre sucht, einen Thriller, dem man nicht mehr weglegen kann, bei dem man abtauchen kann: Hier ist sie! Bühne frei für Tristan Mortalis! Ein Kriminalstück für alle geneigten Leser*innen ab 14 Jahren. Und keine Angst: Es ist zwar spannend, aber auch nicht wirklich blutig, und das Ende beruhigt die Nerven.
- Name: Hill, Melissa C./
- Name: Stapor, Anja